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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
bringet Hoffnung/ Hoffnung aber laßt nicht zu Schanden
werden. Denn die Liebe Gottes ist außgegossen in unser Hertz/
durch den H. Geist/ welcher uns gegeben ist. Rom. 5, 1, 2, 3. 4. 5.
Die Gleych an dieser guldenen Kette seynd/ Friede mit GOtt/ der Zugang
zur Gnade/ die Hoffnung der künfftigen Herrlichkeit/ der Ruhm der Trüb-
salen/ das Kleynod ist das liebe Creutz/ hänget auch an einem kleinen
Kettlein. Kommt alles von der auß gegossenen Liebe GOttes.

Jst also der Löß-Schlüssel ein solcher von dem dreyeinigen Gott ein-
gesetzter Dienst und Kirchen-Gewalt/ krafft welches ein beruffener Die-
ner/ dem armen in Sünden gefangenen/ aber seine Sünde erkennenden
Sünder/ das lutron und Löß-Geld verkündiget/ in individuo appliciret/
und also würcklich entbindet/ ihne in den Stand der vorigen Freyheit setzet/
crönet ihn mit geistlicher Freyheit/ Freud und Gaben der Erneurung.
Jst 1. Clavis miraculosa, ein Wunder-Schlüssel. Majus est mi-
raculum,
(schreibet Gregor, M. l. 3. dial. c. 17.) praedicationis verbo &
orationis solatio peccatorem convertere, quam carne mortuum resusci-
tare,
Das ist: Es ist ein grösseres Wunder/ durch das gepre-
digte Wort/ Gebett und Trost einen Sünder bekehren/ als ei-
nen leiblich gestorbenen von den Todten aufferwecken. Die
Papisten begehren Wunder von uns/ wir weisen sie aber für den Beicht-
Stuhl/ gehet hin/ und saget andern/ was ihr sehet und höret/ die (geistlich)
Blinden sehen/ die Lahmen gehen/ die Aussätzigen werden rein/ und die
Todten stehen auff/ und den Armen wird das Evangelium geprediget.
2. Clavis exorcistica, der rechte Teuffels-Banner/ das rechte geist-
liche Antimonium, ja vielmehr Antidaemonium, leibliche Wehr und
Waffen seynd viel zu schwach/ Job. 40, 13. Seine Knochen seynd wie
fest Ertz/ seine Geheine seynd wie eiserne Stäbe. c. 41, 18. Er
achtet Eisen wie Stroh/ und Ertz wie faul Holtz. Kein Pfeil
wird ihn verjagen/ die Schleuder-Stein seind ihm wie Stop-
peln. Den Hammer achtet er wie Stoppeln/ er spottet der
bebenden Lantzen. Der vermummete Engel Raphael zwar gibt dem
Jungen Tobias einen guten Rath/ wie man den Asmodeum vertreiben
könne/ Tob. 6, v. 9. Wenn du ein Stücklein vom Hertzen (des
Fisches) legest auff glühende Kohlen/ so vertreibet solcher Rauch
allerley böse Gespenst von Mann und von Frauen/ also daß sie
nicht mehr schaden können, und v. 20. Dieselbige Nacht/ wann
du wirst die Leber vom Fisch auff die glüende Kohlen legen/ so

wird
G g ij

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
bringet Hoffnung/ Hoffnung aber laßt nicht zu Schanden
werden. Denn die Liebe Gottes iſt außgegoſſen in unſer Hertz/
durch den H. Geiſt/ welcher uns gegeben iſt. Rom. 5, 1, 2, 3. 4. 5.
Die Gleych an dieſer guldenen Kette ſeynd/ Friede mit GOtt/ der Zugang
zur Gnade/ die Hoffnung der kuͤnfftigen Herꝛlichkeit/ der Ruhm der Truͤb-
ſalen/ das Kleynod iſt das liebe Creutz/ haͤnget auch an einem kleinen
Kettlein. Kom̃t alles von der auß gegoſſenen Liebe GOttes.

