Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.mit sich vereinigende römische Kriegsgott und Staatsgenius *) Servius zum Virgil, Aen. I. 147: Postquam Romulus et T. Tatius in foedera convenerunt, Jano simulacrum duplicis frontis effectum est, quasi ad imaginem duorum populorum. **) Ein sabinischer Gott hieß Sabus, Sancus, Semo, soll auch der erste
König der Sabiner und Vater des Sabinus gewesen sein. Sancus, wobei man an das lat. sancire, sanctus erinnert wird, soll in der Sprache der Sabiner den Himmel bedeutet haben, Ioh. Laur. Lyd. de mens. spec. 58. Mit Semo kann samos, Anhöhe, arab. sema, hebr. schamaim, Himmel, verglichen werden. Es läßt sich auch an die unter den Sueven durch ihre Frömmigkeit und ihren Gottesdienst in einem sehr heiligen Haine ausgezeichneten Semnonen, so wie an den sich von den übrigen Brutenern durch seine sonderliche Lebensweise und seine Andacht in einem heiligen Eichenwald unterscheidenden Stamm des Samo denken, vergl. Tacit. Germ. c. 39. Tettau u. Temme, mit ſich vereinigende römiſche Kriegsgott und Staatsgenius *) Servius zum Virgil, Aen. I. 147: Postquam Romulus et T. Tatius in foedera convenerunt, Jano simulacrum duplicis frontis effectum est, quasi ad imaginem duorum populorum. **) Ein ſabiniſcher Gott hieß Sabus, Sancus, Semo, ſoll auch der erſte
König der Sabiner und Vater des Sabinus geweſen ſein. Sancus, wobei man an das lat. sancire, sanctus erinnert wird, ſoll in der Sprache der Sabiner den Himmel bedeutet haben, Ioh. Laur. Lyd. de mens. spec. 58. Mit Semo kann σαμος, Anhöhe, arab. sema, hebr. schamaim, Himmel, verglichen werden. Es läßt ſich auch an die unter den Sueven durch ihre Frömmigkeit und ihren Gottesdienſt in einem ſehr heiligen Haine ausgezeichneten Semnonen, ſo wie an den ſich von den übrigen Brutenern durch ſeine ſonderliche Lebensweiſe und ſeine Andacht in einem heiligen Eichenwald unterſcheidenden Stamm des Samo denken, vergl. Tacit. Germ. c. 39. Tettau u. Temme, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="85"/> mit ſich vereinigende römiſche Kriegsgott und Staatsgenius<lb/> iſt, das auf ſolche Weiſe humaniſtiſch und idealiſtiſch ver-<lb/> edelte und höher geſtellte römiſche Weſen und Streben<lb/> bedeutet. Man hat ihn auch auf die Vereinigung der<lb/> Sabiner mit den Römern bezogen. Als <hi rendition="#g">Titus Tatius</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Romulus</hi> Frieden ſchloſſen, da gaben ſie, heißt<lb/> es, dem Janus dieſe zwei in <hi rendition="#g">einem</hi> Bilde vereinten Ge-<lb/> ſichter, zum Zeichen, daß nun die zwei kämpfenden Völker-<lb/> ſchaften verſöhnt und verbunden ſeien. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Servius</hi> zum <hi rendition="#g">Virgil</hi>, <hi rendition="#aq">Aen. I. 147: Postquam Romulus et T.<lb/> Tatius in foedera convenerunt, Jano simulacrum duplicis frontis<lb/> effectum est, quasi ad imaginem duorum populorum.</hi></note> Das iſt unſerer<lb/> Auffaſſung ebenfalls vollkommen gemäß. Die ganz ſpe-<lb/> cielle, genealogiſche und volksthümliche Wurzel Roms in<lb/> ſeiner rein weltlichen Natur und Beſtimmtheit war der<lb/> latiniſche Stamm; die Sabiner hingegen vertraten den<lb/> Römern ſchon im Voraus das religiöſe und ſittliche Mo-<lb/> ment, das nachher aus Paläſtina als Chriſtenthum ein-<lb/> wanderte und die Seele des in höherem Sinne wiederer-<lb/> ſtehenden und auflebenden Römerthums wurde; wie denn<lb/> ſchon ihr Name, ſo wie der des ſamnitiſchen Volksſtammes,<lb/> zu dem ſie gehörten, mit