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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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nach Gelegenheit der Personen/ und Ermäßigung des Richters/ in andere Wege mit Ausstechung der Augen sc. Churfürst Mauritius zu Sachsen hat einen Knecht/ der seinen Herrn vorsetzlicher und boßhaftiger weise mit einem Dolch gestochen/ und dem die Abhauung der Hand zuerkant worden/ selber die Straffe geschärffet/ ihm die Augen ausstehen/ und die Ohren abschneiden lassen/ propter per fidiam, teste

Coler, p. 1. decis. 163. n. 5.

V. Heutiges Tages geschicht solches gar selten/ und findet man nur wenige ausserordentliche Fälle/ da dieselbe einigen falschen Müntzmachern zuerkant worden.

D. Stryke, in tr. de jure Sensuum, dissert. 2. c. 5. n. 18. & 19.

Allwo er zugleich anführet/ daß wenn an ein und andern Orth diese/ wegen der Unmüglichkeit/ in eine andere/ als Abhauung der Hand/ oder sonsten eines Glieds /

Sebast. Medice, de casib. fortuit. part. 2. q. 6. n. 50.

Oder in den Staupen-Schlag mit der ewigen Landes-Verweisung zuverwandeln. Argumento eorum, quae tradit Carpzov. pract. crim. q. 129. n. 37.

VI. Cn. Pompejus hat in dem Kriege/ den er wieder Sertorium geführet/ einen Soldaten/ der ein Weib unehrlich angegriffen/ die Augen ausreissen lassen / wie Theod. Zwing. in theatro vitae humanae, vol. 18. lib. 5. pag. 3461. aus dem Sabellica erzehlet. Wolte GOtt/ daß wir heutiges Tages viel Pompejos hätten / die solche Frechheit/ ich will nicht sagen so hart strafften/ sondern zum wenigsten zuerkennen geben/ daß sie daran kein Gefallen hätten/ und solche Lotterbuben schölten/ wann sie ihnen sonst keine andere Straffe wolten anthun. Denn ein Soldat soll sich in allen Dingen ernsthaft erzeigen/ und beweisen / daß er ein männliches Gemüth habe/ der nichts begehrt vorzunehmen/ denn was tapffer und männlich ist.

Petr. Papp. in annot. des Holländ. Kriegs-Rechts/ pag. 603.

VII. Lajus, der Thebaner König/ hat mit seiner Gemahlin/ Jocasta, Creontis Tochter, der auch zu Thebe herschete/ einen Sohn erzeuget/ mit Nahmen Oedipus: Weil aber Lajus von den Abgöttern eine Antwort empfangen/ dieser Sohn würde ihn noch üms Leben bringen/ wolte er das Kind nicht aufziehen/ sondern hieß es erwürgen. Die Knechte hatten ein Mittleiden mit dem Knäblein/ wolten es nicht tödten/ warffen es aber in den Wald /

nach Gelegenheit der Personen/ und Ermäßigung des Richters/ in andere Wege mit Ausstechung der Augen sc. Churfürst Mauritius zu Sachsen hat einen Knecht/ der seinen Herrn vorsetzlicher und boßhaftiger weise mit einem Dolch gestochen/ und dem die Abhauung der Hand zuerkant worden/ selber die Straffe geschärffet/ ihm die Augen ausstehen/ und die Ohren abschneiden lassen/ propter per fidiam, teste

Coler, p. 1. decis. 163. n. 5.

V. Heutiges Tages geschicht solches gar selten/ und findet man nur wenige ausserordentliche Fälle/ da dieselbe einigen falschen Müntzmachern zuerkant worden.

D. Stryke, in tr. de jure Sensuum, dissert. 2. c. 5. n. 18. & 19.

Allwo er zugleich anführet/ daß wenn an ein und andern Orth diese/ wegen der Unmüglichkeit/ in eine andere/ als Abhauung der Hand/ oder sonsten eines Glieds /

Sebast. Medice, de casib. fortuit. part. 2. q. 6. n. 50.

Oder in den Staupen-Schlag mit der ewigen Landes-Verweisung zuverwandeln. Argumento eorum, quae tradit Carpzov. pract. crim. q. 129. n. 37.

VI. Cn. Pompejus hat in dem Kriege/ den er wieder Sertorium geführet/ einen Soldaten/ der ein Weib unehrlich angegriffen/ die Augen ausreissen lassen / wie Theod. Zwing. in theatro vitae humanae, vol. 18. lib. 5. pag. 3461. aus dem Sabellica erzehlet. Wolte GOtt/ daß wir heutiges Tages viel Pompejos hätten / die solche Frechheit/ ich will nicht sagen so hart strafften/ sondern zum wenigsten zuerkennen geben/ daß sie daran kein Gefallen hätten/ und solche Lotterbuben schölten/ wann sie ihnen sonst keine andere Straffe wolten anthun. Denn ein Soldat soll sich in allen Dingen ernsthaft erzeigen/ und beweisen / daß er ein männliches Gemüth habe/ der nichts begehrt vorzunehmen/ denn was tapffer und männlich ist.

Petr. Papp. in annot. des Holländ. Kriegs-Rechts/ pag. 603.

