Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. lung deines Fiebers/ so könte man ja nicht anders gedencken/ als sey dereinige und fürnemste Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers. Also ist auch hie die Consequentz gültig und richtig/ daß nemlich der beste Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Testamentliche Legat sey die Vergebung der Sünden. Zu gleicher weiß wie aber ein Testator sonderlich darauff sihet/ wie sein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/ wie es heilsam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es sicher und wol verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der Testaments-Schänder angegriffen werde: Also fallen auch eben diese conditiones zusammen in unserer amneseia. Sie ist I. Thesaurus gloriosissimus. Es bemühen sich grosse Poten- windet D d d iij
Predigt. lung deines Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als ſey dereinige und fuͤrnemſte Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers. Alſo iſt auch hie die Conſequentz guͤltig und richtig/ daß nemlich der beſte Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Teſtamentliche Legat ſey die Vergebung der Suͤnden. Zu gleicher weiß wie aber ein Teſtator ſonderlich darauff ſihet/ wie ſein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/ wie es heilſam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es ſicher und wol verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der Teſtaments-Schaͤnder angegriffen werde: Alſo fallen auch eben dieſe conditiones zuſammen in unſerer ἀμνηςείᾳ. Sie iſt I. Theſaurus glorioſiſſimus. Es bemuͤhen ſich groſſe Poten- windet D d d iij
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Predigt.
lung deines Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als ſey der
einige und fuͤrnemſte Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers.
Alſo iſt auch hie die Conſequentz guͤltig und richtig/ daß nemlich der beſte
Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Teſtamentliche Legat
ſey die Vergebung der Suͤnden. Zu gleicher weiß wie aber ein Teſtator
ſonderlich darauff ſihet/ wie ſein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/
wie es heilſam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es ſicher und wol
verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der
Teſtaments-Schaͤnder angegriffen werde: Alſo fallen auch eben dieſe
conditiones zuſammen in unſerer ἀμνηςείᾳ.
Sie iſt I. Theſaurus glorioſiſſimus. Es bemuͤhen ſich groſſe Poten-
taten ſonderlich dahin/ daß ſie bey ihren Friedens-Tractaten und Accor-
den ihre Reputation erhalten/ und ihre Majeſtaͤt ſelbs nicht verkleinern/
damit es ein reputierlicher Friede ſeye. Nun iſt einem groſſen Potenta-
ten nichts ruͤhmlichers/ als wann er ſichs ſelbs uͤberwindet/ und Clementz
die Gerechtigkeit uͤberwaͤgen laßt. Von Auguſto ſchreibet Seneca lib. 1.
de Clem. c. 9. daß/ als ihm auff eine Zeit einer von ſeinen Rebellen und
Meutmachern/ Nahmens Cinna, fuͤrkommen/ da hab er bey ſich ſelbs in
ſeinem Hertzen Rath gehalten/ was und wie er gegen demſelben zu ver-
fahren. Quid ergò, ego percuſſorem meum ſecurum ambulare patiar?
Wie? ſoll und kan ich dem das Leben ſchencken/ der mir nach Leib und
Leben geſtanden? Sein Gemahl Livia redet ihm ein/ und ſagt: Handle
mit ihm/ wie ein Artzt/ vergib ihm/ er iſt ergriffen/ und bekennet ſich zur
Ubelthat/ nocere tibi non poteſt, poteſt prodeſſe famæ, er kan dir nicht
mehr ſchaden/ aber er kan dir einen groſſen Nahmen machen/ daß jeder-
man von der Kayſerlichen Mildthaͤtigkeit und Barmhertzigkeit wird ſa-
gen und ruͤhmen koͤnnen. Darauff der Kayſer ſich zu ihm gewendet/
und geſagt: Vitam tibi, Cinna, iterum do, prius hoſti, nunc parricidæ,
ex hodierno die inter nos amicitia incipiet, Cinna, hiemit ſchencke
ich dir/ als meinem Feind/ und dazu Kayſer-Moͤrder/ das Le-
ben zum andern mal/ wiltu meine Gnade annemmen/ ſo wollen
wir jetzo und von Stund an gute Freunde ſeyn. Das war Au-
guſto eine groſſe Ehr. Nun M. L. ſolche parricidæ, Gottes-Moͤrder und
GOttes Feinde ſeind wir von Natur/ der allweiſe Gott hat ſeine com-
mentarios peccatorum, wie dort Ahaſverus ſeine Chronic gehalten.
Eſther 2. Jſt ſolches nicht/ ſagt der Herr/ bey mir verborgen/
und verſiegelt in meinen Schaͤtzen? Deut. 32, 34. Nun aber Chri-
ſtus darzwiſchen kommen/ die ἀμνηςείαν geſtifftet und verſiegelt/ ſo uͤber-
windet
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