Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

nen Leichnam zu bestatten/ und für seine Seele zu beten. Zur lincken und rechten Hand die nähesten Bluts-Freunde des Sterbenden.

Etliche wenn sie sich selbst den Bauch aufgeschnitten und das Gedärme anhebt heraus zu steigen/ strecken einem ihrer Diener den Hals dar/ und die fürnehmsten ihrer Freunde schätzen es ihnen vor einen hohen Ruhm/ sich selber gleicher Gestalt aufzuschneiden/ und auf den Todten niederzufallen. Ja die kleine Knaben/ wenn sie von ihren Eltern oder sonst iemand erbittert werden / schneiden ihnen ebenmäßig die Bäuche auf.

Idem pag. 393. & 394.

X. Franciscus Caron de L' Empire du Japon. qvaest. 9. feuill. 19. erzehlet/ daß nicht weit von dem Kayserlichen Residenz-Schloß Jedo in Japan ein Edelmann und Kayserlicher Befehlhaber/ die Bauren gezwungen/ dem Kayser mehr Unpflicht und Schatzung zu geben/ weder ihm vom Kayser warauferleget/ und sich dadurch statlich bereichert. Als aber die Landleute solche Bürde nicht länger tragen können/ haben sie sich darüber bey der hohen Obrigkeit beschweret/ welche drauf den Baurenschinder zum Bauchschnitt verurtheilet/ nebst seiner gantzen Verwandschafft: worunter seine drey Brüder/ deren einer 247. Meilen von Jedo gegen Abend/ im Reich Fingo sich aufhielt/ und daselbst dem Könige dienete / die andern Beyde aber unter der Kayserlichen Soldatesca waren: hernach sein Oheim/ oder Mutter-Bruder noch weiter/ nemlich in den Königreich Satsuma 267. Meilen von dannen lebte. Drittens seine drey Söhne/ deren einer bey dem Könige zu Kinocun zu Kriege dienete; der andere bey dem Kayserlichen Schloßhauptmann in Qvana, der dritte und Jüngste/ nicht weit von der Residentz-Burg Iedo wohnete / und eines sehr reichen Kauffmanus/ welcher der Niederländischen Indianischen Compagnie wegen vielfältiger mit ihnen gepflogener Handlung/ sehr wohl bekannt war/ einige Tochter zum Weibe hatte. Vierdtens sein Tochter Kind/ so am Hofe des Königs von Massane (denn alle solche und noch mehr Könige sind dem Kayser von Japan unterworffen) hundert und zehen Meilen von Jedo gegen Aufgang sich befand. Alle diese Blutsfreunde und der Kayserliche Amtmann selbst/ sind ob sie schon in Osten und Westen verstreuet/ dennoch zugleich an einem Tage/ und in einerley Stunde zu sterben gezwungen worden.

Francisci p. 392. disc. 8. lib. 2.

XI. Zu Sparta waren von langen Jahren her allezeit zween Ober-Herren gewesen / welche zwar Könige genennet wurden/ konten oder dorfften aber sich ihrer Gewalts nicht mißbrauchen. Zu Zeiten Darii Königs in Persien /

nen Leichnam zu bestatten/ und für seine Seele zu beten. Zur lincken und rechten Hand die nähesten Bluts-Freunde des Sterbenden.

Etliche wenn sie sich selbst den Bauch aufgeschnitten und das Gedärme anhebt heraus zu steigen/ strecken einem ihrer Diener den Hals dar/ und die fürnehmsten ihrer Freunde schätzen es ihnen vor einen hohen Ruhm/ sich selber gleicher Gestalt aufzuschneiden/ und auf den Todten niederzufallen. Ja die kleine Knaben/ wenn sie von ihren Eltern oder sonst iemand erbittert werden / schneiden ihnen ebenmäßig die Bäuche auf.

Idem pag. 393. & 394.