VII. Lajus, der Thebaner König/ hat mit seiner Gemahlin/ Jocasta, Creontis Tochter, der auch zu Thebe herschete/ einen Sohn erzeuget/ mit Nahmen Oedipus: Weil aber Lajus von den Abgöttern eine Antwort empfangen/ dieser Sohn würde ihn noch üms Leben bringen/ wolte er das Kind nicht aufziehen/ sondern hieß es erwürgen. Die Knechte hatten ein Mittleiden mit dem Knäblein/ wolten es nicht tödten/ warffen es aber in den Wald /

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nach Gelegenheit der Personen/ und                      Ermäßigung des Richters/ in andere Wege mit Ausstechung der Augen sc. Churfürst                      Mauritius zu Sachsen hat einen Knecht/ der seinen Herrn vorsetzlicher und                      boßhaftiger weise mit einem Dolch gestochen/ und dem die Abhauung der Hand                      zuerkant worden/ selber die Straffe geschärffet/ ihm die Augen ausstehen/ und                      die Ohren abschneiden lassen/ propter per fidiam, teste</p>
        <p>Coler, p. 1. decis. 163. n. 5.</p>
        <p>V. Heutiges Tages geschicht solches gar selten/ und findet man nur wenige                      ausserordentliche Fälle/ da dieselbe einigen falschen Müntzmachern zuerkant                      worden.</p>
        <p>D. Stryke, in tr. de jure Sensuum, dissert. 2. c. 5. n. 18. &amp; 19.</p>
        <p>Allwo er zugleich anführet/ daß wenn an ein und andern Orth diese/ wegen der                      Unmüglichkeit/ in eine andere/ als Abhauung der Hand/ oder sonsten eines                      Glieds /</p>
        <p>Sebast. Medice, de casib. fortuit. part. 2. q. 6. n. 50.</p>
        <p>Oder in den Staupen-Schlag mit der ewigen Landes-Verweisung zuverwandeln.                      Argumento eorum, quae tradit Carpzov. pract. crim. q. 129. n. 37.</p>
        <p>VI. Cn. Pompejus hat in dem Kriege/ den er wieder Sertorium geführet/ einen                      Soldaten/ der ein Weib unehrlich angegriffen/ die Augen ausreissen lassen /                      wie Theod. Zwing. in theatro vitae humanae, vol. 18. lib. 5. pag. 3461. aus dem                      Sabellica erzehlet. Wolte GOtt/ daß wir heutiges Tages viel Pompejos hätten /                      die solche Frechheit/ ich will nicht sagen so hart strafften/ sondern zum                      wenigsten zuerkennen geben/ daß sie daran kein Gefallen hätten/ und solche                      Lotterbuben schölten/ wann sie ihnen sonst keine andere Straffe wolten anthun.                      Denn ein Soldat soll sich in allen Dingen ernsthaft erzeigen/ und beweisen /                      daß er ein männliches Gemüth habe/ der nichts begehrt vorzunehmen/ denn was                      tapffer und männlich ist.</p>
        <p>Petr. Papp. in annot. des Holländ. Kriegs-Rechts/ pag. 603.</p>
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[918/0924] nach Gelegenheit der Personen/ und Ermäßigung des Richters/ in andere Wege mit Ausstechung der Augen sc. Churfürst Mauritius zu Sachsen hat einen Knecht/ der seinen Herrn vorsetzlicher und boßhaftiger weise mit einem Dolch gestochen/ und dem die Abhauung der Hand zuerkant worden/ selber die Straffe geschärffet/ ihm die Augen ausstehen/ und die Ohren abschneiden lassen/ propter per fidiam, teste Coler, p. 1. decis. 163. n. 5. V. Heutiges Tages geschicht solches gar selten/ und findet man nur wenige ausserordentliche Fälle/ da dieselbe einigen falschen Müntzmachern zuerkant worden. D. Stryke, in tr. de jure Sensuum, dissert. 2. c. 5. n. 18. & 19. Allwo er zugleich anführet/ daß wenn an ein und andern Orth diese/ wegen der Unmüglichkeit/ in eine andere/ als Abhauung der Hand/ oder sonsten eines Glieds / Sebast. Medice, de casib. fortuit. part. 2. q. 6. n. 50. Oder in den Staupen-Schlag mit der ewigen Landes-Verweisung zuverwandeln. Argumento eorum, quae tradit Carpzov. pract. crim. q. 129. n. 37. VI. Cn. Pompejus hat in dem Kriege/ den er wieder Sertorium geführet/ einen Soldaten/ der ein Weib unehrlich angegriffen/ die Augen ausreissen lassen / wie Theod. Zwing. in theatro vitae humanae, vol. 18. lib. 5. pag. 3461. aus dem Sabellica erzehlet. Wolte GOtt/ daß wir heutiges Tages viel Pompejos hätten / die solche Frechheit/ ich will nicht sagen so hart strafften/ sondern zum wenigsten zuerkennen geben/ daß sie daran kein Gefallen hätten/ und solche Lotterbuben schölten/ wann sie ihnen sonst keine andere Straffe wolten anthun. Denn ein Soldat soll sich in allen Dingen ernsthaft erzeigen/ und beweisen / daß er ein männliches Gemüth habe/ der nichts begehrt vorzunehmen/ denn was tapffer und männlich ist. Petr. Papp. in annot. des Holländ. Kriegs-Rechts/ pag. 603. VII. Lajus, der Thebaner König/ hat mit seiner Gemahlin/ Jocasta, Creontis Tochter, der auch zu Thebe herschete/ einen Sohn erzeuget/ mit Nahmen Oedipus: Weil aber Lajus von den Abgöttern eine Antwort empfangen/ dieser Sohn würde ihn noch üms Leben bringen/ wolte er das Kind nicht aufziehen/ sondern hieß es erwürgen. Die Knechte hatten ein Mittleiden mit dem Knäblein/ wolten es nicht tödten/ warffen es aber in den Wald /

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/924>, abgerufen am 11.06.2024.