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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Vierte
die getünchte Wand in dem Königlichen Saal/ daß sich der König dar-
über entfärbet/ seine Gedancken ihn erschrecket/ daß ihm die Lenden schut-
terten und die Beine zitterten/ in welcher er auch nachmalen getödtet wor-
den. Dan. 5. Deß gleichen die vesperae Siculae. Anno 1282. wann in ei-
Gottfrid.
Chron. p.

195.
ner Nacht auff den dritten Oster-Feyrtag oder Oster-Dienstag/ da man
an allen Orten in die vesper geleutet/ die Sicilianer in grosser furi, ex
composito,
die Frantzosen/ die unredlicher weiß der Königreich Sicilien
und Neapolis bemächtiget/ grosse Tyranney darin geübet/ überfallen/ bey
viel tausend nieder gehauen und ermordet/ die Weiber/ so von den Fran-
tzosen geschändet worden/ mit der Frucht getödt/ auß den Winckeln/ da-
hin sie sich verschloffen/ herfür gesucht/ es dörffte nicht bleiben einer der
an die Wand pisset. Aber viel erschröcklicher war die Egyptische Nacht/
wann wir alle Umstände bedencken/ die Zeit/ da das würgen angegan-
gen/ war die Mitternacht/ da die Leute in der Ruhe waren im besten
Schlaff/ und im geringsten sich nichts böses versehen/ die Würger das
waren Malache Raym, böse Engel/ Ps. LXXVIII, 49. Hamaschchith.
vastator ille,
der Verderber/ Exod. XII, 23. den Gott gleichsam loß
gelassen/ als einen bösen Ketten-Hund/ der als der anthropoktonos unmit-
telbar grausam gewütet/ und hat da getroffen alle Erstegeburt und
seinen Muth recht gekühlt/ an Menschen und Vieh/ und zwar den Kern/
das Edelste die Erstegeburt . 12. 29. nulla familia sine luctu, er bewieß
auch seine Straff an allen Göttern der Egypter/ welches dann einen un-
säglichen Schrecken gegeben. Da stund Pharao auff und alle sei-
ne Knechte in derselben Nacht und alle Egypter/ und war ein
groß Geschrey in Egypten/ dann es war kein Hauß/ da nicht
ein Todter innen wäre.
Exod. XII, 30.

II. Nox judicis mirabilis, ein Wunder-Nacht. Es hatten
die Egypter alle den Tod verschuldet/ wegen des Kinder-Mords den sie
an den Hebräischen Knäblein verübt und begangen. Gott aber er-
wehlt allein die Erstgeborne/ und sonderlich des Königs erstgebohrner
Sohn.

III. Nox laeta & amabilis, eine fröliche und erwünschte
Nacht/
auff seiten des Jüdischen Volcks/ als welchen Gott ein salva
quardi
gegeben/ wenn er das Sacrament des Oster-Lamms gestifftet
kein Hund muckete in ihren Häusern/ sie bestrichen ihre Hauß-Schweilen
mit des Oster-Lamms Blut/ da mußte der Würg-Engel fürüber hupf-
fen. Jhr solt des Oster-Lamms Blut nemmen/ und beyde

Pfosten

Die Vierte
die getuͤnchte Wand in dem Koͤniglichen Saal/ daß ſich der Koͤnig dar-
uͤber entfaͤrbet/ ſeine Gedancken ihn erſchrecket/ daß ihm die Lenden ſchut-
terten und die Beine zitterten/ in welcher er auch nachmalen getoͤdtet wor-
den. Dan. 5. Deß gleichen die veſperæ Siculæ. Anno 1282. wann in ei-
Gottfrid.
Chron. p.

195.
ner Nacht auff den dritten Oſter-Feyrtag oder Oſter-Dienſtag/ da man
an allen Orten in die veſper geleutet/ die Sicilianer in groſſer furi, ex
compoſito,
die Frantzoſen/ die unredlicher weiß der Koͤnigreich Sicilien
und Neapolis bemaͤchtiget/ groſſe Tyranney darin geuͤbet/ uͤberfallen/ bey
viel tauſend nieder gehauen und ermordet/ die Weiber/ ſo von den Fran-
tzoſen geſchaͤndet worden/ mit der Frucht getoͤdt/ auß den Winckeln/ da-
hin ſie ſich verſchloffen/ herfuͤr geſucht/ es doͤrffte nicht bleiben einer der
an die Wand piſſet. Aber viel erſchroͤcklicher war die Egyptiſche Nacht/
wann wir alle Umſtaͤnde bedencken/ die Zeit/ da das wuͤrgen angegan-
gen/ war die Mitternacht/ da die Leute in der Ruhe waren im beſten
Schlaff/ und im geringſten ſich nichts boͤſes verſehen/ die Wuͤrger das
waren Malache Raym, boͤſe Engel/ Pſ. LXXVIII, 49. Hamaſchchith.
vaſtator ille,
der Verderber/ Exod. XII, 23. den Gott gleichſam loß
gelaſſen/ als einen boͤſen Ketten-Hund/ der als der ἀνθρωποκτόνος unmit-
telbar grauſam gewuͤtet/ und hat da getroffen alle Erſtegeburt und
ſeinen Muth recht gekuͤhlt/ an Menſchen und Vieh/ und zwar den Kern/
das Edelſte die Erſtegeburt ꝟ. 12. 29. nulla familia ſine luctu, er bewieß
auch ſeine Straff an allen Goͤttern der Egypter/ welches dann einen un-
ſaͤglichen Schrecken gegeben. Da ſtund Pharao auff und alle ſei-
ne Knechte in derſelben Nacht und alle Egypter/ und war ein
groß Geſchrey in Egypten/ dann es war kein Hauß/ da nicht
ein Todter innen waͤre.
Exod. XII, 30.

