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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Drosera rotundifolia. Cap. 9.
die verschiedenartigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf Dro-
sera
zu beschreiben8.

Von den Alkaloiden und deren Salzen, welche versucht wurden,
hatten mehrere nicht die geringste Kraft, Einbiegung zu verursachen;
andere, welche sicherlich absorbirt wurden, wie aus der veränderten
Farbe der Drüsen hervorgieng, hatten nur eine sehr mäszige Fähig-
keit dieser Art; andere wiederum, wie das essigsaure Chinin und
Digitalin, verursachten starke Einbiegung.

Die verschiedenen in diesem Capitel erwähnten Substanzen haben
auf die Färbung der Drüsen einen sehr verschiedenen Einflusz. Die-
selben werden häufig zuerst dunkel und dann sehr blasz oder weisz,
wie es in auffallender Weise mit den Drüsen der Fall war, welche
dem Gifte der Cobra und dem citronensauren Strychnin ausgesetzt
worden waren. In andern Fällen werden sie von Anfang an weisz
gemacht, wie es bei Blättern der Fall ist, die in heiszes Wasser und
verschiedene Säuren getaucht werden; ich vermuthe, dasz dies das
Resultat der Gerinnung des Eiweiszes ist. An einem und demselben
Blatte wurden einige Drüsen weisz und andere dunkel gefärbt, wie
es bei Blättern vorkam, die in einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin und in Alkoholdämpfen lagen. Länger anhaltendes Eintauchen
in Nicotin, Curare und selbst Wasser schwärzt die Drüsen; und dies
ist, wie ich glaube, eine Folge der Zusammenballung des Protoplasma
in ihren Zellen. Doch verursachte Curare nur sehr wenig Zusammen-
ballung in den Zellen der Tentakeln, während Nicotin und schwefel-
saures Chinin eine stark ausgeprägte Zusammenballung hinab bis zur
Basis der Tentakeln bewirkte. Die zusammengeballten Massen in
Blättern, welche 3 Stunden 15 Minuten lang in einer gesättigten
Lösung von schwefelsaurem Chinin eingetaucht gewesen waren, boten
unaufhörliche Formveränderungen dar, waren aber nach 24 Stunden
bewegungslos, wo das Blatt schlaff und allem Anscheine nach todt

8 Wenn man erwägt, dasz Essigsäure, Blausäure und Chromsäure, essigsaures
Strychnin und Ätherdämpfe der Drosera giftig sind, so ist es merkwürdig, dasz
Dr. Ransom (Philosoph. Transact. 1867, p. 480.), welcher viel stärkere Lösungen
dieser Substanzen benutzte als ich, angibt, "dasz die rhythmische Contractilität des
"Dotters (der Hechteier) nicht wesentlich von irgend einem der angewandten Gifte
"beeinfluszt wird, welches nicht, mit Ausnahme des Chloroforms und der Kohlen-
"säure, chemisch wirkte." Ich finde bei mehreren Schriftstellern die Angabe, dasz
Curare keinen Einflusz auf Sarcode oder Protoplasma hat, und wir haben gesehen,
dasz Curare zwar einen gewissen Grad von Einbiegung verursacht, aber sehr wenig
Zusammenballung des Protoplasma bewirkt.

Drosera rotundifolia. Cap. 9.
die verschiedenartigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf Dro-
sera
zu beschreiben8.

Von den Alkaloiden und deren Salzen, welche versucht wurden,
hatten mehrere nicht die geringste Kraft, Einbiegung zu verursachen;
andere, welche sicherlich absorbirt wurden, wie aus der veränderten
Farbe der Drüsen hervorgieng, hatten nur eine sehr mäszige Fähig-
keit dieser Art; andere wiederum, wie das essigsaure Chinin und
Digitalin, verursachten starke Einbiegung.

Die verschiedenen in diesem Capitel erwähnten Substanzen haben
auf die Färbung der Drüsen einen sehr verschiedenen Einflusz. Die-
selben werden häufig zuerst dunkel und dann sehr blasz oder weisz,
wie es in auffallender Weise mit den Drüsen der Fall war, welche
dem Gifte der Cobra und dem citronensauren Strychnin ausgesetzt
worden waren. In andern Fällen werden sie von Anfang an weisz
gemacht, wie es bei Blättern der Fall ist, die in heiszes Wasser und
verschiedene Säuren getaucht werden; ich vermuthe, dasz dies das
Resultat der Gerinnung des Eiweiszes ist. An einem und demselben
Blatte wurden einige Drüsen weisz und andere dunkel gefärbt, wie
es bei Blättern vorkam, die in einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin und in Alkoholdämpfen lagen. Länger anhaltendes Eintauchen
in Nicotin, Curare und selbst Wasser schwärzt die Drüsen; und dies
ist, wie ich glaube, eine Folge der Zusammenballung des Protoplasma
in ihren Zellen. Doch verursachte Curare nur sehr wenig Zusammen-
ballung in den Zellen der Tentakeln, während Nicotin und schwefel-
saures Chinin eine stark ausgeprägte Zusammenballung hinab bis zur
Basis der Tentakeln bewirkte. Die zusammengeballten Massen in
Blättern, welche 3 Stunden 15 Minuten lang in einer gesättigten
Lösung von schwefelsaurem Chinin eingetaucht gewesen waren, boten
unaufhörliche Formveränderungen dar, waren aber nach 24 Stunden
bewegungslos, wo das Blatt schlaff und allem Anscheine nach todt

