Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.pdi_319.001 1) pdi_319.034
Ich hebe nach den Seiten der 2. Ausgabe 1856 hervor Bd. I, 159. pdi_319.035 248. 285. 288. 289. 294. 295. 297. 298. 300. 331. 396. 405. 414. II, 100. pdi_319.036 117. 118. 179. 194. 258. 282. 338. pdi_319.001 1) pdi_319.034
Ich hebe nach den Seiten der 2. Ausgabe 1856 hervor Bd. I, 159. pdi_319.035 248. 285. 288. 289. 294. 295. 297. 298. 300. 331. 396. 405. 414. II, 100. pdi_319.036 117. 118. 179. 194. 258. 282. 338. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="319"/><lb n="pdi_319.001"/> und des dramatischen Dichters gegenüber seinem Stoff die <lb n="pdi_319.002"/> Grundunterschiede ihrer Kunstübung höchst geistvoll abgeleitet, <lb n="pdi_319.003"/> indem er so die technischen Betrachtungen, die sein und <lb n="pdi_319.004"/> Schillers Schaffen begleitet hatten, unter Einem Gesichtspunkte <lb n="pdi_319.005"/> sammelte (über epische und dramatische Dichtung von Goethe <lb n="pdi_319.006"/> und Schiller, Beilage zum Brief an Schiller vom 23. Decbr. 1797). <lb n="pdi_319.007"/> „Der Epiker und der Dramatiker sind beide den allgemeinen <lb n="pdi_319.008"/> Gesetzen unterworfen, besonders dem Gesetze der Einheit und <lb n="pdi_319.009"/> dem Gesetze der Entfaltung, ferner behandeln sie beide ähnliche <lb n="pdi_319.010"/> Gegenstände und können beide alle Arten von Motiven brauchen; <lb n="pdi_319.011"/> ihr grosser wesentlicher Unterschied beruht aber darin, dass der <lb n="pdi_319.012"/> Epiker die Begebenheit als vollkommen vergangen vorträgt und <lb n="pdi_319.013"/> der Dramatiker sie als vollkommen gegenwärtig vorstellt. Wollte <lb n="pdi_319.014"/> man das Detail der Gesetze, wonach beide zu handeln haben, <lb n="pdi_319.015"/> aus der Natur des Menschen ableiten, so müsste man sich einen <lb n="pdi_319.016"/> Rhapsoden und einen Mimen, beide als Dichter, jenen mit <lb n="pdi_319.017"/> seinem ruhig horchenden, diesen mit seinem ungeduldig schauenden <lb n="pdi_319.018"/> und hörenden Kreise umgeben, vergegenwärtigen.“ Schiller <lb n="pdi_319.019"/> fügt folgende Unterschiede hinzu. Wie der Erzähler seinen Stoff <lb n="pdi_319.020"/> als ein Vergangenes vor sich stellt, kann er die Handlung gleichsam <lb n="pdi_319.021"/> als stillestehend denken; er weiss schon Anfang, Mitte und <lb n="pdi_319.022"/> Ende; er bewegt sich frei um sie, kann ungleichen Schritt halten, <lb n="pdi_319.023"/> Vorgriffe und Rückgriffe thun. „Die dramatische Handlung bewegt <lb n="pdi_319.024"/> sich vor mir, so bin ich streng an die Gegenwart gefesselt, <lb n="pdi_319.025"/> meine Phantasie verliert alle Freiheit; es entsteht und erhält <lb n="pdi_319.026"/> sich eine fortwährende Unruhe in mir“ (Schiller zwischen 23. <lb n="pdi_319.027"/> und 27. Decbr. 1797). Diese Hauptsätze sind bei Schiller und <lb n="pdi_319.028"/> Goethe mit den werthvollsten technischen Einzelbeobachtungen <lb n="pdi_319.029"/> verbunden, in denen nur das, was allgemeingültig aus der Beziehung <lb n="pdi_319.030"/> zwischen dem Hervorbringen, dem Gegenstand und den <lb n="pdi_319.031"/> Darstellungsmitteln folgt, von dem, was an ihrem Formideal <lb n="pdi_319.032"/> zeitlich bedingt war, abgesondert werden muss.<note xml:id="PDI_319_1" place="foot" n="1)"><lb n="pdi_319.034"/> Ich hebe nach den Seiten der 2. Ausgabe 1856 hervor Bd. I, 159. <lb n="pdi_319.035"/> 248. 285. 288. 289. 294. 295. 297. 298. 300. 331. 396. 405. 414. II, 100. <lb n="pdi_319.036"/> 117. 118. 179. 194. 258. 282. 338.</note> Mitbedingt <lb n="pdi_319.033"/> durch Herder und Fr. A. Wolf, traten dann fruchtbare Betrachtungen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0021]
