pdi_347.001 Nachbildungen entspringt in den Kinderjahren der Dichter die pdi_347.002 Verwebung poetischer Figuren aus Märchen, Romanen, Schauspielen pdi_347.003 in die Wirklichkeit, die wir von Goethe und Dickens pdi_347.004 kennen. Die Grenzen der Phantasie in Bezug auf Nachbildung pdi_347.005 hat Goethe, offenbar aus eigener Erfahrung, hervorgehoben. "Die pdi_347.006 Phantasie kann sich nie eine Vortrefflichkeit so vollkommen pdi_347.007 denken, als sie im Individuum wirklich erscheint. Nur vager, pdi_347.008 neblichter, unbestimmter, grenzenloser denkt sie sich die Phantasie, pdi_347.009 aber niemals in der charakteristischen Vollständigkeit der pdi_347.010 Wirklichkeit."1)
pdi_347.011
Der Dichter unterscheidet sich auch durch die energische pdi_347.012 Beseelung der Bilder und die so entstehende Befriedigung pdi_347.013 in einer von Gefühlen gesättigten Anschauung. Die pdi_347.014 Energie seines Lebensgefühls lässt Zustandsbilder vieler Lagen pdi_347.015 seines Lebens entstehen und ihm gegenwärtig bleiben. Goethe pdi_347.016 sagt: "Claude Lorrain kannte die reale Welt bis in ihr kleinstes pdi_347.017 Detail auswendig, und er gebrauchte sie als Mittel, um die Welt pdi_347.018 seiner schönen Seele auszudrücken. Und das ist eben die wahre pdi_347.019 Idealität." Dasselbe findet im Dichter statt.2) Als man Chamisso pdi_347.020 nach der Bedeutung seines Peter Schlemihl fragte, lehnte pdi_347.021 er eine Aeusserung darüber ab und bemerkte: "er wolle mit der pdi_347.022 Poesie selten etwas; wenn eine Anekdote, ein Wort, ein Bild pdi_347.023 (in diesem Fall eine scherzhafte Unterredung mit Fouque) ihn pdi_347.024 selber von der Seite der linken Pfote bewege, denke er, es pdi_347.025 müsse auch Anderen so gehen, und nun ringe er mühsam mit pdi_347.026 der Sprache, bis es herauskomme."
pdi_347.027
Aus dem Dargelegten erklärt sich, dass die grossen Dichter pdi_347.028 von einem unwiderstehlichen Drange vorangetrieben werden, pdi_347.029 Erlebniss irgend einer mächtigen Art, das ihrer Natur gemäss pdi_347.030 ist, zu erfahren, zu wiederholen und in sich zu sammeln. So pdi_347.031 hat Shakespeare mit dem fieberhaften Puls seiner Helden ein pdi_347.032 Leben voll Erfahrungen durchstürmt. Sohn eines wohlhabenden pdi_347.033 Landbesitzers, dann Lehrling eines Advocaten, mit achtzehn
1)pdi_347.034 Goethe, Unterhaltungen mit Müller, S. 81.
2)pdi_347.035 "Eckermann II 126.
pdi_347.001 Nachbildungen entspringt in den Kinderjahren der Dichter die pdi_347.002 Verwebung poetischer Figuren aus Märchen, Romanen, Schauspielen pdi_347.003 in die Wirklichkeit, die wir von Goethe und Dickens pdi_347.004 kennen. Die Grenzen der Phantasie in Bezug auf Nachbildung pdi_347.005 hat Goethe, offenbar aus eigener Erfahrung, hervorgehoben. „Die pdi_347.006 Phantasie kann sich nie eine Vortrefflichkeit so vollkommen pdi_347.007 denken, als sie im Individuum wirklich erscheint. Nur vager, pdi_347.008 neblichter, unbestimmter, grenzenloser denkt sie sich die Phantasie, pdi_347.009 aber niemals in der charakteristischen Vollständigkeit der pdi_347.010 Wirklichkeit.“1)
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Der Dichter unterscheidet sich auch durch die energische pdi_347.012 Beseelung der Bilder und die so entstehende Befriedigung pdi_347.013 in einer von Gefühlen gesättigten Anschauung. Die pdi_347.014 Energie seines Lebensgefühls lässt Zustandsbilder vieler Lagen pdi_347.015 seines Lebens entstehen und ihm gegenwärtig bleiben. Goethe pdi_347.016 sagt: „Claude Lorrain kannte die reale Welt bis in ihr kleinstes pdi_347.017 Detail auswendig, und er gebrauchte sie als Mittel, um die Welt pdi_347.018 seiner schönen Seele auszudrücken. Und das ist eben die wahre pdi_347.019 Idealität.“ Dasselbe findet im Dichter statt.2) Als man Chamisso pdi_347.020 nach der Bedeutung seines Peter Schlemihl fragte, lehnte pdi_347.021 er eine Aeusserung darüber ab und bemerkte: „er wolle mit der pdi_347.022 Poesie selten etwas; wenn eine Anekdote, ein Wort, ein Bild pdi_347.023 (in diesem Fall eine scherzhafte Unterredung mit Fouqué) ihn pdi_347.024 selber von der Seite der linken Pfote bewege, denke er, es pdi_347.025 müsse auch Anderen so gehen, und nun ringe er mühsam mit pdi_347.026 der Sprache, bis es herauskomme.“
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Aus dem Dargelegten erklärt sich, dass die grossen Dichter pdi_347.028 von einem unwiderstehlichen Drange vorangetrieben werden, pdi_347.029 Erlebniss irgend einer mächtigen Art, das ihrer Natur gemäss pdi_347.030 ist, zu erfahren, zu wiederholen und in sich zu sammeln. So pdi_347.031 hat Shakespeare mit dem fieberhaften Puls seiner Helden ein pdi_347.032 Leben voll Erfahrungen durchstürmt. Sohn eines wohlhabenden pdi_347.033 Landbesitzers, dann Lehrling eines Advocaten, mit achtzehn
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Nachbildungen entspringt in den Kinderjahren der Dichter die pdi_347.002
Verwebung poetischer Figuren aus Märchen, Romanen, Schauspielen pdi_347.003
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Der Dichter unterscheidet sich auch durch die energische pdi_347.012
Beseelung der Bilder und die so entstehende Befriedigung pdi_347.013
in einer von Gefühlen gesättigten Anschauung. Die pdi_347.014
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seiner schönen Seele auszudrücken. Und das ist eben die wahre pdi_347.019
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nach der Bedeutung seines Peter Schlemihl fragte, lehnte pdi_347.021
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Poesie selten etwas; wenn eine Anekdote, ein Wort, ein Bild pdi_347.023
(in diesem Fall eine scherzhafte Unterredung mit Fouqué) ihn pdi_347.024
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Aus dem Dargelegten erklärt sich, dass die grossen Dichter pdi_347.028
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hat Shakespeare mit dem fieberhaften Puls seiner Helden ein pdi_347.032
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"Eckermann II 126.
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