Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Fünffte Predigt Reich GOttes; auß den Fesseln in die Freyheit; auß der Hölle in denHimmel. Jst wol der allerglückseligste Stand/ ein rechter Herrn-Stand/ und Triumph über alle/ die uns gefangen hielten/ denn wen der Sohn GOttes frey machet/ der ist recht frey. Joh. 8, 36. Ja er wird allererst recht frey seyn im ewigen Leben/ hie tragen wir noch den Fron- Vogt im Bußen/ den Diebs-Strick am Hals. Ex parte libertas est, ex parte servitus, nondum tota, nondum pura, nondum plena libertas, quia nondum plena aeternitas. Augustin. tract. 41. in Johann. Das ist: Es ist hie halb Freyheit/ halb Dienstbarkeit. Wir haben keine gantze/ keine reine/ keine vollkommene Freyheit/ weil hie noch nicht die völlige Ewigkeit. Wir haben Jus ad rem, den An- spruch/ den Zutritt/ nondum Jus in re, aber noch nicht den vollkommenen Genuß/ daher wir noch müssen seufftzen/ klagen und sagen:
Auß diesem Effect der Befreyung folget ein anderer/ der da heisset bringet
Die Fuͤnffte Predigt Reich GOttes; auß den Feſſeln in die Freyheit; auß der Hoͤlle in denHimmel. Jſt wol der allergluͤckſeligſte Stand/ ein rechter Herꝛn-Stand/ und Triumph uͤber alle/ die uns gefangen hielten/ denn wen der Sohn GOttes frey machet/ der iſt recht frey. Joh. 8, 36. Ja er wird allererſt recht frey ſeyn im ewigen Leben/ hie tragen wir noch den Fron- Vogt im Bußen/ den Diebs-Strick am Hals. Ex parte libertas eſt, ex parte ſervitus, nondum tota, nondum pura, nondum plena libertas, quia nondum plena æternitas. Auguſtin. tract. 41. in Johann. Das iſt: Es iſt hie halb Freyheit/ halb Dienſtbarkeit. Wir haben keine gantze/ keine reine/ keine vollkommene Freyheit/ weil hie noch nicht die voͤllige Ewigkeit. Wir haben Jus ad rem, den An- ſpruch/ den Zutritt/ nondum Jus in re, aber noch nicht den vollkommenen Genuß/ daher wir noch muͤſſen ſeufftzen/ klagen und ſagen:
Auß dieſem Effect der Befreyung folget ein anderer/ der da heiſſet bringet
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Die Fuͤnffte Predigt
Reich GOttes; auß den Feſſeln in die Freyheit; auß der Hoͤlle in den
Himmel. Jſt wol der allergluͤckſeligſte Stand/ ein rechter Herꝛn-Stand/
und Triumph uͤber alle/ die uns gefangen hielten/ denn wen der Sohn
GOttes frey machet/ der iſt recht frey. Joh. 8, 36. Ja er wird
allererſt recht frey ſeyn im ewigen Leben/ hie tragen wir noch den Fron-
Vogt im Bußen/ den Diebs-Strick am Hals. Ex parte libertas eſt,
ex parte ſervitus, nondum tota, nondum pura, nondum plena libertas,
quia nondum plena æternitas. Auguſtin. tract. 41. in Johann. Das
iſt: Es iſt hie halb Freyheit/ halb Dienſtbarkeit. Wir haben
keine gantze/ keine reine/ keine vollkommene Freyheit/ weil hie
noch nicht die voͤllige Ewigkeit. Wir haben Jus ad rem, den An-
ſpruch/ den Zutritt/ nondum Jus in re, aber noch nicht den vollkommenen
Genuß/ daher wir noch muͤſſen ſeufftzen/ klagen und ſagen:
Von allem Ubel uns erloͤß/
Es ſeind die Zeit und Tage boͤß/
Erloͤß uns von dem ewigen Tod.
Auß dieſem Effect der Befreyung folget ein anderer/ der da heiſſet
Ornatus, ein ſchoͤner Schmuck und Zierde. Als Pharao den ge-
fangenen Joſeph auß dem Thurn und Kercker herauß gelaſſen/ und auff
freyen Fuß geſtellet/ ſo that er ſeinen Ring von ſeiner Hand/ und
gab ihn Joſeph an ſeine Hand/ und kleidet ihn mit weiſſer
Seiden/ und hieng ihm eine guldene Kette an ſeinen Hals.
Gen. 41, 42. Alſo ſchmuͤcket Gott ſeine libertos und frey gelaſſene
auch: Das weiſſe ſeidene Kleid iſt die zugerechnete Gerechtigkeit JEſu
Chriſti/ die iſt das Kleid des Heyls/ und der Rock der Gerechtig-
keit. Eſa. 61, 11. Das beſte Kleid/ das der Vater in der Parabel ſei-
nem verlohrnen Sohn anlegen laſſen/ Luc. 15, 22. Der Ring iſt der H.
Geiſt/ die arrha und Pfand unſers Erbs/ die guldene Kette iſt der gul-
dene Spruch Pauli: Nun wir ſeynd gerecht worden durch den
Glauben/ ſo haben wir Frieden mit GOtt/ durch unſern
HErꝛn JEſum Chriſt/ durch welchen wir auch einen Zutritt
haben im Glauben zu dieſer Gnade/ darinnen wir ſtehen/ und
ruͤhmen uns der Hoffnung der zukuͤnfftigen Herꝛligkeit/ die
GOtt geben ſoll. Nicht allein aber das/ ſondern wir ruͤhmen
uns auch der Truͤbſalen/ dieweil wir wiſſen/ daß Truͤbſal Ge-
dult bringet/ Gedult aber bringet Erfahrung/ Erfahrung
bringet
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