Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Achtzehende
selbs eine praeparation, Glauben und Buß/ die Absolution gehe fürher.
Wann nun die Sünde verziehen/ was darffs dann allererst eines Sacra-
ments/ dardurch man veniam peccatorum erlanget? Antwort. Auß
diesem allem folget darum noch nicht/ daß die remissio peccatorum nicht
der fürnemste effect und Würckung sey. Dann gesetzt/ es mag einer so
rein und heilig zum Tisch des Herrn gehen/ als immer seyn kan/ so
bleibet dennoch die tentation des Zweiffels nicht auß/ vielleicht bistu nicht
so gesund/ als du dich machest. Hie ist confirmation, Sigel und Zeichen
von nöthen/ wie Abraham/ ob er schon gerecht geweßt durch den Glauben/
empfieng er doch von Gott die Beschneidung zum Sigel der Gerech-
tigkeit des Glaubens. Rom. 4, 11. also bleibt dem H. Abendmahl auffs
wenigste finis obsignatorius, daß es die empfangene Vergebung der
Sünden in vorgegangener Absolution versigelt. Gott schwöret dem
Menschen/ und setzet doch die Sacramenta darzu. Jst eines. Ferner
hat 1. das Oster-Lamm als typus des Abendmahls von niemand/
als der (Levitisch) rein geweßt/ genossen werden können; aber wer ist
vollkommen rein? wer kan in einer Maltzey und Siechen-Hauß sagen/
Jch bin rein? so rein ist niemand/ es klebet ihm ein Mackel an/ die nicht
venial, sondern per se mortal. Vae etiam laudabili hominum vitae, si
remota misericordia a DEO discutiatur. August. l. 9. confess. c.
13.
Wehe auch dem Menschen/ der ein löbliches und untadelhaff-
tes Leben führet/ wann der HErr nach dem
rigor und Schärffe
seines Gesetzes/ ohnbarmhertzig handeln solt.
2. Christus hat
zwar seinen Jüngern/ nachdem er ihnen die Füsse gewaschen/ allererst das
H. Abendmahl gereicht; aber wer ist so sauber und rein gewaschen/ daß er
sich nicht/ ehe er zu Tisch sitzt/ wieder beflecken könte/ welches dannenhero
erhellet/ weil Chrstus seinen Jüngern die Füsse zweymal gewaschen/
einmal ehe/ das andermal nachdem sie das Oster-Lamm gegessen/ nach
dem Fuß-Waschen blieb einen weg als den andern die Jgnorantz dieses
Geheimnusses/ davon die repulsa des Apostels Petri gnugsam zeuget/ sie
waren noch mit dem falschen Wahn von dem leiblichen und irdischen
Messias Reich behafftet/ daher alsobald ein Streit vom Primat unter
ihnen entstanden. Auffs wenigste bleibt der Gestanck/ oder dessen reli-
quiae,
wann man gar genau drauff sehen und riechen wolt. 3. Das
Hochzeitliche Kleid wird zwar erfordert/ aber wir können es mit und
durch unsere Reu/ Beicht/ Gnugthuung/ Fasten/ etc. nicht selber spinnen/
sondern es wird uns von Göttlicher Hand dargereicht/ wie bey den He-
breern der Brauch gewesen/ daß der Bräutigam den Braut-Gesellen

Hoch-

Die Achtzehende
ſelbs eine præparation, Glauben und Buß/ die Abſolution gehe fuͤrher.
