Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Vierte von bitter Wermuth und Galle/ sondern das da heißt Höllen-Angst/ und in ein Bad führet/ da er ligt/ wie in einem glüen- den Ofen/ daß ihm das Hertz zu schmeltzen möcht. Wie er Christo selbst that im Garten/ daß er des mußte mildiglich Blut schwitzen/ das ist erst das rechte Leiden/ welches alle Marter und Leiden übertrifft/ da ihme die Christen müssen herhalten/ und durch die Spiesse lauffen/ wie St. Paulus klagt/ daß er täglich sterbe/ und eitel Tödung an seinem Leibe fühle/ daß ein solcher solt lieber alle leibliche Marter und Tödte leiden/ aber es wird nichts anders drauß/ wir müssen dem Teuffel herhalten/ dann weil er muß leiden/ und fühlet/ daß ihme Christus auff den Kopff wil tretten durch uns/ wie Gen. 3. gesagt ist/ so müssen wir auch leiden/ daß er sein Gifft nach uns scheußt/ und mit aller Macht in die Fersen beisset/ hauet und sticht/ mit dem Tod und Höllen/ und also daß es uns wehe thut/ und durchs Hertz gehet. Wann wir verrathen werden/ wann die Hohenpriester und alle
Die Vierte von bitter Wermuth und Galle/ ſondern das da heißt Hoͤllen-Angſt/ und in ein Bad fuͤhret/ da er ligt/ wie in einem gluͤen- den Ofen/ daß ihm das Hertz zu ſchmeltzen moͤcht. Wie er Chriſto ſelbſt that im Garten/ daß er des mußte mildiglich Blut ſchwitzen/ das iſt erſt das rechte Leiden/ welches alle Marter und Leiden uͤbertrifft/ da ihme die Chriſten muͤſſen herhalten/ und durch die Spieſſe lauffen/ wie St. Paulus klagt/ daß er taͤglich ſterbe/ und eitel Toͤdung an ſeinem Leibe fuͤhle/ daß ein ſolcher ſolt lieber alle leibliche Marter und Toͤdte leiden/ aber es wird nichts anders drauß/ wir muͤſſen dem Teuffel herhalten/ dann weil er muß leiden/ und fuͤhlet/ daß ihme Chriſtus auff den Kopff wil tretten durch uns/ wie Gen. 3. geſagt iſt/ ſo muͤſſen wir auch leiden/ daß er ſein Gifft nach uns ſcheußt/ und mit aller Macht in die Ferſen beiſſet/ hauet und ſticht/ mit dem Tod und Hoͤllen/ und alſo daß es uns wehe thut/ und durchs Hertz gehet. Wann wir verrathen werden/ wann die Hohenprieſter und alle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0208" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Vierte</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">von bitter Wermuth und Galle/ ſondern das da heißt Hoͤllen-<lb/> Angſt/ und in ein Bad fuͤhret/ da er ligt/ wie in einem gluͤen-<lb/> den Ofen/ daß ihm das Hertz zu ſchmeltzen moͤcht. Wie er<lb/> Chriſto ſelbſt that im Garten/ daß er des mußte mildiglich<lb/> Blut ſchwitzen/ das iſt erſt das rechte Leiden/ welches alle<lb/> Marter und Leiden uͤbertrifft/ da ihme die Chriſten muͤſſen<lb/> herhalten/ und durch die Spieſſe lauffen/ wie St. Paulus<lb/> klagt/ daß er taͤglich ſterbe/ und eitel Toͤdung an ſeinem Leibe<lb/> fuͤhle/ daß ein ſolcher ſolt lieber alle leibliche Marter und<lb/> Toͤdte leiden/ aber es wird nichts anders drauß/ wir muͤſſen<lb/> dem Teuffel herhalten/ dann weil er muß leiden/ und fuͤhlet/<lb/> daß ihme Chriſtus auff den Kopff wil tretten durch uns/ wie</hi><lb/><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 3. <hi rendition="#fr">geſagt iſt/ ſo muͤſſen wir auch leiden/ daß er ſein Gifft<lb/> nach uns ſcheußt/ und mit aller Macht in die Ferſen beiſſet/<lb/> hauet und ſticht/ mit dem Tod und Hoͤllen/ und alſo daß es<lb/> uns wehe thut/ und durchs Hertz gehet.