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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Neunte
tur; eoque & pecuniae dicuntur, quasi res pecuinae. Imo postquam
signari coeperunt nummi, saepe iis pecudis, vel bovis nota imprime-
batur.

Darunter aber haben sie verstanden alle Schaafs-Felle/ daß wie wir
reden ein Schaaf einen guldenen Fuß habe/ wo es hintritt/ da ist lauter
Segen/ Gold und Gut/ von welchem Segen Abraham reich worden.
Hie lauter aurea vellera, welche Schaaf das geistliche Graß essen/ die
bringen Milch und Woll/ das ist der Glaub/ der ist viel köstlicher/ als das
vergängliche Gold. 1. Petr. 1. Das Wort Gottes ist viel köstlicher als
viel tausend stuck Gold. Ps. 119. dessen Ende die Seligkeit/ das rechte au-
reum seculum.

Was wird aber II. dieser Hirt auff der so schönen Au machen und
schaffen? Er weydet auff der grünen Auen. Alle rechte und nutzliche
Hirten-Dienst wil er leisten und verrichten/ alles das/ was zu einem
Weydwerck erfordert wird. Wie weydet nun ein guter liebreicher
Hirt? zu allerforderst sucht er eine gute/ taugliche und heylsame Weyde.
Von den Kindern Simeon steht 1. Chron. V, 39. Sie zogen hin/ biß
sie gen Gedor kämen/ biß gegen Morgen des Thals/ daß sie
Weyde suchten für ihre Schaafe/ und funden fette und gute
Weyde.
Das findet sich hie auch: Jch bin die Thür/ so je-
mand durch mich wird eingehen/ der wird selig werden/ und
wird ein- und außgehen und Weyde finden/
sagt Christus Joh.
X, 9,
Er erkundiget und prüfft derselben Natur/ Krafft und Tu-
genden/ und stehet ihm wol an die ars botanica, wie vermuthlich die al-
ten edeln Hirten gethan/ und Jacob ihnen die vestigia der Physic hinter-
lassen/ er scheidet die erkundigte Heyde und Weyd voneinander/ die ent-
scheidete Weyde zeigt er den Schaafen/ führet sie an/ und legt sie ihnen
vor/ ja reint ihnen gleichsam die Weyde in den Mund. Alles ex motivo
charitatis,
ohn welches das Weyden schlecht abgeht/ er sagt nicht ver-
gebens zu Petro/ hastu mich lieb/ so weyde meine Schaafe/ weyde auß
Lieb/ muß demnach auß Lieb weyden/ auß Lieb heylen von allen Bresten/
Reud/ Rotz/ Husten/ Darmgicht/ mit den heylsamen Kräutern/ so auff
der Weyde wachsen. Ezech. 34. auß Lieb gehet er gar zärtlich mit den
Lämmern um/ speißt sie mit der Mutter-Milch/ den alten gibt er starcke
Speiße/ auß Liebe samlet er die Lämmer in die Arm/ und trägt sie in sei-
nem Busen/ die Schaaf-Mütter führet er. Esa. XL, 11. Alle diese officia
und beneficia hat auch der Herr Messias/ der Herr mein Hirt ver-
richtet/ wie er solches zugesagt und versprochen. Dann weil er gesehen/

wie

Die Neunte
tur; eoque & pecuniæ dicuntur, quaſi res pecuinæ. Imò poſtquam
ſignari cœperunt nummi, ſæpè iis pecudis, vel bovis nota imprime-
batur.

Darunter aber haben ſie verſtanden alle Schaafs-Felle/ daß wie wir
reden ein Schaaf einen guldenen Fuß habe/ wo es hintritt/ da iſt lauter
Segen/ Gold und Gut/ von welchem Segen Abraham reich worden.
Hie lauter aurea vellera, welche Schaaf das geiſtliche Graß eſſen/ die
bringen Milch und Woll/ das iſt der Glaub/ der iſt viel koͤſtlicher/ als das
vergaͤngliche Gold. 1. Petr. 1. Das Wort Gottes iſt viel koͤſtlicher als
viel tauſend ſtuck Gold. Pſ. 119. deſſen Ende die Seligkeit/ das rechte au-
reum ſeculum.

