Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. ten/ ich habe heut viel erlitten im Traum von seinet wegen. ibid.. 9. Ein theures Blut/ dann es ist ein Prophetisches Blut ein Prie- sterliches Opffer-Blut/ ein Königliches Blut; was ist aber theurer und edler als eines Königs Blut? ein Bräutigams Blut; wie David seine Michal mit dem Blut der Philister erkauffen mußte/ so Christus der Blut-Bräutigam das menschliche Geschlecht mit eigenem Blut; ein mütterliches Liebes-Blut. Quis pastor oves pascit proprio cruore? & quid dico pastor? multae matres sunt, quae post partus dolores filios aliis tradunt nutricibus. At hic quos genuit, per semetipsum nutrit, nec alteri tradit, schribet Chrysostomus homil. 60. das ist/ Welcher Hirt träncket seine Schaafe mit seinem Blut? ja was sag ich Hirt? viel Mütter seind die nach der Geburt ihre Kinder den Säugammen übergeben/ hie aber nehret Christus die Seinen/ die Er mit Aengsten gebohren/ mit sich selbst/ und übergibt sie keinem andern. o bathos; O welch eine Tieffe des Reichthums der Liebe JEsu Christi! Ein Göttliches/ ja GOttes eigen Blut. Es gibt viel Leute/ die ihr eigen Blut nicht sehen können/ es geschwind ihnen dar- über. Aber Gott siehet am Creutz sein eigen Blut/ sein eigen Blut/ sag ich/ in eigentlichem Verstand/ ohne Wort-Blum/ Wort-Wechsel und Vermischung/ so eigentlich GOttes Blut/ so eigen ihm seine Gottheit durch die ewige Geburt/ und das wegen der Persönlichen Vereinigung/ als Krafft welcher nicht nur die menschliche Natur in den Schooß des Sohns GOttes auff- und angenommen/ daß hernach so wol Göttliche Eigenschafften von der menschlichen/ als auch menschliche von der Gött- lichen Natur außgesprochen werden; sondern auch die Gemeinschafft der Ampts-Würckungen erfolget/ da zwar ein jegliche Natur das ihrige thut/ aber cum communicatione alterius, zum Exempel/ in dem Hohen- priesterlichen Mittler-Ampt vergiesset die menschliche Natur ihr Blut/ die Göttliche Natur durchgehet die Menschheit/ hält sie auff/ daß sie unter der Last nicht erliege/ gibt dem Blut Segen/ Krafft und Gewicht/ daß es ein kräfftiges Rantzion-Blut werde. Auß welchem wie ein Gott-mensch- liches und Mensch-Göttliches Werck/ also auch ein Göttlich Blut/ des Sohns Gottes eigen Blut herauß fleußt: Und solches mußte auch seyn/ es war die höchste Nothwendigkeit; dann gleiche Schuld erfordert auch gleichgültige Bezahlung. Nun aber ist die Sünde ein unermäßlich Ubel/ die Göttliche Majestät ist unermäßlich hoch beleidiget/ der Zorn GOttes über die Sünde brennet biß in die unterste Hölle/ unermäßlich die Zahl und Menge der Sünden/ wann Job/ der doch von Gott selbst das L l ij
Predigt. ten/ ich habe heut viel erlitten im Traum von ſeinet wegen. ibid.ꝟ. 9. Ein theures Blut/ dann es iſt ein Prophetiſches Blut ein Prie- ſterliches Opffer-Blut/ ein Koͤnigliches Blut; was iſt aber theurer und edler als eines Koͤnigs Blut? ein Braͤutigams Blut; wie David ſeine Michal mit dem Blut der Philiſter erkauffen mußte/ ſo Chriſtus der Blut-Braͤutigam das menſchliche Geſchlecht mit eigenem Blut; ein muͤtterliches Liebes-Blut. Quis paſtor oves paſcit proprio cruore? & quid dico paſtor? multæ matres ſunt, quæ poſt partus dolores filios aliis tradunt nutricibus. At hic quos genuit, per ſemetipſum nutrit, nec alteri tradit, ſchribet Chryſoſtomus homil. 60. das iſt/ Welcher Hirt traͤncket ſeine Schaafe mit ſeinem Blut? ja was ſag ich Hirt? viel Muͤtter ſeind die nach der Geburt ihre Kinder den Saͤugammen uͤbergeben/ hie aber nehret Chriſtus die Seinen/ die Er mit Aengſten gebohren/ mit ſich ſelbſt/ und uͤbergibt ſie keinem andern. ὦ βάθος; O welch eine Tieffe des Reichthums der Liebe JEſu Chriſti! Ein Goͤttliches/ ja GOttes eigen Blut. Es gibt viel Leute/ die ihr eigen Blut nicht ſehen koͤnnen/ es geſchwind ihnen dar- uͤber. Aber Gott ſiehet am Creutz ſein eigen Blut/ ſein eigen Blut/ ſag ich/ in eigentlichem Verſtand/ ohne Wort-Blum/ Wort-Wechſel und Vermiſchung/ ſo eigentlich GOttes Blut/ ſo eigen ihm ſeine Gottheit durch die ewige Geburt/ und das wegen der Perſoͤnlichen Vereinigung/ als Krafft welcher nicht nur die menſchliche Natur in den Schooß des Sohns GOttes auff- und angenommen/ daß hernach ſo wol Goͤttliche Eigenſchafften von der menſchlichen/ als auch menſchliche von der Goͤtt- lichen Natur außgeſprochen werden; ſondern auch die Gemeinſchafft der Ampts-Wuͤrckungen erfolget/ da zwar ein jegliche Natur das ihrige thut/ aber cum communicatione alterius, zum Exempel/ in dem Hohen- prieſterlichen Mittler-Ampt vergieſſet die menſchliche Natur ihr Blut/ die Goͤttliche Natur durchgehet die Menſchheit/ haͤlt ſie auff/ daß ſie unter der Laſt nicht erliege/ gibt dem Blut Segen/ Krafft und Gewicht/ daß es ein kraͤfftiges Rantzion-Blut werde. Auß welchem wie ein Gott-menſch- liches und Menſch-Goͤttliches Werck/ alſo auch ein Goͤttlich Blut/ des Sohns Gottes eigen Blut herauß fleußt: Und ſolches mußte auch ſeyn/ es war die hoͤchſte Nothwendigkeit; dann gleiche Schuld erfordert auch gleichguͤltige Bezahlung. Nun aber iſt die Suͤnde ein unermaͤßlich Ubel/ die Goͤttliche Majeſtaͤt iſt unermaͤßlich hoch beleidiget/ der Zorn GOttes uͤber die Suͤnde brennet biß in die unterſte Hoͤlle/ unermaͤßlich die Zahl und Menge der Suͤnden/ wann Job/ der doch von Gott ſelbſt das L l ij
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Predigt.
