Und wie der König Hißkia saget/ unser Leben sey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeris- sen werden/ ehe man sich ümsiehet/ Esa. am 38. Der Heyde Musonius hat pflegen zusagen: Die Leute stür- ben am seligsten/ welche einen ieden Tag für den letz- ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat den Brauch gehabt/ daß er sich dessen erinnert/ er habe gessen/ getruncken/ gewacht/ geschlaffen/ geses- sen/ gegangen/ ist ihme zu Sinn gewest ohn unterlaß/ als höret er Gottes Posaun blasen/ Stehet auf ihr Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kommt schnell und bald.
Das ander Theil. Daß ein Christ wol in acht nehme seine Seele/ in wahrer Bußfertigkeit leben/ sich ja nicht verweisen/ und seine Buß nicht aufziehen wolle. Von wahrer Buß.
WEr wol sterben wil/ der sol in wahrer und ste- tiger Buß leben. Denn das ist ein unbetrieg- liche Regel: Non potest bene mori, qvi male vixit, Der kan übel sterben/ der übel gelebt hat. Dahero das Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, sine Lux, sine Crux, & sine omne Deus. Hinwieder aber was fromm und Gotts- fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel sterben/ wie die Alten fein ge- sagt haben: Die Gottseligen haben allezeit ein seliges Ende. Dar- üm sagt Augustinus fein: Si vis accipere vitam, mutes vitam, Wilt du das Leben haben/ so andere dein Leben/ so wird es keine
Noth
Das fünffte Theil.
Und wie der König Hißkia ſaget/ unſer Leben ſey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeriſ- ſen werden/ ehe man ſich ümſiehet/ Eſa. am 38. Der Heyde Muſonius hat pflegen zuſagen: Die Leute ſtür- ben am ſeligſten/ welche einen ieden Tag für den letz- ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat den Brauch gehabt/ daß er ſich deſſen erinnert/ er habe geſſen/ getruncken/ gewacht/ geſchlaffen/ geſeſ- ſen/ gegangen/ iſt ihme zu Siñ geweſt ohn unterlaß/ als höret er Gottes Poſaun blaſen/ Stehet auf ihr Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kom̃t ſchnell und bald.
Das ander Theil. Daß ein Chriſt wol in acht nehme ſeine Seele/ in wahrer Bußfertigkeit leben/ ſich ja nicht verweiſen/ und ſeine Buß nicht aufziehen wolle. Von wahrer Buß.
WEr wol ſterben wil/ der ſol in wahrer und ſte- tiger Buß leben. Denn das iſt ein unbetrieg- liche Regel: Non poteſt benè mori, qvi malè vixit, Der kan übel ſterben/ der übel gelebt hat. Dahero das Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, ſine Lux, ſine Crux, & ſine omne Deus. Hinwieder aber was from̃ und Gotts- fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel ſterben/ wie die Alten fein ge- ſagt haben: Die Gottſeligen haben allezeit ein ſeliges Ende. Dar- üm ſagt Auguſtinus fein: Si vis accipere vitam, mutes vitam, Wilt du das Leben haben/ ſo andere dein Leben/ ſo wird es keine
Noth
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Das fünffte Theil.
Und wie der König Hißkia ſaget/ unſer Leben
ſey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeriſ-
ſen werden/ ehe man ſich ümſiehet/ Eſa. am 38. Der
Heyde Muſonius hat pflegen zuſagen: Die Leute ſtür-
ben am ſeligſten/ welche einen ieden Tag für den letz-
ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat
den Brauch gehabt/ daß er ſich deſſen erinnert/ er
habe geſſen/ getruncken/ gewacht/ geſchlaffen/ geſeſ-
ſen/ gegangen/ iſt ihme zu Siñ geweſt ohn unterlaß/
als höret er Gottes Poſaun blaſen/ Stehet auf ihr
Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kom̃t
ſchnell und bald.
Das ander Theil.
Daß ein Chriſt wol in acht nehme ſeine Seele/ in
wahrer Bußfertigkeit leben/ ſich ja nicht verweiſen/ und
ſeine Buß nicht aufziehen wolle.
Von wahrer Buß.
WEr wol ſterben wil/ der ſol in wahrer und ſte-
tiger Buß leben. Denn das iſt ein unbetrieg-
liche Regel: Non poteſt benè mori, qvi malè
vixit, Der kan übel ſterben/ der übel gelebt hat. Dahero das
Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, ſine Lux, ſine
Crux, & ſine omne Deus. Hinwieder aber was from̃ und Gotts-
fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel ſterben/ wie die Alten fein ge-
ſagt haben: Die Gottſeligen haben allezeit ein ſeliges Ende. Dar-
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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/352>, abgerufen am 29.06.2024.
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