güldene Ströme fliessen/ ja wann alles Gut auff Erden/ und aller Welt Herrligkeit auff einem Hauffen versammlet/ in einer Stadt wäre/ wie man von Rom in ihrer Flore sagt/ daß die Stadt mit aller Welt Gut erbauet/ und mit aller Welt Herrligkeit gezieret geweßt: Jst GOtt mit seinem Wort und Gnaden nicht da/ so ists eine irdische Bauchfülle/ und eitel Kleien und Trebern/ damit dem Säu-Menschen der Bauch gefüllet wird/ die Seele aber bleibet leer/ ungeweidet und unerleuchtet/ wird auch in Ewigkeit nicht gesättiget und getröstet werden. Alsdenn wird man erfahren/ wer das rech- te Gut gehabt und den rechten Schatz.
Summa diß ist die rechte guldene Au/ wie Lutherus glossirt Ose. 2. Dann da erbeut sich der rechte grosse Evangelus der Messias/ er wolle sei- ne Glaubigen ins Thal Achor locken mit seiner suada und Evangelio/ er wolle daselbst freundlich mit ihnen reden/ nicht schröcklich/ wie zuvor in der Wüsten per fulmina, deren Fluch und Krafft im Thal Achor auß- gedonnert/ und 36. Mann erschlagen/ und ein rechtes Achor ein Schreck- Thal darauß gemacht/ sondern er wolle freundliche Wort reden/ tröstli- che Wort des Friedens/ und damit das Thor der Hoffnung ins Land Canaan auffthun/ darum diese Au Lutherus eine guldene Au genennet ab effectu, von dem Gold des Glaubens/ so daselbst wird schimmern und leuchten: Es haben vor Zeiten die Heyden gedicht von einem aureo vel- lere. Quod ad fabulam velleris aurei, ut eam a Mela vocari ante vi-Ita Vossius, de Theolo- gia Gentili. p. 178. dimus, attinet, originem ejus nobis enarrat doctissimus Varro, lib. II. de R. R. c. I. De Antiquis, inquit, illustrissimus quis[q] pastor erat, ut ostendit Graeca & Latina lingua; & veteres Poetae, qui alios vocant poluarnas alios polumelous, alios poluroutas: qui ipsas pecudes propter charitatem aureas ha- buisse pelles tradiderunt: ut Argis Atreus, quam sibi Thyestem sub duxisse que- ritur: ut in Colchide AEeta, ad cujus arietis pellem profecti regio genere di- cuntur Argonautae: ut in Lybia ad Hesperides unde aurea mala, id est secun- dum antiquam consuetudinem, capras & oves, quas Hercules ex Africa in Graeciam exportavit. Ea enim sua voce Graeci appellarunt mela. Non ta- men solas ob pecudes, ut arbitror, Argonautae profecti, sed per eas sunekdokhikos intelligere oportet opes regias universas, imprimis vero thesaurum illum, quem Phrixus, Athamantem ac novercam fugiens, in Colchidem deportarat. Hos enim consanguinei Phrixi, ante omnes autem Jason, prognatus AEsone, fratre Phrixi hujus Patruele, non absurde reposcebant. Nam verisimile est, eos fuisse partim ex bonis Nepheles matris, partim, quia ejus domos & agros auferre non poterat, ex pecuniis Athamantis Patris & Novercae Inaus. Eos quoque velleris aurei nomine vocarunt; quia ex pecudibus pecunia compare-
tur;
Predigt.
guͤldene Stroͤme flieſſen/ ja wann alles Gut auff Erden/ und aller Welt Herꝛligkeit auff einem Hauffen verſam̃let/ in einer Stadt waͤre/ wie man von Rom in ihrer Flore ſagt/ daß die Stadt mit aller Welt Gut erbauet/ und mit aller Welt Herꝛligkeit gezieret geweßt: Jſt GOtt mit ſeinem Wort und Gnaden nicht da/ ſo iſts eine irdiſche Bauchfuͤlle/ und eitel Kleien und Trebern/ damit dem Saͤu-Menſchen der Bauch gefuͤllet wird/ die Seele aber bleibet leer/ ungeweidet und unerleuchtet/ wird auch in Ewigkeit nicht geſaͤttiget und getroͤſtet werden. Alsdenn wird man erfahren/ wer das rech- te Gut gehabt und den rechten Schatz.