Wann nun die Suͤnde verziehen/ was darffs dann allererſt eines Sacra-
ments/ dardurch man veniam peccatorum erlanget? Antwort. Auß
dieſem allem folget darum noch nicht/ daß die remiſſio peccatorum nicht
der fuͤrnemſte effect und Wuͤrckung ſey. Dann geſetzt/ es mag einer ſo
rein und heilig zum Tiſch des Herrn gehen/ als immer ſeyn kan/ ſo
bleibet dennoch die tentation des Zweiffels nicht auß/ vielleicht biſtu nicht
ſo geſund/ als du dich macheſt. Hie iſt confirmation, Sigel und Zeichen
von noͤthen/ wie Abraham/ ob er ſchon gerecht geweßt durch den Glauben/
empfieng er doch von Gott die Beſchneidung zum Sigel der Gerech-
tigkeit des Glaubens. Rom. 4, 11. alſo bleibt dem H. Abendmahl auffs
wenigſte finis obſignatorius, daß es die empfangene Vergebung der
Suͤnden in vorgegangener Abſolution verſigelt. Gott ſchwoͤret dem
Menſchen/ und ſetzet doch die Sacramenta darzu. Jſt eines. Ferner
hat 1. das Oſter-Lamm als typus des Abendmahls von niemand/
als der (Levitiſch) rein geweßt/ genoſſen werden koͤnnen; aber wer iſt
vollkommen rein? wer kan in einer Maltzey und Siechen-Hauß ſagen/
Jch bin rein? ſo rein iſt niemand/ es klebet ihm ein Mackel an/ die nicht
venial, ſondern per ſe mortal. Væ etiam laudabili hominum vitæ, ſi
remotâ miſericordiâ à DEO diſcutiatur. Auguſt. l. 9. confeſſ. c.
13.
Wehe auch dem Menſchen/ der ein loͤbliches und untadelhaff-
tes Leben fuͤhret/ wann der HErꝛ nach dem
rigor und Schaͤrffe
ſeines Geſetzes/ ohnbarmhertzig handeln ſolt.
2. Chriſtus hat
zwar ſeinen Juͤngern/ nachdem er ihnen die Fuͤſſe gewaſchen/ allererſt das
H. Abendmahl gereicht; aber wer iſt ſo ſauber und rein gewaſchen/ daß er
ſich nicht/ ehe er zu Tiſch ſitzt/ wieder beflecken koͤnte/ welches dannenhero
erhellet/ weil Chrſtus ſeinen Juͤngern die Fuͤſſe zweymal gewaſchen/
einmal ehe/ das andermal nachdem ſie das Oſter-Lamm gegeſſen/ nach
dem Fuß-Waſchen blieb einen weg als den andern die Jgnorantz dieſes
Geheimnuſſes/ davon die repulſa des Apoſtels Petri gnugſam zeuget/ ſie
waren noch mit dem falſchen Wahn von dem leiblichen und irdiſchen
Meſſias Reich behafftet/ daher alſobald ein Streit vom Primat unter
ihnen entſtanden. Auffs wenigſte bleibt der Geſtanck/ oder deſſen reli-
quiæ,
wann man gar genau drauff ſehen und riechen wolt. 3. Das
Hochzeitliche Kleid wird zwar erfordert/ aber wir koͤnnen es mit und
durch unſere Reu/ Beicht/ Gnugthuung/ Faſten/ ꝛc. nicht ſelber ſpinnen/
ſondern es wird uns von Goͤttlicher Hand dargereicht/ wie bey den He-
breern der Brauch geweſen/ daß der Braͤutigam den Braut-Geſellen

Hoch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0424" n="404"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Achtzehende</hi></fw><lb/>
&#x017F;elbs eine <hi rendition="#aq">præparation,</hi> Glauben und Buß/ die <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olution</hi> gehe fu&#x0364;rher.<lb/>
Wann nun die Su&#x0364;nde verziehen/ was darffs dann allerer&#x017F;t eines Sacra-<lb/>
ments/ dardurch man <hi rendition="#aq">veniam peccatorum</hi> erlanget? Antwort. Auß<lb/>
die&#x017F;em allem folget darum noch nicht/ daß die <hi rendition="#aq">remi&#x017F;&#x017F;io peccatorum</hi> nicht<lb/>
der fu&#x0364;rnem&#x017F;te <hi rendition="#aq">effect</hi> und Wu&#x0364;rckung &#x017F;ey. Dann ge&#x017F;etzt/ es mag einer &#x017F;o<lb/>
