Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zwölffte Predigt
wollen. Was wil ich von Edel-Leuthen sagen? Man hat Exempel/ daß
Bauren ehe in Krieg gezogen/ oder seind wol gar Atheisten worden/ wie
Porphyrius bey dem Baronio ad an. 302. n. 53. Aber hier haben gestritten
P[i]etas Regis & fidelitas Episcpi, die Fromkeit des Königs und die Treu
des Predigers. Es ist Historia exempli rarissimi, eine gar rare Histori
und Geschicht. O ihr Ambrosii, wie seyd ihr so dünn gesäet bey grossen
Herren! Da heißt es/ Mum Mum/ und hat man Brey im Maul.
Hätte man solchen Ernst bey manchem grossen Herrn/ der unschuldig
Blut vergossen/ der wie ein Dorff-Stier im gantzen Land gewiehert/ der
sein Leben mit sauffen zugebracht; ja auch gegen ihre Räthe gebraucht/ so
würde es besser gestanden seyn/ Kinder/ Land und Leuthe hättens nicht
entgelten müssen. Aber Kopff und Pfrund war viel zu lieb/ Nathanes,
Johannes
und Ambrosii seind theure Leuthe. Tales habituri essemus
aliquot Principes, qualis fuit Theodosius, si tales haberemus Episcopos,
qualis fuit Ambrosius,
schreibet Erasmus in praefat. Ambrosii, das ist:
Wir würden wol solche Fürsten haben/ wie Theodosius gewe-
sen/ wann wir auch solche Bischoffe hätten/ wie Ambrosius ei-
ner war. Es ist aber Historia exemplaris, ein Lehr-Geschicht. Unser
Beyspiel/ darauß wir sehen/ wie es vor diesem in der ersten Jungfrauen-
Kirchen her gegangen/ und wieweit wir davon abgewichen. Consangui-
nitatem doctrinae,
die Verwandschafft in der Lehrehaben wir zwar behal-
ten/ aber nicht disciplinae in der Zucht. Darum wir uns mit aller
Macht bemühen sollen/ in allen Ständen Christo sein Mandat zu be-
halten. Was GOTT zusammen gefüget hat/ das soll der Mensch
nicht scheiden. Nun man höre oder lasse es/ so muß es doch gesagt
seyn/ auff daß am Jüngsten Tag niemand mit einiger Entschuldi-
gung auffkommen könne. Nun/ M. L. Wir haben noch für uns den
letzten Grad der Kirchen-Disciplin/ nemlich den Bann/ davon wir
zu diesem mahl Eu. L. ein mehrers unterrichten wollen. GOTT gebe
Segen und Gedeyen/ daß es fruchtbarlich und aufferbaulich geschehe/
Amen.

DRey Stück seind abermahl zu beobachten/ 1. peccati reatus, das
Verbrechen/ Sünd und Fehler/ welches zwar wiederum
ist peccatum contumaciae in scandalo privato, ein hartnäckiger
Sünder/ der eine Aergernußbegangen/ wann die Kirchen-Buß nichts hat
verfangen/ oder die schuldige Parthey derselben sich nicht gehorsamlich un-
tergeben wollen. Es gehören aber auch hieher alle scandala publica, enor-

mia,

Die Zwoͤlffte Predigt
wollen. Was wil ich von Edel-Leuthen ſagen? Man hat Exempel/ daß
Bauren ehe in Krieg gezogen/ oder ſeind wol gar Atheiſten worden/ wie
Porphyrius bey dem Baronio ad an. 302. n. 53. Aber hier haben geſtritten
P[i]etas Regis & fidelitas Epiſcpi, die Fromkeit des Koͤnigs und die Treu
des Predigers. Es iſt Hiſtoria exempli rariſſimi, eine gar rare Hiſtori
und Geſchicht. O ihr Ambroſii, wie ſeyd ihr ſo duͤnn geſaͤet bey groſſen
Herren! Da heißt es/ Mum Mum/ und hat man Brey im Maul.
