schneiden lassen. Und daher siehet man hin und wieder in den Vestungen und Guarnisonen an denen auf den Märckten/ oder andern Plätzen vor die Soldatesca aufgerichteten Schnap-Galgen/ mehr als zu viele abgeschnittene Ohren und Nasen angehefftet.
XV. Wenn es sich aber begebe/ daß man einen solchen Ubelthäter ein oder wohl beyde Ohren abschneiden lassen wolte/ und hätte keines mehr/ daß es gienge / wie jener Dieb zum Scharffrichter sagte: Man kan ja vor euch Schelmen kein Ohr mehr behalten /
Carl. Paul. Höhn/ Disput. de cadaverib. puniendorum, cap. 2. thes. 4 in fin. pag. 16.
Was alsdan vor Raht? R. bey solchen Fall kan der Richter den Delinquenten mit einer andern wilkürlichen Straffe belegen.
Manzius in append. ad Const. Crim. Carol. Menoch. A. J. Q. cas. 589. Socin. c. liberti 61. caus. 12. q. 2
XVI. Item wenn etwan einer im Duel, oder sonst vor dem Feind/ oder auch durch einen andern Zufall um ein/ oder wohl beyde Ohren kommen wäre/ hat er sich bey der Obrigkeit anzumelden/ und einen Schein in beglaubter Form auszubitten / drinn attestiret wird/ daß er ehrlicher Weise/ und nicht durch eine Schand-That die Ohren verlohren habe.
XVII. Aurem qui tangit, totum corpus tetigisse videtur, vox est Trebatii in L. 21. pr. ff. de Furt. ejus argumento dico, ignominiam aut injuriam huic membro illatam in totum corpus. i. e. hominem redundare. Proinde si poena resecandae auriculae alicui decernitur, proximus ejus comes est infamia, affinitatem quippe ista habet poena cum manus, pedis, digiti, nasive amputatione fustigatione, aut aliis corporis afflictivis, quas immediate nota infamiae subsequitur- Expediti enim juris est, quod condemnatus ex publico judicio notetur infamia L. 1 ff. de his, qui not. ibique VVesemb. in Paratit. Hartm. Pistor. Obs. 177. Jam vero poena corporalis haec non imponitur nisi ex publico Judicio, & causa famosa conde mnato, utique ergo talis cui per Sententiam auris abscinditur, pro infami regulariter habetur, exindeque fit, ut raro honestioribus illa infligatur, arg. L. 28. § 1. & 2. ff. de poenis, sed plerumque alia substituatur.
schneiden lassen. Und daher siehet man hin und wieder in den Vestungen und Guarnisonen an denen auf den Märckten/ oder andern Plätzen vor die Soldatesca aufgerichteten Schnap-Galgen/ mehr als zu viele abgeschnittene Ohren und Nasen angehefftet.
XV. Wenn es sich aber begebe/ daß man einen solchen Ubelthäter ein oder wohl beyde Ohren abschneiden lassen wolte/ und hätte keines mehr/ daß es gienge / wie jener Dieb zum Scharffrichter sagte: Man kan ja vor euch Schelmen kein Ohr mehr behalten /
Carl. Paul. Höhn/ Disput. de cadaverib. puniendorum, cap. 2. thes. 4 in fin. pag. 16.
Was alsdan vor Raht? R. bey solchen Fall kan der Richter den Delinquenten mit einer andern wilkürlichen Straffe belegen.
Manzius in append. ad Const. Crim. Carol. Menoch. A. J. Q. cas. 589. Socin. c. liberti 61. caus. 12. q. 2
XVI. Item wenn etwan einer im Duel, oder sonst vor dem Feind/ oder auch durch einen andern Zufall um ein/ oder wohl beyde Ohren kommen wäre/ hat er sich bey der Obrigkeit anzumelden/ und einen Schein in beglaubter Form auszubitten / drinn attestiret wird/ daß er ehrlicher Weise/ und nicht durch eine Schand-That die Ohren verlohren habe.
XVII. Aurem qui tangit, totum corpus tetigisse videtur, vox est Trebatii in L. 21. pr. ff. de Furt. ejus argumento dico, ignominiam aut injuriam huic membro illatam in totum corpus. i. e. hominem redundare. Proinde si poena resecandae auriculae alicui decernitur, proximus ejus comes est infamia, affinitatem quippe ista habet poena cum manus, pedis, digiti, nasive amputatione fustigatione, aut aliis corporis afflictivis, quas immediate nota infamiae subsequitur- Expediti enim juris est, quod condemnatus ex publico judicio notetur infamia L. 1 ff. de his, qui not. ibique VVesemb. in Paratit. Hartm. Pistor. Obs. 177. Jam verò poena corporalis haec non imponitur nisi ex publico Judicio, & causa famosa conde mnato, utique ergo talis cui per Sententiam auris abscinditur, pro infami regulariter habetur, exindeque fit, ut raro honestioribus illa infligatur, arg. L. 28. § 1. & 2. ff. de poenis, sed plerumque alia substituatur.