rein und heilig zum Ti&#x017F;ch des <hi rendition="#k">Herrn</hi> gehen/ als immer &#x017F;eyn kan/ &#x017F;o<lb/>
bleibet dennoch die <hi rendition="#aq">tentation</hi> des Zweiffels nicht auß/ vielleicht bi&#x017F;tu nicht<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;und/ als du dich mache&#x017F;t. Hie i&#x017F;t <hi rendition="#aq">confirmation,</hi> Sigel und Zeichen<lb/>
von no&#x0364;then/ wie Abraham/ ob er &#x017F;chon gerecht geweßt durch den Glauben/<lb/>
empfieng er doch von <hi rendition="#k">Gott</hi> die Be&#x017F;chneidung zum Sigel der Gerech-<lb/>
tigkeit des Glaubens. <hi rendition="#aq">Rom.</hi> 4, 11. al&#x017F;o bleibt dem H. Abendmahl auffs<lb/>
wenig&#x017F;te <hi rendition="#aq">finis ob&#x017F;ignatorius,</hi> daß es die empfangene Vergebung der<lb/>
Su&#x0364;nden in vorgegangener Ab&#x017F;olution ver&#x017F;igelt. <hi rendition="#k">Gott</hi> &#x017F;chwo&#x0364;ret dem<lb/>
Men&#x017F;chen/ und &#x017F;etzet doch die Sacramenta darzu. J&#x017F;t eines. Ferner<lb/>
hat 1. das O&#x017F;ter-Lamm als <hi rendition="#aq">typus</hi> des Abendmahls von niemand/<lb/>
als der (Leviti&#x017F;ch) rein geweßt/ geno&#x017F;&#x017F;en werden ko&#x0364;nnen; aber wer i&#x017F;t<lb/>
vollkommen rein? wer kan in einer Maltzey und Siechen-Hauß &#x017F;agen/<lb/>
Jch bin rein? &#x017F;o rein i&#x017F;t niemand/ es klebet ihm ein Mackel an/ die nicht<lb/><hi rendition="#aq">venial,</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">per &#x017F;e mortal. Væ etiam laudabili hominum vitæ, &#x017F;i<lb/>
remotâ mi&#x017F;ericordiâ à DEO di&#x017F;cutiatur. Augu&#x017F;t. l. 9. confe&#x017F;&#x017F;. c.</hi> 13.<lb/><hi rendition="#fr">Wehe auch dem Men&#x017F;chen/ der ein lo&#x0364;bliches und untadelhaff-<lb/>
tes Leben fu&#x0364;hret/ wann der HEr&#xA75B; nach dem</hi> <hi rendition="#aq">rigor</hi> <hi rendition="#fr">und Scha&#x0364;rffe<lb/>
&#x017F;eines Ge&#x017F;etzes/ ohnbarmhertzig handeln &#x017F;olt.</hi> 2. Chri&#x017F;tus hat<lb/>
zwar &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern/ nachdem er ihnen die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gewa&#x017F;chen/ allerer&#x017F;t das<lb/>
H. Abendmahl gereicht; aber wer i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;auber und rein gewa&#x017F;chen/ daß er<lb/>
&#x017F;ich nicht/ ehe er zu Ti&#x017F;ch &#x017F;itzt/ wieder beflecken ko&#x0364;nte/ welches dannenhero<lb/>
erhellet/ weil Chr&#x017F;tus &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zweymal gewa&#x017F;chen/<lb/>
einmal ehe/ das andermal nachdem &#x017F;ie das O&#x017F;ter-Lamm gege&#x017F;&#x017F;en/ nach<lb/>
dem Fuß-Wa&#x017F;chen blieb einen weg als den andern die Jgnorantz die&#x017F;es<lb/>
Geheimnu&#x017F;&#x017F;es/ davon die <hi rendition="#aq">repul&#x017F;a</hi> des Apo&#x017F;tels Petri gnug&#x017F;am zeuget/ &#x017F;ie<lb/>
waren noch mit dem fal&#x017F;chen Wahn von dem leiblichen und irdi&#x017F;chen<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ias Reich behafftet/ daher al&#x017F;obald ein Streit vom Primat unter<lb/>
ihnen ent&#x017F;tanden. Auffs wenig&#x017F;te bleibt der Ge&#x017F;tanck/ oder de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">reli-<lb/>
quiæ,</hi> wann man gar genau drauff &#x017F;ehen und riechen wolt. 3. Das<lb/>