Haͤtte man ſolchen Ernſt bey manchem groſſen Herꝛn/ der unſchuldig
Blut vergoſſen/ der wie ein Dorff-Stier im gantzen Land gewiehert/ der
ſein Leben mit ſauffen zugebracht; ja auch gegen ihre Raͤthe gebraucht/ ſo
wuͤrde es beſſer geſtanden ſeyn/ Kinder/ Land und Leuthe haͤttens nicht
entgelten muͤſſen. Aber Kopff und Pfrund war viel zu lieb/ Nathanes,
Johannes
und Ambroſii ſeind theure Leuthe. Tales habituri eſſemus
aliquot Principes, qualis fuit Theodoſius, ſi tales haberemus Epiſcopos,
qualis fuit Ambroſius,
ſchreibet Eraſmus in præfat. Ambroſii, das iſt:
Wir wuͤrden wol ſolche Fuͤrſten haben/ wie Theodoſius gewe-
ſen/ wann wir auch ſolche Biſchoffe haͤtten/ wie Ambroſius ei-
ner war. Es iſt aber Hiſtoria exemplaris, ein Lehr-Geſchicht. Unſer
Beyſpiel/ darauß wir ſehen/ wie es vor dieſem in der erſten Jungfrauen-
Kirchen her gegangen/ und wieweit wir davon abgewichen. Conſangui-
nitatem doctrinæ,
die Verwandſchafft in der Lehrehaben wir zwar behal-
ten/ aber nicht diſciplinæ in der Zucht. Darum wir uns mit aller
Macht bemuͤhen ſollen/ in allen Staͤnden Chriſto ſein Mandat zu be-
halten. Was GOTT zuſammen gefuͤget hat/ das ſoll der Menſch
nicht ſcheiden. Nun man hoͤre oder laſſe es/ ſo muß es doch geſagt
ſeyn/ auff daß am Juͤngſten Tag niemand mit einiger Entſchuldi-
gung auffkommen koͤnne. Nun/ M. L. Wir haben noch fuͤr uns den
letzten Grad der Kirchen-Diſciplin/ nemlich den Bann/ davon wir
zu dieſem mahl Eu. L. ein mehrers unterrichten wollen. GOTT gebe
Segen und Gedeyen/ daß es fruchtbarlich und aufferbaulich geſchehe/
Amen.

DRey Stuͤck ſeind abermahl zu beobachten/ 1. peccati reatus, das
Verbrechen/ Suͤnd und Fehler/ welches zwar wiederum
iſt peccatum contumaciæ in ſcandalo privato, ein hartnaͤckiger
Suͤnder/ der eine Aergernußbegangen/ wann die Kirchen-Buß nichts hat
verfangen/ oder die ſchuldige Parthey derſelben ſich nicht gehorſamlich un-
tergeben wollen. Es gehoͤren aber auch hieher alle ſcandala publica, enor-

mia,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0322" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Zwo&#x0364;lffte Predigt</hi></fw><lb/>
wollen. Was wil ich von Edel-Leuthen &#x017F;agen? Man hat Exempel/ daß<lb/>
Bauren ehe in Krieg gezogen/ oder &#x017F;eind wol gar Athei&#x017F;ten worden/ wie<lb/><hi rendition="#aq">Porphyrius</hi> bey dem <hi rendition="#aq">Baronio ad an. 302. n.</hi> 53. Aber hier haben ge&#x017F;tritten<lb/><hi rendition="#aq">P<supplied>i</supplied>etas Regis &amp; fidelitas Epi&#x017F;cpi,</hi> die Fromkeit des Ko&#x0364;nigs und die Treu<lb/>
des Predigers. Es i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria exempli rari&#x017F;&#x017F;imi,</hi> eine gar rare Hi&#x017F;tori<lb/>
und Ge&#x017F;chicht. O ihr <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ii,</hi> wie &#x017F;eyd ihr &#x017F;o du&#x0364;nn ge&#x017F;a&#x0364;et bey gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Herren! Da heißt es/ Mum Mum/ und hat man Brey im Maul.<lb/>
Ha&#x0364;tte man &#x017F;olchen Ern&#x017F;t bey manchem gro&#x017F;&#x017F;en Her&#xA75B;n/ der un&#x017F;chuldig<lb/>
Blut vergo&#x017F;&#x017F;en/ der wie ein Dorff-Stier im gantzen Land gewiehert/ der<lb/>
&#x017F;ein Leben mit &#x017F;auffen zugebracht; ja auch gegen ihre Ra&#x0364;the gebraucht/ &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde es be&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;tanden &#x017F;eyn/ Kinder/ Land und Leuthe ha&#x0364;ttens nicht<lb/>
entgelten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Aber Kopff und Pfrund war viel zu lieb/ <hi rendition="#aq">Nathanes,<lb/>
Johannes</hi> und <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ii</hi> &#x017F;eind theure Leuthe. <hi rendition="#aq">Tales habituri e&#x017F;&#x017F;emus<lb/>
aliquot Principes, qualis fuit Theodo&#x017F;ius, &#x017F;i tales haberemus Epi&#x017F;copos,<lb/>
qualis fuit Ambro&#x017F;ius,</hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Era&#x017F;mus in præfat. Ambro&#x017F;ii,</hi> das i&#x017F;t:<lb/>
Wir wu&#x0364;rden wol &#x017F;olche Fu&#x0364;r&#x017F;ten haben/ wie <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ius</hi> gewe-<lb/>
&#x017F;en/ wann wir auch &#x017F;olche Bi&#x017F;choffe ha&#x0364;tten/ wie <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ius</hi> ei-<lb/>
ner war. Es i&#x017F;t aber <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria exemplaris,</hi> ein Lehr-Ge&#x017F;chicht. Un&#x017F;er<lb/>
Bey&#x017F;piel/ darauß wir &#x017F;ehen/ wie es vor die&#x017F;em in der er&#x017F;ten Jungfrauen-<lb/>
Kirchen her gegangen/ und wieweit wir davon abgewichen. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;angui-<lb/>
nitatem doctrinæ,</hi> die Verwand&#x017F;chafft in der Lehrehaben wir zwar behal-<lb/>
ten/ aber nicht <hi rendition="#aq">di&#x017F;ciplinæ</hi> in der Zucht. Darum wir uns mit aller<lb/>
Macht bemu&#x0364;hen &#x017F;ollen/ in allen Sta&#x0364;nden Chri&#x017F;to &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Mandat</hi> zu be-<lb/>
halten. Was GOTT zu&#x017F;ammen gefu&#x0364;get hat/ das &#x017F;oll der Men&#x017F;ch<lb/>
nicht &#x017F;cheiden. Nun man ho&#x0364;re oder la&#x017F;&#x017F;e es/ &#x017F;o muß es doch ge&#x017F;agt<lb/>
&#x017F;eyn/ auff daß am Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag niemand mit einiger Ent&#x017F;chuldi-<lb/>
gung auffkommen ko&#x0364;nne. Nun/ M. L. Wir haben noch fu&#x0364;r uns den<lb/>
letzten Grad der Kirchen-Di&#x017F;ciplin/ nemlich den Bann/ davon wir<lb/>
zu die&#x017F;em mahl Eu. L. ein mehrers unterrichten wollen. GOTT gebe<lb/>
Segen und Gedeyen/ daß es fruchtbarlich und aufferbaulich ge&#x017F;chehe/<lb/>
Amen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Rey Stu&#x0364;ck &#x017F;eind abermahl zu beobachten/ 1. <hi rendition="#aq">peccati reatus,</hi> das<lb/>
Verbrechen/ Su&#x0364;nd und Fehler/ welches zwar wiederum<lb/>
i&#x017F;t <hi rendition="#aq">peccatum contumaciæ in &#x017F;candalo privato,</hi> ein hartna&#x0364;ckiger<lb/>
