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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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XXI. Philippus Demetrii Sohn/ König in Macedonien/ hat aus blossem Argwohn / als wenn sein Sohn/ auch mit Nahmen Demetrius, ihm nach der Kron stünde/ mit Gifft ihm vergeben lassen.

Liv. lib. 40. c. 8. 23. & 24.

XXII. Zwey Jahr hernach erfuhr er/ daß er dem Sohn unrecht gethan/ das reuete ihn so sehr/ daß er kranck drüber ward/ und gedachte auf Mittel/ wie er den Verleumder Perseum seinen andern Sohn auch abschaffen möchte. Aber er war zu tief eingewurtzet und gab auf den Vater nichts/ starb also Philippus leidmütig dahin.

XXII. Dem Könige Mithridati in Ponto ist in der Jugend von seinen eigenen Vormündern mit Gifft nachgestellet worden/ dem nun zu begegnen/ hat er zum offtermahl/ wie auch hernach die Zeit seines Lebens Artzney wieder den Gifft eingenommen/ und sich dermassen praeserviret, daß zu letzt/ als er Gifft eingeschlucket hatte/ und gern gestorben wäre/ solches nichts bey ihm verfangen können. Die herrliche Confection oder Gifft-Latwerge/ so noch zu unsern Zeiten in allen Apotheken bereitet/ und Mithridaticum genennet wird / hat von ihn/ als dem Erfinder/ den Nahmen. Als er aber sein Reich zu erweitern etliche Jahr mit Bekriegung der Benachbarten zubrachte/ trieb inzwischen seine Gemahlin Laodice mit den Hoff-Junckern Ehebruch/ gebahr auch unter/ dessen einen jungen Sohn. Da nun der König wieder ihr Verhoffen nach Haus kam / bereitete sie ihm einen Gifft-Tranck/ aber eine Cammer-Magd verrieth solches / da ließ Mithridates das Trincken anstehen/ und hieß seine Gemahlin hinrichten / weil sie den Ehebruch begangen und den Mord auch zu verüben Sinnes gewesen.

Gottefrid. H. Chron. p. 244.

XXIII. Eben dieser könig Mithridates, wie er merckte/ daß viele von ihm ab zu Pompejo dem Römischen Feld-Herren fielen/ ward er so argwohnisch/ daß er keinen Menschen/ auch seinen eignen Kindern/ nicht trauete/ sondern etliche erwürgen ließ. Dieses meinte sein eltester Sohn Pharnaces wäre ihm zu wachen gesagt/ und weil er hierdurch verhoffte von den Römern sein väterlich Reich zu bekommen/ suchte er Mittel den Vater aus dem Wege zu räumen. Der Alte/ welcher seiner Schantze fleißig war nahm/ merckte den Possen/ schickte etliche von seiner Leibguardi hin/ dje den Sohn fangen solten. Aber der Sohn wuste sich gegen dieselbe so freundlich zu stellen/ daß er sie ihm anhängig machte/ und zu sammt ihnen recta auf den Vater zu zohen/ ihm das Licht auszublasen. Da solches Mithridati angezeiget wurde/ ließ er erstlich seine Weiber/ Kinder und Concubinen Gifft lauffen/ dran

XXI. Philippus Demetrii Sohn/ König in Macedonien/ hat aus blossem Argwohn / als wenn sein Sohn/ auch mit Nahmen Demetrius, ihm nach der Kron stünde/ mit Gifft ihm vergeben lassen.

Liv. lib. 40. c. 8. 23. & 24.

XXII. Zwey Jahr hernach erfuhr er/ daß er dem Sohn unrecht gethan/ das reuete ihn so sehr/ daß er kranck drüber ward/ und gedachte auf Mittel/ wie er den Verleumder Perseum seinen andern Sohn auch abschaffen möchte. Aber er war zu tief eingewurtzet und gab auf den Vater nichts/ starb also Philippus leidmütig dahin.

XXII. Dem Könige Mithridati in Ponto ist in der Jugend von seinen eigenen Vormündern mit Gifft nachgestellet worden/ dem nun zu begegnen/ hat er zum offtermahl/ wie auch hernach die Zeit seines Lebens Artzney wieder den Gifft eingenommen/ und sich dermassen praeserviret, daß zu letzt/ als er Gifft eingeschlucket hatte/ und gern gestorben wäre/ solches nichts bey ihm verfangen können. Die herrliche Confection oder Gifft-Latwerge/ so noch zu unsern Zeiten in allen Apotheken bereitet/ und Mithridaticum genennet wird / hat von ihn/ als dem Erfinder/ den Nahmen. Als er aber sein Reich zu erweitern etliche Jahr mit Bekriegung der Benachbarten zubrachte/ trieb inzwischen seine Gemahlin Laodice mit den Hoff-Junckern Ehebruch/ gebahr auch unter/ dessen einen jungen Sohn. Da nun der König wieder ihr Verhoffen nach Haus kam / bereitete sie ihm einen Gifft-Tranck/ aber eine Cammer-Magd verrieth solches / da ließ Mithridates das Trincken anstehen/ und hieß seine Gemahlin hinrichten / weil sie den Ehebruch begangen und den Mord auch zu verüben Sinnes gewesen.