</hi></p><lb/> <p>Wann wir verrathen werden/ wann die Hohenprieſter und<lb/> Schrifftgelehrten ſich verſam̃len/ ein Blut-Bad uͤber das andere an-<lb/> richten/ und alſo auch von auſſen das rothe Creutz im weiſſen Felde tra-<lb/> gen muͤſſen. Wann der Satan uns zum Boͤſen reitzt und hernach ver-<lb/> rath/ bey <hi rendition="#k">Gott</hi> Tag und Nacht verklagt/ wann uns Judas in unſerm<lb/> Buſen/ unſer Hauß-Genoß/ unſer alter Adam durch ſchweren Suͤnden-<lb/> Fall in Leiden und Noth gebracht. Summa ſo offt offentliche Land-<lb/> Straffen wuͤten/ ſo offt uns Creutz und Ungluͤck heimſucht/ und uns<lb/> GOttes Gnade wollen <hi rendition="#aq">diſputi</hi>rlich machen. Fragſtu noch wann? Ach<lb/> allezeit ſolte es ſeyn/ gleichwie wir allezeit ſolten Sabbath halten; wie<lb/> ſolches geſchehen in der erſten Kirchen/ da ſie wegen der Verfolgung<lb/> keinen Tag ihres Lebens ſicher geweßt/ weil aber ſolches nicht allezeit ge-<lb/> ſchehen kan/ ſo genieſſe es geiſtlich im Glauben/ und offt zur Beſtaͤtigung<lb/> des Glaubens Mund-Sacramentlich/ das geiſtliche Eſſen iſt die Noth-<lb/> Speiß/ das Sacramentliche der Ehren-Tranck und Luſt-Speiß. Ey<lb/> ſprichſtu/ ich bin aber mit meinem Neben-Menſchen noch nicht verſoͤhnt.<lb/> Antwort/ wie <hi rendition="#k">Gott</hi> an dir thut/ und dir vorkom̃t mit ſeiner Gnade/ alſo<lb/> ſoltu auch an deinem Nechſten thun/ ihme entgegen gehen/ und Verſoͤh-<lb/> nung anbieten. Offentliche Rechts-Haͤndel bleiben an ſeinem Ort/<lb/> und gehoͤren hieher nicht/ wann man die Sache dem Richter befiehlt/ und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0208]
Die Vierte
von bitter Wermuth und Galle/ ſondern das da heißt Hoͤllen-
Angſt/ und in ein Bad fuͤhret/ da er ligt/ wie in einem gluͤen-
den Ofen/ daß ihm das Hertz zu ſchmeltzen moͤcht. Wie er
Chriſto ſelbſt that im Garten/ daß er des mußte mildiglich
Blut ſchwitzen/ das iſt erſt das rechte Leiden/ welches alle
Marter und Leiden uͤbertrifft/ da ihme die Chriſten muͤſſen
herhalten/ und durch die Spieſſe lauffen/ wie St. Paulus
klagt/ daß er taͤglich ſterbe/ und eitel Toͤdung an ſeinem Leibe
fuͤhle/ daß ein ſolcher ſolt lieber alle leibliche Marter und
Toͤdte leiden/ aber es wird nichts anders drauß/ wir muͤſſen
dem Teuffel herhalten/ dann weil er muß leiden/ und fuͤhlet/
daß ihme Chriſtus auff den Kopff wil tretten durch uns/ wie
Gen. 3. geſagt iſt/ ſo muͤſſen wir auch leiden/ daß er ſein Gifft
nach uns ſcheußt/ und mit aller Macht in die Ferſen beiſſet/
hauet und ſticht/ mit dem Tod und Hoͤllen/ und alſo daß es
uns wehe thut/ und durchs Hertz gehet.
Wann wir verrathen werden/ wann die Hohenprieſter und
Schrifftgelehrten ſich verſam̃len/ ein Blut-Bad uͤber das andere an-
richten/ und alſo auch von auſſen das rothe Creutz im weiſſen Felde tra-
gen muͤſſen. Wann der Satan uns zum Boͤſen reitzt und hernach ver-
rath/ bey Gott Tag und Nacht verklagt/ wann uns Judas in unſerm
Buſen/ unſer Hauß-Genoß/ unſer alter Adam durch ſchweren Suͤnden-
Fall in Leiden und Noth gebracht. Summa ſo offt offentliche Land-
Straffen wuͤten/ ſo offt uns Creutz und Ungluͤck heimſucht/ und uns
GOttes Gnade wollen diſputirlich machen. Fragſtu noch wann? Ach
allezeit ſolte es ſeyn/ gleichwie wir allezeit ſolten Sabbath halten; wie
ſolches geſchehen in der erſten Kirchen/ da ſie wegen der Verfolgung
keinen Tag ihres Lebens ſicher geweßt/ weil aber ſolches nicht allezeit ge-
ſchehen kan/ ſo genieſſe es geiſtlich im Glauben/ und offt zur Beſtaͤtigung
des Glaubens Mund-Sacramentlich/ das geiſtliche Eſſen iſt die Noth-
Speiß/ das Sacramentliche der Ehren-Tranck und Luſt-Speiß. Ey
ſprichſtu/ ich bin aber mit meinem Neben-Menſchen noch nicht verſoͤhnt.
Antwort/ wie Gott an dir thut/ und dir vorkom̃t mit ſeiner Gnade/ alſo
ſoltu auch an deinem Nechſten thun/ ihme entgegen gehen/ und Verſoͤh-
nung anbieten. Offentliche Rechts-Haͤndel bleiben an ſeinem Ort/
und gehoͤren hieher nicht/ wann man die Sache dem Richter befiehlt/ und
alle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |