Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Als die übrigen Türken in dem Lager so hart auf die Bayerischen und Wallonen gestoßen, sind sie wieder zurück, und auch in unser Lager gekommen, wollten gern wieder über die Trancheen naus. War aber unmöglich. Maßen diesseits die aufgeworfene Erde eine große Tiefe machte, daß Mann und Pferd den Hals stürzete und mit den Pieken vollends totgestochen wurde. Da ging es an ein schießen und Metzlen, daß nicht einer davon kam! Sie waren so verbaset und irre, daß ich selbest gesehen, daß sie dasaßen aufm Pferd, hatten zwar den Säbel in der Hand, doch die Hände übereinander geschlagen, ihre Augen gen Himmel gerichtet, und ließen sich so totschießen, wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbareste mumia gemacht wird. Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide durchsuchet, ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden. Es wurde bei der großen Hitze, die Tages in diesem Land ist, (des Nachtes aber sehr kalt, daher die meisten Krankheiten und das Sterben der Deutschen kombt, sonderlich wann sie bloß auf der Erde liegen und die kalten Dämpfe in'n Leib dringen, welche die rote Ruhr mit dem jungen ungrischen Wein erregen) es wurde, sage ich, von der Hitze, von dem Braten und den aufgeschnittenen toten Körpern von Menschen und Pferden so ein Gestank und Gift, maßen alle Gassen im Lager volllagen, daß niemand bleiben konnte. Dahero die ungrischen Bauren und Tolpatschen gezwungen wurden, große Löcher zu graben und die Körper übereinander zu werfen und zuzuscharren. Ich hätte mein Glück bei diesem Zustand machen können, so ich in meinem Zelte geblieben, bei welchem Als die übrigen Türken in dem Lager so hart auf die Bayerischen und Wallonen gestoßen, sind sie wieder zurück, und auch in unser Lager gekommen, wollten gern wieder über die Tranchéen naus. War aber unmöglich. Maßen diesseits die aufgeworfene Erde eine große Tiefe machte, daß Mann und Pferd den Hals stürzete und mit den Pieken vollends totgestochen wurde. Da ging es an ein schießen und Metzlen, daß nicht einer davon kam! Sie waren so verbaset und irre, daß ich selbest gesehen, daß sie dasaßen aufm Pferd, hatten zwar den Säbel in der Hand, doch die Hände übereinander geschlagen, ihre Augen gen Himmel gerichtet, und ließen sich so totschießen, wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbareste mumia gemacht wird. Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide durchsuchet, ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden. Es wurde bei der großen Hitze, die Tages in diesem Land ist, (des Nachtes aber sehr kalt, daher die meisten Krankheiten und das Sterben der Deutschen kombt, sonderlich wann sie bloß auf der Erde liegen und die kalten Dämpfe in’n Leib dringen, welche die rote Ruhr mit dem jungen ungrischen Wein erregen) es wurde, sage ich, von der Hitze, von dem Braten und den aufgeschnittenen toten Körpern von Menschen und Pferden so ein Gestank und Gift, maßen alle Gassen im Lager volllagen, daß niemand bleiben konnte. Dahero die ungrischen Bauren und Tolpatschen gezwungen wurden, große Löcher zu graben und die Körper übereinander zu werfen und zuzuscharren. 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Da ging es an ein schießen und Metzlen, daß nicht einer davon kam!</p> <p>Sie waren so verbaset und irre, daß ich selbest gesehen, daß sie dasaßen aufm Pferd, hatten zwar den Säbel in der Hand, doch die Hände übereinander geschlagen, ihre Augen gen Himmel gerichtet, und ließen sich so totschießen, wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die <hi rendition="#aq">membra virilia</hi> abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbareste <hi rendition="#aq">mumia</hi> gemacht wird. 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Als die übrigen Türken in dem Lager so hart auf die Bayerischen und Wallonen gestoßen, sind sie wieder zurück, und auch in unser Lager gekommen, wollten gern wieder über die Tranchéen naus. War aber unmöglich. Maßen diesseits die aufgeworfene Erde eine große Tiefe machte, daß Mann und Pferd den Hals stürzete und mit den Pieken vollends totgestochen wurde. Da ging es an ein schießen und Metzlen, daß nicht einer davon kam!
Sie waren so verbaset und irre, daß ich selbest gesehen, daß sie dasaßen aufm Pferd, hatten zwar den Säbel in der Hand, doch die Hände übereinander geschlagen, ihre Augen gen Himmel gerichtet, und ließen sich so totschießen, wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbareste mumia gemacht wird. Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide durchsuchet, ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden.
Es wurde bei der großen Hitze, die Tages in diesem Land ist, (des Nachtes aber sehr kalt, daher die meisten Krankheiten und das Sterben der Deutschen kombt, sonderlich wann sie bloß auf der Erde liegen und die kalten Dämpfe in’n Leib dringen, welche die rote Ruhr mit dem jungen ungrischen Wein erregen) es wurde, sage ich, von der Hitze, von dem Braten und den aufgeschnittenen toten Körpern von Menschen und Pferden so ein Gestank und Gift, maßen alle Gassen im Lager volllagen, daß niemand bleiben konnte. Dahero die ungrischen Bauren und Tolpatschen gezwungen wurden, große Löcher zu graben und die Körper übereinander zu werfen und zuzuscharren.
Ich hätte mein Glück bei diesem Zustand machen können, so ich in meinem Zelte geblieben, bei welchem
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/67>, abgerufen am 05.07.2024. |