Su&#x0364;nder/ der eine Aergernußbegangen/ wann die Kirchen-Buß nichts hat<lb/>
verfangen/ oder die &#x017F;chuldige Parthey der&#x017F;elben &#x017F;ich nicht gehor&#x017F;amlich un-<lb/>
tergeben wollen. Es geho&#x0364;ren aber auch hieher alle <hi rendition="#aq">&#x017F;candala publica, enor-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">mia,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0322] Die Zwoͤlffte Predigt wollen. Was wil ich von Edel-Leuthen ſagen? Man hat Exempel/ daß Bauren ehe in Krieg gezogen/ oder ſeind wol gar Atheiſten worden/ wie Porphyrius bey dem Baronio ad an. 302. n. 53. Aber hier haben geſtritten Pietas Regis & fidelitas Epiſcpi, die Fromkeit des Koͤnigs und die Treu des Predigers. Es iſt Hiſtoria exempli rariſſimi, eine gar rare Hiſtori und Geſchicht. O ihr Ambroſii, wie ſeyd ihr ſo duͤnn geſaͤet bey groſſen Herren! Da heißt es/ Mum Mum/ und hat man Brey im Maul. Haͤtte man ſolchen Ernſt bey manchem groſſen Herꝛn/ der unſchuldig Blut vergoſſen/ der wie ein Dorff-Stier im gantzen Land gewiehert/ der ſein Leben mit ſauffen zugebracht; ja auch gegen ihre Raͤthe gebraucht/ ſo wuͤrde es beſſer geſtanden ſeyn/ Kinder/ Land und Leuthe haͤttens nicht entgelten muͤſſen. Aber Kopff und Pfrund war viel zu lieb/ Nathanes, Johannes und Ambroſii ſeind theure Leuthe. Tales habituri eſſemus aliquot Principes, qualis fuit Theodoſius, ſi tales haberemus Epiſcopos, qualis fuit Ambroſius, ſchreibet Eraſmus in præfat. Ambroſii, das iſt: Wir wuͤrden wol ſolche Fuͤrſten haben/ wie Theodoſius gewe- ſen/ wann wir auch ſolche Biſchoffe haͤtten/ wie Ambroſius ei- ner war. Es iſt aber Hiſtoria exemplaris, ein Lehr-Geſchicht. Unſer Beyſpiel/ darauß wir ſehen/ wie es vor dieſem in der erſten Jungfrauen- Kirchen her gegangen/ und wieweit wir davon abgewichen. Conſangui- nitatem doctrinæ, die Verwandſchafft in der Lehrehaben wir zwar behal- ten/ aber nicht diſciplinæ in der Zucht. Darum wir uns mit aller Macht bemuͤhen ſollen/ in allen Staͤnden Chriſto ſein Mandat zu be- halten. Was GOTT zuſammen gefuͤget hat/ das ſoll der Menſch nicht ſcheiden. Nun man hoͤre oder laſſe es/ ſo muß es doch geſagt ſeyn/ auff daß am Juͤngſten Tag niemand mit einiger Entſchuldi- gung auffkommen koͤnne. Nun/ M. L. Wir haben noch fuͤr uns den letzten Grad der Kirchen-Diſciplin/ nemlich den Bann/ davon wir zu dieſem mahl Eu. L. ein mehrers unterrichten wollen. GOTT gebe Segen und Gedeyen/ daß es fruchtbarlich und aufferbaulich geſchehe/ Amen. DRey Stuͤck ſeind abermahl zu beobachten/ 1. peccati reatus, das Verbrechen/ Suͤnd und Fehler/ welches zwar wiederum iſt peccatum contumaciæ in ſcandalo privato, ein hartnaͤckiger Suͤnder/ der eine Aergernußbegangen/ wann die Kirchen-Buß nichts hat verfangen/ oder die ſchuldige Parthey derſelben ſich nicht gehorſamlich un- tergeben wollen. Es gehoͤren aber auch hieher alle ſcandala publica, enor- mia,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/322
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/322>, abgerufen am 17.06.2024.