Was wird aber II. dieſer Hirt auff der ſo ſchoͤnen Au machen und
ſchaffen? Er weydet auff der gruͤnen Auen. Alle rechte und nutzliche
Hirten-Dienſt wil er leiſten und verrichten/ alles das/ was zu einem
Weydwerck erfordert wird. Wie weydet nun ein guter liebreicher
Hirt? zu allerforderſt ſucht er eine gute/ taugliche und heylſame Weyde.
Von den Kindern Simeon ſteht 1. Chron. V, 39. Sie zogen hin/ biß
ſie gen Gedor kaͤmen/ biß gegen Morgen des Thals/ daß ſie
Weyde ſuchten fuͤr ihre Schaafe/ und funden fette und gute
Weyde.
Das findet ſich hie auch: Jch bin die Thuͤr/ ſo je-
mand durch mich wird eingehen/ der wird ſelig werden/ und
wird ein- und außgehen und Weyde finden/
ſagt Chriſtus Joh.
X, 9,
Er erkundiget und pruͤfft derſelben Natur/ Krafft und Tu-
genden/ und ſtehet ihm wol an die ars botanica, wie vermuthlich die al-
ten edeln Hirten gethan/ und Jacob ihnen die veſtigia der Phyſic hinter-
laſſen/ er ſcheidet die erkundigte Heyde und Weyd voneinander/ die ent-
ſcheidete Weyde zeigt er den Schaafen/ fuͤhret ſie an/ und legt ſie ihnen
vor/ ja reint ihnen gleichſam die Weyde in den Mund. Alles ex motivo
charitatis,
ohn welches das Weyden ſchlecht abgeht/ er ſagt nicht ver-
gebens zu Petro/ haſtu mich lieb/ ſo weyde meine Schaafe/ weyde auß
Lieb/ muß demnach auß Lieb weyden/ auß Lieb heylen von allen Breſten/
Reud/ Rotz/ Huſten/ Darmgicht/ mit den heylſamen Kraͤutern/ ſo auff
der Weyde wachſen. Ezech. 34. auß Lieb gehet er gar zaͤrtlich mit den
Laͤmmern um/ ſpeißt ſie mit der Mutter-Milch/ den alten gibt er ſtarcke
Speiße/ auß Liebe ſamlet er die Laͤmmer in die Arm/ und traͤgt ſie in ſei-
nem Buſen/ die Schaaf-Muͤtter fuͤhret er. Eſa. XL, 11. Alle dieſe officia
und beneficia hat auch der Herꝛ Meſſias/ der Herr mein Hirt ver-
richtet/ wie er ſolches zugeſagt und verſprochen. Dann weil er geſehen/

wie
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[118/0138] Die Neunte tur; eoque & pecuniæ dicuntur, quaſi res pecuinæ. Imò poſtquam ſignari cœperunt nummi, ſæpè iis pecudis, vel bovis nota imprime- batur. Darunter aber haben ſie verſtanden alle Schaafs-Felle/ daß wie wir reden ein Schaaf einen guldenen Fuß habe/ wo es hintritt/ da iſt lauter Segen/ Gold und Gut/ von welchem Segen Abraham reich worden. Hie lauter aurea vellera, welche Schaaf das geiſtliche Graß eſſen/ die bringen Milch und Woll/ das iſt der Glaub/ der iſt viel koͤſtlicher/ als das vergaͤngliche Gold. 1. Petr. 1. Das Wort Gottes iſt viel koͤſtlicher als viel tauſend ſtuck Gold. Pſ. 119. deſſen Ende die Seligkeit/ das rechte au- reum ſeculum. Was wird aber II. dieſer Hirt auff der ſo ſchoͤnen Au machen und ſchaffen? Er weydet auff der gruͤnen Auen. Alle rechte und nutzliche Hirten-Dienſt wil er leiſten und verrichten/ alles das/ was zu einem Weydwerck erfordert wird. Wie weydet nun ein guter liebreicher Hirt? zu allerforderſt ſucht er eine gute/ taugliche und heylſame Weyde. Von den Kindern Simeon ſteht 1. Chron. V, 39. Sie zogen hin/ biß ſie gen Gedor kaͤmen/ biß gegen Morgen des Thals/ daß ſie Weyde ſuchten fuͤr ihre Schaafe/ und funden fette und gute Weyde. Das findet ſich hie auch: Jch bin die Thuͤr/ ſo je- mand durch mich wird eingehen/ der wird ſelig werden/ und wird ein- und außgehen und Weyde finden/ ſagt Chriſtus Joh. X, 9, Er erkundiget und pruͤfft derſelben Natur/ Krafft und Tu- genden/ und ſtehet ihm wol an die ars botanica, wie vermuthlich die al- ten edeln Hirten gethan/ und Jacob ihnen die veſtigia der Phyſic hinter- laſſen/ er ſcheidet die erkundigte Heyde und Weyd voneinander/ die ent- ſcheidete Weyde zeigt er den Schaafen/ fuͤhret ſie an/ und legt ſie ihnen vor/ ja reint ihnen gleichſam die Weyde in den Mund. Alles ex motivo charitatis, ohn welches das Weyden ſchlecht abgeht/ er ſagt nicht ver- gebens zu Petro/ haſtu mich lieb/ ſo weyde meine Schaafe/ weyde auß Lieb/ muß demnach auß Lieb weyden/ auß Lieb heylen von allen Breſten/ Reud/ Rotz/ Huſten/ Darmgicht/ mit den heylſamen Kraͤutern/ ſo auff der Weyde wachſen. Ezech. 34. auß Lieb gehet er gar zaͤrtlich mit den Laͤmmern um/ ſpeißt ſie mit der Mutter-Milch/ den alten gibt er ſtarcke Speiße/ auß Liebe ſamlet er die Laͤmmer in die Arm/ und traͤgt ſie in ſei- nem Buſen/ die Schaaf-Muͤtter fuͤhret er. Eſa. XL, 11. Alle dieſe officia und beneficia hat auch der Herꝛ Meſſias/ der Herr mein Hirt ver- richtet/ wie er ſolches zugeſagt und verſprochen. Dann weil er geſehen/ wie

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/138>, abgerufen am 24.11.2024.