Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.V. Der gelehrte Mann/ Raymund Lullus verliebte sich/ als er noch ein Student wahr/ in eine von aussen sehr anmuthige Frau/ und trachtete mit allen Fleiß dahin/ wie er sie zu seinen sündlichen Willen bringen möchte. Dieselbe aber / der mit solcher Eitelkeit wenig gedienet wahr/ entblößte/ als ihm die hefftige Brunst anstieß/ ihre beyde Brüste/ welche der Krebs durchfressen/ und übel stuncken/ Lullus nahm diesen Anblick zu Hertzen/ und lebte hernach keusch / daß sich seiner viele verwunderten. Kuhlmann/ am 598. Tugend - Blat. VI. Conon ward üm schwerer Anklage willen zum Tode verurtheilet/ daß er im Gefängniß sterben solte. Niemand durffte zu ihm gehen/ denn seine Tochter Pero, so ein klein saugend Kind zu Hauße hatte/ und wurde doch allezeit von den Hütern des Gefängnisses besuchet/ damit sie nicht etwas Speise hinein trüge. Als es sich aber lang mit dem Alten verzog/ und niemand wissen konte/ wessen er doch geleben möchte/ gab der Kerckermeister heimlich achtung/ und befand / daß die Tochter den alten Bater an ihrer Brust säugte/ gleich wie ein Kind / der zeigte dieses der Obrigkeit an/ die solche Liebe ihr so wohl gefallen ließ / daß sie dem Alten das Leben schenckte/ und die Tochter/ wegen der erzeigten Treue/ reichlich begabte. Ein gleiches Exempel hat sich auch zu Rom begeben [wiewohl nicht zu einer Zeit] doch mit diesen Unterscheid/ daß eine Tochter nicht den Vater/ sondern die gefangene Mutter gesäuget/ und beym Leben erhalten hat. Valer. Maxim. lib. 9. c. 4. Plin. lib. 7. c. 36. VII. In der Landschafft Mingrelie, Georgie und Imirette, in Asien/ bey dem Ponto Euxino, ist der Gebrauch/ daß/ wenn sie mit einem sich in Freundschaft und rechte Vertraulichkeit einlassen wollen/ sie demselben adoptiren/ und an Kindes - statt aufnehmen: Zu dessen ungefälschter Bekräfftigung die Weiber ihm die eine Wartze ihrer Brust/ üm an derseiben zu saugen/ in den Mund geben. Ritter Chardin. in der Pers- und Ost - Indischen Reise - Beschreibung/ pag. 207. VIII. Die Stadt Wimpffen an den Neckar - Strohm/ in Schwaben gelegen/ hat vor Alters Cornelia geheissen/ und ist wegen ihrer Befestigung gleichsam ein Asylum aller/ die daherum gewohnet gewesen. Als aber Attila der Hunen König/ mit seinem Krieges - Volcke solche eingenommen/ die Männer niedermachen/ denen Weibesbildern aber/ nachdem sie geschändet / V. Der gelehrte Mann/ Raymund Lullus verliebte sich/ als er noch ein Student wahr/ in eine von aussen sehr anmuthige Frau/ und trachtete mit allen Fleiß dahin/ wie er sie zu seinen sündlichen Willen bringen möchte. Dieselbe aber / der mit solcher Eitelkeit wenig gedienet wahr/ entblößte/ als ihm die hefftige Brunst anstieß/ ihre beyde Brüste/ welche der Krebs durchfressen/ und übel stuncken/ Lullus nahm diesen Anblick zu Hertzen/ und lebte hernach keusch / daß sich seiner viele verwunderten. Kuhlmann/ am 598. Tugend - Blat. VI. Conon ward üm schwerer Anklage willen zum Tode verurtheilet/ daß er im Gefängniß sterben solte. Niemand durffte zu ihm gehen/ denn seine Tochter Pero, so ein klein saugend Kind zu Hauße hatte/ und wurde doch allezeit von den Hütern des Gefängnisses besuchet/ damit sie nicht