Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Neunte

Jst aber ein vergebener Zwang: Gnug ist es/ daß es so wol verblümt/ als
periphrastice beschrieben. 1. figurate, in dem Wort Kelch: Dieser
Kelch ist das Neue Testament etc.
Verstehe nicht den Zorn-Kelch/
den Daumel-Kelch/ den Kelch des Zorns/ davon Esa. 51, 22. Sihe/ ich
nemme den Daumel-Kelch von deiner Hand/ samt den Hefen
des Kelchs meines Grimmes/ du solt ihn nicht mehr trincken.

und Ezech. 23 33. Du must dich des starcken Trancks und Jam-
mers voll sauffen/ dann der Kelch deiner Schwester Samaria
ist ein Kelch des Jammers und Traurens.
Nicht den Creutz-
Kelch und Creutz-Becher/ den die zween Söhne Zebedei haben müssen
Bescheid thun/ Matth 20, 23. Meinen Kelch solt ihr zwar trincken.
Nicht den allgemeinen Trost-Becher/ der auch ausser dem Sacrament
statt und platz hat. Psalm. 116, 13. Jch wil den heylsamen Kelch nem-
men/ und den Nahmen des HErrn predigen.
und Jer. 16, 8.
Darum solt du in kein Trinck-Hauß gehen/ bey ihnen zu si-
tzen/ weder zu essen noch zu trincken.
Mit jenem würtzt er die
Gottlosen ab/ mit diesem speißt er die Frommen. Sondern poculum
Eucharisticum,
den Sacramentlichen Kelch. Um die Gestalt und
Form dieses Kelchs bekümmern wir uns nicht hoch/ ob wahr was Beda
schreibet/ und Baronius glaubet/ daß zu seiner Zeit dieser Becher zu Jeru-
salem gezeiget worden/ und ein silberner Kelch mit zwo Handhaben seye.

Beda in lib. de locis Sanct. c 2. In platea, inquit, quae Martyrium & Golgatha
continuat, exedra est, in qua calix Domini scriniolo reconditus, per operculi
foramen tangi solet, & osculari, qui argenteus calix hinc inde duas habens
ansulas, sextarii Gallici mensuram capit, in qua illa est spongia potus Domi-
ni ministra. Baronius ad ann. 34. n. 63. Non praeterimus, ait, dicere, quod
calix ille, in quo Redemptor noster Jesus Christus sacratissimam Euchari-
stiam consecravit, ut egregium tantae rei monumentum a communi usu se-
lectus, ac summa industria asservatus adhuc Bedae temporibus Hierosoly mis
visebatur.

Salmeron schreibet/ es seye dieser Kelch noch in der Stadt Valentia auff-
gehoben. Es wird aber per metonymiam und verblümter weiß durch
den Sacramentlichen Kelch verstanden der Wein im Kelch: Jst ein tro-
pus,
den die Evangelisten clar und heiter gnugsam erklärt/ dann sie nen-
nen ihn den Kelch des Neuen Testaments/ das ist/ wie es Matthäus und
Marcus erklären/ das Blut des Neuen Testaments. Trincket darauß/
auß dem Kelch/ E. so ist etwas mehrers in dem Kelch gewesen/ welches mit
dem Blut Christi vereinbaret: Den Kelch von dem Christus gesagt/ der

für
Die Neunte

Jſt aber ein vergebener Zwang: Gnug iſt es/ daß es ſo wol verbluͤmt/ als
periphraſticè beſchrieben. 1. figuratè, in dem Wort Kelch: Dieſer
Kelch iſt das Neue Teſtament ꝛc.
Verſtehe nicht den Zorn-Kelch/
den Daumel-Kelch/ den Kelch des Zorns/ davon Eſa. 51, 22. Sihe/ ich
nemme den Daumel-Kelch von deiner Hand/ ſamt den Hefen
des Kelchs meines Grimmes/ du ſolt ihn nicht mehr trincken.