X. Franciscus Caron de L' Empire du Japon. qvaest. 9. feuill. 19. erzehlet/ daß nicht weit von dem Kayserlichen Residenz-Schloß Jedo in Japan ein Edelmann und Kayserlicher Befehlhaber/ die Bauren gezwungen/ dem Kayser mehr Unpflicht und Schatzung zu geben/ weder ihm vom Kayser warauferleget/ und sich dadurch statlich bereichert. Als aber die Landleute solche Bürde nicht länger tragen können/ haben sie sich darüber bey der hohen Obrigkeit beschweret/ welche drauf den Baurenschinder zum Bauchschnitt verurtheilet/ nebst seiner gantzen Verwandschafft: worunter seine drey Brüder/ deren einer 247. Meilen von Jedo gegen Abend/ im Reich Fingo sich aufhielt/ und daselbst dem Könige dienete / die andern Beyde aber unter der Kayserlichen Soldatesca waren: hernach sein Oheim/ oder Mutter-Bruder noch weiter/ nemlich in den Königreich Satsuma 267. Meilen von dannen lebte. Drittens seine drey Söhne/ deren einer bey dem Könige zu Kinocun zu Kriege dienete; der andere bey dem Kayserlichen Schloßhauptmann in Qvana, der dritte und Jüngste/ nicht weit von der Residentz-Burg Iedo wohnete / und eines sehr reichen Kauffmanus/ welcher der Niederländischen Indianischen Compagnie wegen vielfältiger mit ihnen gepflogener Handlung/ sehr wohl bekannt war/ einige Tochter zum Weibe hatte. Vierdtens sein Tochter Kind/ so am Hofe des Königs von Massane (denn alle solche und noch mehr Könige sind dem Kayser von Japan unterworffen) hundert und zehen Meilen von Jedo gegen Aufgang sich befand. Alle diese Blutsfreunde und der Kayserliche Amtmann selbst/ sind ob sie schon in Osten und Westen verstreuet/ dennoch zugleich an einem Tage/ und in einerley Stunde zu sterben gezwungen worden.

Francisci p. 392. disc. 8. lib. 2.