Gottefrid. H. Chron. p. 244.

XXIII. Eben dieser könig Mithridates, wie er merckte/ daß viele von ihm ab zu Pompejo dem Römischen Feld-Herren fielen/ ward er so argwohnisch/ daß er keinen Menschen/ auch seinen eignen Kindern/ nicht trauete/ sondern etliche erwürgen ließ. Dieses meinte sein eltester Sohn Pharnaces wäre ihm zu wachen gesagt/ und weil er hierdurch verhoffte von den Römern sein väterlich Reich zu bekommen/ suchte er Mittel den Vater aus dem Wege zu räumen. Der Alte/ welcher seiner Schantze fleißig war nahm/ merckte den Possen/ schickte etliche von seiner Leibguardi hin/ dje den Sohn fangen solten. Aber der Sohn wuste sich gegen dieselbe so freundlich zu stellen/ daß er sie ihm anhängig machte/ und zu sammt ihnen rectâ auf den Vater zu zohen/ ihm das Licht auszublasen. Da solches Mithridati angezeiget wurde/ ließ er erstlich seine Weiber/ Kinder und Concubinen Gifft lauffen/ dran

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        <p>Gottefrid. H. Chron. p. 244.</p>
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[435/0445] XXI. Philippus Demetrii Sohn/ König in Macedonien/ hat aus blossem Argwohn / als wenn sein Sohn/ auch mit Nahmen Demetrius, ihm nach der Kron stünde/ mit Gifft ihm vergeben lassen. Liv. lib. 40. c. 8. 23. & 24. XXII. Zwey Jahr hernach erfuhr er/ daß er dem Sohn unrecht gethan/ das reuete ihn so sehr/ daß er kranck drüber ward/ und gedachte auf Mittel/ wie er den Verleumder Perseum seinen andern Sohn auch abschaffen möchte. Aber er war zu tief eingewurtzet und gab auf den Vater nichts/ starb also Philippus leidmütig dahin. XXII. Dem Könige Mithridati in Ponto ist in der Jugend von seinen eigenen Vormündern mit Gifft nachgestellet worden/ dem nun zu begegnen/ hat er zum offtermahl/ wie auch hernach die Zeit seines Lebens Artzney wieder den Gifft eingenommen/ und sich dermassen praeserviret, daß zu letzt/ als er Gifft eingeschlucket hatte/ und gern gestorben wäre/ solches nichts bey ihm verfangen können. Die herrliche Confection oder Gifft-Latwerge/ so noch zu unsern Zeiten in allen Apotheken bereitet/ und Mithridaticum genennet wird / hat von ihn/ als dem Erfinder/ den Nahmen. Als er aber sein Reich zu erweitern etliche Jahr mit Bekriegung der Benachbarten zubrachte/ trieb inzwischen seine Gemahlin Laodice mit den Hoff-Junckern Ehebruch/ gebahr auch unter/ dessen einen jungen Sohn. Da nun der König wieder ihr Verhoffen nach Haus kam / bereitete sie ihm einen Gifft-Tranck/ aber eine Cammer-Magd verrieth solches / da ließ Mithridates das Trincken anstehen/ und hieß seine Gemahlin hinrichten / weil sie den Ehebruch begangen und den Mord auch zu verüben Sinnes gewesen. Gottefrid. H. Chron. p. 244. XXIII. Eben dieser könig Mithridates, wie er merckte/ daß viele von ihm ab zu Pompejo dem Römischen Feld-Herren fielen/ ward er so argwohnisch/ daß er keinen Menschen/ auch seinen eignen Kindern/ nicht trauete/ sondern etliche erwürgen ließ. Dieses meinte sein eltester Sohn Pharnaces wäre ihm zu wachen gesagt/ und weil er hierdurch verhoffte von den Römern sein väterlich Reich zu bekommen/ suchte er Mittel den Vater aus dem Wege zu räumen. Der Alte/ welcher seiner Schantze fleißig war nahm/ merckte den Possen/ schickte etliche von seiner Leibguardi hin/ dje den Sohn fangen solten. Aber der Sohn wuste sich gegen dieselbe so freundlich zu stellen/ daß er sie ihm anhängig machte/ und zu sammt ihnen rectâ auf den Vater zu zohen/ ihm das Licht auszublasen. Da solches Mithridati angezeiget wurde/ ließ er erstlich seine Weiber/ Kinder und Concubinen Gifft lauffen/ dran

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/445>, abgerufen am 27.11.2024.