Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. vornehmste Nutz des Sacraments nicht seye die Vergebunggrober oder schwerer Sünden/ die der Seelen den Tod brin- gen/ obwol unter dessen diß Sacrament die geringern und kleinern Sünden außlöschet/ bißweilen auch etlicheschwere Sünden/ so fern dieselben einem unter der Beicht außgefallen wären. Die Tod-Sünden können durch wahren Gebrauch des Abendmahls nicht hinweg genommen werden. Summa/ wer im Pabstthum diß Sacrament empfangen wil/ der muß zuvorderst das Sacrament der Buß und Absolution empfangen/ alle seine Sünde beichten/ und also gantz rein von allen Sünden erscheinen. Hernach gehet er zu dem Tisch des Herrn/ nicht als einer Artzney/ sondern als einer erquickenden Mahlzeit/ dadurch er von künfftigen Sünden sich prae- servire/ und ob er etliche läßliche/ oder auch vergessene Tod-Sünden mitbrächte/ die in dem Sacrament der Absolution nicht verziehen wor- den/ so werden dieselbe auch in diesem Sacrament weg genommen. Warum ist es aber ihnen zu thun? Antwort/ das erdichtete Sacra- Damit sie aber diesem Jrrthum ein Färblein anstreichen/ objiciren selbs E e e ij
Predigt. vornehmſte Nutz des Sacraments nicht ſeye die Vergebunggrober oder ſchwerer Suͤnden/ die der Seelen den Tod brin- gen/ obwol unter deſſen diß Sacrament die geringern und kleinern Suͤnden außloͤſchet/ bißweilen auch etlicheſchwere Suͤnden/ ſo fern dieſelben einem unter der Beicht außgefallen waͤren. Die Tod-Suͤnden koͤnnen durch wahren Gebrauch des Abendmahls nicht hinweg genommen werden. Summa/ wer im Pabſtthum diß Sacrament empfangen wil/ der muß zuvorderſt das Sacrament der Buß und Abſolution empfangen/ alle ſeine Suͤnde beichten/ und alſo gantz rein von allen Suͤnden erſcheinen. Hernach gehet er zu dem Tiſch des Herrn/ nicht als einer Artzney/ ſondern als einer erquickenden Mahlzeit/ dadurch er von kuͤnfftigen Suͤnden ſich præ- ſervire/ und ob er etliche laͤßliche/ oder auch vergeſſene Tod-Suͤnden mitbraͤchte/ die in dem Sacrament der Abſolution nicht verziehen wor- den/ ſo werden dieſelbe auch in dieſem Sacrament weg genommen. Warum iſt es aber ihnen zu thun? Antwort/ das erdichtete Sacra- Damit ſie aber dieſem Jrꝛthum ein Faͤrblein anſtreichen/ objiciren ſelbs E e e ij
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Predigt.
vornehmſte Nutz des Sacraments nicht ſeye die Vergebung
grober oder ſchwerer Suͤnden/ die der Seelen den Tod brin-
gen/ obwol unter deſſen diß Sacrament die geringern und
kleinern Suͤnden außloͤſchet/ bißweilen auch etlicheſchwere
Suͤnden/ ſo fern dieſelben einem unter der Beicht außgefallen
waͤren. Die Tod-Suͤnden koͤnnen durch wahren Gebrauch
des Abendmahls nicht hinweg genommen werden. Summa/
wer im Pabſtthum diß Sacrament empfangen wil/ der muß zuvorderſt
das Sacrament der Buß und Abſolution empfangen/ alle ſeine Suͤnde
beichten/ und alſo gantz rein von allen Suͤnden erſcheinen. Hernach
gehet er zu dem Tiſch des Herrn/ nicht als einer Artzney/ ſondern als
einer erquickenden Mahlzeit/ dadurch er von kuͤnfftigen Suͤnden ſich præ-
ſervire/ und ob er etliche laͤßliche/ oder auch vergeſſene Tod-Suͤnden
mitbraͤchte/ die in dem Sacrament der Abſolution nicht verziehen wor-
den/ ſo werden dieſelbe auch in dieſem Sacrament weg genommen.
Warum iſt es aber ihnen zu thun? Antwort/ das erdichtete Sacra-
ment der Buß/ dadurch zu erheben und groß zu machen/ das ſoll viel
kraͤfftiger ſeyn/ als das Sacrament des Abendmahls/ welches von Chri-
ſto eingeſetzet worden; jenes nim̃t Tod-Suͤnden mit weg/ dieſes allein die
laͤßlichen: zu erheben und groß zu machen die Satisfactiones und Indul-
gentien/ dann ſolte das Abendmahl alle Suͤnde wegnemmen/ wo wird
ihr Ablaß-Kram hinkommen? Sie gedencken auch wie dort Demetrius
Act. 19, 27. Es wil mit unſerm Handel dahin gerathen/ daß er
nichts gelte. Zu erheben und groß zu machen die Meß/ das nim̃t alle
Tod-Suͤnden hinweg/ wann man es nur anſiehet ex opere operato, das
Sacrament des Abendmahls iſt nur eine Artzney fuͤr die Heiligen und
Geſunden/ die gar rar/ jener im Gegentheil ein groſſer Hauff.
Damit ſie aber dieſem Jrꝛthum ein Faͤrblein anſtreichen/ objiciren
ſie uns/ wie kein Unreiner vom Oſter-Lamm/ als Typo S. Cœnæ, eſſen
dorffte/ Num. 9, 7. & 13. Viel weniger koͤnne einer das Abendmal genieſ-
ſen/ deſſen Hertz und Seel mit Suͤnden-Unflat und Unreinigkeit uͤber-
zogen. Es habe Chriſtus ſelbs zuvor ſeinen Juͤngern die Fuͤſſe gewa-
ſchen/ anzudeuten/ daß die Abwaſchung der Suͤnden durch wahre Buß
vorher gehen ſolle. Es ſeye einmal nicht fuͤr die Todten/ ſondern fuͤr die
Schwachen; die aber in Tod-Suͤnden ſtecken/ ſeyen ja geiſtlicher weiß
todt. Pruͤfung und Vorbereitung ſeye vonnoͤthen/ dann wer unwuͤrdig
iſſet/ der eſſe ihm das Gericht/ es nutze nichts/ und ſchade viel mehr/ wann
der Suͤnder mit verwundetem Gewiſſen hinzu gehet. Wir erfordern ja
ſelbs
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