Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Achte Predigt der kommen ist zu suchen und selig zu machen/ das verlohren ist/ und willnicht haben/ daß man mit bösem Exempel verführe/ was Er so theur erlöset. Oculus angelorum, das Aug der Heiligen Engel/ Hüter und Wächter der jungen Kinder/ die allezeit GOttes Angesicht schauen/ seine Hoff-Die- ner/ die klagens ihm/ wann gleich unschuldige Hertzen schweigen/ und seynd bereit zur Raach/ wann GOtt will: darauff endlich folget das ewige Feur. Dieses könte alles mit vielen Exempeln erwiesen werden; Wir haben aber genug an dem Exempel des ersten Verführers/ des leidigen Satans und der Evae/ die wurden ärger und hefftiger gestrafft/ als die ver- führte. Das heißt und ist: Sündiget dein Bruder an dir. Nun/ M. L. wann wir uns umsehen/ so bedörffen wir keines Liechts/ andere
Die Achte Predigt der kommen iſt zu ſuchen und ſelig zu machen/ das verlohren iſt/ und willnicht haben/ daß man mit boͤſem Exempel verfuͤhre/ was Er ſo theur erloͤſet. Oculus angelorum, das Aug der Heiligen Engel/ Huͤter und Waͤchter der jungen Kinder/ die allezeit GOttes Angeſicht ſchauen/ ſeine Hoff-Die- ner/ die klagens ihm/ wann gleich unſchuldige Hertzen ſchweigen/ und ſeynd bereit zur Raach/ wann GOtt will: darauff endlich folget das ewige Feur. Dieſes koͤnte alles mit vielen Exempeln erwieſen werden; Wir haben aber genug an dem Exempel des erſten Verfuͤhrers/ des leidigen Satans und der Evæ/ die wurden aͤrger und hefftiger geſtrafft/ als die ver- fuͤhrte. Das heißt und iſt: Suͤndiget dein Bruder an dir. Nun/ M. L. wann wir uns umſehen/ ſo bedoͤrffen wir keines Liechts/ andere
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Die Achte Predigt
der kommen iſt zu ſuchen und ſelig zu machen/ das verlohren iſt/ und will
nicht haben/ daß man mit boͤſem Exempel verfuͤhre/ was Er ſo theur erloͤſet.
Oculus angelorum, das Aug der Heiligen Engel/ Huͤter und Waͤchter
der jungen Kinder/ die allezeit GOttes Angeſicht ſchauen/ ſeine Hoff-Die-
ner/ die klagens ihm/ wann gleich unſchuldige Hertzen ſchweigen/ und
ſeynd bereit zur Raach/ wann GOtt will: darauff endlich folget das ewige
Feur. Dieſes koͤnte alles mit vielen Exempeln erwieſen werden; Wir
haben aber genug an dem Exempel des erſten Verfuͤhrers/ des leidigen
Satans und der Evæ/ die wurden aͤrger und hefftiger geſtrafft/ als die ver-
fuͤhrte. Das heißt und iſt: Suͤndiget dein Bruder an dir.
Nun/ M. L. wann wir uns umſehen/ ſo bedoͤrffen wir keines Liechts/
Stadt und Land/ Haͤußer und Gaſſen ſeynd voll Exempel. Die gantze
Welt iſt nichts anders als ein lauteres ſcandalum, da aͤrgert und verfuͤhret
je eines das andere/ und gehet das ſcandalum an ohngefehr vom ſiebenden
Jahr in den Schulen/ Claſſen/ Gaſſen/ ꝛc. Es waͤchſet je laͤnger je mehr/
biß endlich ein groß Ungeheur darauß wird/ und iſt je ein Ort aͤrger als der
andere. Letztlich heißt es: Jung gewohnt Alt gethan; Art laßt von Art
nicht. Wie dem Vogel der Schnabel gewachſen/ ſo ſingt er. Einer hat
mehr Gelegenheit als der andere. Gluͤckſelig ſeynd die Kinder/ die von
frommen Eltern unter der Ruthen ſorgfaͤltig in der Gottſeligkeit aufferzo-
gen werden/ die man nichts Boͤſes ſehen laͤßt/ denen man nicht allen Muth-
willen und Pracht zulaͤßt. Wann man keinen Narren an den Kindern
frißt/ wie Eli/ dieſelbe nicht verzaͤrtelt/ reitzet ſie nicht mit eſſen/ trincken
Kleidern/ ꝛc. daran ſie als unſchuldige Hertzen/ vorhin nie gedacht. Gluͤck-
ſelig ſeynd die Studioſi und Koſtgaͤnger/ die an ſolche Ort gerathen/ da
man durch leichtfertig Geſchwaͤtz/ durch uͤberfluͤſſiges/ unzeitiges Extra,
und allerhand Anlaß junge Leute nicht verfuͤhret. Die Gluͤckſeligſten
ſeind Wilhelmiten/ und die/ ſo in den Cloͤſtern unter der ſcharffen Diſciplin
und guten Auffſicht gehalten werden. Gluͤckſelig ſeind die Dienſt-Bot-
ten/ die gern ſeynd wo es luſtig hergehet/ und aber an ſolche Ort kommen/
daß ſie offt mahl meynen/ es koͤnne ihnen nicht aͤrger gehen/ da es ihnen doch
am beſten iſt. Am aller ſeligſten ſeynd die Kinder/ die zeitig in ihres himm-
liſchen Vaters Hauß durch den Tod hingerafft werden. Dieſe Gluͤckſe-
ligkeit aber iſt gar rar. Die ſcandala ſchlagen fuͤr/ und ſeind ungluͤckſe-
lige Leute/ die in einem andern Stand begriffen. Jſt nun die Welt an-
ders nichts/ als ein ſcandalum, was iſt dann hie zuthun/ und wie hat
man ſich zu verhalten? Wann/ M. L. eine offentliche Brunſt außgehet/
laufft jederman herzu zu loͤſchen/ andere ſalvieren ſich und ihr Geraͤth/
andere
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