Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Dritte Predigt ein letzer Schlüssel/ der auff thut/ was Christus beschlossen/ und beschliesset/was Christus auffgethan. Summa/ ein Greuel-Schlüssel. Von wel- chem falschen/ und im gegentheil rechten Schlüssel wir für dißmahl etwas weiters zu reden haben. Dann nachdem wir bißher [c]lavis originem, und Clavigerum erwogen/ so folget der Schlüssel selbst/ ist zwar in un- serm Text nicht benamset/ sondern wir müssen ihn entlehnen und herholen auß dem 16. Cap. Matthaei/ da der Herr zu Petro sagt: Dir will ich des Himmelreichs Schlüssel geben. Jst aber gnugsam in unsern Worten ex effectibus beschrieben/ nemlich dem Binden und Lösen. Hie- von zu reden zu GOttes Ehre/ und unserer Erbauung/ wolle Jesus Chri- stus selbs kräfftiglich mitwürcken/ sampt dem Vater und H. Geist. Amen! GEliebte in Christo. Quid clavis? Was ist nun dieser Nicht
Die Dritte Predigt ein letzer Schluͤſſel/ der auff thut/ was Chriſtus beſchloſſen/ und beſchlieſſet/was Chriſtus auffgethan. Summa/ ein Greuel-Schluͤſſel. Von wel- chem falſchen/ und im gegentheil rechten Schluͤſſel wir fuͤr dißmahl etwas weiters zu reden haben. Dann nachdem wir bißher [c]lavis originem, und Clavigerum erwogen/ ſo folget der Schluͤſſel ſelbſt/ iſt zwar in un- ſerm Text nicht benamſet/ ſondern wir muͤſſen ihn entlehnen und herholen auß dem 16. Cap. Matthæi/ da der Herr zu Petro ſagt: Dir will ich des Himmelreichs Schluͤſſel geben. Jſt aber gnugſam in unſern Worten ex effectibus beſchrieben/ nemlich dem Binden und Loͤſen. Hie- von zu reden zu GOttes Ehre/ und unſerer Erbauung/ wolle Jeſus Chri- ſtus ſelbs kraͤfftiglich mitwuͤrcken/ ſampt dem Vater und H. Geiſt. Amen! GEliebte in Chriſto. Quid clavis? Was iſt nun dieſer Nicht
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Die Dritte Predigt
ein letzer Schluͤſſel/ der auff thut/ was Chriſtus beſchloſſen/ und beſchlieſſet/
was Chriſtus auffgethan. Summa/ ein Greuel-Schluͤſſel. Von wel-
chem falſchen/ und im gegentheil rechten Schluͤſſel wir fuͤr dißmahl etwas
weiters zu reden haben. Dann nachdem wir bißher clavis originem,
und Clavigerum erwogen/ ſo folget der Schluͤſſel ſelbſt/ iſt zwar in un-
ſerm Text nicht benamſet/ ſondern wir muͤſſen ihn entlehnen und herholen
auß dem 16. Cap. Matthæi/ da der Herr zu Petro ſagt: Dir will ich
des Himmelreichs Schluͤſſel geben. Jſt aber gnugſam in unſern
Worten ex effectibus beſchrieben/ nemlich dem Binden und Loͤſen. Hie-
von zu reden zu GOttes Ehre/ und unſerer Erbauung/ wolle Jeſus Chri-
ſtus ſelbs kraͤfftiglich mitwuͤrcken/ ſampt dem Vater und H. Geiſt. Amen!
GEliebte in Chriſto. Quid clavis? Was iſt nun dieſer
Schluͤſſel-Gewalt? was wird dadurch verſtanden und angedeu-
tet? Jn richtiger Beantwortung nun dieſer Frag/ wollen wir
per ἄρσιν & ϑέσιν gehen. Und zwar per ἀρσιν; So iſt nun 1. dieſer
Schluͤſſel-Gewalt nicht clavis poteſtatis terrenæ, ein Welt-Geld-Reich-
Macht- und Gewalt-Schluͤſſel/ wie er zwar im Papſtthum dahin getraͤhet
wird. Pontificem habere poteſtatem in temporalibus, licet non tem-
poralem, ſchreibet Bellarm. contra Barclai. c. 12. Der Roͤmiſche
Papſt habe Gewalt in zeitlichen Sachen/ wiewol keinen zeitli-
chen Gewalt. Zwar/ wie Bellarminus gewolt; aber deßwegen am
Roͤmiſchen Hoff uͤbel angeſehen worden/ poteſtatem indirectam, einen
ungraden Gewalt. Gleichwie der Kayſer keinem ſein Haab und Nah-
rung nemmen/ oder davon diſponiren kan/ directè, aber im fall ſalus Rei-
publicæ es erfordert/ kan er wohl/ verſtehe indirectè. Kein Obrigkeit
kan keinem/ zum Exempel ſeinen Garten oder Hauß nehmen/ aber indirectè,
wann es der Stadt Werck/ Paſteyen und Bollwerck erfordern. Alſo
verhaͤlt es ſich auch mit dem Papſt. Gedachter Bellarminus erklaͤret es
alſo: Si nolit Imperator (contrà Barclai. cap. 19.) ad nutum Sacerdotis
gladium ſtringere, vel ſi contra nutum ejus ſtrinxerit, & ſi res ſit ad bo-
num ſpirituale, neceſſariò coget illum Pontifex gladio ſpirituali, h. e,
cenſuris. Wann der Kayſer nicht nach des Papſts willen das
Schwerdt fuͤhren will/ oder wider ſeinen Willen gefuͤhret hat/
kan ihn der Papſt/ ſo fern es zu der Kirchen Beſtem gereichet/
mit dem Schwerdt des Geiſtes/ dem Bann zwingen. Jſt aber
ſo breit als lang/ das iſt eben Gewalts gnug/ und nur zuviel.
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