Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.einem Trancheement, halb Pieken tief, umbfasset, weil sich der Feind, zweimalhunderttausend Mann, hie und da auf dem Gebürge sehen ließ, die Stadt zu entsetzen. Ohngefähr den dritten Tag, da wir unser Lager bezogen und Trancheen vor uns gemacht und eine Wagenburg umb die Artillerie geschlagen, waren die eingerückten Schweden, deren etliche Regimenter bei den Sachsen stunden, mit ihrem tiefen Graben noch nicht fertig; welches dem Feind verraten war. Deshalb sie des morgens frühe, als es kaum dämmerte, mit ihrer ganzen Armee durch diese Öffnung uns ins Lager gingen. Ich hörete also zuerst Appell, hernach Lärm von der Reiterei blasen. Ich aus dem Zelt raus und sahe: siehe, da kam die ganze türkische Armee, wie ein Bienenschwarm, immer in der Aue zwischen den Bergen, mit erschröcklichem Geschrei, wie sie pflegen, konfus, ohne Ordnung, außer: ein alter Aga mit bloßem Säbel in der Hand voran, immer durchs Lager durch, was sie antrafen, mußte über die Klinge. Ehe sich unsere Leute resolvieren und setzen konnten, blieb mancher aufm Platz, unversehens. Als aber von dem Herzog von Lothringen fünf Regimenter, erstlich Kürassier und dann vier Regimenter Infanterie, vor das Loch gestellet und mit Stücken unter die Türken gespielet wurde, von beiden Seiten ganze Lagen und Salven unter sie gegeben, da waren, die noch draußen, im Augenblicke fort, ohne die mit Pferd und Mann gefallen. Man verfolgete den Feind. Die aber drinnen waren, deren wenigstens sechs- bis achttausend, stießen auf die Bayern und Wallonen, welche einen Graben und Brustwehr in Eil aufgeworfen. Da fielen die Türken wie die Fliegen. Und sind nicht mehr als etwa sechshundert in die Stadt, wie wohle alle beschädiget, kommen. einem Tranchéement, halb Pieken tief, umbfasset, weil sich der Feind, zweimalhunderttausend Mann, hie und da auf dem Gebürge sehen ließ, die Stadt zu entsetzen. Ohngefähr den dritten Tag, da wir unser Lager bezogen und Tranchéen vor uns gemacht und eine Wagenburg umb die Artillerie geschlagen, waren die eingerückten Schweden, deren etliche Regimenter bei den Sachsen stunden, mit ihrem tiefen Graben noch nicht fertig; welches dem Feind verraten war. Deshalb sie des morgens frühe, als es kaum dämmerte, mit ihrer ganzen Armee durch diese Öffnung uns ins Lager gingen. Ich hörete also zuerst Appell, hernach Lärm von der Reiterei blasen. Ich aus dem Zelt raus und sahe: siehe, da kam die ganze türkische Armee, wie ein Bienenschwarm, immer in der Aue zwischen den Bergen, mit erschröcklichem Geschrei, wie sie pflegen, konfus, ohne Ordnung, außer: ein alter Aga mit bloßem Säbel in der Hand voran, immer durchs Lager durch, was sie antrafen, mußte über die Klinge. Ehe sich unsere Leute resolvieren und setzen konnten, blieb mancher aufm Platz, unversehens. Als aber von dem Herzog von Lothringen fünf Regimenter, erstlich Kürassier und dann vier Regimenter Infanterie, vor das Loch gestellet und mit Stücken unter die Türken gespielet wurde, von beiden Seiten ganze Lagen und Salven unter sie gegeben, da waren, die noch draußen, im Augenblicke fort, ohne die mit Pferd und Mann gefallen. Man verfolgete den Feind. Die aber drinnen waren, deren wenigstens sechs- bis achttausend, stießen auf die Bayern und Wallonen, welche einen Graben und Brustwehr in Eil aufgeworfen. Da fielen die Türken wie die Fliegen. Und sind nicht mehr als etwa sechshundert in die Stadt, wie wohle alle beschädiget, kommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066"/> einem Tranchéement, halb Pieken tief, umbfasset, weil sich der Feind, zweimalhunderttausend Mann, hie und da auf dem Gebürge sehen ließ, die Stadt zu entsetzen.