Jſt alſo der Loͤß-Schluͤſſel ein ſolcher von dem dreyeinigen Gott ein-
geſetzter Dienſt und Kirchen-Gewalt/ krafft welches ein beruffener Die-
ner/ dem armen in Suͤnden gefangenen/ aber ſeine Suͤnde erkennenden
Suͤnder/ das λύτρον und Loͤß-Geld verkuͤndiget/ in individuo appliciret/
und alſo wuͤrcklich entbindet/ ihne in den Stand der vorigen Freyheit ſetzet/
croͤnet ihn mit geiſtlicher Freyheit/ Freud und Gaben der Erneurung.
Jſt 1. Clavis miraculoſa, ein Wunder-Schluͤſſel. Majus eſt mi-
raculum,
(ſchreibet Gregor, M. l. 3. dial. c. 17.) prædicationis verbo &
orationis ſolatio peccatorem convertere, quàm carne mortuum reſuſci-
tare,
Das iſt: Es iſt ein groͤſſeres Wunder/ durch das gepre-
digte Wort/ Gebett und Troſt einen Suͤnder bekehren/ als ei-
nen leiblich geſtorbenen von den Todten aufferwecken. Die
Papiſten begehren Wunder von uns/ wir weiſen ſie aber fuͤr den Beicht-
Stuhl/ gehet hin/ und ſaget andern/ was ihr ſehet und hoͤret/ die (geiſtlich)
Blinden ſehen/ die Lahmen gehen/ die Auſſaͤtzigen werden rein/ und die
Todten ſtehen auff/ und den Armen wird das Evangelium geprediget.
2. Clavis exorciſtica, der rechte Teuffels-Banner/ das rechte geiſt-
liche Antimonium, ja vielmehr Antidæmonium, leibliche Wehr und
Waffen ſeynd viel zu ſchwach/ Job. 40, 13. Seine Knochen ſeynd wie
feſt Ertz/ ſeine Geheine ſeynd wie eiſerne Staͤbe. c. 41, 18. Er
achtet Eiſen wie Stroh/ und Ertz wie faul Holtz. Kein Pfeil
wird ihn verjagen/ die Schleuder-Stein ſeind ihm wie Stop-
peln. Den Hammer achtet er wie Stoppeln/ er ſpottet der
bebenden Lantzen. Der vermummete Engel Raphael zwar gibt dem
Jungen Tobias einen guten Rath/ wie man den Aſmodeum vertreiben
koͤnne/ Tob. 6, v. 9. Wenn du ein Stuͤcklein vom Hertzen (des
Fiſches) legeſt auff gluͤhende Kohlen/ ſo vertreibet ſolcher Rauch
allerley boͤſe Geſpenſt von Mann und von Frauen/ alſo daß ſie
nicht mehr ſchaden koͤnnen, und v. 20. Dieſelbige Nacht/ wann
du wirſt die Leber vom Fiſch auff die gluͤende Kohlen legen/ ſo

wird
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[235/0253] Vom Gewalt der Schluͤſſel. bringet Hoffnung/ Hoffnung aber laßt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes iſt außgegoſſen in unſer Hertz/ durch den H. Geiſt/ welcher uns gegeben iſt. Rom. 5, 1, 2, 3. 4. 5. Die Gleych an dieſer guldenen Kette ſeynd/ Friede mit GOtt/ der Zugang zur Gnade/ die Hoffnung der kuͤnfftigen Herꝛlichkeit/ der Ruhm der Truͤb- ſalen/ das Kleynod iſt das liebe Creutz/ haͤnget auch an einem kleinen Kettlein. Kom̃t alles von der auß gegoſſenen Liebe GOttes. Jſt alſo der Loͤß-Schluͤſſel ein ſolcher von dem dreyeinigen Gott ein- geſetzter Dienſt und Kirchen-Gewalt/ krafft welches ein beruffener Die- ner/ dem armen in Suͤnden gefangenen/ aber ſeine Suͤnde erkennenden Suͤnder/ das λύτρον und Loͤß-Geld verkuͤndiget/ in individuo appliciret/ und alſo wuͤrcklich entbindet/ ihne in den Stand der vorigen Freyheit ſetzet/ croͤnet ihn mit geiſtlicher Freyheit/ Freud und Gaben der Erneurung. Jſt 1. Clavis miraculoſa, ein Wunder-Schluͤſſel. Majus eſt mi- raculum, (ſchreibet Gregor, M. l. 3. dial. c. 17.) prædicationis verbo & orationis ſolatio peccatorem convertere, quàm carne mortuum reſuſci- tare, Das iſt: Es iſt ein groͤſſeres Wunder/ durch das gepre- digte Wort/ Gebett und Troſt einen Suͤnder bekehren/ als ei- nen leiblich geſtorbenen von den Todten aufferwecken. Die Papiſten begehren Wunder von uns/ wir weiſen ſie aber fuͤr den Beicht- Stuhl/ gehet hin/ und ſaget andern/ was ihr ſehet und hoͤret/ die (geiſtlich) Blinden ſehen/ die Lahmen gehen/ die Auſſaͤtzigen werden rein/ und die Todten ſtehen auff/ und den Armen wird das Evangelium geprediget. 2. Clavis exorciſtica, der rechte Teuffels-Banner/ das rechte geiſt- liche Antimonium, ja vielmehr Antidæmonium, leibliche Wehr und Waffen ſeynd viel zu ſchwach/ Job. 40, 13. Seine Knochen ſeynd wie feſt Ertz/ ſeine Geheine ſeynd wie eiſerne Staͤbe. c. 41, 18. Er achtet Eiſen wie Stroh/ und Ertz wie faul Holtz. Kein Pfeil wird ihn verjagen/ die Schleuder-Stein ſeind ihm wie Stop- peln. Den Hammer achtet er wie Stoppeln/ er ſpottet der bebenden Lantzen. Der vermummete Engel Raphael zwar gibt dem Jungen Tobias einen guten Rath/ wie man den Aſmodeum vertreiben koͤnne/ Tob. 6, v. 9. Wenn du ein Stuͤcklein vom Hertzen (des Fiſches) legeſt auff gluͤhende Kohlen/ ſo vertreibet ſolcher Rauch allerley boͤſe Geſpenſt von Mann und von Frauen/ alſo daß ſie nicht mehr ſchaden koͤnnen, und v. 20. Dieſelbige Nacht/ wann du wirſt die Leber vom Fiſch auff die gluͤende Kohlen legen/ ſo wird G g ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/253>, abgerufen am 09.06.2024.