Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.3. Theil/ Gebet einer Obrigkeit Tage sollen wenig werden/ und sein Ammt sol ein an-derer besitzen/ seine Kinder müssen Wäysen werden/ und sein Weib ein Wittib/ seine Kinder sollen betteln/ und von ihrer Wohnung verstossen werden/ niemand sol sich seiner Wäysen erbarmen/ denn sie müssen üm- kommen/ O Herr/ die Armen unterdrücken ist eine Sünde/ die in den Himmel schreyet/ Schreyet sie denn in Himmel/ wie solst du sie denn nicht hören/ der du das Ohr gepflantzet hast? Und solchen Greuel nicht sehen/ der du das Aug gemacht hast? Fürwar das Blut der Armen hat auch seine Stimme/ damit es zu dem gerechten Richter schreyet. Hat nicht das Blut Abels wieder den Mörderischen Cain geschrie- en? O Herr/ du siehest herab von deinen hohen Him- mel/ daß du das Seuffzen der Armen hörest. Dero- halben verleihe mir deine Göttliche Gnade/ daß ich meine liebe Unterthanen nach deinem Göttlichen Wil- len und Wolgefallen/ auch zu Nutz ihrer zeitlichen und ewigen Wohlfarth in aller glimpflichen Sanfmuth und Bescheidenheit also regiere/ auf daß sie nicht et- wan wieder mich zu dir gen Himmel hinauf üm Ra- che schreyen/ und du mich in deinem Zorn straffest. O du barmhertziger Gott/ regiere/ weise und lehre du keit
3. Theil/ Gebet einer Obrigkeit Tage ſollen wenig werden/ und ſein Am̃t ſol ein an-derer beſitzen/ ſeine Kinder müſſen Wäyſen werden/ und ſein Weib ein Wittib/ ſeine Kinder ſollen betteln/ und von ihrer Wohnung verſtoſſen werden/ niemand ſol ſich ſeiner Wäyſen erbarmen/ denn ſie müſſen üm- kommen/ O Herr/ die Armen unterdrücken iſt eine Sünde/ die in den Himmel ſchreyet/ Schreyet ſie deñ in Himmel/ wie ſolſt du ſie denn nicht hören/ der du das Ohr gepflantzet haſt? Und ſolchen Greuel nicht ſehen/ der du das Aug gemacht haſt? Fürwar das Blut der Armen hat auch ſeine Stimme/ damit es zu dem gerechten Richter ſchreyet. Hat nicht das Blut Abels wieder den Mörderiſchen Cain geſchrie- en? O Herr/ du ſieheſt herab von deinen hohen Him- mel/ daß du das Seuffzen der Armen höreſt. Dero- halben verleihe mir deine Göttliche Gnade/ daß ich meine liebe Unterthanen nach deinem Göttlichen Wil- len und Wolgefallen/ auch zu Nutz ihrer zeitlichen und ewigen Wohlfarth in aller glimpflichen Sanfmuth und Beſcheidenheit alſo regiere/ auf daß ſie nicht et- wan wieder mich zu dir gen Himmel hinauf üm Ra- che ſchreyen/ und du mich in deinem Zorn ſtraffeſt. O du barmhertziger Gott/ regiere/ weiſe und lehre du keit
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3. Theil/ Gebet einer Obrigkeit
Tage ſollen wenig werden/ und ſein Am̃t ſol ein an-
derer beſitzen/ ſeine Kinder müſſen Wäyſen werden/
und ſein Weib ein Wittib/ ſeine Kinder ſollen betteln/
und von ihrer Wohnung verſtoſſen werden/ niemand
ſol ſich ſeiner Wäyſen erbarmen/ denn ſie müſſen üm-
kommen/ O Herr/ die Armen unterdrücken iſt eine
Sünde/ die in den Himmel ſchreyet/ Schreyet ſie deñ
in Himmel/ wie ſolſt du ſie denn nicht hören/ der du
das Ohr gepflantzet haſt? Und ſolchen Greuel nicht
ſehen/ der du das Aug gemacht haſt? Fürwar das
Blut der Armen hat auch ſeine Stimme/ damit es
zu dem gerechten Richter ſchreyet. Hat nicht das
Blut Abels wieder den Mörderiſchen Cain geſchrie-
en? O Herr/ du ſieheſt herab von deinen hohen Him-
mel/ daß du das Seuffzen der Armen höreſt. Dero-
halben verleihe mir deine Göttliche Gnade/ daß ich
meine liebe Unterthanen nach deinem Göttlichen Wil-
len und Wolgefallen/ auch zu Nutz ihrer zeitlichen und
ewigen Wohlfarth in aller glimpflichen Sanfmuth
und Beſcheidenheit alſo regiere/ auf daß ſie nicht et-
wan wieder mich zu dir gen Himmel hinauf üm Ra-
che ſchreyen/ und du mich in deinem Zorn ſtraffeſt.
O du barmhertziger Gott/ regiere/ weiſe und lehre du
mich/ daß ich nicht einigen meiner lieben Unterthanen
oder wer der auch ſonſt ſey/ wieder Recht und Billig-
keit
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