Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom Gewalt der Schlüssel. ärgerliche Entblösung der Brüste/ durch leichtfertige Kleidung/ gefährlicheGelegenheit und Zumuthungen/ durch Verführung zur müssigen bösen Gesellschafft/ zum sauffen und fressen/ etc. Wider das Achte Gebott/ durch allerhand Diebs-Griff/ verbottene Künste/ ungerechte Vortheil/ so der Lehrjung von seinem Meister erlernet. Wider das neunte Gebott/ durch allerhand böse Geschwätz/ Calumnien/ tadlen und lästern. Laßt euch nicht verführen/ böse Geschwätz verderben gutte Sitten/ 1. Cor. 15/ 33. Es gehöret auch hieher der Mißbrauch Christlicher Freyheit/ wann einer/ der sonderlich dem andern gut Exempel geben solte/ sich in Mitteldingen ent- hält/ oder thut et was/ dadurch der ander geärgert wird/ wie Petrus/ Gal. 2. III. Atrocitas scandali, die Abscheulichkeit. Es ist Aergernuß der Zehender Theil. M m
Vom Gewalt der Schluͤſſel. aͤrgerliche Entbloͤſung der Bruͤſte/ durch leichtfertige Kleidung/ gefaͤhrlicheGelegenheit und Zumuthungen/ durch Verfuͤhrung zur muͤſſigen boͤſen Geſellſchafft/ zum ſauffen und freſſen/ ꝛc. Wider das Achte Gebott/ durch allerhand Diebs-Griff/ verbottene Kuͤnſte/ ungerechte Vortheil/ ſo der Lehrjung von ſeinem Meiſter erlernet. Wider das neunte Gebott/ durch allerhand boͤſe Geſchwaͤtz/ Calumnien/ tadlen und laͤſtern. Laßt euch nicht verfuͤhren/ boͤſe Geſchwaͤtz verderben gutte Sitten/ 1. Cor. 15/ 33. Es gehoͤret auch hieher der Mißbrauch Chriſtlicher Freyheit/ wann einer/ der ſonderlich dem andern gut Exempel geben ſolte/ ſich in Mitteldingen ent- haͤlt/ oder thut et was/ dadurch der ander geaͤrgert wird/ wie Petrus/ Gal. 2. III. Atrocitas ſcandali, die Abſcheulichkeit. Es iſt Aergernuß der Zehender Theil. M m
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Vom Gewalt der Schluͤſſel.
aͤrgerliche Entbloͤſung der Bruͤſte/ durch leichtfertige Kleidung/ gefaͤhrliche
Gelegenheit und Zumuthungen/ durch Verfuͤhrung zur muͤſſigen boͤſen
Geſellſchafft/ zum ſauffen und freſſen/ ꝛc. Wider das Achte Gebott/ durch
allerhand Diebs-Griff/ verbottene Kuͤnſte/ ungerechte Vortheil/ ſo der
Lehrjung von ſeinem Meiſter erlernet. Wider das neunte Gebott/ durch
allerhand boͤſe Geſchwaͤtz/ Calumnien/ tadlen und laͤſtern. Laßt euch
nicht verfuͤhren/ boͤſe Geſchwaͤtz verderben gutte Sitten/ 1. Cor. 15/ 33. Es
gehoͤret auch hieher der Mißbrauch Chriſtlicher Freyheit/ wann einer/ der
ſonderlich dem andern gut Exempel geben ſolte/ ſich in Mitteldingen ent-
haͤlt/ oder thut et was/ dadurch der ander geaͤrgert wird/ wie Petrus/ Gal. 2.
III. Atrocitas ſcandali, die Abſcheulichkeit. Es iſt Aergernuß
1. peccatum diabolicum, des Teuffels eygene Suͤnd/ der war der erſte
ſcandalizator; alſo ſchlagen ſich gemeiniglich zu unſchuldigen Hertzen boͤ-
ſe Buben. Das ſolten bedencken bey hohen Haͤuſern/ an Koͤniglichen/
Fuͤrſtlichen Hoͤffen die Ahitopheles/ die Hoffmeiſter bey junger Herꝛſchafft
von Adel/ ſie ſeynd des Teuffels Botten. Alle Kupler und Penaͤl-Butzer/
alle Koſt-Herren und Koſt-Frauen/ die boͤſe Gelegenheit geben/ ſchoͤne
Damen laden/ zum Extra dapffer helffen/ ꝛc. Summa/ alle boͤſe Buben/
die andere zu uͤppigem Weſen bereden: Zum Exempel/ wan man ſagt/ du
biſt wohl ein Narꝛ/ daß du calmeiſeſt/ dich eingezogen halteſt/ daß du dich
nicht auch herfuͤr thuſt/ und ſehen laͤſſeſt/ wie andere deines gleichen; dieſe
alle/ ſag ich/ ſeynd rechte Teuffels-Kinder. 2. Peccatum damnoſiſſi-
mum, eine ſchaͤdliche Suͤnde/ ein rechter Seelen-Tod/ ein Schwerdt/ das
die Seele verwundet/ 1. Corinth. 8/ 12. Um ſo viel wuͤrdiger/ edler und
koͤſtlicher die Seele als der Leib/ um ſo viel ſchaͤdlicher und gefaͤhrlicher
ſeynd auch die Wunden der Seelen als des Leibes. Stadt und Land wird
davon angeſtecket und verderbet/ laͤßt man ſolche Peſt einmahl einreiſſen/
ſo reißt ſie um ſich wie der Krebs. 3. Jſt es peccatum deploratiſſimum,
graviſſimis pœnis obnoxium, ein verderbliches Straff-Laſter/ der
Herꝛ hat ein ſchroͤckliches Wehe daruͤber geſchryen/ Matth. 18. Wehe
der Welt/ der Aergernuß halben/ es muß ja Aergernuß kom-
men. Doch wehe dem Menſchen/ durch welchen Aergernuß
kommet/ es waͤre ihm beſſer/ daß ein Muͤhlſtein an ſeinen Hals
gehaͤnget/ und erſaͤufft wuͤrde im Meer/ da es am tieffſten iſt/ daß
ſeiner in Ewigkeit nimmer gedacht wuͤrde. GOttes Raach-Aug ſiehet ſon-
derlich darauff/ wann man unſchuldige Hertzen aͤrgert. Hie ſtehet ocu-
lus Patris, das Aug des Himmliſchen Vaters/ der will nicht haben/ daß
man eines ſeiner Kinder verderbe. Oculus Chriſti, das Aug Chriſti/
der
Zehender Theil. M m
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