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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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eine Brille trägt. Da kommt ein Tag, an dem sie
sich frisiren läßt, eine elegante Robe an- und die Brille
ablegt, und siehe da - alle die Männer, die sie bis
dahin für ein Neutrum erklärten, verlieben sich auf
der Stelle in sie, ohne daß im Wesen, im Reden oder
Thun der jungen Dame auch nur die geringste Ver-
änderung vorgegangen wäre.

Selbst sogenannte männliche Eigenschaften schaden
nur unter gewissen Voraussetzungen den Frauen in den
Augen der Männer.

Jch möchte darauf schwören, kein Mann nimmt
Anstoß an dem Muth einer Frau, und wäre es ein
Löwenmuth, wenn sie diese Scharte auszuwetzen weiß
durch die Wellenlinien einer schönen Gestalt oder durch
eine sammtne Haut.

Selbst eiserne Energie trägt kein Mann einem
Weibe nach, wenn daneben ein reizendes Lächeln und
strahlende Liebesblicke ihren Fond solider Eigenschaften
verdecken.

Und ist ihr Verstand scharf wie Lauge oder Stahl,
so entgeht diese Naturwidrigkeit dem Scharfsinn des
Mannes, wenn andre seiner Sinne durch schöne Schul-
tern und pikante Munterkeit desselben Jndividuums an-
genehm afficirt werden.

Nein, die weiblichen Eigenschaften haben Nichts

eine Brille trägt. Da kommt ein Tag, an dem sie
sich frisiren läßt, eine elegante Robe an- und die Brille
ablegt, und siehe da – alle die Männer, die sie bis
dahin für ein Neutrum erklärten, verlieben sich auf
der Stelle in sie, ohne daß im Wesen, im Reden oder
Thun der jungen Dame auch nur die geringste Ver-
änderung vorgegangen wäre.

Selbst sogenannte männliche Eigenschaften schaden
nur unter gewissen Voraussetzungen den Frauen in den
Augen der Männer.

Jch möchte darauf schwören, kein Mann nimmt
Anstoß an dem Muth einer Frau, und wäre es ein
Löwenmuth, wenn sie diese Scharte auszuwetzen weiß
durch die Wellenlinien einer schönen Gestalt oder durch
eine sammtne Haut.

Selbst eiserne Energie trägt kein Mann einem
Weibe nach, wenn daneben ein reizendes Lächeln und
strahlende Liebesblicke ihren Fond solider Eigenschaften
verdecken.

Und ist ihr Verstand scharf wie Lauge oder Stahl,
so entgeht diese Naturwidrigkeit dem Scharfsinn des
Mannes, wenn andre seiner Sinne durch schöne Schul-
tern und pikante Munterkeit desselben Jndividuums an-
genehm afficirt werden.

Nein, die weiblichen Eigenschaften haben Nichts

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[42/0050] eine Brille trägt. Da kommt ein Tag, an dem sie sich frisiren läßt, eine elegante Robe an- und die Brille ablegt, und siehe da – alle die Männer, die sie bis dahin für ein Neutrum erklärten, verlieben sich auf der Stelle in sie, ohne daß im Wesen, im Reden oder Thun der jungen Dame auch nur die geringste Ver- änderung vorgegangen wäre. Selbst sogenannte männliche Eigenschaften schaden nur unter gewissen Voraussetzungen den Frauen in den Augen der Männer. Jch möchte darauf schwören, kein Mann nimmt Anstoß an dem Muth einer Frau, und wäre es ein Löwenmuth, wenn sie diese Scharte auszuwetzen weiß durch die Wellenlinien einer schönen Gestalt oder durch eine sammtne Haut. Selbst eiserne Energie trägt kein Mann einem Weibe nach, wenn daneben ein reizendes Lächeln und strahlende Liebesblicke ihren Fond solider Eigenschaften verdecken. Und ist ihr Verstand scharf wie Lauge oder Stahl, so entgeht diese Naturwidrigkeit dem Scharfsinn des Mannes, wenn andre seiner Sinne durch schöne Schul- tern und pikante Munterkeit desselben Jndividuums an- genehm afficirt werden. Nein, die weiblichen Eigenschaften haben Nichts  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/50>, abgerufen am 18.04.2024.