etwas Speise hinein trüge. Als es sich aber lang mit dem Alten verzog/ und niemand wissen konte/ wessen er doch geleben möchte/ gab der Kerckermeister heimlich achtung/ und befand / daß die Tochter den alten Bater an ihrer Brust säugte/ gleich wie ein Kind / der zeigte dieses der Obrigkeit an/ die solche Liebe ihr so wohl gefallen ließ / daß sie dem Alten das Leben schenckte/ und die Tochter/ wegen der erzeigten Treue/ reichlich begabte. Ein gleiches Exempel hat sich auch zu Rom begeben [wiewohl nicht zu einer Zeit] doch mit diesen Unterscheid/ daß eine Tochter nicht den Vater/ sondern die gefangene Mutter gesäuget/ und beym Leben erhalten hat. Valer. Maxim. lib. 9. c. 4. Plin. lib. 7. c. 36. VII. In der Landschafft Mingrelie, Georgie und Imirette, in Asien/ bey dem Ponto Euxino, ist der Gebrauch/ daß/ weñ sie mit einem sich in Freundschaft und rechte Vertraulichkeit einlassen wollen/ sie demselben adoptiren/ und an Kindes - statt aufnehmen: Zu dessen ungefälschter Bekräfftigung die Weiber ihm die eine Wartze ihrer Brust/ üm an derseiben zu saugen/ in den Mund geben. Ritter Chardin. in der Pers- und Ost - Indischen Reise - Beschreibung/ pag. 207. VIII. Die Stadt Wimpffen an den Neckar - Strohm/ in Schwaben gelegen/ hat vor Alters Cornelia geheissen/ und ist wegen ihrer Befestigung gleichsam ein Asylum aller/ die daherum gewohnet gewesen. Als aber Attila der Hunen König/ mit seinem Krieges - Volcke solche eingenommen/ die Männer niedermachen/ denen Weibesbildern aber/ nachdem sie geschändet / <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0966" n="960"/> <p>V. Der gelehrte Mann/ Raymund Lullus verliebte sich/ als er noch ein Student wahr/ in eine von aussen sehr anmuthige Frau/ und trachtete mit allen Fleiß dahin/ wie er sie zu seinen sündlichen Willen bringen möchte. Dieselbe aber / der mit solcher Eitelkeit wenig gedienet wahr/ entblößte/ als ihm die hefftige Brunst anstieß/ ihre beyde Brüste/ welche der Krebs durchfressen/ und übel stuncken/ Lullus nahm diesen Anblick zu Hertzen/ und lebte hernach keusch / daß sich seiner viele verwunderten.</p> <p>Kuhlmann/ am 598. Tugend - Blat.</p> <p>VI. Conon ward üm schwerer Anklage willen zum Tode verurtheilet/ daß er im Gefängniß sterben solte. Niemand durffte zu ihm gehen/ denn seine Tochter Pero, so ein klein saugend Kind zu Hauße hatte/ und wurde doch allezeit von den Hütern des Gefängnisses besuchet/ damit sie nicht etwas Speise hinein trüge. Als es sich aber lang mit dem Alten verzog/ und niemand wissen konte/ wessen er doch geleben möchte/ gab der Kerckermeister heimlich achtung/ und befand / daß die Tochter den alten Bater an ihrer Brust säugte/ gleich wie ein Kind / der zeigte dieses der Obrigkeit an/ die solche Liebe ihr so wohl gefallen ließ / daß sie dem Alten das Leben schenckte/ und die Tochter/ wegen der erzeigten Treue/ reichlich begabte. Ein gleiches Exempel hat sich auch zu Rom begeben [wiewohl nicht zu einer Zeit] doch mit diesen Unterscheid/ daß eine Tochter nicht den Vater/ sondern die gefangene Mutter gesäuget/ und beym Leben erhalten hat.</p> <p>Valer. Maxim. lib. 9. c. 4. Plin. lib. 7. c. 36.