und Ezech. 23 33. Du muſt dich des ſtarcken Trancks und Jam-
mers voll ſauffen/ dann der Kelch deiner Schweſter Samaria
iſt ein Kelch des Jammers und Traurens.
Nicht den Creutz-
Kelch und Creutz-Becher/ den die zween Soͤhne Zebedei haben muͤſſen
Beſcheid thun/ Matth 20, 23. Meinen Kelch ſolt ihr zwar trincken.
Nicht den allgemeinen Troſt-Becher/ der auch auſſer dem Sacrament
ſtatt und platz hat. Pſalm. 116, 13. Jch wil den heylſamen Kelch nem-
men/ und den Nahmen des HErꝛn predigen.
und Jer. 16, 8.
Darum ſolt du in kein Trinck-Hauß gehen/ bey ihnen zu ſi-
tzen/ weder zu eſſen noch zu trincken.
Mit jenem wuͤrtzt er die
Gottloſen ab/ mit dieſem ſpeißt er die Frommen. Sondern poculum
Euchariſticum,
den Sacramentlichen Kelch. Um die Geſtalt und
Form dieſes Kelchs bekuͤmmern wir uns nicht hoch/ ob wahr was Beda
ſchreibet/ und Baronius glaubet/ daß zu ſeiner Zeit dieſer Becher zu Jeru-
ſalem gezeiget worden/ und ein ſilberner Kelch mit zwo Handhaben ſeye.

Beda in lib. de locis Sanct. c 2. In platea, inquit, quæ Martyrium & Golgatha
continuat, exedra eſt, in quâ calix Domini ſcriniolo reconditus, per operculi
foramen tangi ſolet, & oſculari, qui argenteus calix hinc inde duas habens
anſulas, ſextarii Gallici menſuram capit, in qua illa eſt ſpongia potus Domi-
ni miniſtra. Baronius ad ann. 34. n. 63. Non præterimus, ait, dicere, quod
calix ille, in quo Redemptor noſter Jeſus Chriſtus ſacratiſſimam Euchari-
ſtiam conſecravit, ut egregium tantæ rei monumentum à communi uſu ſe-
lectus, ac ſummâ induſtriâ aſſervatus adhuc Bedæ temporibus Hieroſoly mis
viſebatur.

Salmeron ſchreibet/ es ſeye dieſer Kelch noch in der Stadt Valentia auff-
gehoben. Es wird aber per metonymiam und verbluͤmter weiß durch
den Sacramentlichen Kelch verſtanden der Wein im Kelch: Jſt ein tro-
pus,
den die Evangeliſten clar und heiter gnugſam erklaͤrt/ dann ſie nen-
nen ihn den Kelch des Neuen Teſtaments/ das iſt/ wie es Matthaͤus und
Marcus erklaͤren/ das Blut des Neuen Teſtaments. Trincket darauß/
auß dem Kelch/ E. ſo iſt etwas mehrers in dem Kelch geweſen/ welches mit
dem Blut Chriſti vereinbaret: Den Kelch von dem Chriſtus geſagt/ der

fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0268" n="248"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Neunte</hi> </fw><lb/>
        <p>J&#x017F;t aber ein vergebener Zwang: Gnug i&#x017F;t es/ daß es &#x017F;o wol verblu&#x0364;mt/ als<lb/><hi rendition="#aq">periphra&#x017F;ticè</hi> be&#x017F;chrieben. 1. <hi rendition="#aq">figuratè,</hi> in dem Wort Kelch: <hi rendition="#fr">Die&#x017F;er<lb/>
Kelch i&#x017F;t das Neue Te&#x017F;tament &#xA75B;c.</hi> Ver&#x017F;tehe nicht den Zorn-Kelch/<lb/>
den Daumel-Kelch/ den Kelch des Zorns/ davon <hi rendition="#aq">E&#x017F;a.</hi> 51, 22. <hi rendition="#fr">Sihe/ ich<lb/>
nemme den Daumel-Kelch von deiner Hand/ &#x017F;amt den Hefen<lb/>
des Kelchs meines Grimmes/ du &#x017F;olt ihn nicht mehr trincken.</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Ezech.</hi> 23 33. <hi rendition="#fr">Du mu&#x017F;t dich des &#x017F;tarcken Trancks und Jam-<lb/>
mers voll &#x017F;auffen/ dann der Kelch deiner Schwe&#x017F;ter Samaria<lb/>
i&#x017F;t ein Kelch des Jammers und Traurens.</hi> Nicht den Creutz-<lb/>
Kelch und Creutz-Becher/ den die zween So&#x0364;hne Zebedei haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Be&#x017F;cheid thun/ <hi rendition="#aq">Matth</hi> 20, 23. <hi rendition="#fr">Meinen Kelch &#x017F;olt ihr zwar trincken.</hi><lb/>
Nicht den allgemeinen Tro&#x017F;t-Becher/ der auch au&#x017F;&#x017F;er dem Sacrament<lb/>
&#x017F;tatt und platz hat. <hi rendition="#aq">P&#x017F;alm.</hi> 116, 13. <hi rendition="#fr">Jch wil den heyl&#x017F;amen Kelch nem-<lb/>
men/ und den Nahmen des HEr&#xA75B;n predigen.</hi> und <hi rendition="#aq">Jer.</hi> 16, 8.<lb/><hi rendition="#fr">Darum &#x017F;olt du in kein Trinck-Hauß gehen/ bey ihnen zu &#x017F;i-<lb/>
tzen/ weder zu e&#x017F;&#x017F;en noch zu trincken.</hi> Mit jenem wu&#x0364;rtzt er die<lb/>
Gottlo&#x017F;en ab/ mit die&#x017F;em &#x017F;peißt er die Frommen. Sondern <hi rendition="#aq">poculum<lb/>
Euchari&#x017F;ticum,</hi> den Sacramentlichen Kelch. Um die Ge&#x017F;talt und<lb/>
Form die&#x017F;es Kelchs beku&#x0364;mmern wir uns nicht hoch/ ob wahr was <hi rendition="#aq">Beda</hi><lb/>
&#x017F;chreibet/ und <hi rendition="#aq">Baronius</hi> glaubet/ daß zu &#x017F;einer Zeit die&#x017F;er Becher zu Jeru-<lb/>
&#x017F;alem gezeiget worden/ und ein &#x017F;ilberner Kelch mit zwo Handhaben &#x017F;eye.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Beda in lib. de locis Sanct. c 2. In platea, inquit, quæ Martyrium &amp; Golgatha<lb/>
continuat, exedra e&#x017F;t, in quâ calix Domini &#x017F;criniolo reconditus, per operculi<lb/>
foramen tangi &#x017F;olet, &amp; o&#x017F;culari, qui argenteus calix hinc inde duas habens<lb/>
an&#x017F;ulas, &#x017F;extarii Gallici men&#x017F;uram capit, in qua illa e&#x017F;t &#x017F;pongia potus Domi-<lb/>
ni mini&#x017F;tra. Baronius ad ann. 34. n. 63. Non præterimus, ait, dicere, quod<lb/>
calix ille, in quo Redemptor no&#x017F;ter Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus &#x017F;acrati&#x017F;&#x017F;imam Euchari-<lb/>
&#x017F;tiam con&#x017F;ecravit, ut egregium tantæ rei monumentum à communi u&#x017F;u &#x017F;e-<lb/>
lectus, ac &#x017F;ummâ indu&#x017F;triâ a&#x017F;&#x017F;ervatus adhuc Bedæ temporibus Hiero&#x017F;oly mis<lb/>
vi&#x017F;ebatur.</hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Salmeron</hi> &#x017F;chreibet/ es &#x017F;eye die&#x017F;er Kelch noch in der Stadt <hi rendition="#aq">Valentia</hi> auff-<lb/>
