Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Verwandlung. Per verba enim (ait Corn. a Lapid. ad Esa. 7. p. 119.)consecrationis, vere & realiter uti transsubstantiatur panis, ita produ- citur & quasi generatur Christus in altari adeo potenter & efficaciter, u[e]si Christus nec dum esset incarnatus, per haec verba, hoc est corpus meum, incarnaretur, corpusque humanum assumeret, uti graves Theologi docent. Sacerdos est ergo quasi virgo Deipara, praesepe est altare, parvulus Emmanuel, quem parit, est Christus sub parva hostia, productus per virtutem Altissimi, & per obumbrationem Spi- ritus Sancti. Das ist: Durch die Wort der Einsetzung wird warhafftig und thätlich/ wie das Brod in ein ander Wesen verwandelt/ also auch Christus auff dem Altar auff die Welt gebracht/ und gleichsam gebohren/ so kräfftig und mächtig/ daß/ wann Christus dazumal noch nicht gebohren wäre/ Er durch diese Wort/ das ist mein Leib/ eingefleischet würde/ und einen menschlichen Leib an sich nemme/ wie fürnehme Lehrer der Kirchen dafür halten. Jst derowegen der Priester gleich- sam eine Jungfrau und GOttes Gebährerin/ die Krippe ist der Altar/ das Kind ist Emmanuel/ der jenige/ den der Prie- ster gebähret/ ist Christus unter einer kleinen Hostien/ und das alles durch die Krafft des Allerhöchsten und Uberschattung des H. Geistes. Dieweil aber dieses Geheimnuß schwer/ und wie der Römische Catechismus berichtet/ p. 173. keiner so schwerlich kan außgeleget werden/ darum sie auch nicht ohne Ursach das Forschen und Grübeln so hefftig verbieten/ und die Vernunfft wollen gefangen genom- men behalten; Jedoch haben sie allerhand Gleichnussen erdacht/ die Sach den Layen etlicher massen einzubilden. Salmeron brauchet das Gleichnuß vom Dagon/ der mußte der Lade des Bundes/ dem GOtt der Hebräer weichen. Schickt sich gar wol auff den Päbstischen Aber- glauben/ dann ja Brod zu einem Idolo panaceo worden. Andere füh- ren ein das Exempel des Weibes Loth/ so in eine Saltz-Säul; des Stabs Mosis/ so in eine Schlang; des Wassers zu Cana/ so in Wein verwandelt worden. Bey welchen Similibus und Gleichnussen doch so viel dissimilia und Ungleichheiten mit unterlauffen/ daß sie die Sach nur mehr verwirren und verwicklen. Und das heissen sie mysterium, ein grosses Heiligthum im Pabstum. Darum wann die Wandlung geschicht/ so läutet man ein Glöcklein/ jederman zur devotion auffzu- muntern. Daß P p iij
Predigt. Verwandlung. Per verba enim (ait Corn. à Lapid. ad Eſa. 7. p. 119.)conſecrationis, verè & realiter uti transſubſtantiatur panis, ita produ- citur & quaſi generatur Chriſtus in altari adeò potenter & efficaciter, u[e]ſi Chriſtus nec dum eſſet incarnatus, per hæc verba, hoc eſt corpus meum, incarnaretur, corpuſque humanum aſſumeret, uti graves Theologi docent. Sacerdos eſt ergò quaſi virgo Deipara, præſepe eſt altare, parvulus Emmanuel, quem parit, eſt Chriſtus ſub parvâ hoſtiâ, productus per virtutem Altiſſimi, & per obumbrationem Spi- ritus Sancti. Das iſt: Durch die Wort der Einſetzung wird warhafftig und thaͤtlich/ wie das Brod in ein ander Weſen verwandelt/ alſo auch Chriſtus auff dem Altar auff die Welt gebracht/ und gleichſam gebohren/ ſo kraͤfftig und maͤchtig/ daß/ wann Chriſtus dazumal noch nicht gebohren waͤre/ Er durch dieſe Wort/ das iſt mein Leib/ eingefleiſchet wuͤrde/ und einen menſchlichen Leib an ſich nemme/ wie fuͤrnehme Lehrer der Kirchen dafuͤr halten. Jſt derowegen der Prieſter gleich- ſam eine Jungfrau und GOttes Gebaͤhrerin/ die Krippe iſt der Altar/ das Kind iſt Emmanuel/ der jenige/ den der Prie- ſter gebaͤhret/ iſt Chriſtus unter einer kleinen Hoſtien/ und das alles durch die Krafft des Allerhoͤchſten und Uberſchattung des H. Geiſtes. Dieweil aber dieſes Geheimnuß ſchwer/ und wie der Roͤmiſche Catechiſmus berichtet/ p. 173. keiner ſo ſchwerlich kan außgeleget werden/ darum ſie auch nicht ohne Urſach das Forſchen und Gruͤbeln ſo hefftig verbieten/ und die Vernunfft wollen gefangen genom- men behalten; Jedoch haben ſie allerhand Gleichnuſſen erdacht/ die Sach den Layen etlicher maſſen einzubilden. Salmeron brauchet das Gleichnuß vom Dagon/ der mußte der Lade des Bundes/ dem GOtt der Hebraͤer weichen. Schickt ſich gar wol auff den Paͤbſtiſchen Aber- glauben/ dann ja Brod zu einem Idolo panaceo worden. Andere fuͤh- ren ein das Exempel des Weibes Loth/ ſo in eine Saltz-Saͤul; des Stabs Moſis/ ſo in eine Schlang; des Waſſers zu Cana/ ſo in Wein verwandelt worden. Bey welchen Similibus und Gleichnuſſen doch ſo viel diſſimilia und Ungleichheiten mit unterlauffen/ daß ſie die Sach nur mehr verwirren und verwicklen. Und das heiſſen ſie myſterium, ein groſſes Heiligthum im Pabſtum. Darum wann die Wandlung geſchicht/ ſo laͤutet man ein Gloͤcklein/ jederman zur devotion auffzu- muntern. Daß P p iij
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Predigt.
