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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Die seelige Sterb-Kunst.

Also thue du auch/ wilt du anders ein rechter
Christ seyn/ und lege dich nicht schlaffen/ stehe auch
nicht auf/ du gedenckest denn an deine letzte Hinfarth
und bittest den lieben Gott/ daß er dir einmal auch
ein seligen Todesschlaff/ und eine fröliche Auffer-
stehung zum ewigen Leben gnädiglich verleihen wol-
le/ Amen.

Allerley schöne Gebetlein/ in Kranckheit nütz-
lich zu gebrauchen/ findestu hernach.

Weil ein Mensch stets mit Todes Gedancken üm-
gehen/ und üm ein seeliges Stündlein bitten/ und gerne sterben sol/
so fragt sichs billich/ ob er denn auch mit gutem Gewissen
üm verlängerung seines zeitlichen Lebens
bitten könne?

Ja/ allein mit Christlicher und guter Beschei-
denheit.

1. Denn anfänglich ist langes Leben eine beson-
dere Gabe Gottes/ die unser Herr Gott frommen
Kindern zu geben verheissen hat/ und sie gleich da-
mit zum Gehorsam gegen die Eltern bewegen wil/
laut des vierdten Gebots.
2. Zu dem/ so hat uns Christus gelehret/ daß wir
üms tägliche Brod und Unterhaltung des zeitlichen
Lebens bitten sollen/ so muß ja folgen/ daß wir viel
mehr üm das Leben selbst/ welches ja mehr ist als die
Speise/ wie Christus sagt Matth. 6. kühnlich bitten
mö-
Die ſeelige Sterb-Kunſt.

Alſo thue du auch/ wilt du anders ein rechter
Chriſt ſeyn/ und lege dich nicht ſchlaffen/ ſtehe auch
nicht auf/ du gedenckeſt denn an deine letzte Hinfarth
und bitteſt den lieben Gott/ daß er dir einmal auch
ein ſeligen Todesſchlaff/ und eine fröliche Auffer-
ſtehung zum ewigen Leben gnädiglich verleihen wol-
le/ Amen.

Allerley ſchöne Gebetlein/ in Kranckheit nütz-
lich zu gebrauchen/ findeſtu hernach.

Weil ein Menſch ſtets mit Todes Gedancken üm-
gehen/ und üm ein ſeeliges Stündlein bitten/ und gerne ſterben ſol/
ſo fragt ſichs billich/ ob er denn auch mit gutem Gewiſſen
üm verlängerung ſeines zeitlichen Lebens
bitten könne?

Ja/ allein mit Chriſtlicher und guter Beſchei-
denheit.

1. Denn anfänglich iſt langes Leben eine beſon-
dere Gabe Gottes/ die unſer Herr Gott frommen
Kindern zu geben verheiſſen hat/ und ſie gleich da-
mit zum Gehorſam gegen die Eltern bewegen wil/
laut des vierdten Gebots.
2. Zu dem/ ſo hat uns Chriſtus gelehret/ daß wir
üms tägliche Brod und Unterhaltung des zeitlichen
Lebens bitten ſollen/ ſo muß ja folgen/ daß wir viel
mehr üm das Leben ſelbſt/ welches ja mehr iſt als die
Speiſe/ wie Chriſtus ſagt Matth. 6. kühnlich bitten
mö-
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[20/0363] Die ſeelige Sterb-Kunſt. Alſo thue du auch/ wilt du anders ein rechter Chriſt ſeyn/ und lege dich nicht ſchlaffen/ ſtehe auch nicht auf/ du gedenckeſt denn an deine letzte Hinfarth und bitteſt den lieben Gott/ daß er dir einmal auch ein ſeligen Todesſchlaff/ und eine fröliche Auffer- ſtehung zum ewigen Leben gnädiglich verleihen wol- le/ Amen. Allerley ſchöne Gebetlein/ in Kranckheit nütz- lich zu gebrauchen/ findeſtu hernach. Weil ein Menſch ſtets mit Todes Gedancken üm- gehen/ und üm ein ſeeliges Stündlein bitten/ und gerne ſterben ſol/ ſo fragt ſichs billich/ ob er denn auch mit gutem Gewiſſen üm verlängerung ſeines zeitlichen Lebens bitten könne? Ja/ allein mit Chriſtlicher und guter Beſchei- denheit. 1. Denn anfänglich iſt langes Leben eine beſon- dere Gabe Gottes/ die unſer Herr Gott frommen Kindern zu geben verheiſſen hat/ und ſie gleich da- mit zum Gehorſam gegen die Eltern bewegen wil/ laut des vierdten Gebots. 2. Zu dem/ ſo hat uns Chriſtus gelehret/ daß wir üms tägliche Brod und Unterhaltung des zeitlichen Lebens bitten ſollen/ ſo muß ja folgen/ daß wir viel mehr üm das Leben ſelbſt/ welches ja mehr iſt als die Speiſe/ wie Chriſtus ſagt Matth. 6. kühnlich bitten mö-

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/363>, abgerufen am 22.11.2024.