wandt, die jedes Kunstsinns baar, wiederholentlich ihre vollkommne Jndifferenz gegen die künstlerischen Lei- stungen des Verlobten ausgesprochen hatte. Ohne Zaudern antwortete der junge Künstler: "Grade der Antagonismus unsrer Naturen, der frappante Gegen- satz unsrer Geistesrichtungen, das ist es, was mich in so unerklärlicher und unwiderstehlicher Weise zu ihr hingezogen hat. Jch würde sie weniger lieben wenn sie mir ähnlicher wäre." Dieser kluge Mann sprach in vollem Ernst und mit redlicher Ueberzeugung und er sprach wie ein Narr. Nicht im entferntesten fiel ihm ein, daß er sich in die junge Dame verliebt haben könnte um ihrer Schönheit, ihrer Jugend und ihres Geistes willen. Gott bewahre, er liebte sie, weil sie für alle Dinge, die ihn interessirten, kein Verständniß zeigte.
Gewiß ließe sich der jetzt bestehende Gegensatz zwi- schen den Geschlechtern nicht nur festhalten, sondern durch künstliche Vorkehrungen noch verschärfen und ver- tiefen.
Wie durch Züchtung bestimmte Thierarten pro- ducirt werden, so können wir uns auch eine gewisse geistige Züchtung denken, vermöge welcher einer Men- schenklasse durch eine besondere Ernährung, eine be- sondere Erziehung und Lebensweise eine bestimmte, von
wandt, die jedes Kunstsinns baar, wiederholentlich ihre vollkommne Jndifferenz gegen die künstlerischen Lei- stungen des Verlobten ausgesprochen hatte. Ohne Zaudern antwortete der junge Künstler: „Grade der Antagonismus unsrer Naturen, der frappante Gegen- satz unsrer Geistesrichtungen, das ist es, was mich in so unerklärlicher und unwiderstehlicher Weise zu ihr hingezogen hat. Jch würde sie weniger lieben wenn sie mir ähnlicher wäre.‟ Dieser kluge Mann sprach in vollem Ernst und mit redlicher Ueberzeugung und er sprach wie ein Narr. Nicht im entferntesten fiel ihm ein, daß er sich in die junge Dame verliebt haben könnte um ihrer Schönheit, ihrer Jugend und ihres Geistes willen. Gott bewahre, er liebte sie, weil sie für alle Dinge, die ihn interessirten, kein Verständniß zeigte.
Gewiß ließe sich der jetzt bestehende Gegensatz zwi- schen den Geschlechtern nicht nur festhalten, sondern durch künstliche Vorkehrungen noch verschärfen und ver- tiefen.
Wie durch Züchtung bestimmte Thierarten pro- ducirt werden, so können wir uns auch eine gewisse geistige Züchtung denken, vermöge welcher einer Men- schenklasse durch eine besondere Ernährung, eine be- sondere Erziehung und Lebensweise eine bestimmte, von
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wandt, die jedes Kunstsinns baar, wiederholentlich ihre
vollkommne Jndifferenz gegen die künstlerischen Lei-
stungen des Verlobten ausgesprochen hatte. Ohne
Zaudern antwortete der junge Künstler: „Grade der
Antagonismus unsrer Naturen, der frappante Gegen-
satz unsrer Geistesrichtungen, das ist es, was mich in
so unerklärlicher und unwiderstehlicher Weise zu ihr
hingezogen hat. Jch würde sie weniger lieben wenn sie
mir ähnlicher wäre.‟ Dieser kluge Mann sprach in
vollem Ernst und mit redlicher Ueberzeugung und er
sprach wie ein Narr. Nicht im entferntesten fiel ihm
ein, daß er sich in die junge Dame verliebt haben
könnte um ihrer Schönheit, ihrer Jugend und ihres
Geistes willen. Gott bewahre, er liebte sie, weil sie
für alle Dinge, die ihn interessirten, kein Verständniß
zeigte.
Gewiß ließe sich der jetzt bestehende Gegensatz zwi-
schen den Geschlechtern nicht nur festhalten, sondern
durch künstliche Vorkehrungen noch verschärfen und ver-
tiefen.
Wie durch Züchtung bestimmte Thierarten pro-
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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/144>, abgerufen am 22.07.2024.
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