ten/ ich habe heut viel erlitten im Traum von ſeinet wegen. ibid.
ꝟ. 9. Ein theures Blut/ dann es iſt ein Prophetiſches Blut ein Prie-
ſterliches Opffer-Blut/ ein Koͤnigliches Blut; was iſt aber theurer und
edler als eines Koͤnigs Blut? ein Braͤutigams Blut; wie David ſeine
Michal mit dem Blut der Philiſter erkauffen mußte/ ſo Chriſtus der
Blut-Braͤutigam das menſchliche Geſchlecht mit eigenem Blut; ein
muͤtterliches Liebes-Blut. Quis paſtor oves paſcit proprio cruore?
& quid dico paſtor? multæ matres ſunt, quæ poſt partus dolores filios
aliis tradunt nutricibus. At hic quos genuit, per ſemetipſum nutrit,
nec alteri tradit, ſchribet Chryſoſtomus homil. 60. das iſt/ Welcher
Hirt traͤncket ſeine Schaafe mit ſeinem Blut? ja was ſag ich
Hirt? viel Muͤtter ſeind die nach der Geburt ihre Kinder den
Saͤugammen uͤbergeben/ hie aber nehret Chriſtus die Seinen/
die Er mit Aengſten gebohren/ mit ſich ſelbſt/ und uͤbergibt ſie
keinem andern. ὦ βάθος; O welch eine Tieffe des Reichthums der
Liebe JEſu Chriſti! Ein Goͤttliches/ ja GOttes eigen Blut. Es gibt
viel Leute/ die ihr eigen Blut nicht ſehen koͤnnen/ es geſchwind ihnen dar-
uͤber. Aber Gott ſiehet am Creutz ſein eigen Blut/ ſein eigen Blut/ ſag
ich/ in eigentlichem Verſtand/ ohne Wort-Blum/ Wort-Wechſel und
Vermiſchung/ ſo eigentlich GOttes Blut/ ſo eigen ihm ſeine Gottheit
durch die ewige Geburt/ und das wegen der Perſoͤnlichen Vereinigung/
als Krafft welcher nicht nur die menſchliche Natur in den Schooß des
Sohns GOttes auff- und angenommen/ daß hernach ſo wol Goͤttliche
Eigenſchafften von der menſchlichen/ als auch menſchliche von der Goͤtt-
lichen Natur außgeſprochen werden; ſondern auch die Gemeinſchafft der
Ampts-Wuͤrckungen erfolget/ da zwar ein jegliche Natur das ihrige
thut/ aber cum communicatione alterius, zum Exempel/ in dem Hohen-
prieſterlichen Mittler-Ampt vergieſſet die menſchliche Natur ihr Blut/
die Goͤttliche Natur durchgehet die Menſchheit/ haͤlt ſie auff/ daß ſie unter
der Laſt nicht erliege/ gibt dem Blut Segen/ Krafft und Gewicht/ daß es
ein kraͤfftiges Rantzion-Blut werde. Auß welchem wie ein Gott-menſch-
liches und Menſch-Goͤttliches Werck/ alſo auch ein Goͤttlich Blut/ des
Sohns Gottes eigen Blut herauß fleußt: Und ſolches mußte auch ſeyn/
es war die hoͤchſte Nothwendigkeit; dann gleiche Schuld erfordert auch
gleichguͤltige Bezahlung. Nun aber iſt die Suͤnde ein unermaͤßlich
Ubel/ die Goͤttliche Majeſtaͤt iſt unermaͤßlich hoch beleidiget/ der Zorn
GOttes uͤber die Suͤnde brennet biß in die unterſte Hoͤlle/ unermaͤßlich
die Zahl und Menge der Suͤnden/ wann Job/ der doch von Gott ſelbſt
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/287>, abgerufen am 21.06.2024. |