Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

anderen Menschenklassen wesentlich differirende Phy-
siognomie eingeprägt würde. Man glaubt gar nicht,
wie man durch Kunst und Unvernunft der Natur zu
Leibe gehen kann.

Den Höhepunkt eines solchen Contrastes hätte dann
jenes Volk erreicht, dessen ich bereits erwähnte, bei
dem die Frauen eine andere Sprache sprechen als die
Männer.

Wenn es heut hin und wieder vorkommt, daß be-
rufsmäßig beschäftigte Frauen mehr Härten und Schroff-
heiten in ihrem Wesen zeigen als mit der Grazie ver-
einbar ist, so trägt die Schuld daran nicht der Beruf
der Frau, sondern die Art und Weise, wie sie sich diesen
Beruf hat erobern müssen im peinvollen Kampf mit
dem Vorurtheil, im Conflikt mit der Gesellschaft. Bei
der völligen Umgestaltung der socialen Verhältnisse,
die wir im Sinne haben, verschwinden diese Conflikte
und diese Kämpfe und mit ihnen jene unliebsamen
Härten im Wesen der Frau.

Den Frauen soll das Stimmrecht vorenthalten
werden, weil die Männer an politischen Frauen kein
Gefallen finden. Die Männer mögen an den Frauen
am meisten schätzen Unwissenheit, Naivetät, affektirte
Munterkeit, elegant servirte Schaugefühle u.s.w.

Folgt daraus, daß diese Vorzüge auch das Glück

anderen Menschenklassen wesentlich differirende Phy-
siognomie eingeprägt würde. Man glaubt gar nicht,
wie man durch Kunst und Unvernunft der Natur zu
Leibe gehen kann.

Den Höhepunkt eines solchen Contrastes hätte dann
jenes Volk erreicht, dessen ich bereits erwähnte, bei
dem die Frauen eine andere Sprache sprechen als die
Männer.

Wenn es heut hin und wieder vorkommt, daß be-
rufsmäßig beschäftigte Frauen mehr Härten und Schroff-
heiten in ihrem Wesen zeigen als mit der Grazie ver-
einbar ist, so trägt die Schuld daran nicht der Beruf
der Frau, sondern die Art und Weise, wie sie sich diesen
Beruf hat erobern müssen im peinvollen Kampf mit
dem Vorurtheil, im Conflikt mit der Gesellschaft. Bei
der völligen Umgestaltung der socialen Verhältnisse,
die wir im Sinne haben, verschwinden diese Conflikte
und diese Kämpfe und mit ihnen jene unliebsamen
Härten im Wesen der Frau.

Den Frauen soll das Stimmrecht vorenthalten
werden, weil die Männer an politischen Frauen kein
Gefallen finden. Die Männer mögen an den Frauen
am meisten schätzen Unwissenheit, Naivetät, affektirte
Munterkeit, elegant servirte Schaugefühle u.s.w.

Folgt daraus, daß diese Vorzüge auch das Glück

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="137"/>
anderen Menschenklassen wesentlich differirende Phy-<lb/>
siognomie eingeprägt würde. Man glaubt gar nicht,<lb/>
wie man durch Kunst und Unvernunft der Natur zu<lb/>
Leibe gehen kann.</p><lb/>
        <p>Den Höhepunkt eines solchen Contrastes hätte <hi rendition="#g">dann</hi><lb/>
jenes Volk erreicht, dessen ich bereits erwähnte, bei<lb/>
dem die Frauen eine andere Sprache sprechen als die<lb/>
Männer.</p><lb/>
        <p>Wenn es heut hin und wieder vorkommt, daß be-<lb/>
rufsmäßig beschäftigte Frauen mehr Härten und Schroff-<lb/>
heiten in ihrem Wesen zeigen als mit der Grazie ver-<lb/>
einbar ist, so trägt die Schuld daran nicht der Beruf<lb/>
der Frau, sondern die Art und Weise, wie sie sich diesen<lb/>
Beruf hat erobern müssen im peinvollen Kampf mit<lb/>
dem Vorurtheil, im Conflikt mit der Gesellschaft. Bei<lb/>
der völligen Umgestaltung der socialen Verhältnisse,<lb/>
die wir im Sinne haben, verschwinden diese Conflikte<lb/>
und diese Kämpfe und mit ihnen jene unliebsamen<lb/>
Härten im Wesen der Frau.</p><lb/>
        <p>Den Frauen soll das Stimmrecht vorenthalten<lb/>
werden, weil die Männer an politischen Frauen kein<lb/>
Gefallen finden. Die Männer mögen an den Frauen<lb/>
am meisten schätzen Unwissenheit, Naivetät, affektirte<lb/>
Munterkeit, elegant servirte Schaugefühle u.s.w.</p><lb/>
        <p>Folgt daraus, daß diese Vorzüge auch das Glück<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0145] anderen Menschenklassen wesentlich differirende Phy- siognomie eingeprägt würde. Man glaubt gar nicht, wie man durch Kunst und Unvernunft der Natur zu Leibe gehen kann. Den Höhepunkt eines solchen Contrastes hätte dann jenes Volk erreicht, dessen ich bereits erwähnte, bei dem die Frauen eine andere Sprache sprechen als die Männer. Wenn es heut hin und wieder vorkommt, daß be- rufsmäßig beschäftigte Frauen mehr Härten und Schroff- heiten in ihrem Wesen zeigen als mit der Grazie ver- einbar ist, so trägt die Schuld daran nicht der Beruf der Frau, sondern die Art und Weise, wie sie sich diesen Beruf hat erobern müssen im peinvollen Kampf mit dem Vorurtheil, im Conflikt mit der Gesellschaft. Bei der völligen Umgestaltung der socialen Verhältnisse, die wir im Sinne haben, verschwinden diese Conflikte und diese Kämpfe und mit ihnen jene unliebsamen Härten im Wesen der Frau. Den Frauen soll das Stimmrecht vorenthalten werden, weil die Männer an politischen Frauen kein Gefallen finden. Die Männer mögen an den Frauen am meisten schätzen Unwissenheit, Naivetät, affektirte Munterkeit, elegant servirte Schaugefühle u.s.w. Folgt daraus, daß diese Vorzüge auch das Glück  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/145
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/145>, abgerufen am 07.10.2024.