gantz mit den Musculis abgeschnitten / in den Gerichten an einen gewissen Oet/ oder auch wohl gar in die Gefängniß an einen Faden oder Band aufgehenckt und behalten/ daß/ wenn etwan der Thäter ungesähr dieser oder anderer Unthaten halber/ in Hafft käme/ solcher Daumen noch ein Zeichen geben möchte.
CLXXIII. Etliche haben dem Entleibten wohl gar eine Hand abgehauen/ und solche aufgeheben/ gestalt denn
Schottolius de sing. & antiq. in Germania Juribus c. 3. pag. 101.
aus dem Chytraeo erzehlet/ daß einem Ermordeten die Hand abgeschnitten/ und nach Begrabnng des übrigen Leichnams in dem Gefänguiß zu Izehoe aufgehänget worden; woselbst sie auch gantzer zehen Jahr über an einen Faden gehangen. Endlich wird einer auf Dieberey erwischet/ und dahin geführet/ bey dessen ersten Eintrit die schier verdorrete Hand augefangen zu bluten. Worüber der Dieb hart befraget/ auch beweget worden/ zu bekennen/ daß er vor zehen Jahren einen Mann auf der Strassen ümgebracht/ dessen die Hand sey/ deßhalber er auch den verdienten Lohn durch den Diebs-Hencker bekommen.
CLXXIV. Wenn der Thäter durchgangen/ pflegen etliche Richter den Entleibten / wenn sie zu ihn mit den Gerichts-Personen kommen/ durch den Diener auf den Bauch und das Gesichte zu wenden/ oder ihm den rechten Schue ausziehen/ und auf das Antlitz legen zu lassen/ den Aberglauben darbey habende/ es könte alsdann der Thäter nicht aus der Stadt/ Gerichtsoder Dorfs-Gräntze kommen / sondern müste drinn bleiben/ und so lang herum gehen/ biß er ertappet würde / welche Procedur aber keines Weges gebilliget wird. Wey dem Caspar Schotto, pag. 407. findet man hievon ein notabel Exempel/ wenn er also setzet: Prodi inqvit, a Daemone occisores solere nec mirum est, nec novum, ut patet in iis, qvi cadavere occisi inverso fugere neqveunt, ut memini me legisse apud aliqvos, & hisce meis oculis aliqvando vidi adhuc puer. Ex urbe qvadam egrediebantur duo juvenes artifices gladiis accincti, & Sarcinulis onusti, peregrinaturi ad opificium in aliis Urbibus exercendum pro more patriae. Horum unus bene potus, nescio ob qvod verbulum licentiosius effusum antea in hospitio, alterum provocat ad duellum. Renuit hic. ut temulento parceret. Temulentus contra evaginato gladio irruit in alterum, & excusso primun pileo laedit eum in vertice ad copiosum sangvinis defluxum. Coactus igitur congreditur cum temulento, post gladium per inguina transadigit, prostatoqve inimico in terram supino abit cum sarcinula
gantz mit den Musculis abgeschnitten / in den Gerichten an einen gewissen Oet/ oder auch wohl gar in die Gefängniß an einen Faden oder Band aufgehenckt und behalten/ daß/ wenn etwan der Thäter ungesähr dieser oder anderer Unthaten halber/ in Hafft käme/ solcher Daumen noch ein Zeichen geben möchte.
CLXXIII. Etliche haben dem Entleibten wohl gar eine Hand abgehauen/ und solche aufgeheben/ gestalt denn
Schottolius de sing. & antiq. in Germania Juribus c. 3. pag. 101.
aus dem Chytraeo erzehlet/ daß einem Ermordeten die Hand abgeschnitten/ und nach Begrabnng des übrigen Leichnams in dem Gefänguiß zu Izehoe aufgehänget worden; woselbst sie auch gantzer zehen Jahr über an einen Faden gehangen. Endlich wird einer auf Dieberey erwischet/ und dahin geführet/ bey dessen ersten Eintrit die schier verdorrete Hand augefangen zu bluten. Worüber der Dieb hart befraget/ auch beweget worden/ zu bekennen/ daß er vor zehen Jahren einen Mann auf der Strassen ümgebracht/ dessen die Hand sey/ deßhalber er auch den verdienten Lohn durch den Diebs-Hencker bekommen.
