Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Vierte Predigt wie zum Fessel/ damit man die Narren züchtiget. Da solte mandoch solcher Ort/ als der allergefährlichsten Syrten/ müssig gehen/ wie ein mancher gehet von Jerusalem gen Jericho/ und fällt unter die Mörder. Sicut saltus infamantur latrociniis, ita mundus propter peccata mun- di, spricht Hieronym. Gleichwie die Wälder wegen der Mörder ver- schreyt werden/ also auch die Welt wegen ihrer Sünden. Sine viatico abstinentiae, ohne Behutsamkeit. Es gibt leyder gar wenig unter un- sern jungen reyfenden Leuten/ die/ wie Ulysses, die Ohren verstopffen vor den Syrenen. Darum es auch hernach so schön bey manchem Hoff- Regiment und Gemeinen Wesen hergehet/ daß der Atheismus, Epicu- reismus, Welsche Untreu/ Frantzösische Leichtfertigkeit/ Allemoderey und anderer Wust und Unflath gleichsam als eine Sündflut alles über- schwemmet. Und ein solcher rasender unsinniger Reiser war auch der verlohrne Sohn/ nachdem er dem Vater den Seckel mit dem Geld herauß gebocht/ und sein übrige Nahrung versilbert/ macht er sich eis khoran makran, in ein fernes Land/ daß der Vater nicht so leichtlich nachfragen/ oder etwas von ihm erfahren kan/ er macht sich in die Heydenschafft hin- auß ausser dem Volck GOttes; ist darauß abzunehmen/ daß in demselben Land Schwein geweßt/ die er hernach einem Bürger hüten müssen/ wie er nun da seine Zeit verführt/ wie er nicht nur ase[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]os, adikos, sondern auch asophronos gelebt/ wie er seine Seel verunreiniget/ sein Gewissen beschwä- ret/ den Leib befudelt/ und den Säckel gelährt/ davon soll dißmal unsere Betrachtung seyn/ Gott gebe seine Gnad und Segen/ daß es fruchtbar- lich geschehe; Amen. WJe nun der verlohrne Sohn in der Fremde sein Leben zuge- die
Die Vierte Predigt wie zum Feſſel/ damit man die Narren zuͤchtiget. Da ſolte mandoch ſolcher Ort/ als der allergefaͤhrlichſten Syrten/ muͤſſig gehen/ wie ein mancher gehet von Jeruſalem gen Jericho/ und faͤllt unter die Moͤrder. Sicut ſaltus infamantur latrociniis, ita mundus propter peccata mun- di, ſpricht Hieronym. Gleichwie die Waͤlder wegen der Moͤrder ver- ſchreyt werden/ alſo auch die Welt wegen ihrer Suͤnden. Sine viatico abſtinentiæ, ohne Behutſamkeit. Es gibt leyder gar wenig unter un- ſern jungen reyfenden Leuten/ die/ wie Ulyſſes, die Ohren verſtopffen vor den Syrenen. Darum es auch hernach ſo ſchoͤn bey manchem Hoff- Regiment und Gemeinen Weſen hergehet/ daß der Atheiſmus, Epicu- reiſmus, Welſche Untreu/ Frantzoͤſiſche Leichtfertigkeit/ Allemoderey und anderer Wuſt und Unflath gleichſam als eine Suͤndflut alles uͤber- ſchwemmet. Und ein ſolcher raſender unſinniger Reiſer war auch der verlohrne Sohn/ nachdem er dem Vater den Seckel mit dem Geld herauß gebocht/ und ſein uͤbrige Nahrung verſilbert/ macht er ſich είς χώραν μακρὰν, in ein fernes Land/ daß der Vater nicht ſo leichtlich nachfragen/ oder etwas von ihm erfahren kan/ er macht ſich in die Heydenſchafft hin- auß auſſer dem Volck GOttes; iſt darauß abzunehmen/ daß in demſelben Land Schwein geweßt/ die er hernach einem Buͤrger huͤten muͤſſen/ wie er nun da ſeine Zeit verfuͤhrt/ wie er nicht nur ἀσε[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ῶς, ἀδίκως, ſondern auch ἀσωφρόνως gelebt/ wie er ſeine Seel verunreiniget/ ſein Gewiſſen beſchwaͤ- ret/ den Leib befudelt/ und den Saͤckel gelaͤhrt/ davon ſoll dißmal unſere Betrachtung ſeyn/ Gott gebe ſeine Gnad und Segen/ daß es fruchtbar- lich geſchehe; Amen. WJe nun der verlohrne Sohn in der Fremde ſein Leben zuge- die
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Die Vierte Predigt
wie zum Feſſel/ damit man die Narren zuͤchtiget. Da ſolte man
doch ſolcher Ort/ als der allergefaͤhrlichſten Syrten/ muͤſſig gehen/ wie
ein mancher gehet von Jeruſalem gen Jericho/ und faͤllt unter die Moͤrder.
