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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Achte
lichen praescientz und Vorschau GOttes/ nach welcher ihm alle Ding
gegenwärtig. Act. 15, 18. Hebr. 4, 13. sondern auch weil sein Leiden und
Nothstand dazumal schon seinen Anfang genommen/ da er mit seinen
Jüngern das Abendmahl gehalten. Er war allbereit betrübt im Geist.
Judas ist schon dazumal mit verrätherischen Blut-Gedancken schwanger
gegangen/ die Hohenpriester haben die Mord-Glock schon gegossen/ und
war alles zur Passions-Tragödi fertig. Zugeschweigen weil es der Vul-
gatus
selbst in futuro gegeben/ und per tradetur, übersetzet. Grad als
ob das Wort Pauli/ der für euch gebrochen wird/ literaliter müßte
verstanden werden/ und nicht vielmehr metaphorice, von innerlicher
Angst und Leiden/ in welchem Verstand Hiskias wehmütig außruffte:
Er zerbrach mir alle meine Gebeine wie ein Löwe/ Esa. 38, 13.
und David: Laß mich hören Freud und Wonne/ daß die Ge-
beine frölich werden/ die du zerschlagen hast.
Ps. 51, 10. Jn wel-
chem Verstand Esaias selbst von dem Messia sagt: Wir hielten ihn
für den/ der geplagt und von GOtt geschlagen und gemartert
were.
Esa. 53, 4. Stellt also Christus seinen Leib dar nicht nur als ei-
nen Opffer-Leib/ der schon gegeben worden in seiner Geburt/ der schon
übergeben worden in die Hände des Verräthers/ und noch ferner gege-
ben werden soll. Der nicht allein uns zu eigen gegeben und geschencket.
Esa. 9. Ein Kind ist uns gebohren/ ein Sohn ist uns gegeben.
sondern auch für uns/ nicht allein exemplariter zum Exempel der Nach-
folg/ Gott unserm Himmlischen Vater/ Leib/ Gut und Blut auffzu-
opffern/ und zu Erweisung des Kindlichen Gehorsams/ hindan zu setzen/
und im Stich zu lassen/ sondern auch meritorie, Es ist der jenige Opffer-
Leib/ davon Paulus Ephes. 5, 2. Christus hat uns geliebet/ und
hat sich selbst für uns dargegeben/ zur Gabe und Opffer/
GOtt zu einem süssen Geruch.
Für uns/ wegen des Sünden-
Gestancks/ den wir Gott vor die Nase gesetzt/ und damit hefftig erzür-
net. Gott zu einem süssen Geruch: Dann gleichwie der Opffer
im Alten Testament Zweck/ Ziel und Würckung/ daß darauff erfol-
get die Reinigung/ Weyhe/ Heiligung/ Entsündigung/ expiatio
und selige amneseia; Massen der Herr im Alten Testament also ge-
botten/ Exod. 29, 35. Sieben Tag solt du Aaron und seinen
Söhnen die Hände füllen/ und täglich einen Farren zum
Sünd-Opffer schlachten zur Versöhnung/ und solt den Al-
tar entsündigen/ wann du ihn versöhnest.
So bald Gott der
Herr gerochen das Opffer Noe/ war sein Zorn gestillet/ und die Straffe

auffgeha-

Die Achte
lichen præſcientz und Vorſchau GOttes/ nach welcher ihm alle Ding
gegenwaͤrtig. Act. 15, 18. Hebr. 4, 13. ſondern auch weil ſein Leiden und
Nothſtand dazumal ſchon ſeinen Anfang genommen/ da er mit ſeinen
Juͤngern das Abendmahl gehalten. Er war allbereit betruͤbt im Geiſt.
Judas iſt ſchon dazumal mit verraͤtheriſchen Blut-Gedancken ſchwanger
gegangen/ die Hohenprieſter haben die Mord-Glock ſchon gegoſſen/ und
war alles zur Paſſions-Tragoͤdi fertig. Zugeſchweigen weil es der Vul-
gatus
ſelbſt in futuro gegeben/ und per tradetur, uͤberſetzet. Grad als
ob das Wort Pauli/ der fuͤr euch gebrochen wird/ literaliter muͤßte
verſtanden werden/ und nicht vielmehr metaphoricè, von innerlicher
Angſt und Leiden/ in welchem Verſtand Hiskias wehmuͤtig außruffte:
Er zerbrach mir alle meine Gebeine wie ein Loͤwe/ Eſa. 38, 13.
und David: Laß mich hoͤren Freud und Wonne/ daß die Ge-
beine froͤlich werden/ die du zerſchlagen haſt.
Pſ. 51, 10. Jn wel-
chem Verſtand Eſaias ſelbſt von dem Meſſia ſagt: Wir hielten ihn
fuͤr den/ der geplagt und von GOtt geſchlagen und gemartert
were.
Eſa. 53, 4. Stellt alſo Chriſtus ſeinen Leib dar nicht nur als ei-
nen Opffer-Leib/ der ſchon gegeben worden in ſeiner Geburt/ der ſchon
uͤbergeben worden in die Haͤnde des Verraͤthers/ und noch ferner gege-
ben werden ſoll. Der nicht allein uns zu eigen gegeben und geſchencket.
Eſa. 9. Ein Kind iſt uns gebohren/ ein Sohn iſt uns gegeben.
ſondern auch fuͤr uns/ nicht allein exemplariter zum Exempel der Nach-
folg/ Gott unſerm Himmliſchen Vater/ Leib/ Gut und Blut auffzu-
opffern/ und zu Erweiſung des Kindlichen Gehorſams/ hindan zu ſetzen/
und im Stich zu laſſen/ ſondern auch meritoriè, Es iſt der jenige Opffer-
Leib/ davon Paulus Epheſ. 5, 2. Chriſtus hat uns geliebet/ und
hat ſich ſelbſt fuͤr uns dargegeben/ zur Gabe und Opffer/
GOtt zu einem ſuͤſſen Geruch.
Fuͤr uns/ wegen des Suͤnden-
Geſtancks/ den wir Gott vor die Naſe geſetzt/ und damit hefftig erzuͤr-
net. Gott zu einem ſuͤſſen Geruch: Dann gleichwie der Opffer
im Alten Teſtament Zweck/ Ziel und Wuͤrckung/ daß darauff erfol-
get die Reinigung/ Weyhe/ Heiligung/ Entſuͤndigung/ expiatio
und ſelige ἀμνηςεία; Maſſen der Herr im Alten Teſtament alſo ge-
botten/ Exod. 29, 35. Sieben Tag ſolt du Aaron und ſeinen
Soͤhnen die Haͤnde fuͤllen/ und taͤglich einen Farren zum
Suͤnd-Opffer ſchlachten zur Verſoͤhnung/ und ſolt den Al-
tar entſuͤndigen/ wann du ihn verſoͤhneſt.
So bald Gott der
Herr gerochen das Opffer Noe/ war ſein Zorn geſtillet/ und die Straffe