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schneiden lassen. Und daher siehet man hin und wieder in den Vestungen und Guarnisonen an denen auf den Märckten/ oder andern Plätzen vor die Soldatesca aufgerichteten Schnap-Galgen/ mehr als zu viele abgeschnittene Ohren und Nasen angehefftet.</p><p>XV. Wenn es sich aber begebe/ daß man einen solchen Ubelthäter ein oder wohl beyde Ohren abschneiden lassen wolte/ und hätte keines mehr/ daß es gienge / wie jener Dieb zum Scharffrichter sagte: Man kan ja vor euch Schelmen kein Ohr mehr behalten /</p><p>Carl. Paul. Höhn/ Disput. de cadaverib. puniendorum, cap. 2. thes. 4 in fin. pag. 16.</p><p>Was alsdan vor Raht? R. bey solchen Fall kan der Richter den Delinquenten mit einer andern wilkürlichen Straffe belegen.</p><p>Manzius in append. ad Const. Crim. Carol. Menoch. A. J. Q. cas. 589. Socin. c. liberti 61. caus. 12. q. 2</p><p>XVI. Item wenn etwan einer im Duel, oder sonst vor dem Feind/ oder auch durch einen andern Zufall um ein/ oder wohl beyde Ohren kommen wäre/ hat er sich bey der Obrigkeit anzumelden/ und einen Schein in beglaubter Form auszubitten / drinn attestiret wird/ daß er ehrlicher Weise/ und nicht durch eine Schand-That die Ohren verlohren habe.</p><p>XVII. Aurem qui tangit, totum corpus tetigisse videtur, vox est Trebatii in L. 21. pr. ff. de Furt. ejus argumento dico, ignominiam aut injuriam huic membro illatam in totum corpus. i. e. hominem redundare. Proinde si poena resecandae auriculae alicui decernitur, proximus ejus comes est infamia, affinitatem quippe ista habet poena cum manus, pedis, digiti, nasive amputatione fustigatione, aut aliis corporis afflictivis, quas immediate nota infamiae subsequitur- Expediti enim juris est, quod condemnatus ex publico judicio notetur infamia L. 1 ff. de his, qui not. ibique VVesemb. in Paratit. Hartm. Pistor. Obs. 177. Jam verò poena corporalis haec non imponitur nisi ex publico Judicio, & causa famosa conde mnato, utique ergo talis cui per Sententiam auris abscinditur, pro infami regulariter habetur, exindeque fit, ut raro honestioribus illa infligatur, arg. L. 28. § 1. & 2. ff. de poenis, sed plerumque alia substituatur.</p></div></body></text></TEI>
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schneiden lassen. Und daher siehet man hin und wieder in den Vestungen und Guarnisonen an denen auf den Märckten/ oder andern Plätzen vor die Soldatesca aufgerichteten Schnap-Galgen/ mehr als zu viele abgeschnittene Ohren und Nasen angehefftet.
XV. Wenn es sich aber begebe/ daß man einen solchen Ubelthäter ein oder wohl beyde Ohren abschneiden lassen wolte/ und hätte keines mehr/ daß es gienge / wie jener Dieb zum Scharffrichter sagte: Man kan ja vor euch Schelmen kein Ohr mehr behalten /
Carl. Paul. Höhn/ Disput. de cadaverib. puniendorum, cap. 2. thes. 4 in fin. pag. 16.
Was alsdan vor Raht? R. bey solchen Fall kan der Richter den Delinquenten mit einer andern wilkürlichen Straffe belegen.
Manzius in append. ad Const. Crim. Carol. Menoch. A. J. Q. cas. 589. Socin. c. liberti 61. caus. 12. q. 2
XVI. Item wenn etwan einer im Duel, oder sonst vor dem Feind/ oder auch durch einen andern Zufall um ein/ oder wohl beyde Ohren kommen wäre/ hat er sich bey der Obrigkeit anzumelden/ und einen Schein in beglaubter Form auszubitten / drinn attestiret wird/ daß er ehrlicher Weise/ und nicht durch eine Schand-That die Ohren verlohren habe.
XVII. Aurem qui tangit, totum corpus tetigisse videtur, vox est Trebatii in L. 21. pr. ff. de Furt. ejus argumento dico, ignominiam aut injuriam huic membro illatam in totum corpus. i. e. hominem redundare. Proinde si poena resecandae auriculae alicui decernitur, proximus ejus comes est infamia, affinitatem quippe ista habet poena cum manus, pedis, digiti, nasive amputatione fustigatione, aut aliis corporis afflictivis, quas immediate nota infamiae subsequitur- Expediti enim juris est, quod condemnatus ex publico judicio notetur infamia L. 1 ff. de his, qui not. ibique VVesemb. in Paratit. Hartm. Pistor. Obs. 177. Jam verò poena corporalis haec non imponitur nisi ex publico Judicio, & causa famosa conde mnato, utique ergo talis cui per Sententiam auris abscinditur, pro infami regulariter habetur, exindeque fit, ut raro honestioribus illa infligatur, arg. L. 28. § 1. & 2. ff. de poenis, sed plerumque alia substituatur.
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/942>, abgerufen am 22.11.2024.
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