</p> <p>VII. In der Landschafft Mingrelie, Georgie und Imirette, in Asien/ bey dem Ponto Euxino, ist der Gebrauch/ daß/ weñ sie mit einem sich in Freundschaft und rechte Vertraulichkeit einlassen wollen/ sie demselben adoptiren/ und an Kindes - statt aufnehmen: Zu dessen ungefälschter Bekräfftigung die Weiber ihm die eine Wartze ihrer Brust/ üm an derseiben zu saugen/ in den Mund geben.</p> <p>Ritter Chardin. in der Pers- und Ost - Indischen Reise - Beschreibung/ pag. 207.</p> <p>VIII. Die Stadt Wimpffen an den Neckar - Strohm/ in Schwaben gelegen/ hat vor Alters Cornelia geheissen/ und ist wegen ihrer Befestigung gleichsam ein Asylum aller/ die daherum gewohnet gewesen. Als aber Attila der Hunen König/ mit seinem Krieges - Volcke solche eingenommen/ die Männer niedermachen/ denen Weibesbildern aber/ nachdem sie geschändet / </p> </div> </body> </text> </TEI> [960/0966]
V. Der gelehrte Mann/ Raymund Lullus verliebte sich/ als er noch ein Student wahr/ in eine von aussen sehr anmuthige Frau/ und trachtete mit allen Fleiß dahin/ wie er sie zu seinen sündlichen Willen bringen möchte. Dieselbe aber / der mit solcher Eitelkeit wenig gedienet wahr/ entblößte/ als ihm die hefftige Brunst anstieß/ ihre beyde Brüste/ welche der Krebs durchfressen/ und übel stuncken/ Lullus nahm diesen Anblick zu Hertzen/ und lebte hernach keusch / daß sich seiner viele verwunderten.
Kuhlmann/ am 598. Tugend - Blat.
VI. Conon ward üm schwerer Anklage willen zum Tode verurtheilet/ daß er im Gefängniß sterben solte. Niemand durffte zu ihm gehen/ denn seine Tochter Pero, so ein klein saugend Kind zu Hauße hatte/ und wurde doch allezeit von den Hütern des Gefängnisses besuchet/ damit sie nicht etwas Speise hinein trüge. Als es sich aber lang mit dem Alten verzog/ und niemand wissen konte/ wessen er doch geleben möchte/ gab der Kerckermeister heimlich achtung/ und befand / daß die Tochter den alten Bater an ihrer Brust säugte/ gleich wie ein Kind / der zeigte dieses der Obrigkeit an/ die solche Liebe ihr so wohl gefallen ließ / daß sie dem Alten das Leben schenckte/ und die Tochter/ wegen der erzeigten Treue/ reichlich begabte. Ein gleiches Exempel hat sich auch zu Rom begeben [wiewohl nicht zu einer Zeit] doch mit diesen Unterscheid/ daß eine Tochter nicht den Vater/ sondern die gefangene Mutter gesäuget/ und beym Leben erhalten hat.
Valer. Maxim. lib. 9. c. 4. Plin. lib. 7. c. 36.
VII. In der Landschafft Mingrelie, Georgie und Imirette, in Asien/ bey dem Ponto Euxino, ist der Gebrauch/ daß/ weñ sie mit einem sich in Freundschaft und rechte Vertraulichkeit einlassen wollen/ sie demselben adoptiren/ und an Kindes - statt aufnehmen: Zu dessen ungefälschter Bekräfftigung die Weiber ihm die eine Wartze ihrer Brust/ üm an derseiben zu saugen/ in den Mund geben.
Ritter Chardin. in der Pers- und Ost - Indischen Reise - Beschreibung/ pag. 207.
VIII. Die Stadt Wimpffen an den Neckar - Strohm/ in Schwaben gelegen/ hat vor Alters Cornelia geheissen/ und ist wegen ihrer Befestigung gleichsam ein Asylum aller/ die daherum gewohnet gewesen. Als aber Attila der Hunen König/ mit seinem Krieges - Volcke solche eingenommen/ die Männer niedermachen/ denen Weibesbildern aber/ nachdem sie geschändet /
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