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und des dramatischen Dichters gegenüber seinem Stoff die pdi_319.002
Grundunterschiede ihrer Kunstübung höchst geistvoll abgeleitet, pdi_319.003
indem er so die technischen Betrachtungen, die sein und pdi_319.004
Schillers Schaffen begleitet hatten, unter Einem Gesichtspunkte pdi_319.005
sammelte (über epische und dramatische Dichtung von Goethe pdi_319.006
und Schiller, Beilage zum Brief an Schiller vom 23. Decbr. 1797). pdi_319.007
„Der Epiker und der Dramatiker sind beide den allgemeinen pdi_319.008
Gesetzen unterworfen, besonders dem Gesetze der Einheit und pdi_319.009
dem Gesetze der Entfaltung, ferner behandeln sie beide ähnliche pdi_319.010
Gegenstände und können beide alle Arten von Motiven brauchen; pdi_319.011
ihr grosser wesentlicher Unterschied beruht aber darin, dass der pdi_319.012
Epiker die Begebenheit als vollkommen vergangen vorträgt und pdi_319.013
der Dramatiker sie als vollkommen gegenwärtig vorstellt. Wollte pdi_319.014
man das Detail der Gesetze, wonach beide zu handeln haben, pdi_319.015
aus der Natur des Menschen ableiten, so müsste man sich einen pdi_319.016
Rhapsoden und einen Mimen, beide als Dichter, jenen mit pdi_319.017
seinem ruhig horchenden, diesen mit seinem ungeduldig schauenden pdi_319.018
und hörenden Kreise umgeben, vergegenwärtigen.“ Schiller pdi_319.019
fügt folgende Unterschiede hinzu. Wie der Erzähler seinen Stoff pdi_319.020
als ein Vergangenes vor sich stellt, kann er die Handlung gleichsam pdi_319.021
als stillestehend denken; er weiss schon Anfang, Mitte und pdi_319.022
Ende; er bewegt sich frei um sie, kann ungleichen Schritt halten, pdi_319.023
Vorgriffe und Rückgriffe thun. „Die dramatische Handlung bewegt pdi_319.024
sich vor mir, so bin ich streng an die Gegenwart gefesselt, pdi_319.025
meine Phantasie verliert alle Freiheit; es entsteht und erhält pdi_319.026
sich eine fortwährende Unruhe in mir“ (Schiller zwischen 23. pdi_319.027
und 27. Decbr. 1797). Diese Hauptsätze sind bei Schiller und pdi_319.028
Goethe mit den werthvollsten technischen Einzelbeobachtungen pdi_319.029
verbunden, in denen nur das, was allgemeingültig aus der Beziehung pdi_319.030
zwischen dem Hervorbringen, dem Gegenstand und den pdi_319.031
Darstellungsmitteln folgt, von dem, was an ihrem Formideal pdi_319.032
zeitlich bedingt war, abgesondert werden muss. 1) Mitbedingt pdi_319.033
durch Herder und Fr. A. Wolf, traten dann fruchtbare Betrachtungen
1) pdi_319.034
Ich hebe nach den Seiten der 2. Ausgabe 1856 hervor Bd. I, 159. pdi_319.035
248. 285. 288. 289. 294. 295. 297. 298. 300. 331. 396. 405. 414. II, 100. pdi_319.036
117. 118. 179. 194. 258. 282. 338.
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