Sicut ſaltus infamantur latrociniis, ita mundus propter peccata mun-
di, ſpricht Hieronym. Gleichwie die Waͤlder wegen der Moͤrder ver-
ſchreyt werden/ alſo auch die Welt wegen ihrer Suͤnden. Sine viatico
abſtinentiæ, ohne Behutſamkeit. Es gibt leyder gar wenig unter un-
ſern jungen reyfenden Leuten/ die/ wie Ulyſſes, die Ohren verſtopffen vor
den Syrenen. Darum es auch hernach ſo ſchoͤn bey manchem Hoff-
Regiment und Gemeinen Weſen hergehet/ daß der Atheiſmus, Epicu-
reiſmus, Welſche Untreu/ Frantzoͤſiſche Leichtfertigkeit/ Allemoderey und
anderer Wuſt und Unflath gleichſam als eine Suͤndflut alles uͤber-
ſchwemmet. Und ein ſolcher raſender unſinniger Reiſer war auch der
verlohrne Sohn/ nachdem er dem Vater den Seckel mit dem Geld herauß
gebocht/ und ſein uͤbrige Nahrung verſilbert/ macht er ſich είς χώραν
μακρὰν, in ein fernes Land/ daß der Vater nicht ſo leichtlich nachfragen/
oder etwas von ihm erfahren kan/ er macht ſich in die Heydenſchafft hin-
auß auſſer dem Volck GOttes; iſt darauß abzunehmen/ daß in demſelben
Land Schwein geweßt/ die er hernach einem Buͤrger huͤten muͤſſen/ wie
er nun da ſeine Zeit verfuͤhrt/ wie er nicht nur ἀσε_ ῶς, ἀδίκως, ſondern auch
ἀσωφρόνως gelebt/ wie er ſeine Seel verunreiniget/ ſein Gewiſſen beſchwaͤ-
ret/ den Leib befudelt/ und den Saͤckel gelaͤhrt/ davon ſoll dißmal unſere
Betrachtung ſeyn/ Gott gebe ſeine Gnad und Segen/ daß es fruchtbar-
lich geſchehe; Amen.
WJe nun der verlohrne Sohn in der Fremde ſein Leben zuge-
bracht/ das zeiget der Evangeliſt ins gemein an mit zweyen
Woͤrtern/ wann er ſpricht: ζῶν ἀσώτως, er bracht ſein Gut
um mit Praſſen/ er lebte als ein Filius belial und beſtia, unordentlich/
ungezogen/ unflaͤtig/ wuͤſt/ wild und frech/ in Schwelgen und Pancketie-
ren/ achtet weder GOttes im Himmel/ noch der weltlichen Erbarkeit/ er
war homo deſperatæ ſalutis, ein verzweiffelt boͤſer Menſch; allermaſſen
wie in ſolchem Verſtand das Wort ἀσώτως, nicht nur in H. Schrifft ge-
braucht wird/ Eph. 5. Sauffet euch nicht voll Weins/ darauß
ἀσωτια ein unordentliches Weſen folget. Tit. 1, 6. da Paulus an-
zeiget/ wie die Elteſten ſollen beſchaffen ſeyn/ nicht ἐν κατηγορίᾳ ἀσωτίας,
nicht beruͤchtiget/ daß ſie Schwelger. 1. Petr. 4, 4. da Petrus al-
lerhand heydniſche Laſter erzehlet und ſpricht: Es iſt genug/ daß wir
die
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