auffgeha-
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[240/0260] Die Achte lichen præſcientz und Vorſchau GOttes/ nach welcher ihm alle Ding gegenwaͤrtig. Act. 15, 18. Hebr. 4, 13. ſondern auch weil ſein Leiden und Nothſtand dazumal ſchon ſeinen Anfang genommen/ da er mit ſeinen Juͤngern das Abendmahl gehalten. Er war allbereit betruͤbt im Geiſt. Judas iſt ſchon dazumal mit verraͤtheriſchen Blut-Gedancken ſchwanger gegangen/ die Hohenprieſter haben die Mord-Glock ſchon gegoſſen/ und war alles zur Paſſions-Tragoͤdi fertig. Zugeſchweigen weil es der Vul- gatus ſelbſt in futuro gegeben/ und per tradetur, uͤberſetzet. Grad als ob das Wort Pauli/ der fuͤr euch gebrochen wird/ literaliter muͤßte verſtanden werden/ und nicht vielmehr metaphoricè, von innerlicher Angſt und Leiden/ in welchem Verſtand Hiskias wehmuͤtig außruffte: Er zerbrach mir alle meine Gebeine wie ein Loͤwe/ Eſa. 38, 13. und David: Laß mich hoͤren Freud und Wonne/ daß die Ge- beine froͤlich werden/ die du zerſchlagen haſt. Pſ. 51, 10. Jn wel- chem Verſtand Eſaias ſelbſt von dem Meſſia ſagt: Wir hielten ihn fuͤr den/ der geplagt und von GOtt geſchlagen und gemartert were. Eſa. 53, 4. Stellt alſo Chriſtus ſeinen Leib dar nicht nur als ei- nen Opffer-Leib/ der ſchon gegeben worden in ſeiner Geburt/ der ſchon uͤbergeben worden in die Haͤnde des Verraͤthers/ und noch ferner gege- ben werden ſoll. Der nicht allein uns zu eigen gegeben und geſchencket. Eſa. 9. Ein Kind iſt uns gebohren/ ein Sohn iſt uns gegeben. ſondern auch fuͤr uns/ nicht allein exemplariter zum Exempel der Nach- folg/ Gott unſerm Himmliſchen Vater/ Leib/ Gut und Blut auffzu- opffern/ und zu Erweiſung des Kindlichen Gehorſams/ hindan zu ſetzen/ und im Stich zu laſſen/ ſondern auch meritoriè, Es iſt der jenige Opffer- Leib/ davon Paulus Epheſ. 5, 2. Chriſtus hat uns geliebet/ und hat ſich ſelbſt fuͤr uns dargegeben/ zur Gabe und Opffer/ GOtt zu einem ſuͤſſen Geruch. Fuͤr uns/ wegen des Suͤnden- Geſtancks/ den wir Gott vor die Naſe geſetzt/ und damit hefftig erzuͤr- net. Gott zu einem ſuͤſſen Geruch: Dann gleichwie der Opffer im Alten Teſtament Zweck/ Ziel und Wuͤrckung/ daß darauff erfol- get die Reinigung/ Weyhe/ Heiligung/ Entſuͤndigung/ expiatio und ſelige ἀμνηςεία; Maſſen der Herr im Alten Teſtament alſo ge- botten/ Exod. 29, 35. Sieben Tag ſolt du Aaron und ſeinen Soͤhnen die Haͤnde fuͤllen/ und taͤglich einen Farren zum Suͤnd-Opffer ſchlachten zur Verſoͤhnung/ und ſolt den Al- tar entſuͤndigen/ wann du ihn verſoͤhneſt. So bald Gott der Herr gerochen das Opffer Noe/ war ſein Zorn geſtillet/ und die Straffe auffgeha-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/260>, abgerufen am 23.11.2024.