Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Teile relancierende etc., die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. - Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben, wie jener Doktor: Sauerkraut vor das Fieber! Wir mußten unser Lager verändern, weil wir sehr weit abgelegen, jedoch der Feind uns mit Stücken erreichen konnte, daß die Kugeln durch unser Lager oft kollerten, und einsmals einem von uns, als er meinete, die Kugel mit dem Fuß aufzuhalten, den Schuhe und ein Stück vom Bein mit wegnahm. Wiewohl, wir in dem andern Lager noch viel näher kamen, daß der Feind in unsere Versammlung, Betstunden und Sonntages-Andachten, welche unter einem aufgezognen Gezelt vor der Trommel oder einem Feldtisch mit größester Andacht gehalten, das Abendmahl ausgespendet und insgesambt Beicht gehöret und absolvieret wurde, mit Stücken schoß, daß Zelt und Stangen (einsmals aber zwei Pferde und keine Menschen) übern Haufen geschossen wurden. Wir stunden gleich an kaiserlicher Reiterei auf einem hohen Berge mit unserer Artillerie. Mein Zelt fast zuletzt an der Reiterei. Und hatte ich mein Bette, statt des Stroh, welches wir nicht hatten, von Hecken und Dornen einer halben Elle hoch von der Erde gemacht. Und das war sehr gut; weil die andern, so platt auf der Erde lagen, meist sturben. Das Unterbette waren alte Säcke,- das Oberbette alte Zelt. - Es war doch besser, als wie wir oft unter freiem Himmel liegen mußten, da der Sattel mein Kopfkissen, und das Pferd, das Nachtes zu grasen, ans Bein gebunden; zumal an Bergen ich öfters des Morgens halb mit dem Leib im Wasser gelegen hatte, und doch gut schliefe. Unser ganzes Lager diesseits der Donau wurde mit Teile relancierende etc., die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. – Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben, wie jener Doktor: Sauerkraut vor das Fieber! Wir mußten unser Lager verändern, weil wir sehr weit abgelegen, jedoch der Feind uns mit Stücken erreichen konnte, daß die Kugeln durch unser Lager oft kollerten, und einsmals einem von uns, als er meinete, die Kugel mit dem Fuß aufzuhalten, den Schuhe und ein Stück vom Bein mit wegnahm. Wiewohl, wir in dem andern Lager noch viel näher kamen, daß der Feind in unsere Versammlung, Betstunden und Sonntages-Andachten, welche unter einem aufgezognen Gezelt vor der Trommel oder einem Feldtisch mit größester Andacht gehalten, das Abendmahl ausgespendet und insgesambt Beicht gehöret und absolvieret wurde, mit Stücken schoß, daß Zelt und Stangen (einsmals aber zwei Pferde und keine Menschen) übern Haufen geschossen wurden. Wir stunden gleich an kaiserlicher Reiterei auf einem hohen Berge mit unserer Artillerie. Mein Zelt fast zuletzt an der Reiterei. Und hatte ich mein Bette, statt des Stroh, welches wir nicht hatten, von Hecken und Dornen einer halben Elle hoch von der Erde gemacht. Und das war sehr gut; weil die andern, so platt auf der Erde lagen, meist sturben. Das Unterbette waren alte Säcke,- das Oberbette alte Zelt. – Es war doch besser, als wie wir oft unter freiem Himmel liegen mußten, da der Sattel mein Kopfkissen, und das Pferd, das Nachtes zu grasen, ans Bein gebunden; zumal an Bergen ich öfters des Morgens halb mit dem Leib im Wasser gelegen hatte, und doch gut schliefe. Unser ganzes Lager diesseits der Donau wurde mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065"/> Teile relancierende etc., die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. – Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben, wie jener Doktor: Sauerkraut vor das Fieber!</p> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir mußten unser Lager verändern, weil wir sehr weit abgelegen, jedoch der Feind uns mit Stücken erreichen konnte, daß die Kugeln durch unser Lager oft kollerten, und einsmals einem von uns, als er meinete, die Kugel mit dem Fuß aufzuhalten, den Schuhe und ein Stück vom Bein mit wegnahm. Wiewohl, wir in dem andern Lager noch viel näher kamen, daß der Feind in unsere Versammlung, Betstunden und Sonntages-Andachten, welche unter einem aufgezognen Gezelt vor der Trommel oder einem Feldtisch mit größester Andacht gehalten, das Abendmahl ausgespendet und insgesambt Beicht gehöret und absolvieret wurde, mit Stücken schoß, daß Zelt und Stangen (einsmals aber zwei Pferde und keine Menschen) übern Haufen geschossen wurden.</p> <p>Wir stunden gleich an kaiserlicher Reiterei auf einem hohen Berge mit unserer Artillerie. Mein Zelt fast zuletzt an der Reiterei.</p> <p>Und hatte ich mein Bette, statt des Stroh, welches wir nicht hatten, von Hecken und Dornen einer halben Elle hoch von der Erde gemacht. Und das war sehr gut; weil die andern, so platt auf der Erde lagen, meist sturben. Das Unterbette waren alte Säcke,- das Oberbette alte Zelt. – Es war doch besser, als wie wir oft unter freiem Himmel liegen mußten, da der Sattel mein Kopfkissen, und das Pferd, das Nachtes zu grasen, ans Bein gebunden; zumal an Bergen ich öfters des Morgens halb mit dem Leib im Wasser gelegen hatte, und doch gut schliefe.</p> <p>Unser ganzes Lager diesseits der Donau wurde mit </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
Teile relancierende etc., die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. – Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben, wie jener Doktor: Sauerkraut vor das Fieber!
Wir mußten unser Lager verändern, weil wir sehr weit abgelegen, jedoch der Feind uns mit Stücken erreichen konnte, daß die Kugeln durch unser Lager oft kollerten, und einsmals einem von uns, als er meinete, die Kugel mit dem Fuß aufzuhalten, den Schuhe und ein Stück vom Bein mit wegnahm. Wiewohl, wir in dem andern Lager noch viel näher kamen, daß der Feind in unsere Versammlung, Betstunden und Sonntages-Andachten, welche unter einem aufgezognen Gezelt vor der Trommel oder einem Feldtisch mit größester Andacht gehalten, das Abendmahl ausgespendet und insgesambt Beicht gehöret und absolvieret wurde, mit Stücken schoß, daß Zelt und Stangen (einsmals aber zwei Pferde und keine Menschen) übern Haufen geschossen wurden.
Wir stunden gleich an kaiserlicher Reiterei auf einem hohen Berge mit unserer Artillerie. Mein Zelt fast zuletzt an der Reiterei.
Und hatte ich mein Bette, statt des Stroh, welches wir nicht hatten, von Hecken und Dornen einer halben Elle hoch von der Erde gemacht. Und das war sehr gut; weil die andern, so platt auf der Erde lagen, meist sturben. Das Unterbette waren alte Säcke,- das Oberbette alte Zelt. – Es war doch besser, als wie wir oft unter freiem Himmel liegen mußten, da der Sattel mein Kopfkissen, und das Pferd, das Nachtes zu grasen, ans Bein gebunden; zumal an Bergen ich öfters des Morgens halb mit dem Leib im Wasser gelegen hatte, und doch gut schliefe.
Unser ganzes Lager diesseits der Donau wurde mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |