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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
und nasse Brüder dazu nimmt/ die den Unflath wieder redlich machen/
und abwaschen helffen. Nein/ solches Mittel ist gar zu schlüpfferig/ es
bestehet nicht/ offt wann sie sich vergleichen/ fangen sie wieder neue und
frische Rauff-Händel an/ wann sie der Wein erhitzt/ steiget ihnen der Narr
wieder in den Kopff/ daß sie es auffs neu rittlen/ und keiner nachgeben
wil. Sondern es ist remedium collegiale autoritativum, zween oder
drey von einem Collegio, Zunfft/ Handwerck/ von der Christlichen Kir-
chen/ daß es auch eine Krafft und ein Ansehen hab/ daß man nicht mit
der Sache spiele. Und demnach 1. arbitrarium, ein freyes Wahl-Mit-
tel. Vor zeiten bey den Juden nahmen sie zu Richtern an/ die sie erwehl-
ten ad arbitrium, nach ihrem belieben/ wie abzunehmen auß dem Büchlein
Ruth/ c. 4. und 1 Cor. 6. da der Apostel klaget/ daß die Christen heydnische
arbitros gesucht/ da sie doch wol hätten können heilige und Christliche Richter
haben. 2. Oeconomicum, ex lege naturae ordinarium, die nächste
Freunde und Verwandten/ die einem bösen Menschen/ Kind/ Dienst-
Botten/ Frau/ Mann sollen zusprechen. 3. Tribunale, ex lege civili,
auff Zünfften/ bey Gericht oder Handwercken. 4. Academicum, der
Rector und die Decani, die Ephori und Visitatores in der Schul/ derer
Gewalt so groß/ als der Eltern. 5. Ecclesiasticum, erstlich der Pfarrer
und Helffer allein/ und dann mit Zuziehung der verordneten Kirchen-
Pfleger einer ieden Gemeine.

III. Finis & officium, der Zweck und End-Ursach ist nicht sauf-
fen und zechen/ auch nicht principaliter vornemlich und hauptsächlich
Geld-Buß oder Geld-Straff aufflegen/ wie ein mancher Edelmann mit
den peccatis rusticorum Bauren-Sünden die Hosen verbrämt; sondern
es ist censura & correctio disciplinaris, ein freundliches/ aber doch kräff-
tiges zusprechen/ ad lacrymas usque, biß die Augen schwitzen; eine Wort-
Straff/ wann man einem seine Untugend/ Grösse und Gefahr fürmah-
let/ daß er dadurch schamroth gemacht wird. Plus proficit amica cor-
rectio, quam turbulenta accusatio,
eine freundliche Züchtigung nutzet
mehr/ als eine harte Anklag/ spricht Ambrosius. Ein gut Wort findet
eine gute statt. Der Mensch ist von Natur gewehnt durchs Wort sich
ziehen zu lassen/ schnarchen oder Streiche verbessern denselben nicht/ son-
dern machen ihn nur ärger. Darum auch GOtt der Herr sein Wort
zu einem Mittel unserer Bekehrung geordnet. 2. Testatio auctorita-
tiva,
auff daß es bestehe/ daß der Thäter nicht leichtlich zuruck gehe/ und
gestehe was er einmal gestanden/ daß der unschuldige sagen könne/ nun
ich habe das rechte Mittel gebraucht. Gleich wie nun/ was mit zweyer

oder
Zehender Theil. O o

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
und naſſe Bruͤder dazu nimmt/ die den Unflath wieder redlich machen/
und abwaſchen helffen. Nein/ ſolches Mittel iſt gar zu ſchluͤpfferig/ es
beſtehet nicht/ offt wann ſie ſich vergleichen/ fangen ſie wieder neue und
friſche Rauff-Haͤndel an/ wann ſie der Wein erhitzt/ ſteiget ihnen der Narꝛ
wieder in den Kopff/ daß ſie es auffs neu rittlen/ und keiner nachgeben
wil. Sondern es iſt remedium collegiale autoritativum, zween oder
drey von einem Collegio, Zunfft/ Handwerck/ von der Chriſtlichen Kir-
chen/ daß es auch eine Krafft und ein Anſehen hab/ daß man nicht mit
der Sache ſpiele. Und demnach 1. arbitrarium, ein freyes Wahl-Mit-
tel. Vor zeiten bey den Juden nahmen ſie zu Richtern an/ die ſie erwehl-
ten ad arbitrium, nach ihrem belieben/ wie abzunehmen auß dem Buͤchlein
Ruth/ c. 4. und 1 Cor. 6. da der Apoſtel klaget/ daß die Chriſten heydniſche
arbitros geſucht/ da ſie doch wol haͤtten koͤñen heilige und Chriſtliche Richter
haben. 2. Oeconomicum, ex lege naturæ ordinarium, die naͤchſte
Freunde und Verwandten/ die einem boͤſen Menſchen/ Kind/ Dienſt-
Botten/ Frau/ Mann ſollen zuſprechen. 3. Tribunale, ex lege civili,
auff Zuͤnfften/ bey Gericht oder Handwercken. 4. Academicum, der
Rector und die Decani, die Ephori und Viſitatores in der Schul/ derer
Gewalt ſo groß/ als der Eltern. 5. Eccleſiaſticum, erſtlich der Pfarrer
und Helffer allein/ und dann mit Zuziehung der verordneten Kirchen-
Pfleger einer ieden Gemeine.

III. Finis & officium, der Zweck und End-Urſach iſt nicht ſauf-
fen und zechen/ auch nicht principaliter vornemlich und hauptſaͤchlich
Geld-Buß oder Geld-Straff aufflegen/ wie ein mancher Edelmann mit
den peccatis ruſticorum Bauren-Suͤnden die Hoſen verbraͤmt; ſondern
es iſt cenſura & correctio diſciplinaris, ein freundliches/ aber doch kraͤff-
tiges zuſprechen/ ad lacrymas uſque, biß die Augen ſchwitzen; eine Wort-
Straff/ wann man einem ſeine Untugend/ Groͤſſe und Gefahr fuͤrmah-
let/ daß er dadurch ſchamroth gemacht wird. Plus proficit amica cor-
rectio, quàm turbulenta accuſatio,
eine freundliche Zuͤchtigung nutzet
mehr/ als eine harte Anklag/ ſpricht Ambroſius. Ein gut Wort findet
eine gute ſtatt. Der Menſch iſt von Natur gewehnt durchs Wort ſich
ziehen zu laſſen/ ſchnarchen oder Streiche verbeſſern denſelben nicht/ ſon-
dern machen ihn nur aͤrger. Darum auch GOtt der Herr ſein Wort
zu einem Mittel unſerer Bekehrung geordnet. 2. Teſtatio auctorita-
tiva,
auff daß es beſtehe/ daß der Thaͤter nicht leichtlich zuruck gehe/ und
geſtehe was er einmal geſtanden/ daß der unſchuldige ſagen koͤnne/ nun
ich habe das rechte Mittel gebraucht. Gleich wie nun/ was mit zweyer

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Zehender Theil. O o
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[289/0307] Vom Gewalt der Schluͤſſel. und naſſe Bruͤder dazu nimmt/ die den Unflath wieder redlich machen/ und abwaſchen helffen. Nein/ ſolches Mittel iſt gar zu ſchluͤpfferig/ es beſtehet nicht/ offt wann ſie ſich vergleichen/ fangen ſie wieder neue und friſche Rauff-Haͤndel an/ wann ſie der Wein erhitzt/ ſteiget ihnen der Narꝛ wieder in den Kopff/ daß ſie es auffs neu rittlen/ und keiner nachgeben wil. Sondern es iſt remedium collegiale autoritativum, zween oder drey von einem Collegio, Zunfft/ Handwerck/ von der Chriſtlichen Kir- chen/ daß es auch eine Krafft und ein Anſehen hab/ daß man nicht mit der Sache ſpiele. Und demnach 1. arbitrarium, ein freyes Wahl-Mit- tel. Vor zeiten bey den Juden nahmen ſie zu Richtern an/ die ſie erwehl- ten ad arbitrium, nach ihrem belieben/ wie abzunehmen auß dem Buͤchlein Ruth/ c. 4. und 1 Cor. 6. da der Apoſtel klaget/ daß die Chriſten heydniſche arbitros geſucht/ da ſie doch wol haͤtten koͤñen heilige und Chriſtliche Richter haben. 2. Oeconomicum, ex lege naturæ ordinarium, die naͤchſte Freunde und Verwandten/ die einem boͤſen Menſchen/ Kind/ Dienſt- Botten/ Frau/ Mann ſollen zuſprechen. 3. Tribunale, ex lege civili, auff Zuͤnfften/ bey Gericht oder Handwercken. 4. Academicum, der Rector und die Decani, die Ephori und Viſitatores in der Schul/ derer Gewalt ſo groß/ als der Eltern. 5. Eccleſiaſticum, erſtlich der Pfarrer und Helffer allein/ und dann mit Zuziehung der verordneten Kirchen- Pfleger einer ieden Gemeine. III. Finis & officium, der Zweck und End-Urſach iſt nicht ſauf- fen und zechen/ auch nicht principaliter vornemlich und hauptſaͤchlich Geld-Buß oder Geld-Straff aufflegen/ wie ein mancher Edelmann mit den peccatis ruſticorum Bauren-Suͤnden die Hoſen verbraͤmt; ſondern es iſt cenſura & correctio diſciplinaris, ein freundliches/ aber doch kraͤff- tiges zuſprechen/ ad lacrymas uſque, biß die Augen ſchwitzen; eine Wort- Straff/ wann man einem ſeine Untugend/ Groͤſſe und Gefahr fuͤrmah- let/ daß er dadurch ſchamroth gemacht wird. Plus proficit amica cor- rectio, quàm turbulenta accuſatio, eine freundliche Zuͤchtigung nutzet mehr/ als eine harte Anklag/ ſpricht Ambroſius. Ein gut Wort findet eine gute ſtatt. Der Menſch iſt von Natur gewehnt durchs Wort ſich ziehen zu laſſen/ ſchnarchen oder Streiche verbeſſern denſelben nicht/ ſon- dern machen ihn nur aͤrger. Darum auch GOtt der Herr ſein Wort zu einem Mittel unſerer Bekehrung geordnet. 2. Teſtatio auctorita- tiva, auff daß es beſtehe/ daß der Thaͤter nicht leichtlich zuruck gehe/ und geſtehe was er einmal geſtanden/ daß der unſchuldige ſagen koͤnne/ nun ich habe das rechte Mittel gebraucht. Gleich wie nun/ was mit zweyer oder Zehender Theil. O o

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/307>, abgerufen am 23.11.2024.