Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

quam alienis jus dicere velit. Cum vero a judiciis & litibus omnis exulare debeat suspicio L. 16. C. de Judic. omnino iis haec potestas concedi non debet, & si fiat, periniqvum est. Adde his, quae late habet

Zigler. in Dicast. concl. 12.

XII. In Ansehung dessen haben die Alten die Justiz oder Göttin der Gerechtigkeit mit verbundenen Augen gemahlet/ daß sie niemand/ weder Freund noch Feind / solle ansehen/ sondern gleich durchgehen/ und iedem/ was ihm gebühret / zueignen. Die Thebaner bildeten sie ab mit gegen Himmel sehenden Augen. Die AEgypter aber dergestalt/ daß sie ihr Gesichte in den Wolcken verborgen hielte.

Plutarch. in moral. lib. 1. Zigler. Dicast. concl. 32. §. 16.

Ja die Areopagiten [odes Blut-Richter zu Athen] hielten bey Nacht/ ohne Licht und im Finstern Verhör/ und entschieden die Sachen/ damit sie nicht sehen möchten/ wer die klagende und beklagte Personen wären/ wohl wissende/ daß das Ansehen der Personen/ die Gestalt/ Kleidung und Gebärden der Menschen zuweilen den guten Vorsatz und das Gemüthe des Richters zu bewegen pflegten. Drum sie auch verbothen/ daß kein Ubelthäter mit Rhetorischer Wohlredenheit zu defendiren/ noch auch mit sonderbahren zierlichen Reden die Affecten der Richter zur Barmhertzigkeit zu bewegen.

Lucian. in Hermotimo.

XIII. Insonderheit aber soll Er sich hüten/ daß Er nicht durch Verleitung der Weiber ein ungerechtes Urthel fälle/ wie Paris der Veneri zu Liebe wieder Palladem und Junonem: Denn die Weiber können mit einen geringen Winck den Richter zu Mitleiden bewegen/ und unziemliche Liebe anzünden. Und ist war/ wie man saget/ daß viele Herren in einer Stadt/ aber fast alle Knechte der Weiber sind. Drüm auch die Po[unleserliches Material]en bezeugen daß die Liebe viel stärcker und mächtiger sey/ denn alle andere Götter/ und ihnen alle ihre Waffen nehme/ demm Jovi seinen Blitz und Donner-Keil/ Apolloni den Bogen und Pfeil/ Herculi die Keule / Marti seinen Helm/ Mercurio seine Talaren/ dem Bacho seinem Thyrsum, Neptuno seinen dreyfachtigen Zepter. Waß ist denn hoch zu verwundern/ so Amor das Gehirn aus dem Kopffe/ die Feder aus den Händen dem unkeuschen Richter nehme / und Abschiede oder Urtheil seines Gefallens mache.

Adam, Samsonem, Loth, Davidem Salomonem

Foemina de[unleserliches Material]pit, quis modo tutus erit?

quam alienis jus dicere velit. Cùm verò â judiciis & litibus omnis exulare debeat suspicio L. 16. C. de Judic. omnino iis haec potestas concedi non debet, & si fiat, periniqvum est. Adde his, quae latè habet

Zigler. in Dicast. concl. 12.

XII. In Ansehung dessen haben die Alten die Justiz oder Göttin der Gerechtigkeit mit verbundenen Augen gemahlet/ daß sie niemand/ weder Freund noch Feind / solle ansehen/ sondern gleich durchgehen/ und iedem/ was ihm gebühret / zueignen. Die Thebaner bildeten sie ab mit gegen Himmel sehenden Augen. Die AEgypter aber dergestalt/ daß sie ihr Gesichte in den Wolcken verborgen hielte.

Plutarch. in moral. lib. 1. Zigler. Dicast. concl. 32. §. 16.