CLXXIV. Wenn der Thäter durchgangen/ pflegen etliche Richter den Entleibten / wenn sie zu ihn mit den Gerichts-Personen kommen/ durch den Diener auf den Bauch und das Gesichte zu wenden/ oder ihm den rechten Schue ausziehen/ und auf das Antlitz legen zu lassen/ den Aberglauben darbey habende/ es könte alsdann der Thäter nicht aus der Stadt/ Gerichtsoder Dorfs-Gräntze kommen / sondern müste drinn bleiben/ und so lang herum gehen/ biß er ertappet würde / welche Procedur aber keines Weges gebilliget wird. Wey dem Caspar Schotto, pag. 407. findet man hievon ein notabel Exempel/ wenn er also setzet: Prodi inqvit, à Daemone occisores solere nec mirum est, nec novum, ut patet in iis, qvi cadavere occisi inverso fugere neqveunt, ut memini me legisse apud aliqvos, & hisce meis oculis aliqvando vidi adhuc puer. Ex urbe qvadam egrediebantur duo juvenes artifices gladiis accincti, & Sarcinulis onusti, peregrinaturi ad opificium in aliis Urbibus exercendum pro more patriae. Horum unus benè potus, nescio ob qvod verbulum licentiosius effusum antea in hospitio, alterum provocat ad duellum. Renuit hic. ut temulento parceret. Temulentus contra evaginato gladio irruit in alterum, & excusso primũ pileo laedit eum in vertice ad copiosum sangvinis defluxum. Coactus igitur congreditur cum temulento, post gladium per inguina transadigit, prostatoqve inimico in terram supino abit cum sarcinula
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0067"n="51"/>
gantz mit den Musculis abgeschnitten / in den Gerichten an einen gewissen Oet/ oder auch wohl gar in die Gefängniß an einen Faden oder Band aufgehenckt und behalten/ daß/ wenn etwan der Thäter ungesähr dieser oder anderer Unthaten halber/ in Hafft käme/ solcher Daumen noch ein Zeichen geben möchte.</p><p>CLXXIII. Etliche haben dem Entleibten wohl gar eine Hand abgehauen/ und solche aufgeheben/ gestalt denn</p><p>Schottolius de sing. & antiq. in Germania Juribus c. 3. pag. 101.</p><p>aus dem Chytraeo erzehlet/ daß einem Ermordeten die Hand abgeschnitten/ und nach Begrabnng des übrigen Leichnams in dem Gefänguiß zu Izehoe aufgehänget worden; woselbst sie auch gantzer zehen Jahr über an einen Faden gehangen. Endlich wird einer auf Dieberey erwischet/ und dahin geführet/ bey dessen ersten Eintrit die schier verdorrete Hand augefangen zu bluten. Worüber der Dieb hart befraget/ auch beweget worden/ zu bekennen/ daß er vor zehen Jahren einen Mann auf der Strassen ümgebracht/ dessen die Hand sey/ deßhalber er auch den verdienten Lohn durch den Diebs-Hencker bekommen.</p><p>CLXXIV. Wenn der Thäter durchgangen/ pflegen etliche Richter den Entleibten / wenn sie zu ihn mit den Gerichts-Personen kommen/ durch den Diener auf den Bauch und das Gesichte zu wenden/ oder ihm den rechten Schue ausziehen/ und auf das Antlitz legen zu lassen/ den Aberglauben darbey habende/ es könte alsdann der Thäter nicht aus der Stadt/ Gerichtsoder Dorfs-Gräntze kommen / sondern müste drinn bleiben/ und so lang herum gehen/ biß er ertappet würde / welche Procedur aber keines Weges gebilliget wird. Wey dem Caspar Schotto, pag. 407. findet man hievon ein notabel Exempel/ wenn er also setzet: Prodi inqvit, à Daemone occisores solere nec mirum est, nec novum, ut patet in iis, qvi cadavere occisi inverso fugere