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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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solte/ welches auch/ in Hoffnung grosse Ehre und Würde zu erlangen/ in Beyseyn der Chanen gethan/ die davon gute Wissenschafft hatten/ damit sie aber beydem Volck sich nicht/ verdächtig machen möchten/ sebelten sie den Barbierer alsbald nieder/ liessen ihn auch in kleine Stücke zerhauen/ und auf einem Holtzhaussen verbrennen. Drauf ward Abs Myrsa König an seine Statt.

Als einsten ein Gesandter/ Nachmens Teintsbeck, welchen der König Abs nach Spanien geschickt/ viele von seinen Völckern zurücke gelassen/ dem König eine erdichtete/ der Dolmetsch aber die rechte Ursach/ daß er die Völcker so grausam tractiret hatte/ berichtete/ hat der König mit eigner Hand und Messer dem Gesandten Nase/ Ohren/ und ein Stück aus dem Armgeschnitten/ und also rohe außufressen ihn gezwungen.

Erasm. Francisci in neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel/ lib. 2. disc. 8. pag. 403.

Caspar Balbi erzehlet/ daß in der Stadt Casta, unfern von St. Thomas die jenige / so sich ihrem Götzen geheiliget haben/ sich zuvor ein gantzes Jahr in allerley Unzucht herumb weltzen/ hernach ihr eignes ausgeschnittenes Fleisch mit Pfeilen in die Höheschiessen/ das übrige Fleisch zu kleinen Bißlein zerschneide/ und endlich ihnen selbst mit einem Messer die Gurgel abstechen.

In Narsinga und Bisnagar ist ein Abgot/ zu welchem die Pilgramme walfahrten mit gebundenen Händen/ oder Stricken umb den Hälsen/ oder mit Messern/ so in ihren Armen und Beinen steeken. Welche Glieder/ im Fall sie davon verrotten oder faulen/ vor heilig geachte werden.

Erasm. Francisci d. op. pag. 1164.

Die Braminen in Calicut schneiden sich in ihrer Procession mit Messern über das Angesicht und Arme: Und wer die tieffste Wunde hat/ der ist der Heiligste / daher die allerheiligsten offt gar davon sterben.

Idem ead. pag.

Als die Spanische Bediente die Neapolitaner mit schweren imposten und accisen einen geraume Zeit gedrücket/ entstund endlich Anno 1647. darüber ein Aufruhr unter den gemeinen Volck/ durch einen Fischer/ Thomas Aniello genannt/ den man wegen der Accise, so er nicht erlegen konte/ Fische genommen hatten / welcher solchen Zulauf hatte/ daß er fast wie ein König bedienet umb gehalten wurde. Der Vice Roy muste sich mit der Flucht falviren/ und viele von Adel und andere ihr Leben einbüssen. Printz Joseph Caraffa, welcher nebst seinem Bruder dem Hertzog von Mataloni, wieder den Aniello

solte/ welches auch/ in Hoffnung grosse Ehre und Würde zu erlangen/ in Beyseyn der Chanen gethan/ die davon gute Wissenschafft hatten/ damit sie aber beydem Volck sich nicht/ verdächtig machen möchten/ sebelten sie den Barbierer alsbald nieder/ liessen ihn auch in kleine Stücke zerhauen/ und auf einem Holtzhaussen verbrennen. Drauf ward Abs Myrsa König an seine Statt.

Als einsten ein Gesandter/ Nachmens Teintsbeck, welchen der König Abs nach Spanien geschickt/ viele von seinen Völckern zurücke gelassen/ dem König eine erdichtete/ der Dolmetsch aber die rechte Ursach/ daß er die Völcker so grausam tractiret hatte/ berichtete/ hat der König mit eigner Hand und Messer dem Gesandten Nase/ Ohren/ und ein Stück aus dem Armgeschnitten/ und also rohe außufressen ihn gezwungen.

Erasm. Francisci in neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel/ lib. 2. disc. 8. pag. 403.

Caspar Balbi erzehlet/ daß in der Stadt Casta, unfern von St. Thomas die jenige / so sich ihrem Götzen geheiliget haben/ sich zuvor ein gantzes Jahr in allerley Unzucht herumb weltzen/ hernach ihr eignes ausgeschnittenes Fleisch mit Pfeilen in die Höheschiessen/ das übrige Fleisch zu kleinen Bißlein zerschneide/ und endlich ihnen selbst mit einem Messer die Gurgel abstechen.

In Narsinga und Bisnagar ist ein Abgot/ zu welchem die Pilgramme walfahrten mit gebundenen Händen/ oder Stricken umb den Hälsen/ oder mit Messern/ so in ihren Armen und Beinen steeken. Welche Glieder/ im Fall sie davon verrotten oder faulen/ vor heilig geachte werden.

Erasm. Francisci d. op. pag. 1164.