Ja die Areopagiten [odes Blut-Richter zu Athen] hielten bey Nacht/ ohne Licht und im Finstern Verhör/ und entschieden die Sachen/ damit sie nicht sehen möchten/ wer die klagende und beklagte Personen wären/ wohl wissende/ daß das Ansehen der Personen/ die Gestalt/ Kleidung und Gebärden der Menschen zuweilen den guten Vorsatz und das Gemüthe des Richters zu bewegen pflegten. Drum sie auch verbothen/ daß kein Ubelthäter mit Rhetorischer Wohlredenheit zu defendiren/ noch auch mit sonderbahren zierlichen Reden die Affecten der Richter zur Barmhertzigkeit zu bewegen.

Lucian. in Hermotimo.

XIII. Insonderheit aber soll Er sich hüten/ daß Er nicht durch Verleitung der Weiber ein ungerechtes Urthel fälle/ wie Paris der Veneri zu Liebe wieder Palladem und Junonem: Denn die Weiber können mit einen geringen Winck den Richter zu Mitleiden bewegen/ und unziemliche Liebe anzünden. Und ist war/ wie man saget/ daß viele Herren in einer Stadt/ aber fast alle Knechte der Weiber sind. Drüm auch die Po[unleserliches Material]en bezeugen daß die Liebe viel stärcker und mächtiger sey/ denn alle andere Götter/ und ihnen alle ihre Waffen nehme/ demm Jovi seinen Blitz und Donner-Keil/ Apolloni den Bogen und Pfeil/ Herculi die Keule / Marti seinen Helm/ Mercurio seine Talaren/ dem Bacho seinem Thyrsum, Neptuno seinen dreyfachtigen Zepter. Waß ist denn hoch zu verwundern/ so Amor das Gehirn aus dem Kopffe/ die Feder aus den Händen dem unkeuschen Richter nehme / und Abschiede oder Urtheil seines Gefallens mache.