Summa diß iſt die rechte guldene Au/ wie Lutherus gloſſirt Oſe. 2. Dann da erbeut ſich der rechte groſſe Evangelus der Meſſias/ er wolle ſei- ne Glaubigen ins Thal Achor locken mit ſeiner ſuada und Evangelio/ er wolle daſelbſt freundlich mit ihnen reden/ nicht ſchroͤcklich/ wie zuvor in der Wuͤſten per fulmina, deren Fluch und Krafft im Thal Achor auß- gedonnert/ und 36. Mann erſchlagen/ und ein rechtes Achor ein Schreck- Thal darauß gemacht/ ſondern er wolle freundliche Wort reden/ troͤſtli- che Wort des Friedens/ und damit das Thor der Hoffnung ins Land Canaan auffthun/ darum dieſe Au Lutherus eine guldene Au genennet ab effectu, von dem Gold des Glaubens/ ſo daſelbſt wird ſchimmern und leuchten: Es haben vor Zeiten die Heyden gedicht von einem aureo vel- lere. Quod ad fabulam velleris aurei, ut eam à Mela vocari ante vi-Ita Voſſius, de Theolo- gia Gentili. p. 178. dimus, attinet, originem ejus nobis enarrat doctiſſimus Varro, lib. II. de R. R. c. I. De Antiquis, inquit, illuſtriſſimus quiſ[q] paſtor erat, ut oſtendit Græca & Latina lingua; & veteres Poëtæ, qui alios vocant πολυάρνας alios πολυμήλους, alios πολυρούτας: qui ipſas pecudes propter charitatem aureas ha- buiſſe pelles tradiderunt: ut Argis Atreus, quam ſibi Thyeſtem ſub duxiſſe que- ritur: ut in Colchide Æeta, ad cujus arietis pellem profecti regio genere di- cuntur Argonautæ: ut in Lybia ad Heſperides unde aurea mala, id eſt ſecun- dum antiquam conſuetudinem, capras & oves, quas Hercules ex Africa in Græciam exportavit. Ea enim ſuâ voce Græci appellarunt μῆλα. Non ta- men ſolas ob pecudes, ut arbitror, Argonautæ profecti, ſed per eas συνεκδοχικῶς intelligere oportet opes regias univerſas, imprimis verò theſaurum illum, quem Phrixus, Athamantem ac novercam fugiens, in Colchidem deportarat. Hos enim conſanguinei Phrixi, ante omnes autem Jaſon, prognatus Æſone, fratre Phrixi hujus Patruele, non abſurdè repoſcebant. Nam veriſimile eſt, eos fuiſſe partim ex bonis Nepheles matris, partim, quia ejus domos & agros auferre non poterat, ex pecuniis Athamantis Patris & Novercæ Inûs. Eos quoque velleris aurei nomine vocarunt; quia ex pecudibus pecunia compare-
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Predigt.
guͤldene Stroͤme flieſſen/ ja wann alles Gut auff Erden/ und aller Welt
Herꝛligkeit auff einem Hauffen verſam̃let/ in einer Stadt waͤre/ wie man
von Rom in ihrer Flore ſagt/ daß die Stadt mit aller Welt Gut erbauet/
und mit aller Welt Herꝛligkeit gezieret geweßt: Jſt GOtt mit ſeinem Wort
und Gnaden nicht da/ ſo iſts eine irdiſche Bauchfuͤlle/ und eitel Kleien und
Trebern/ damit dem Saͤu-Menſchen der Bauch gefuͤllet wird/ die Seele
aber bleibet leer/ ungeweidet und unerleuchtet/ wird auch in Ewigkeit nicht
geſaͤttiget und getroͤſtet werden. Alsdenn wird man erfahren/ wer das rech-
te Gut gehabt und den rechten Schatz.
Summa diß iſt die rechte guldene Au/ wie Lutherus gloſſirt Oſe. 2.
Dann da erbeut ſich der rechte groſſe Evangelus der Meſſias/ er wolle ſei-
ne Glaubigen ins Thal Achor locken mit ſeiner ſuada und Evangelio/ er
wolle daſelbſt freundlich mit ihnen reden/ nicht ſchroͤcklich/ wie zuvor in
der Wuͤſten per fulmina, deren Fluch und Krafft im Thal Achor auß-
gedonnert/ und 36. Mann erſchlagen/ und ein rechtes Achor ein Schreck-
Thal darauß gemacht/ ſondern er wolle freundliche Wort reden/ troͤſtli-
che Wort des Friedens/ und damit das Thor der Hoffnung ins Land
Canaan auffthun/ darum dieſe Au Lutherus eine guldene Au genennet
ab effectu, von dem Gold des Glaubens/ ſo daſelbſt wird ſchimmern und
leuchten: Es haben vor Zeiten die Heyden gedicht von einem aureo vel-
lere. Quod ad fabulam velleris aurei, ut eam à Mela vocari ante vi-
dimus, attinet, originem ejus nobis enarrat doctiſſimus Varro, lib. II.
de R. R. c. I. De Antiquis, inquit, illuſtriſſimus quiſq paſtor erat, ut oſtendit
Græca & Latina lingua; & veteres Poëtæ, qui alios vocant πολυάρνας alios
πολυμήλους, alios πολυρούτας: qui ipſas pecudes propter charitatem aureas ha-
buiſſe pelles tradiderunt: ut Argis Atreus, quam ſibi Thyeſtem ſub duxiſſe que-
ritur: ut in Colchide Æeta, ad cujus arietis pellem profecti regio genere di-
cuntur Argonautæ: ut in Lybia ad Heſperides unde aurea mala, id eſt ſecun-
dum antiquam conſuetudinem, capras & oves, quas Hercules ex Africa in
Græciam exportavit. Ea enim ſuâ voce Græci appellarunt μῆλα. Non ta-
men ſolas ob pecudes, ut arbitror, Argonautæ profecti, ſed per eas
συνεκδοχικῶς intelligere oportet opes regias univerſas, imprimis verò
theſaurum illum, quem Phrixus, Athamantem ac novercam fugiens,
in Colchidem deportarat. Hos enim conſanguinei Phrixi, ante
omnes autem Jaſon, prognatus Æſone, fratre Phrixi hujus Patruele,
non abſurdè repoſcebant. Nam veriſimile eſt, eos fuiſſe partim ex
bonis Nepheles matris, partim, quia ejus domos & agros auferre non
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velleris aurei nomine vocarunt; quia ex pecudibus pecunia compare-
tur;
Ita Voſſius,
de Theolo-
gia Gentili.
p. 178.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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