gehoben. Es wird aber <hi rendition="#aq">per metonymiam</hi> und verblu&#x0364;mter weiß durch<lb/>
den Sacramentlichen Kelch ver&#x017F;tanden der Wein im Kelch: J&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">tro-<lb/>
pus,</hi> den die Evangeli&#x017F;ten clar und heiter gnug&#x017F;am erkla&#x0364;rt/ dann &#x017F;ie nen-<lb/>
nen ihn den Kelch des Neuen Te&#x017F;taments/ das i&#x017F;t/ wie es Mattha&#x0364;us und<lb/>
Marcus erkla&#x0364;ren/ das Blut des Neuen Te&#x017F;taments. Trincket darauß/<lb/>
auß dem Kelch/ <hi rendition="#aq">E.</hi> &#x017F;o i&#x017F;t etwas mehrers in dem Kelch gewe&#x017F;en/ welches mit<lb/>
dem Blut Chri&#x017F;ti vereinbaret: Den Kelch von dem Chri&#x017F;tus ge&#x017F;agt/ der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">fu&#x0364;r</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0268] Die Neunte Jſt aber ein vergebener Zwang: Gnug iſt es/ daß es ſo wol verbluͤmt/ als periphraſticè beſchrieben. 1. figuratè, in dem Wort Kelch: Dieſer Kelch iſt das Neue Teſtament ꝛc. Verſtehe nicht den Zorn-Kelch/ den Daumel-Kelch/ den Kelch des Zorns/ davon Eſa. 51, 22. Sihe/ ich nemme den Daumel-Kelch von deiner Hand/ ſamt den Hefen des Kelchs meines Grimmes/ du ſolt ihn nicht mehr trincken. und Ezech. 23 33. Du muſt dich des ſtarcken Trancks und Jam- mers voll ſauffen/ dann der Kelch deiner Schweſter Samaria iſt ein Kelch des Jammers und Traurens. Nicht den Creutz- Kelch und Creutz-Becher/ den die zween Soͤhne Zebedei haben muͤſſen Beſcheid thun/ Matth 20, 23. Meinen Kelch ſolt ihr zwar trincken. Nicht den allgemeinen Troſt-Becher/ der auch auſſer dem Sacrament ſtatt und platz hat. Pſalm. 116, 13. Jch wil den heylſamen Kelch nem- men/ und den Nahmen des HErꝛn predigen. und Jer. 16, 8. Darum ſolt du in kein Trinck-Hauß gehen/ bey ihnen zu ſi- tzen/ weder zu eſſen noch zu trincken. Mit jenem wuͤrtzt er die Gottloſen ab/ mit dieſem ſpeißt er die Frommen. Sondern poculum Euchariſticum, den Sacramentlichen Kelch. Um die Geſtalt und Form dieſes Kelchs bekuͤmmern wir uns nicht hoch/ ob wahr was Beda ſchreibet/ und Baronius glaubet/ daß zu ſeiner Zeit dieſer Becher zu Jeru- ſalem gezeiget worden/ und ein ſilberner Kelch mit zwo Handhaben ſeye. Beda in lib. de locis Sanct. c 2. In platea, inquit, quæ Martyrium & Golgatha continuat, exedra eſt, in quâ calix Domini ſcriniolo reconditus, per operculi foramen tangi ſolet, & oſculari, qui argenteus calix hinc inde duas habens anſulas, ſextarii Gallici menſuram capit, in qua illa eſt ſpongia potus Domi- ni miniſtra. Baronius ad ann. 34. n. 63. Non præterimus, ait, dicere, quod calix ille, in quo Redemptor noſter Jeſus Chriſtus ſacratiſſimam Euchari- ſtiam conſecravit, ut egregium tantæ rei monumentum à communi uſu ſe- lectus, ac ſummâ induſtriâ aſſervatus adhuc Bedæ temporibus Hieroſoly mis viſebatur. Salmeron ſchreibet/ es ſeye dieſer Kelch noch in der Stadt Valentia auff- gehoben. Es wird aber per metonymiam und verbluͤmter weiß durch den Sacramentlichen Kelch verſtanden der Wein im Kelch: Jſt ein tro- pus, den die Evangeliſten clar und heiter gnugſam erklaͤrt/ dann ſie nen- nen ihn den Kelch des Neuen Teſtaments/ das iſt/ wie es Matthaͤus und Marcus erklaͤren/ das Blut des Neuen Teſtaments. Trincket darauß/ auß dem Kelch/ E. ſo iſt etwas mehrers in dem Kelch geweſen/ welches mit dem Blut Chriſti vereinbaret: Den Kelch von dem Chriſtus geſagt/ der fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/268
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/268>, abgerufen am 24.11.2024.