Hochzeitliche Kleid wird zwar erfordert/ aber wir ko&#x0364;nnen es mit und<lb/>
durch un&#x017F;ere Reu/ Beicht/ Gnugthuung/ Fa&#x017F;ten/ &#xA75B;c. nicht &#x017F;elber &#x017F;pinnen/<lb/>
&#x017F;ondern es wird uns von Go&#x0364;ttlicher Hand dargereicht/ wie bey den He-<lb/>
breern der Brauch gewe&#x017F;en/ daß der Bra&#x0364;utigam den Braut-Ge&#x017F;ellen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hoch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0424] Die Achtzehende ſelbs eine præparation, Glauben und Buß/ die Abſolution gehe fuͤrher. Wann nun die Suͤnde verziehen/ was darffs dann allererſt eines Sacra- ments/ dardurch man veniam peccatorum erlanget? Antwort. Auß dieſem allem folget darum noch nicht/ daß die remiſſio peccatorum nicht der fuͤrnemſte effect und Wuͤrckung ſey. Dann geſetzt/ es mag einer ſo rein und heilig zum Tiſch des Herrn gehen/ als immer ſeyn kan/ ſo bleibet dennoch die tentation des Zweiffels nicht auß/ vielleicht biſtu nicht ſo geſund/ als du dich macheſt. Hie iſt confirmation, Sigel und Zeichen von noͤthen/ wie Abraham/ ob er ſchon gerecht geweßt durch den Glauben/ empfieng er doch von Gott die Beſchneidung zum Sigel der Gerech- tigkeit des Glaubens. Rom. 4, 11. alſo bleibt dem H. Abendmahl auffs wenigſte finis obſignatorius, daß es die empfangene Vergebung der Suͤnden in vorgegangener Abſolution verſigelt. Gott ſchwoͤret dem Menſchen/ und ſetzet doch die Sacramenta darzu. Jſt eines. Ferner hat 1. das Oſter-Lamm als typus des Abendmahls von niemand/ als der (Levitiſch) rein geweßt/ genoſſen werden koͤnnen; aber wer iſt vollkommen rein? wer kan in einer Maltzey und Siechen-Hauß ſagen/ Jch bin rein? ſo rein iſt niemand/ es klebet ihm ein Mackel an/ die nicht venial, ſondern per ſe mortal. Væ etiam laudabili hominum vitæ, ſi remotâ miſericordiâ à DEO diſcutiatur. Auguſt. l. 9. confeſſ. c. 13. Wehe auch dem Menſchen/ der ein loͤbliches und untadelhaff- tes Leben fuͤhret/ wann der HErꝛ nach dem rigor und Schaͤrffe ſeines Geſetzes/ ohnbarmhertzig handeln ſolt. 2. Chriſtus hat zwar ſeinen Juͤngern/ nachdem er ihnen die Fuͤſſe gewaſchen/ allererſt das H. Abendmahl gereicht; aber wer iſt ſo ſauber und rein gewaſchen/ daß er ſich nicht/ ehe er zu Tiſch ſitzt/ wieder beflecken koͤnte/ welches dannenhero erhellet/ weil Chrſtus ſeinen Juͤngern die Fuͤſſe zweymal gewaſchen/ einmal ehe/ das andermal nachdem ſie das Oſter-Lamm gegeſſen/ nach dem Fuß-Waſchen blieb einen weg als den andern die Jgnorantz dieſes Geheimnuſſes/ davon die repulſa des Apoſtels Petri gnugſam zeuget/ ſie waren noch mit dem falſchen Wahn von dem leiblichen und irdiſchen Meſſias Reich behafftet/ daher alſobald ein Streit vom Primat unter ihnen entſtanden. Auffs wenigſte bleibt der Geſtanck/ oder deſſen reli- quiæ, wann man gar genau drauff ſehen und riechen wolt. 3. Das Hochzeitliche Kleid wird zwar erfordert/ aber wir koͤnnen es mit und durch unſere Reu/ Beicht/ Gnugthuung/ Faſten/ ꝛc. nicht ſelber ſpinnen/ ſondern es wird uns von Goͤttlicher Hand dargereicht/ wie bey den He- breern der Brauch geweſen/ daß der Braͤutigam den Braut-Geſellen Hoch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/424
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/424>, abgerufen am 16.06.2024.