XI. Zu Sparta waren von langen Jahren her allezeit zween Ober-Herren gewesen / welche zwar Könige genennet wurden/ konten oder dorfften aber sich ihrer Gewalts nicht mißbrauchen. Zu Zeiten Darii Königs in Persien /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0317" n="307"/>
nen Leichnam zu bestatten/ und für                      seine Seele zu beten. Zur lincken und rechten Hand die nähesten Bluts-Freunde                      des Sterbenden.</p>
        <p>Etliche wenn sie sich selbst den Bauch aufgeschnitten und das Gedärme anhebt                      heraus zu steigen/ strecken einem ihrer Diener den Hals dar/ und die                      fürnehmsten ihrer Freunde schätzen es ihnen vor einen hohen Ruhm/ sich selber                      gleicher Gestalt aufzuschneiden/ und auf den Todten niederzufallen. Ja die                      kleine Knaben/ wenn sie von ihren Eltern oder sonst iemand erbittert werden /                      schneiden ihnen ebenmäßig die Bäuche auf.</p>
        <p>Idem pag. 393. &amp; 394.</p>
        <p>X. Franciscus Caron de L' Empire du Japon. qvaest. 9. feuill. 19. erzehlet/ daß                      nicht weit von dem Kayserlichen Residenz-Schloß Jedo in Japan ein Edelmann und                      Kayserlicher Befehlhaber/ die Bauren gezwungen/ dem Kayser mehr Unpflicht und                      Schatzung zu geben/ weder ihm vom Kayser warauferleget/ und sich dadurch                      statlich bereichert. Als aber die Landleute solche Bürde nicht länger tragen                      können/ haben sie sich darüber bey der hohen Obrigkeit beschweret/ welche                      drauf den Baurenschinder zum Bauchschnitt verurtheilet/ nebst seiner gantzen                      Verwandschafft: worunter seine drey Brüder/ deren einer 247. Meilen von Jedo                      gegen Abend/ im Reich Fingo sich aufhielt/ und daselbst dem Könige dienete /                      die andern Beyde aber unter der Kayserlichen Soldatesca waren: hernach sein                      Oheim/ oder Mutter-Bruder noch weiter/ nemlich in den Königreich Satsuma 267.                      Meilen von dannen lebte. Drittens seine drey Söhne/ deren einer bey dem Könige                      zu Kinocun zu Kriege dienete; der andere bey dem Kayserlichen Schloßhauptmann in                      Qvana, der dritte und Jüngste/ nicht weit von der Residentz-Burg Iedo wohnete /                      und eines sehr reichen Kauffmanus/ welcher der Niederländischen Indianischen                      Compagnie wegen vielfältiger mit ihnen gepflogener Handlung/ sehr wohl bekannt                      war/ einige Tochter zum Weibe hatte. Vierdtens sein Tochter Kind/ so am Hofe                      des Königs von Massane (denn alle solche und noch mehr Könige sind dem Kayser                      von Japan unterworffen) hundert und zehen Meilen von Jedo gegen Aufgang sich                      befand. Alle diese Blutsfreunde und der Kayserliche Amtmann selbst/ sind ob sie                      schon in Osten und Westen verstreuet/ dennoch zugleich an einem Tage/ und in                      einerley Stunde zu sterben gezwungen worden.</p>
        <p>Francisci p. 392. disc. 8. lib. 2.</p>
        <p>XI. Zu Sparta waren von langen Jahren her allezeit zween Ober-Herren gewesen /                      welche zwar Könige genennet wurden/ konten oder dorfften aber sich ihrer                      Gewalts nicht mißbrauchen. Zu Zeiten Darii Königs in Persien /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0317] nen Leichnam zu bestatten/ und für seine Seele zu beten. Zur lincken und rechten Hand die nähesten Bluts-Freunde des Sterbenden. Etliche wenn sie sich selbst den Bauch aufgeschnitten und das Gedärme anhebt heraus zu steigen/ strecken einem ihrer Diener den Hals dar/ und die fürnehmsten ihrer Freunde schätzen es ihnen vor einen hohen Ruhm/ sich selber gleicher Gestalt aufzuschneiden/ und auf den Todten niederzufallen. Ja die kleine Knaben/ wenn sie von ihren Eltern oder sonst iemand erbittert werden / schneiden ihnen ebenmäßig die Bäuche auf. Idem pag. 393. & 394. X. Franciscus Caron de L' Empire du Japon. qvaest. 9. feuill. 19. erzehlet/ daß nicht weit von dem Kayserlichen Residenz-Schloß Jedo in Japan ein Edelmann und Kayserlicher Befehlhaber/ die Bauren gezwungen/ dem Kayser mehr Unpflicht und Schatzung zu geben/ weder ihm vom Kayser warauferleget/ und sich dadurch statlich bereichert. Als aber die Landleute solche Bürde nicht länger tragen können/ haben sie sich darüber bey der hohen Obrigkeit beschweret/ welche drauf den Baurenschinder zum Bauchschnitt verurtheilet/ nebst seiner gantzen Verwandschafft: worunter seine drey Brüder/ deren einer 247. Meilen von Jedo gegen Abend/ im Reich Fingo sich aufhielt/ und daselbst dem Könige dienete / die andern Beyde aber unter der Kayserlichen Soldatesca waren: hernach sein Oheim/ oder Mutter-Bruder noch weiter/ nemlich in den Königreich Satsuma 267. Meilen von dannen lebte. Drittens seine drey Söhne/ deren einer bey dem Könige zu Kinocun zu Kriege dienete; der andere bey dem Kayserlichen Schloßhauptmann in Qvana, der dritte und Jüngste/ nicht weit von der Residentz-Burg Iedo wohnete / und eines sehr reichen Kauffmanus/ welcher der Niederländischen Indianischen Compagnie wegen vielfältiger mit ihnen gepflogener Handlung/ sehr wohl bekannt war/ einige Tochter zum Weibe hatte. Vierdtens sein Tochter Kind/ so am Hofe des Königs von Massane (denn alle solche und noch mehr Könige sind dem Kayser von Japan unterworffen) hundert und zehen Meilen von Jedo gegen Aufgang sich befand. Alle diese Blutsfreunde und der Kayserliche Amtmann selbst/ sind ob sie schon in Osten und Westen verstreuet/ dennoch zugleich an einem Tage/ und in einerley Stunde zu sterben gezwungen worden. Francisci p. 392. disc. 8. lib. 2. XI. Zu Sparta waren von langen Jahren her allezeit zween Ober-Herren gewesen / welche zwar Könige genennet wurden/ konten oder dorfften aber sich ihrer Gewalts nicht mißbrauchen. Zu Zeiten Darii Königs in Persien /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/317
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/317>, abgerufen am 20.05.2024.