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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Das fünffte Theil.

Und wie der König Hißkia saget/ unser Leben
sey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeris-
sen werden/ ehe man sich ümsiehet/ Esa. am 38. Der
Heyde Musonius hat pflegen zusagen: Die Leute stür-
ben am seligsten/ welche einen ieden Tag für den letz-
ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat
den Brauch gehabt/ daß er sich dessen erinnert/ er
habe gessen/ getruncken/ gewacht/ geschlaffen/ geses-
sen/ gegangen/ ist ihme zu Sinn gewest ohn unterlaß/
als höret er Gottes Posaun blasen/ Stehet auf ihr
Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kommt
schnell und bald.

Das ander Theil.
Daß ein Christ wol in acht nehme seine Seele/ in
wahrer Bußfertigkeit leben/ sich ja nicht verweisen/ und
seine Buß nicht aufziehen wolle.
Von wahrer Buß.

WEr wol sterben wil/ der sol in wahrer und ste-
tiger Buß leben. Denn das ist ein unbetrieg-
liche Regel: Non potest bene mori, qvi male
vixit,
Der kan übel sterben/ der übel gelebt hat. Dahero das
Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, sine Lux, sine
Crux, & sine omne Deus.
Hinwieder aber was fromm und Gotts-
fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel sterben/ wie die Alten fein ge-
sagt haben: Die Gottseligen haben allezeit ein seliges Ende. Dar-
üm sagt Augustinus fein: Si vis accipere vitam, mutes vitam,
Wilt du das Leben haben/ so andere dein Leben/ so wird es keine

Noth
Das fünffte Theil.

Und wie der König Hißkia ſaget/ unſer Leben
ſey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeriſ-
ſen werden/ ehe man ſich ümſiehet/ Eſa. am 38. Der
Heyde Muſonius hat pflegen zuſagen: Die Leute ſtür-
ben am ſeligſten/ welche einen ieden Tag für den letz-
ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat
den Brauch gehabt/ daß er ſich deſſen erinnert/ er
habe geſſen/ getruncken/ gewacht/ geſchlaffen/ geſeſ-
ſen/ gegangen/ iſt ihme zu Siñ geweſt ohn unterlaß/
als höret er Gottes Poſaun blaſen/ Stehet auf ihr
Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kom̃t
ſchnell und bald.

Das ander Theil.
Daß ein Chriſt wol in acht nehme ſeine Seele/ in
wahrer Bußfertigkeit leben/ ſich ja nicht verweiſen/ und
ſeine Buß nicht aufziehen wolle.
Von wahrer Buß.

WEr wol ſterben wil/ der ſol in wahrer und ſte-
tiger Buß leben. Denn das iſt ein unbetrieg-
liche Regel: Non poteſt benè mori, qvi malè
vixit,
Der kan übel ſterben/ der übel gelebt hat. Dahero das
Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, ſine Lux, ſine
Crux, & ſine omne Deus.
Hinwieder aber was from̃ und Gotts-
fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel ſterben/ wie die Alten fein ge-
ſagt haben: Die Gottſeligen haben allezeit ein ſeliges Ende. Dar-
üm ſagt Auguſtinus fein: Si vis accipere vitam, mutes vitam,
Wilt du das Leben haben/ ſo andere dein Leben/ ſo wird es keine

Noth
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[9/0352] Das fünffte Theil. Und wie der König Hißkia ſaget/ unſer Leben ſey wie ein Webersfaden/ der gar leicht kan abgeriſ- ſen werden/ ehe man ſich ümſiehet/ Eſa. am 38. Der Heyde Muſonius hat pflegen zuſagen: Die Leute ſtür- ben am ſeligſten/ welche einen ieden Tag für den letz- ten hielten. Der Kirchen-Lehrer Hieronymus hat den Brauch gehabt/ daß er ſich deſſen erinnert/ er habe geſſen/ getruncken/ gewacht/ geſchlaffen/ geſeſ- ſen/ gegangen/ iſt ihme zu Siñ geweſt ohn unterlaß/ als höret er Gottes Poſaun blaſen/ Stehet auf ihr Todten Jung und Alt/ vor Gottes Gericht kom̃t ſchnell und bald. Das ander Theil. Daß ein Chriſt wol in acht nehme ſeine Seele/ in wahrer Bußfertigkeit leben/ ſich ja nicht verweiſen/ und ſeine Buß nicht aufziehen wolle. Von wahrer Buß. WEr wol ſterben wil/ der ſol in wahrer und ſte- tiger Buß leben. Denn das iſt ein unbetrieg- liche Regel: Non poteſt benè mori, qvi malè vixit, Der kan übel ſterben/ der übel gelebt hat. Dahero das Sprichwort kommen: Ut vixit, ita morixit, ſine Lux, ſine Crux, & ſine omne Deus. Hinwieder aber was from̃ und Gotts- fürchtig lebet/ das kan auch nicht übel ſterben/ wie die Alten fein ge- ſagt haben: Die Gottſeligen haben allezeit ein ſeliges Ende. Dar- üm ſagt Auguſtinus fein: Si vis accipere vitam, mutes vitam, Wilt du das Leben haben/ ſo andere dein Leben/ ſo wird es keine Noth

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/352>, abgerufen am 29.06.2024.