8 Wenn man erwägt, dasz Essigsäure, Blausäure und Chromsäure, essigsaures
Strychnin und Ätherdämpfe der Drosera giftig sind, so ist es merkwürdig, dasz
Dr. Ransom (Philosoph. Transact. 1867, p. 480.), welcher viel stärkere Lösungen
dieser Substanzen benutzte als ich, angibt, „dasz die rhythmische Contractilität des
„Dotters (der Hechteier) nicht wesentlich von irgend einem der angewandten Gifte
„beeinfluszt wird, welches nicht, mit Ausnahme des Chloroforms und der Kohlen-
„säure, chemisch wirkte.‟ Ich finde bei mehreren Schriftstellern die Angabe, dasz
Curare keinen Einflusz auf Sarcode oder Protoplasma hat, und wir haben gesehen,
dasz Curare zwar einen gewissen Grad von Einbiegung verursacht, aber sehr wenig
Zusammenballung des Protoplasma bewirkt.
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[204/0218] Drosera rotundifolia. Cap. 9. die verschiedenartigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf Dro- sera zu beschreiben 8. Von den Alkaloiden und deren Salzen, welche versucht wurden, hatten mehrere nicht die geringste Kraft, Einbiegung zu verursachen; andere, welche sicherlich absorbirt wurden, wie aus der veränderten Farbe der Drüsen hervorgieng, hatten nur eine sehr mäszige Fähig- keit dieser Art; andere wiederum, wie das essigsaure Chinin und Digitalin, verursachten starke Einbiegung. Die verschiedenen in diesem Capitel erwähnten Substanzen haben auf die Färbung der Drüsen einen sehr verschiedenen Einflusz. Die- selben werden häufig zuerst dunkel und dann sehr blasz oder weisz, wie es in auffallender Weise mit den Drüsen der Fall war, welche dem Gifte der Cobra und dem citronensauren Strychnin ausgesetzt worden waren. In andern Fällen werden sie von Anfang an weisz gemacht, wie es bei Blättern der Fall ist, die in heiszes Wasser und verschiedene Säuren getaucht werden; ich vermuthe, dasz dies das Resultat der Gerinnung des Eiweiszes ist. An einem und demselben Blatte wurden einige Drüsen weisz und andere dunkel gefärbt, wie es bei Blättern vorkam, die in einer Lösung von schwefelsaurem Chinin und in Alkoholdämpfen lagen. Länger anhaltendes Eintauchen in Nicotin, Curare und selbst Wasser schwärzt die Drüsen; und dies ist, wie ich glaube, eine Folge der Zusammenballung des Protoplasma in ihren Zellen. Doch verursachte Curare nur sehr wenig Zusammen- ballung in den Zellen der Tentakeln, während Nicotin und schwefel- saures Chinin eine stark ausgeprägte Zusammenballung hinab bis zur Basis der Tentakeln bewirkte. Die zusammengeballten Massen in Blättern, welche 3 Stunden 15 Minuten lang in einer gesättigten Lösung von schwefelsaurem Chinin eingetaucht gewesen waren, boten unaufhörliche Formveränderungen dar, waren aber nach 24 Stunden bewegungslos, wo das Blatt schlaff und allem Anscheine nach todt 8 Wenn man erwägt, dasz Essigsäure, Blausäure und Chromsäure, essigsaures Strychnin und Ätherdämpfe der Drosera giftig sind, so ist es merkwürdig, dasz Dr. Ransom (Philosoph. Transact. 1867, p. 480.), welcher viel stärkere Lösungen dieser Substanzen benutzte als ich, angibt, „dasz die rhythmische Contractilität des „Dotters (der Hechteier) nicht wesentlich von irgend einem der angewandten Gifte „beeinfluszt wird, welches nicht, mit Ausnahme des Chloroforms und der Kohlen- „säure, chemisch wirkte.‟ Ich finde bei mehreren Schriftstellern die Angabe, dasz Curare keinen Einflusz auf Sarcode oder Protoplasma hat, und wir haben gesehen, dasz Curare zwar einen gewissen Grad von Einbiegung verursacht, aber sehr wenig Zusammenballung des Protoplasma bewirkt.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/218>, abgerufen am 30.11.2024.