σεβομαι, σεβαστος, σεμνος ver-<lb/> wandt zu ſein und ein heiliges, prieſterliches Volk zu be-<lb/> deuten ſcheint. <note xml:id="note-0107" next="#note-0108" place="foot" n="**)">Ein ſabiniſcher Gott hieß <hi rendition="#aq">Sabus, Sancus, Semo,</hi> ſoll auch der erſte<lb/> König der Sabiner und Vater des Sabinus geweſen ſein. <hi rendition="#aq">Sancus,</hi><lb/> wobei man an das lat. <hi rendition="#aq">sancire, sanctus</hi> erinnert wird, ſoll in der<lb/> Sprache der Sabiner den Himmel bedeutet haben, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Ioh. Laur. Lyd</hi>.<lb/> de mens. spec.</hi> 58. Mit <hi rendition="#g">Semo</hi> kann σαμος, Anhöhe, arab. <hi rendition="#aq">sema,</hi><lb/> hebr. <hi rendition="#aq">schamaim,</hi> Himmel, verglichen werden. Es läßt ſich auch an<lb/> die unter den Sueven durch ihre Frömmigkeit und ihren Gottesdienſt<lb/> in einem ſehr heiligen Haine ausgezeichneten <hi rendition="#g">Semnonen</hi>, ſo wie an<lb/> den ſich von den übrigen Brutenern durch ſeine ſonderliche Lebensweiſe<lb/> und ſeine Andacht in einem heiligen Eichenwald unterſcheidenden Stamm<lb/> des <hi rendition="#g">Samo</hi> denken, vergl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Tacit</hi>. Germ. c.</hi> 39. <hi rendition="#g">Tettau u. Temme</hi>,</note> <hi rendition="#g">Romulus</hi>, der Sohn des Mars, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0107]
mit ſich vereinigende römiſche Kriegsgott und Staatsgenius
iſt, das auf ſolche Weiſe humaniſtiſch und idealiſtiſch ver-
edelte und höher geſtellte römiſche Weſen und Streben
bedeutet. Man hat ihn auch auf die Vereinigung der
Sabiner mit den Römern bezogen. Als Titus Tatius
und Romulus Frieden ſchloſſen, da gaben ſie, heißt
es, dem Janus dieſe zwei in einem Bilde vereinten Ge-
ſichter, zum Zeichen, daß nun die zwei kämpfenden Völker-
ſchaften verſöhnt und verbunden ſeien. *) Das iſt unſerer
Auffaſſung ebenfalls vollkommen gemäß. Die ganz ſpe-
cielle, genealogiſche und volksthümliche Wurzel Roms in
ſeiner rein weltlichen Natur und Beſtimmtheit war der
latiniſche Stamm; die Sabiner hingegen vertraten den
Römern ſchon im Voraus das religiöſe und ſittliche Mo-
ment, das nachher aus Paläſtina als Chriſtenthum ein-
wanderte und die Seele des in höherem Sinne wiederer-
ſtehenden und auflebenden Römerthums wurde; wie denn
ſchon ihr Name, ſo wie der des ſamnitiſchen Volksſtammes,
zu dem ſie gehörten, mit σεβομαι, σεβαστος, σεμνος ver-
wandt zu ſein und ein heiliges, prieſterliches Volk zu be-
deuten ſcheint. **) Romulus, der Sohn des Mars, und
*) Servius zum Virgil, Aen. I. 147: Postquam Romulus et T.
Tatius in foedera convenerunt, Jano simulacrum duplicis frontis
effectum est, quasi ad imaginem duorum populorum.
**) Ein ſabiniſcher Gott hieß Sabus, Sancus, Semo, ſoll auch der erſte
König der Sabiner und Vater des Sabinus geweſen ſein. Sancus,
wobei man an das lat. sancire, sanctus erinnert wird, ſoll in der
Sprache der Sabiner den Himmel bedeutet haben, Ioh. Laur. Lyd.
de mens. spec. 58. Mit Semo kann σαμος, Anhöhe, arab. sema,
hebr. schamaim, Himmel, verglichen werden. Es läßt ſich auch an
die unter den Sueven durch ihre Frömmigkeit und ihren Gottesdienſt
in einem ſehr heiligen Haine ausgezeichneten Semnonen, ſo wie an
den ſich von den übrigen Brutenern durch ſeine ſonderliche Lebensweiſe
und ſeine Andacht in einem heiligen Eichenwald unterſcheidenden Stamm
des Samo denken, vergl. Tacit. Germ. c. 39. Tettau u. Temme,
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