II. Nox judicis mirabilis, ein Wunder-Nacht. Es hatten
die Egypter alle den Tod verſchuldet/ wegen des Kinder-Mords den ſie
an den Hebraͤiſchen Knaͤblein veruͤbt und begangen. Gott aber er-
wehlt allein die Erſtgeborne/ und ſonderlich des Koͤnigs erſtgebohrner
Sohn.

III. Nox læta & amabilis, eine froͤliche und erwuͤnſchte
Nacht/
auff ſeiten des Juͤdiſchen Volcks/ als welchen Gott ein ſalva
quardi
gegeben/ wenn er das Sacrament des Oſter-Lamms geſtifftet
kein Hund muckete in ihren Haͤuſern/ ſie beſtrichen ihre Hauß-Schweilen
mit des Oſter-Lamms Blut/ da mußte der Wuͤrg-Engel fuͤruͤber hupf-
fen. Jhr ſolt des Oſter-Lamms Blut nemmen/ und beyde

Pfoſten
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[178/0198] Die Vierte die getuͤnchte Wand in dem Koͤniglichen Saal/ daß ſich der Koͤnig dar- uͤber entfaͤrbet/ ſeine Gedancken ihn erſchrecket/ daß ihm die Lenden ſchut- terten und die Beine zitterten/ in welcher er auch nachmalen getoͤdtet wor- den. Dan. 5. Deß gleichen die veſperæ Siculæ. Anno 1282. wann in ei- ner Nacht auff den dritten Oſter-Feyrtag oder Oſter-Dienſtag/ da man an allen Orten in die veſper geleutet/ die Sicilianer in groſſer furi, ex compoſito, die Frantzoſen/ die unredlicher weiß der Koͤnigreich Sicilien und Neapolis bemaͤchtiget/ groſſe Tyranney darin geuͤbet/ uͤberfallen/ bey viel tauſend nieder gehauen und ermordet/ die Weiber/ ſo von den Fran- tzoſen geſchaͤndet worden/ mit der Frucht getoͤdt/ auß den Winckeln/ da- hin ſie ſich verſchloffen/ herfuͤr geſucht/ es doͤrffte nicht bleiben einer der an die Wand piſſet. Aber viel erſchroͤcklicher war die Egyptiſche Nacht/ wann wir alle Umſtaͤnde bedencken/ die Zeit/ da das wuͤrgen angegan- gen/ war die Mitternacht/ da die Leute in der Ruhe waren im beſten Schlaff/ und im geringſten ſich nichts boͤſes verſehen/ die Wuͤrger das waren Malache Raym, boͤſe Engel/ Pſ. LXXVIII, 49. Hamaſchchith. vaſtator ille, der Verderber/ Exod. XII, 23. den Gott gleichſam loß gelaſſen/ als einen boͤſen Ketten-Hund/ der als der ἀνθρωποκτόνος unmit- telbar grauſam gewuͤtet/ und hat da getroffen alle Erſtegeburt und ſeinen Muth recht gekuͤhlt/ an Menſchen und Vieh/ und zwar den Kern/ das Edelſte die Erſtegeburt ꝟ. 12. 29. nulla familia ſine luctu, er bewieß auch ſeine Straff an allen Goͤttern der Egypter/ welches dann einen un- ſaͤglichen Schrecken gegeben. Da ſtund Pharao auff und alle ſei- ne Knechte in derſelben Nacht und alle Egypter/ und war ein groß Geſchrey in Egypten/ dann es war kein Hauß/ da nicht ein Todter innen waͤre. Exod. XII, 30. Gottfrid. Chron. p. 195. II. Nox judicis mirabilis, ein Wunder-Nacht. Es hatten die Egypter alle den Tod verſchuldet/ wegen des Kinder-Mords den ſie an den Hebraͤiſchen Knaͤblein veruͤbt und begangen. Gott aber er- wehlt allein die Erſtgeborne/ und ſonderlich des Koͤnigs erſtgebohrner Sohn. III. Nox læta & amabilis, eine froͤliche und erwuͤnſchte Nacht/ auff ſeiten des Juͤdiſchen Volcks/ als welchen Gott ein ſalva quardi gegeben/ wenn er das Sacrament des Oſter-Lamms geſtifftet kein Hund muckete in ihren Haͤuſern/ ſie beſtrichen ihre Hauß-Schweilen mit des Oſter-Lamms Blut/ da mußte der Wuͤrg-Engel fuͤruͤber hupf- fen. Jhr ſolt des Oſter-Lamms Blut nemmen/ und beyde Pfoſten

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/198>, abgerufen am 18.05.2024.