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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.

Wann wir dann vor diesem durch GOttes Gnad gehandelt von
den Notarien/ wer sie geweßt/ wie ihr Zeugnuß übereinstimme/ was für
Art zu reden sie gebraucht? gehandelt von den Umständen des Orts/
von der Person/ so das Heilig Abendmahl eingesetzt/ von der Zeit und
Ordnung/ so folget nun cibus ipse, die Speiß und Trachten/ deren sind
nun nach der alten Regul Irenaei zweyerley/ irdische und himmlische.
Jetzt wollen wir handeln de cibo terrestri, vom Brod/ wann die Evan-
gelisten sagen: Jn dem sie assen/ nam Er das Brod. Hievon zu
reden und zu handeln/ wolle GOtt seines H. Geistes Gnad und Segen
verleyhen/ Amen.

GEliebte in Christo. Drey Umstände haben wir allhie
zu betrachten 1. Cibi quidditatem. 2. Quantitatem. 3. Qua-
litatem.
Den ersten belangend/ was für eine Speiß hie ge-
meynet sey? So ist es nun nichts anders/ als Brod/ Matth. 26, 26.
Luc. 22, 18. 1. Cor.
11. 23. Brod/ sag ich/ nicht Brod und Käß zusammen/
wie. die Pepuzianer und a[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]toturetai gethan. August. haeres. 28. Nicht
Menschen-Blut/ mit Meel gebachen/ wie die Cataphryges, als abermal
August. haeres. 26. bezeuget: Nicht einen Knaben eines Jahrs alt/ ge-
metziget/ mit Messerlein so lang gestupfft/ von allen Gliedmassen das
Blut auffgefangen/ mit Meel vermischt/ und Brod darauß gebachen/
nicht eine andere Materi/ die die Gnostici angewendet/ so vor keuschen
Ohren nicht zu nennen; sondern Brod/ und zwar bleibendes Brod/ un-
wandelbar. Anders als im Pabstthum gelehret wird/ durch das mon-
strum Transsubstantiation,
Krafft deren das Brod in den Leib Christi
verwandelt wird/ also/ daß nur die äusserliche species, Gestalt/ Farb und
Geschmack übrig bleiben. Daß aber das Brod sein Wesen behalte/ und
Brod bleibe/ erhellet Sonnen-klar und ist offenbar/ nicht nur auß den
Worten St. Pauli 1. Cor. 11, 26. damit er dem Päbstischen Jrrthum vor-
gekommen/ wann er auch das Brod nach der Consecration warhafftig
Brod genennet/ so offt ihr von diesem Brod esset. und . 27. Wer un-
würdig von diesem Brod isset. Nicht nur auß dem Apostolischen
Commentario 1. Cor. 10, 6. Das Brod/ das wir brechen/ (er sagt
nicht/ die Gestalt des Brods/ als welche nicht kan gebrochen werden)
ist die Gemeinschafft des Leibs Christi. Wo aber eine Gemein-
schafft/ da kan keine Verwandlung statt und platz haben. Dann eine Ge-
meinschafft ist zwischen zweyen wesentlichen Dingen/ die mit einander
genau vereiniget sind. Sondern auch auß der Natur/ Art und Eigen-

schafft
Predigt.

Wann wir dann vor dieſem durch GOttes Gnad gehandelt von
den Notarien/ wer ſie geweßt/ wie ihr Zeugnuß uͤbereinſtimme/ was fuͤr
Art zu reden ſie gebraucht? gehandelt von den Umſtaͤnden des Orts/
von der Perſon/ ſo das Heilig Abendmahl eingeſetzt/ von der Zeit und
Ordnung/ ſo folget nun cibus ipſe, die Speiß und Trachten/ deren ſind
nun nach der alten Regul Irenæi zweyerley/ irdiſche und himmliſche.
Jetzt wollen wir handeln de cibo terreſtri, vom Brod/ wann die Evan-
geliſten ſagen: Jn dem ſie aſſen/ nam Er das Brod. Hievon zu
reden und zu handeln/ wolle GOtt ſeines H. Geiſtes Gnad und Segen
verleyhen/ Amen.