neqveunt, ut memini me legisse apud aliqvos, & hisce meis oculis aliqvando vidi adhuc puer. Ex urbe qvadam egrediebantur duo juvenes artifices gladiis accincti, & Sarcinulis onusti, peregrinaturi ad opificium in aliis Urbibus exercendum pro more patriae. Horum unus benè potus, nescio ob qvod verbulum licentiosius effusum antea in hospitio, alterum provocat ad duellum. Renuit hic. ut temulento parceret. Temulentus contra evaginato gladio irruit in alterum, & excusso primũ pileo laedit eum in vertice ad copiosum sangvinis defluxum. Coactus igitur congreditur cum temulento, post gladium per inguina transadigit, prostatoqve inimico in terram supino abit cum sarcinula
</p></div></body></text></TEI>
[51/0067]
gantz mit den Musculis abgeschnitten / in den Gerichten an einen gewissen Oet/ oder auch wohl gar in die Gefängniß an einen Faden oder Band aufgehenckt und behalten/ daß/ wenn etwan der Thäter ungesähr dieser oder anderer Unthaten halber/ in Hafft käme/ solcher Daumen noch ein Zeichen geben möchte.
CLXXIII. Etliche haben dem Entleibten wohl gar eine Hand abgehauen/ und solche aufgeheben/ gestalt denn
Schottolius de sing. & antiq. in Germania Juribus c. 3. pag. 101.
aus dem Chytraeo erzehlet/ daß einem Ermordeten die Hand abgeschnitten/ und nach Begrabnng des übrigen Leichnams in dem Gefänguiß zu Izehoe aufgehänget worden; woselbst sie auch gantzer zehen Jahr über an einen Faden gehangen. Endlich wird einer auf Dieberey erwischet/ und dahin geführet/ bey dessen ersten Eintrit die schier verdorrete Hand augefangen zu bluten. Worüber der Dieb hart befraget/ auch beweget worden/ zu bekennen/ daß er vor zehen Jahren einen Mann auf der Strassen ümgebracht/ dessen die Hand sey/ deßhalber er auch den verdienten Lohn durch den Diebs-Hencker bekommen.
CLXXIV. Wenn der Thäter durchgangen/ pflegen etliche Richter den Entleibten / wenn sie zu ihn mit den Gerichts-Personen kommen/ durch den Diener auf den Bauch und das Gesichte zu wenden/ oder ihm den rechten Schue ausziehen/ und auf das Antlitz legen zu lassen/ den Aberglauben darbey habende/ es könte alsdann der Thäter nicht aus der Stadt/ Gerichtsoder Dorfs-Gräntze kommen / sondern müste drinn bleiben/ und so lang herum gehen/ biß er ertappet würde / welche Procedur aber keines Weges gebilliget wird. Wey dem Caspar Schotto, pag. 407. findet man hievon ein notabel Exempel/ wenn er also setzet: Prodi inqvit, à Daemone occisores solere nec mirum est, nec novum, ut patet in iis, qvi cadavere occisi inverso fugere neqveunt, ut memini me legisse apud aliqvos, & hisce meis oculis aliqvando vidi adhuc puer. Ex urbe qvadam egrediebantur duo juvenes artifices gladiis accincti, & Sarcinulis onusti, peregrinaturi ad opificium in aliis Urbibus exercendum pro more patriae. Horum unus benè potus, nescio ob qvod verbulum licentiosius effusum antea in hospitio, alterum provocat ad duellum. Renuit hic. ut temulento parceret. Temulentus contra evaginato gladio irruit in alterum, & excusso primũ pileo laedit eum in vertice ad copiosum sangvinis defluxum. Coactus igitur congreditur cum temulento, post gladium per inguina transadigit, prostatoqve inimico in terram supino abit cum sarcinula
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/67>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.