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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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Zorn dahin/ und werden so still/ wie die Frösch in einen Teiche/ wann sie ein Licht schimmern sehen. Wann man einen Verwiesenen oder Banditen soll nacheilen/ so stehen sie largo, und von weiten/ so sehr als möglich/ und sehen/ wie sie ihre Haut verwahren. Wann sie bey Nacht sollen die Ronde helffen versehen/ dörffen sie wohl einem/ so ihnen mit einem Licht begegnet/ das Licht durch ihrer Gesellen einen/ den sie voraus schicken/ lassen auslöschen / auf daß sie eine Ursach haben/ ihn in den Beutel zustecken: fangen wohl auf solche weise einen Handel mit einen an/ daß sie Gelegenheit haben/ ihme alles zu nehmen/ was er bey sich hat/ und mag wohl GOtt dancken/ daß sie ihn nicht lahm schlagen/ und noch darzu ins Gefängnis führen. Bißweilen tasten sie auch einen an/ stellen sich/ als wolten sie nachsuchen/ ob er verbothene Waffen heimlich bey sich trüge/ und nehmen ihm unterdessen den Beutel. Sie haben Gemeinschafft mit den Huren/ als welche ihnen auch manchen guten Brocken zu wege bringen. Haben Kundschafft mit den Wirthen/ bey welchen sie offtermahls selbst Diebe und Spitzbuben einlogiren. Sie haben Freundschafft mit den Hencker / als welcher ihnen des Handwercks halben sehr nahe verwand/ und sie gemeiniglich nicht ihme gleich/ wie jener sagt/ sondern wohl ärger seynd. In Summa/ es ist ein Gesindlein/ daß so voller Boßheit stecket/ daß es allenthalben überläufft/ dessen man sich nicht so höchlich zu verwundern: Denn anfänglich/ wenn sie ein solches Ambt begehren/ da sie doch sonsten ein gut Handwerck können/ ist nicht viel gutes an ihnen/ und so bald sie darzu kommen / fangen sie an/ mit den Teufel in die Schule zugehen. Dannenhero sie allerhand lernen/ damit sie sich hernach meisterlich wissen zubehelffen. Denn es hat ein Scherge einen freyen Ein- und Ausgang in dem Rathhause/ allda er allerley seltzame Zufälle höret. Er höret die Anschläge der Diebe und Spitzbuben: Er höret die Griffe der Verräther und Meucheimörder: Er höret die List der Huren / den Betrug der Rufianen/ die Geschwindigkeit der Banditen/ die Anstellung derer/ die aus den Gefängnis brechen/ in Summa/ er höret so viel/ daß er in kurtzen Zeiten/ wenn er nicht gar ein Tölpel und Schlingel seyn will/ vor einen Magister, ja Doctor in allen Bubenstücken passiren kan. Dieses aber sind gemeiniglich die vornehmsten Tugenden und Griffe/ damit sie fast täglich ümgehen/ nemlich/ daß sie bösen Buben allerhand Vorschub geben/ als ihren guten Gönnern/ von denen sie/ so lange sie lauffen/ den besten Gewinn haben /

Zorn dahin/ und werden so still/ wie die Frösch in einen Teiche/ wann sie ein Licht schimmern sehen. Wann man einen Verwiesenen oder Banditen soll nacheilen/ so stehen sie largo, und von weiten/ so sehr als möglich/ und sehen/ wie sie ihre Haut verwahren. Wann sie bey Nacht sollen die Ronde helffen versehen/ dörffen sie wohl einem/ so ihnen mit einem Licht begegnet/ das Licht durch ihrer Gesellen einen/ den sie voraus schicken/ lassen auslöschen / auf daß sie eine Ursach haben/ ihn in den Beutel zustecken: fangen wohl auf solche weise einen Handel mit einen an/ daß sie Gelegenheit haben/ ihme alles zu nehmen/ was er bey sich hat/ und mag wohl GOtt dancken/ daß sie ihn nicht lahm schlagen/ und noch darzu ins Gefängnis führen. Bißweilen tasten sie auch einen an/ stellen sich/ als wolten sie nachsuchen/ ob er verbothene Waffen heimlich bey sich trüge/ und nehmen ihm unterdessen den Beutel. Sie haben Gemeinschafft mit den Huren/ als welche ihnen auch manchen guten Brocken zu wege bringen. Haben Kundschafft mit den Wirthen/ bey welchen sie offtermahls selbst Diebe und Spitzbuben einlogiren. Sie haben Freundschafft mit den Hencker / als welcher ihnen des Handwercks halben sehr nahe verwand/ und sie gemeiniglich nicht ihme gleich/ wie jener sagt/ sondern wohl ärger seynd. In Summa/ es ist ein Gesindlein/ daß so voller Boßheit stecket/ daß es allenthalben überläufft/ dessen man sich nicht so höchlich zu verwundern: Denn anfänglich/ wenn sie ein solches Ambt begehren/ da sie doch sonsten ein gut Handwerck können/ ist nicht viel gutes an ihnen/ und so bald sie darzu kommen / fangen sie an/ mit den Teufel in die Schule zugehen. Dannenhero sie allerhand lernen/ damit sie sich hernach meisterlich wissen zubehelffen. Denn es hat ein Scherge einen freyen Ein- und Ausgang in dem Rathhause/ allda er allerley seltzame Zufälle höret. Er höret die Anschläge der Diebe und Spitzbuben: Er höret die Griffe der Verräther und Meucheimörder: Er höret die List der Huren / den Betrug der Rufianen/ die Geschwindigkeit der Banditen/ die Anstellung derer/ die aus den Gefängnis brechen/ in Summa/ er höret so viel/ daß er in kurtzen Zeiten/ wenn er nicht gar ein Tölpel und Schlingel seyn will/ vor einen Magister, ja Doctor in allen Bubenstücken passiren kan. Dieses aber sind gemeiniglich die vornehmsten Tugenden und Griffe/ damit sie fast täglich ümgehen/ nemlich/ daß sie bösen Buben allerhand Vorschub geben/ als ihren guten Gönnern/ von denen sie/ so lange sie lauffen/ den besten Gewinn haben /

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[500/0516] Zorn dahin/ und werden so still/ wie die Frösch in einen Teiche/ wann sie ein Licht schimmern sehen. Wann man einen Verwiesenen oder Banditen soll nacheilen/ so stehen sie largo, und von weiten/ so sehr als möglich/ und sehen/ wie sie ihre Haut verwahren. Wann sie bey Nacht sollen die Ronde helffen versehen/ dörffen sie wohl einem/ so ihnen mit einem Licht begegnet/ das Licht durch ihrer Gesellen einen/ den sie voraus schicken/ lassen auslöschen / auf daß sie eine Ursach haben/ ihn in den Beutel zustecken: fangen wohl auf solche weise einen Handel mit einen an/ daß sie Gelegenheit haben/ ihme alles zu nehmen/ was er bey sich hat/ und mag wohl GOtt dancken/ daß sie ihn nicht lahm schlagen/ und noch darzu ins Gefängnis führen. Bißweilen tasten sie auch einen an/ stellen sich/ als wolten sie nachsuchen/ ob er verbothene Waffen heimlich bey sich trüge/ und nehmen ihm unterdessen den Beutel. Sie haben Gemeinschafft mit den Huren/ als welche ihnen auch manchen guten Brocken zu wege bringen. Haben Kundschafft mit den Wirthen/ bey welchen sie offtermahls selbst Diebe und Spitzbuben einlogiren. Sie haben Freundschafft mit den Hencker / als welcher ihnen des Handwercks halben sehr nahe verwand/ und sie gemeiniglich nicht ihme gleich/ wie jener sagt/ sondern wohl ärger seynd. In Summa/ es ist ein Gesindlein/ daß so voller Boßheit stecket/ daß es allenthalben überläufft/ dessen man sich nicht so höchlich zu verwundern: Denn anfänglich/ wenn sie ein solches Ambt begehren/ da sie doch sonsten ein gut Handwerck können/ ist nicht viel gutes an ihnen/ und so bald sie darzu kommen / fangen sie an/ mit den Teufel in die Schule zugehen. Dannenhero sie allerhand lernen/ damit sie sich hernach meisterlich wissen zubehelffen. Denn es hat ein Scherge einen freyen Ein- und Ausgang in dem Rathhause/ allda er allerley seltzame Zufälle höret. Er höret die Anschläge der Diebe und Spitzbuben: Er höret die Griffe der Verräther und Meucheimörder: Er höret die List der Huren / den Betrug der Rufianen/ die Geschwindigkeit der Banditen/ die Anstellung derer/ die aus den Gefängnis brechen/ in Summa/ er höret so viel/ daß er in kurtzen Zeiten/ wenn er nicht gar ein Tölpel und Schlingel seyn will/ vor einen Magister, ja Doctor in allen Bubenstücken passiren kan. Dieses aber sind gemeiniglich die vornehmsten Tugenden und Griffe/ damit sie fast täglich ümgehen/ nemlich/ daß sie bösen Buben allerhand Vorschub geben/ als ihren guten Gönnern/ von denen sie/ so lange sie lauffen/ den besten Gewinn haben /

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/516>, abgerufen am 22.11.2024.