Die Braminen in Calicut schneiden sich in ihrer Procession mit Messern über das Angesicht und Arme: Und wer die tieffste Wunde hat/ der ist der Heiligste / daher die allerheiligsten offt gar davon sterben.

Idem ead. pag.

Als die Spanische Bediente die Neapolitaner mit schweren imposten und accisen einen geraume Zeit gedrücket/ entstund endlich Anno 1647. darüber ein Aufruhr unter den gemeinen Volck/ durch einen Fischer/ Thomas Aniello genannt/ den man wegen der Accise, so er nicht erlegen konte/ Fische genommen hatten / welcher solchen Zulauf hatte/ daß er fast wie ein König bedienet umb gehalten wurde. Der Vice Roy muste sich mit der Flucht falviren/ und viele von Adel und andere ihr Leben einbüssen. Printz Joseph Caraffa, welcher nebst seinem Bruder dem Hertzog von Mataloni, wieder den Aniello

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        <p>Caspar Balbi erzehlet/ daß in der Stadt Casta, unfern von St. Thomas die jenige                     / so sich ihrem Götzen geheiliget haben/ sich zuvor ein gantzes Jahr in                      allerley Unzucht herumb weltzen/ hernach ihr eignes ausgeschnittenes Fleisch                      mit Pfeilen in die Höheschiessen/ das übrige Fleisch zu kleinen Bißlein                      zerschneide/ und endlich ihnen selbst mit einem Messer die Gurgel                      abstechen.</p>
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        <p>Erasm. Francisci d. op. pag. 1164.</p>
        <p>Die Braminen in Calicut schneiden sich in ihrer Procession mit Messern über das                      Angesicht und Arme: Und wer die tieffste Wunde hat/ der ist der Heiligste /                      daher die allerheiligsten offt gar davon sterben.</p>
        <p>Idem ead. pag.</p>
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[8/0018] solte/ welches auch/ in Hoffnung grosse Ehre und Würde zu erlangen/ in Beyseyn der Chanen gethan/ die davon gute Wissenschafft hatten/ damit sie aber beydem Volck sich nicht/ verdächtig machen möchten/ sebelten sie den Barbierer alsbald nieder/ liessen ihn auch in kleine Stücke zerhauen/ und auf einem Holtzhaussen verbrennen. Drauf ward Abs Myrsa König an seine Statt. Als einsten ein Gesandter/ Nachmens Teintsbeck, welchen der König Abs nach Spanien geschickt/ viele von seinen Völckern zurücke gelassen/ dem König eine erdichtete/ der Dolmetsch aber die rechte Ursach/ daß er die Völcker so grausam tractiret hatte/ berichtete/ hat der König mit eigner Hand und Messer dem Gesandten Nase/ Ohren/ und ein Stück aus dem Armgeschnitten/ und also rohe außufressen ihn gezwungen. Erasm. Francisci in neupolirten Geschicht-Kunst- und Sitten-Spiegel/ lib. 2. disc. 8. pag. 403. Caspar Balbi erzehlet/ daß in der Stadt Casta, unfern von St. Thomas die jenige / so sich ihrem Götzen geheiliget haben/ sich zuvor ein gantzes Jahr in allerley Unzucht herumb weltzen/ hernach ihr eignes ausgeschnittenes Fleisch mit Pfeilen in die Höheschiessen/ das übrige Fleisch zu kleinen Bißlein zerschneide/ und endlich ihnen selbst mit einem Messer die Gurgel abstechen. In Narsinga und Bisnagar ist ein Abgot/ zu welchem die Pilgramme walfahrten mit gebundenen Händen/ oder Stricken umb den Hälsen/ oder mit Messern/ so in ihren Armen und Beinen steeken. Welche Glieder/ im Fall sie davon verrotten oder faulen/ vor heilig geachte werden. Erasm. Francisci d. op. pag. 1164. Die Braminen in Calicut schneiden sich in ihrer Procession mit Messern über das Angesicht und Arme: Und wer die tieffste Wunde hat/ der ist der Heiligste / daher die allerheiligsten offt gar davon sterben. Idem ead. pag. Als die Spanische Bediente die Neapolitaner mit schweren imposten und accisen einen geraume Zeit gedrücket/ entstund endlich Anno 1647. darüber ein Aufruhr unter den gemeinen Volck/ durch einen Fischer/ Thomas Aniello genannt/ den man wegen der Accise, so er nicht erlegen konte/ Fische genommen hatten / welcher solchen Zulauf hatte/ daß er fast wie ein König bedienet umb gehalten wurde. Der Vice Roy muste sich mit der Flucht falviren/ und viele von Adel und andere ihr Leben einbüssen. Printz Joseph Caraffa, welcher nebst seinem Bruder dem Hertzog von Mataloni, wieder den Aniello

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/18>, abgerufen am 28.04.2024.