Adam, Samsonem, Loth, Davidem Salomonem

Foemina de[unleserliches Material]pit, quis modo tutus erit?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0208" n="192"/>
quam alienis jus dicere velit. Cùm verò â judiciis &amp; litibus                      omnis exulare debeat suspicio L. 16. C. de Judic. omnino iis haec potestas                      concedi non debet, &amp; si fiat, periniqvum est. Adde his, quae latè habet</p>
        <p>Zigler. in Dicast. concl. 12.</p>
        <p>XII. In Ansehung dessen haben die Alten die Justiz oder Göttin der Gerechtigkeit                      mit verbundenen Augen gemahlet/ daß sie niemand/ weder Freund noch Feind /                      solle ansehen/ sondern gleich durchgehen/ und iedem/ was ihm gebühret /                      zueignen. Die Thebaner bildeten sie ab mit gegen Himmel sehenden Augen. Die                      AEgypter aber dergestalt/ daß sie ihr Gesichte in den Wolcken verborgen                      hielte.</p>
        <l>Plutarch. in moral. lib. 1.</l>
        <l>Zigler. Dicast. concl. 32. §. 16.</l>
        <p>Ja die Areopagiten [odes Blut-Richter zu Athen] hielten bey Nacht/ ohne Licht                      und im Finstern Verhör/ und entschieden die Sachen/ damit sie nicht sehen                      möchten/ wer die klagende und beklagte Personen wären/ wohl wissende/ daß das                      Ansehen der Personen/ die Gestalt/ Kleidung und Gebärden der Menschen zuweilen                      den guten Vorsatz und das Gemüthe des Richters zu bewegen pflegten. Drum sie                      auch verbothen/ daß kein Ubelthäter mit Rhetorischer Wohlredenheit zu                      defendiren/ noch auch mit sonderbahren zierlichen Reden die Affecten der                      Richter zur Barmhertzigkeit zu bewegen.</p>
        <p>Lucian. in Hermotimo.</p>
        <p>XIII. Insonderheit aber soll Er sich hüten/ daß Er nicht durch Verleitung der                      Weiber ein ungerechtes Urthel fälle/ wie Paris der Veneri zu Liebe wieder                      Palladem und Junonem: Denn die Weiber können mit einen geringen Winck den                      Richter zu Mitleiden bewegen/ und unziemliche Liebe anzünden. Und ist war/ wie                      man saget/ daß viele Herren in einer Stadt/ aber fast alle Knechte der Weiber                      sind. Drüm auch die Po<gap reason="illegible"/>en bezeugen daß die Liebe viel stärcker und mächtiger                      sey/ denn alle andere Götter/ und ihnen alle ihre Waffen nehme/ demm Jovi                      seinen Blitz und Donner-Keil/ Apolloni den Bogen und Pfeil/ Herculi die Keule                     / Marti seinen Helm/ Mercurio seine Talaren/ dem Bacho seinem Thyrsum, Neptuno                      seinen dreyfachtigen Zepter. Waß ist denn hoch zu verwundern/ so Amor das                      Gehirn aus dem Kopffe/ die Feder aus den Händen dem unkeuschen Richter nehme /                      und Abschiede oder Urtheil seines Gefallens mache.</p>
        <p>Adam, Samsonem, Loth, Davidem Salomonem</p>
        <p>Foemina de<gap reason="illegible"/>pit, quis modo tutus erit?</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0208] quam alienis jus dicere velit. Cùm verò â judiciis & litibus omnis exulare debeat suspicio L. 16. C. de Judic. omnino iis haec potestas concedi non debet, & si fiat, periniqvum est. Adde his, quae latè habet Zigler. in Dicast. concl. 12. XII. In Ansehung dessen haben die Alten die Justiz oder Göttin der Gerechtigkeit mit verbundenen Augen gemahlet/ daß sie niemand/ weder Freund noch Feind / solle ansehen/ sondern gleich durchgehen/ und iedem/ was ihm gebühret / zueignen. Die Thebaner bildeten sie ab mit gegen Himmel sehenden Augen. Die AEgypter aber dergestalt/ daß sie ihr Gesichte in den Wolcken verborgen hielte. Plutarch. in moral. lib. 1. Zigler. Dicast. concl. 32. §. 16. Ja die Areopagiten [odes Blut-Richter zu Athen] hielten bey Nacht/ ohne Licht und im Finstern Verhör/ und entschieden die Sachen/ damit sie nicht sehen möchten/ wer die klagende und beklagte Personen wären/ wohl wissende/ daß das Ansehen der Personen/ die Gestalt/ Kleidung und Gebärden der Menschen zuweilen den guten Vorsatz und das Gemüthe des Richters zu bewegen pflegten. Drum sie auch verbothen/ daß kein Ubelthäter mit Rhetorischer Wohlredenheit zu defendiren/ noch auch mit sonderbahren zierlichen Reden die Affecten der Richter zur Barmhertzigkeit zu bewegen. Lucian. in Hermotimo. XIII. Insonderheit aber soll Er sich hüten/ daß Er nicht durch Verleitung der Weiber ein ungerechtes Urthel fälle/ wie Paris der Veneri zu Liebe wieder Palladem und Junonem: Denn die Weiber können mit einen geringen Winck den Richter zu Mitleiden bewegen/ und unziemliche Liebe anzünden. Und ist war/ wie man saget/ daß viele Herren in einer Stadt/ aber fast alle Knechte der Weiber sind. Drüm auch die Po_ en bezeugen daß die Liebe viel stärcker und mächtiger sey/ denn alle andere Götter/ und ihnen alle ihre Waffen nehme/ demm Jovi seinen Blitz und Donner-Keil/ Apolloni den Bogen und Pfeil/ Herculi die Keule / Marti seinen Helm/ Mercurio seine Talaren/ dem Bacho seinem Thyrsum, Neptuno seinen dreyfachtigen Zepter. Waß ist denn hoch zu verwundern/ so Amor das Gehirn aus dem Kopffe/ die Feder aus den Händen dem unkeuschen Richter nehme / und Abschiede oder Urtheil seines Gefallens mache. Adam, Samsonem, Loth, Davidem Salomonem Foemina de_ pit, quis modo tutus erit?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/208
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/208>, abgerufen am 27.04.2024.