</p> <p><hi rendition="#in">O</hi>hngefähr den dritten Tag, da wir unser Lager bezogen und Tranchéen vor uns gemacht und eine Wagenburg umb die Artillerie geschlagen, waren die eingerückten Schweden, deren etliche Regimenter bei den Sachsen stunden, mit ihrem tiefen Graben noch nicht fertig; welches dem Feind verraten war. Deshalb sie des morgens frühe, als es kaum dämmerte, mit ihrer ganzen Armee durch diese Öffnung uns ins Lager gingen.</p> <p>Ich hörete also zuerst Appell, hernach Lärm von der Reiterei blasen. Ich aus dem Zelt raus und sahe: siehe, da kam die ganze türkische Armee, wie ein Bienenschwarm, immer in der Aue zwischen den Bergen, mit erschröcklichem Geschrei, wie sie pflegen, konfus, ohne Ordnung, außer: ein alter Aga mit bloßem Säbel in der Hand voran, immer durchs Lager durch, was sie antrafen, mußte über die Klinge. Ehe sich unsere Leute resolvieren und setzen konnten, blieb mancher aufm Platz, unversehens.</p> <p>Als aber von dem Herzog von Lothringen fünf Regimenter, erstlich Kürassier und dann vier Regimenter Infanterie, vor das Loch gestellet und mit Stücken unter die Türken gespielet wurde, von beiden Seiten ganze Lagen und Salven unter sie gegeben, da waren, die noch draußen, im Augenblicke fort, ohne die mit Pferd und Mann gefallen. Man verfolgete den Feind. Die aber drinnen waren, deren wenigstens sechs- bis achttausend, stießen auf die Bayern und Wallonen, welche einen Graben und Brustwehr in Eil aufgeworfen. Da fielen die Türken wie die Fliegen. Und sind nicht mehr als etwa sechshundert in die Stadt, wie wohle alle beschädiget, kommen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
einem Tranchéement, halb Pieken tief, umbfasset, weil sich der Feind, zweimalhunderttausend Mann, hie und da auf dem Gebürge sehen ließ, die Stadt zu entsetzen.
Ohngefähr den dritten Tag, da wir unser Lager bezogen und Tranchéen vor uns gemacht und eine Wagenburg umb die Artillerie geschlagen, waren die eingerückten Schweden, deren etliche Regimenter bei den Sachsen stunden, mit ihrem tiefen Graben noch nicht fertig; welches dem Feind verraten war. Deshalb sie des morgens frühe, als es kaum dämmerte, mit ihrer ganzen Armee durch diese Öffnung uns ins Lager gingen.
Ich hörete also zuerst Appell, hernach Lärm von der Reiterei blasen. Ich aus dem Zelt raus und sahe: siehe, da kam die ganze türkische Armee, wie ein Bienenschwarm, immer in der Aue zwischen den Bergen, mit erschröcklichem Geschrei, wie sie pflegen, konfus, ohne Ordnung, außer: ein alter Aga mit bloßem Säbel in der Hand voran, immer durchs Lager durch, was sie antrafen, mußte über die Klinge. Ehe sich unsere Leute resolvieren und setzen konnten, blieb mancher aufm Platz, unversehens.
Als aber von dem Herzog von Lothringen fünf Regimenter, erstlich Kürassier und dann vier Regimenter Infanterie, vor das Loch gestellet und mit Stücken unter die Türken gespielet wurde, von beiden Seiten ganze Lagen und Salven unter sie gegeben, da waren, die noch draußen, im Augenblicke fort, ohne die mit Pferd und Mann gefallen. Man verfolgete den Feind. Die aber drinnen waren, deren wenigstens sechs- bis achttausend, stießen auf die Bayern und Wallonen, welche einen Graben und Brustwehr in Eil aufgeworfen. Da fielen die Türken wie die Fliegen. Und sind nicht mehr als etwa sechshundert in die Stadt, wie wohle alle beschädiget, kommen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |