Letzlich sollen wir auch darüm gern an unser letztes Stündlein gedencken/ daß uns die Stund/ wenn uns Gott wil lassen abfordern/ gäntzlich ver- borgen ist/ wie die Alten fein gesaget:
Nil nece certius est, & nil incertius hora: Das ist/ wir haben nichts gewissers als den Todt/ und nichts ungewissers als die Stunde des Todes/ und dieselbe hat uns Gott darüm verborgen/ auf daß wir sie stets in acht nehmen sollen/ wie Augustinus sagt: Latet ultimus dies, ut oblerventur omnes dies. Und der H. Bernhardus saget: Qvod morieris, certum est, incertum qvomodo, qvando, qvia ergo te mors ubiqve expectat, tu qvoqve eam ubiq; expectabis. Denn ist es war/ daß wir uns stets in acht nehmen und fürsehen/ wenn wir irgend einen Feind haben/ der uns Tag und Nacht embsiglich nachtrachtet/ wie er uns möge be- schädigen/ und gehen ohne Fürsichtigkeit nicht gern aus unserm Haus: Wie vielmehr sollen wir auf den Todt acht geben/ damit derselbe uns zur Unzucht nicht überfalle/ und in ewiges Verdamnüs reisse und stürtze/ etc. Der uns alle Augenblick auf der Fer- sen nachschleichet/ wie der Schatte dem Leibe/ und tragen ihn wol darzu im Busen mit allerley Kranck- heit und Ungelegenheit/ denn es heist/ wie die Alten gesagt haben:
Nascentes morimur, finisq; ab origine pendet.
Das
Bbbbb ij
Die ſelige Sterb-Kunſt.
Letzlich ſollen wir auch darüm gern an unſer letztes Stündlein gedencken/ daß uns die Stund/ wenn uns Gott wil laſſen abfordern/ gäntzlich ver- borgen iſt/ wie die Alten fein geſaget:
Nil nece certius eſt, & nil incertius horâ: Das iſt/ wir haben nichts gewiſſers als den Todt/ und nichts ungewiſſers als die Stunde des Todes/ und dieſelbe hat uns Gott darüm verborgen/ auf daß wir ſie ſtets in acht nehmen ſollen/ wie Auguſtinus ſagt: Latet ultimus dies, ut oblerventur omnes dies. Und der H. Bernhardus ſaget: Qvod morieris, certum eſt, incertum qvomodo, qvando, qvia ergo te mors ubiqve expectat, tu qvoqve eam ubiq; expectabis. Denn iſt es war/ daß wir uns ſtets in acht nehmen und fürſehen/ wenn wir irgend einen Feind haben/ der uns Tag und Nacht embſiglich nachtrachtet/ wie er uns möge be- ſchädigen/ und gehen ohne Fürſichtigkeit nicht gern aus unſerm Haus: Wie vielmehr ſollen wir auf den Todt acht geben/ damit derſelbe uns zur Unzucht nicht überfalle/ und in ewiges Verdamnüs reiſſe und ſtürtze/ ꝛc. Der uns alle Augenblick auf der Fer- ſen nachſchleichet/ wie der Schatte dem Leibe/ und tragen ihn wol darzu im Buſen mit allerley Kranck- heit und Ungelegenheit/ denn es heiſt/ wie die Alten geſagt haben:
Naſcentes morimur, finisq́; ab origine pendet.
Das
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Die ſelige Sterb-Kunſt.
Letzlich ſollen wir auch darüm gern an unſer
letztes Stündlein gedencken/ daß uns die Stund/
wenn uns Gott wil laſſen abfordern/ gäntzlich ver-
borgen iſt/ wie die Alten fein geſaget:
Nil nece certius eſt, & nil incertius horâ:
Das iſt/ wir haben nichts gewiſſers als den Todt/
und nichts ungewiſſers als die Stunde des Todes/
und dieſelbe hat uns Gott darüm verborgen/ auf daß
wir ſie ſtets in acht nehmen ſollen/ wie Auguſtinus ſagt:
Latet ultimus dies, ut oblerventur omnes dies. Und der H.
Bernhardus ſaget: Qvod morieris, certum eſt, incertum
qvomodo, qvando, qvia ergo te mors ubiqve expectat,
tu qvoqve eam ubiq; expectabis. Denn iſt es war/ daß
wir uns ſtets in acht nehmen und fürſehen/ wenn
wir irgend einen Feind haben/ der uns Tag und
Nacht embſiglich nachtrachtet/ wie er uns möge be-
ſchädigen/ und gehen ohne Fürſichtigkeit nicht gern
aus unſerm Haus: Wie vielmehr ſollen wir auf
den Todt acht geben/ damit derſelbe uns zur Unzucht
nicht überfalle/ und in ewiges Verdamnüs reiſſe und
ſtürtze/ ꝛc. Der uns alle Augenblick auf der Fer-
ſen nachſchleichet/ wie der Schatte dem Leibe/ und
tragen ihn wol darzu im Buſen mit allerley Kranck-
heit und Ungelegenheit/ denn es heiſt/ wie die Alten
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Naſcentes morimur, finisq́; ab origine pendet.
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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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