GEliebte in Chriſto. Drey Umſtaͤnde haben wir allhie
zu betrachten 1. Cibi quidditatem. 2. Quantitatem. 3. Qua-
litatem.
Den erſten belangend/ was fuͤr eine Speiß hie ge-
meynet ſey? So iſt es nun nichts anders/ als Brod/ Matth. 26, 26.
Luc. 22, 18. 1. Cor.
11. 23. Brod/ ſag ich/ nicht Brod und Kaͤß zuſammen/
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Menſchen-Blut/ mit Meel gebachen/ wie die Cataphryges, als abermal
Auguſt. hæreſ. 26. bezeuget: Nicht einen Knaben eines Jahrs alt/ ge-
metziget/ mit Meſſerlein ſo lang geſtupfft/ von allen Gliedmaſſen das
Blut auffgefangen/ mit Meel vermiſcht/ und Brod darauß gebachen/
nicht eine andere Materi/ die die Gnoſtici angewendet/ ſo vor keuſchen
Ohren nicht zu nennen; ſondern Brod/ und zwar bleibendes Brod/ un-
wandelbar. Anders als im Pabſtthum gelehret wird/ durch das mon-
ſtrum Tranſſubſtantiation,
Krafft deren das Brod in den Leib Chriſti
verwandelt wird/ alſo/ daß nur die aͤuſſerliche ſpecies, Geſtalt/ Farb und
Geſchmack uͤbrig bleiben. Daß aber das Brod ſein Weſen behalte/ und
Brod bleibe/ erhellet Sonnen-klar und iſt offenbar/ nicht nur auß den
Worten St. Pauli 1. Cor. 11, 26. damit er dem Paͤbſtiſchen Jrꝛthum vor-
gekommen/ wann er auch das Brod nach der Conſecration warhafftig
Brod genennet/ ſo offt ihr von dieſem Brod eſſet. und ꝟ. 27. Wer un-
wuͤrdig von dieſem Brod iſſet. Nicht nur auß dem Apoſtoliſchen
Commentario 1. Cor. 10, 6. Das Brod/ das wir brechen/ (er ſagt
nicht/ die Geſtalt des Brods/ als welche nicht kan gebrochen werden)
iſt die Gemeinſchafft des Leibs Chriſti. Wo aber eine Gemein-
ſchafft/ da kan keine Verwandlung ſtatt und platz haben. Dann eine Ge-
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genau vereiniget ſind. Sondern auch auß der Natur/ Art und Eigen-

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[223/0243] Predigt. Wann wir dann vor dieſem durch GOttes Gnad gehandelt von den Notarien/ wer ſie geweßt/ wie ihr Zeugnuß uͤbereinſtimme/ was fuͤr Art zu reden ſie gebraucht? gehandelt von den Umſtaͤnden des Orts/ von der Perſon/ ſo das Heilig Abendmahl eingeſetzt/ von der Zeit und Ordnung/ ſo folget nun cibus ipſe, die Speiß und Trachten/ deren ſind nun nach der alten Regul Irenæi zweyerley/ irdiſche und himmliſche. Jetzt wollen wir handeln de cibo terreſtri, vom Brod/ wann die Evan- geliſten ſagen: Jn dem ſie aſſen/ nam Er das Brod. Hievon zu reden und zu handeln/ wolle GOtt ſeines H. Geiſtes Gnad und Segen verleyhen/ Amen. GEliebte in Chriſto. Drey Umſtaͤnde haben wir allhie zu betrachten 1. Cibi quidditatem. 2. Quantitatem. 3. Qua- litatem. Den erſten belangend/ was fuͤr eine Speiß hie ge- meynet ſey? So iſt es nun nichts anders/ als Brod/ Matth. 26, 26. Luc. 22, 18. 1. Cor. 11. 23. Brod/ ſag ich/ nicht Brod und Kaͤß zuſammen/ wie. die Pepuzianer und α_τοτυρήται gethan. Auguſt. hæreſ. 28. Nicht Menſchen-Blut/ mit Meel gebachen/ wie die Cataphryges, als abermal Auguſt. hæreſ. 26. bezeuget: Nicht einen Knaben eines Jahrs alt/ ge- metziget/ mit Meſſerlein ſo lang geſtupfft/ von allen Gliedmaſſen das Blut auffgefangen/ mit Meel vermiſcht/ und Brod darauß gebachen/ nicht eine andere Materi/ die die Gnoſtici angewendet/ ſo vor keuſchen Ohren nicht zu nennen; ſondern Brod/ und zwar bleibendes Brod/ un- wandelbar. Anders als im Pabſtthum gelehret wird/ durch das mon- ſtrum Tranſſubſtantiation, Krafft deren das Brod in den Leib Chriſti verwandelt wird/ alſo/ daß nur die aͤuſſerliche ſpecies, Geſtalt/ Farb und Geſchmack uͤbrig bleiben. Daß aber das Brod ſein Weſen behalte/ und Brod bleibe/ erhellet Sonnen-klar und iſt offenbar/ nicht nur auß den Worten St. Pauli 1. Cor. 11, 26. damit er dem Paͤbſtiſchen Jrꝛthum vor- gekommen/ wann er auch das Brod nach der Conſecration warhafftig Brod genennet/ ſo offt ihr von dieſem Brod eſſet. und ꝟ. 27. Wer un- wuͤrdig von dieſem Brod iſſet. Nicht nur auß dem Apoſtoliſchen Commentario 1. Cor. 10, 6. Das Brod/ das wir brechen/ (er ſagt nicht/ die Geſtalt des Brods/ als welche nicht kan gebrochen werden) iſt die Gemeinſchafft des Leibs Chriſti. Wo aber eine Gemein- ſchafft/ da kan keine Verwandlung ſtatt und platz haben. Dann eine Ge- meinſchafft iſt zwiſchen zweyen weſentlichen Dingen/ die mit einander genau vereiniget ſind. Sondern auch auß der Natur/ Art und Eigen- ſchafft

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/243>, abgerufen am 24.11.2024.