Verwandlung. Per verba enim (ait Corn. à Lapid. ad Eſa. 7. p. 119.)
conſecrationis, verè & realiter uti transſubſtantiatur panis, ita produ-
citur & quaſi generatur Chriſtus in altari adeò potenter & efficaciter,
ueſi Chriſtus nec dum eſſet incarnatus, per hæc verba, hoc eſt corpus
meum, incarnaretur, corpuſque humanum aſſumeret, uti graves
Theologi docent. Sacerdos eſt ergò quaſi virgo Deipara, præſepe
eſt altare, parvulus Emmanuel, quem parit, eſt Chriſtus ſub parvâ
hoſtiâ, productus per virtutem Altiſſimi, & per obumbrationem Spi-
ritus Sancti. Das iſt: Durch die Wort der Einſetzung wird
warhafftig und thaͤtlich/ wie das Brod in ein ander Weſen
verwandelt/ alſo auch Chriſtus auff dem Altar auff die Welt
gebracht/ und gleichſam gebohren/ ſo kraͤfftig und maͤchtig/
daß/ wann Chriſtus dazumal noch nicht gebohren waͤre/ Er
durch dieſe Wort/ das iſt mein Leib/ eingefleiſchet wuͤrde/ und
einen menſchlichen Leib an ſich nemme/ wie fuͤrnehme Lehrer
der Kirchen dafuͤr halten. Jſt derowegen der Prieſter gleich-
ſam eine Jungfrau und GOttes Gebaͤhrerin/ die Krippe iſt
der Altar/ das Kind iſt Emmanuel/ der jenige/ den der Prie-
ſter gebaͤhret/ iſt Chriſtus unter einer kleinen Hoſtien/ und das
alles durch die Krafft des Allerhoͤchſten und Uberſchattung
des H. Geiſtes. Dieweil aber dieſes Geheimnuß ſchwer/ und wie
der Roͤmiſche Catechiſmus berichtet/ p. 173. keiner ſo ſchwerlich kan
außgeleget werden/ darum ſie auch nicht ohne Urſach das Forſchen und
Gruͤbeln ſo hefftig verbieten/ und die Vernunfft wollen gefangen genom-
men behalten; Jedoch haben ſie allerhand Gleichnuſſen erdacht/ die
Sach den Layen etlicher maſſen einzubilden. Salmeron brauchet das
Gleichnuß vom Dagon/ der mußte der Lade des Bundes/ dem GOtt
der Hebraͤer weichen. Schickt ſich gar wol auff den Paͤbſtiſchen Aber-
glauben/ dann ja Brod zu einem Idolo panaceo worden. Andere fuͤh-
ren ein das Exempel des Weibes Loth/ ſo in eine Saltz-Saͤul; des
Stabs Moſis/ ſo in eine Schlang; des Waſſers zu Cana/ ſo in Wein
verwandelt worden. Bey welchen Similibus und Gleichnuſſen doch
ſo viel diſſimilia und Ungleichheiten mit unterlauffen/ daß ſie die Sach
nur mehr verwirren und verwicklen. Und das heiſſen ſie myſterium,
ein groſſes Heiligthum im Pabſtum. Darum wann die Wandlung
geſchicht/ ſo laͤutet man ein Gloͤcklein/ jederman zur devotion auffzu-
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