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Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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"Striethast" bedeutet übersetzt "Streit hast"; doch ist vielleicht anzunehmen, daß es ursprünglich "Strietaßt", d. h. "Streitaxt" hieß, und man dem Speck die Form dieser Waffe gab.

Von der Diele her nahten die Stimmen der Männer. Anntrinn floh durch die Seitenthür ins Freie, und Stine wendete mit einem erstickten Seufzer den Pfannenkuchen, der ihres Kindes Lebensglück zerstören sollte. So lange Sanne lebte, war an keine Aenderung ihres Willens zu denken! -- Rolf Evert wurde sehr bleich, als ihm die alte Sanne das Gebäck mit dem eingekerbten Striethast, der alle seine Hoffnungen vernichten sollte, auf den Teller schob. Einen Moment biß er die weißen, festen Zähne tief in die Lippen, dann aber ermuthigte, ja erheiterte er sich wieder, und seine braunen Augen nahmen einen sieghaften Ausdruck an. Stine war längst in der Waschkammer verschwunden, wo sie sich mit der Schürze eine rebellische Thräne abtrocknete, auch Leffert wurde unruhig, und unter dem geistvollen Vorwande, er glaube, das Füllen habe sich losgerissen, eilte er zu dem Stalle zurück.

So blieben Rolf und die Alte allein. Rolf rückte an ihre Seite und sprach, auf den Striethast deutend, welcher auf seinem Teller lag: Nun sagt einmal, Mole (Mühmchen), weshalb habt Ihr denn eigentlich diese Flagge da aufgehißt?

Ueber so viel Frechheit war selbst die doppelt

„Striethast“ bedeutet übersetzt „Streit hast“; doch ist vielleicht anzunehmen, daß es ursprünglich „Strietaßt“, d. h. „Streitaxt“ hieß, und man dem Speck die Form dieser Waffe gab.

Von der Diele her nahten die Stimmen der Männer. Anntrinn floh durch die Seitenthür ins Freie, und Stine wendete mit einem erstickten Seufzer den Pfannenkuchen, der ihres Kindes Lebensglück zerstören sollte. So lange Sanne lebte, war an keine Aenderung ihres Willens zu denken! — Rolf Evert wurde sehr bleich, als ihm die alte Sanne das Gebäck mit dem eingekerbten Striethast, der alle seine Hoffnungen vernichten sollte, auf den Teller schob. Einen Moment biß er die weißen, festen Zähne tief in die Lippen, dann aber ermuthigte, ja erheiterte er sich wieder, und seine braunen Augen nahmen einen sieghaften Ausdruck an. Stine war längst in der Waschkammer verschwunden, wo sie sich mit der Schürze eine rebellische Thräne abtrocknete, auch Leffert wurde unruhig, und unter dem geistvollen Vorwande, er glaube, das Füllen habe sich losgerissen, eilte er zu dem Stalle zurück.

So blieben Rolf und die Alte allein. Rolf rückte an ihre Seite und sprach, auf den Striethast deutend, welcher auf seinem Teller lag: Nun sagt einmal, Mole (Mühmchen), weshalb habt Ihr denn eigentlich diese Flagge da aufgehißt?

Ueber so viel Frechheit war selbst die doppelt

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[0031] „Striethast“ bedeutet übersetzt „Streit hast“; doch ist vielleicht anzunehmen, daß es ursprünglich „Strietaßt“, d. h. „Streitaxt“ hieß, und man dem Speck die Form dieser Waffe gab. Von der Diele her nahten die Stimmen der Männer. Anntrinn floh durch die Seitenthür ins Freie, und Stine wendete mit einem erstickten Seufzer den Pfannenkuchen, der ihres Kindes Lebensglück zerstören sollte. So lange Sanne lebte, war an keine Aenderung ihres Willens zu denken! — Rolf Evert wurde sehr bleich, als ihm die alte Sanne das Gebäck mit dem eingekerbten Striethast, der alle seine Hoffnungen vernichten sollte, auf den Teller schob. Einen Moment biß er die weißen, festen Zähne tief in die Lippen, dann aber ermuthigte, ja erheiterte er sich wieder, und seine braunen Augen nahmen einen sieghaften Ausdruck an. Stine war längst in der Waschkammer verschwunden, wo sie sich mit der Schürze eine rebellische Thräne abtrocknete, auch Leffert wurde unruhig, und unter dem geistvollen Vorwande, er glaube, das Füllen habe sich losgerissen, eilte er zu dem Stalle zurück. So blieben Rolf und die Alte allein. Rolf rückte an ihre Seite und sprach, auf den Striethast deutend, welcher auf seinem Teller lag: Nun sagt einmal, Mole (Mühmchen), weshalb habt Ihr denn eigentlich diese Flagge da aufgehißt? Ueber so viel Frechheit war selbst die doppelt

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:59:48Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:59:48Z)

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Zitationshilfe: Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910/31>, abgerufen am 24.11.2024.