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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die fünffte
Christus kommen ist in die Welt die Sünder selig zu machen.
Das ist ein Himmelfestes Wort/ Himmel und Erden sollen eher verge-
hen/ als selbiges. Menschen Wort hat bezeugens beweisens nöthig/ aber
das Wort GOttes ist so edel/ so theur/ so himmelfest wahr/ daß man ohne
ferneren Beweiß demselben soll Beyfall geben/ bevorab weil es Johan-
nes so wol betheurt und verwahret/ wider männiglich instantzen und Ein-
reden repetitis verbis, mit offt wiederholten Worten/ die sonst einer
tavtologi gleich scheinen/ wann es nicht die Nothdurfft erfordert/ alldieweil
unser Hertz so gar schüchtern/ blöd/ wandelbar/ zaghafft/ solche hohe Ge-
heimnüssen zu glauben. Was auß dem Gesetz gesagt und gepredigt wird/
das admittirt unser Hertz/ und nimmt es alsobald an; Aber die Evangelische
mysteria und Geheimnüß wollen nicht ein/ man hört zwar täglich davon
und ists gewohnt/ wie der Müller des Beutels/ aber wanns zum Treffen
kommt/ wann der Sathan den gantzen obberührten syllogismum in di-
sputat
zeihet/ da stoßt sichs/ da weiß man sich fast nicht zu helffen/ derowe-
gen hat man so vieler Zeugen und starckes Zeugnüsses von nöthen; dazu
kommt auch aller H. Märtyrer Blut/ der jenigen Zeugen dieser Göttlichen
Warheit/ so solch Zeugnüß mit ihrem Blut des schmähligen Märtyr-
Tods zu unterschreiben/ nicht unterlassen. Es ist solches durch ein dop-
pelten Eyd Ezech. 33. bekräfftiget/ durch unerhörte Wunder/ ja durch die
heiligen Sacramenta. Quae frons contra tot testes? Wer wolte sich
nun erkühnen solch Zeugnüß zu verläugnen/ oder zu widersprechen allen
Propheten/ die hievon Zeugnüß geben/ allen Aposteln/ allen Märtyrern?
Si credis praemissis, ergo & conclusioni. Wer wolte die Göttliche
Verheissung/ die mit so vielen Zeugen und Zeugnüssen confirmirt/ nicht
willig annehmen/ und darauff sich auffs gewissest verlassen? Quid tibi
promisit Deus, O homo mortalis, quia victurus es in aeternum; non
credis? Crede, crede, plusquam est, quod fecit, quam quod promi-
sit. Quid fecit? mortuus est pro te. Quid promisit? ut vivas
cum illo. Incredibilius est quod mortuus est aeternus, quam ut aeter-
num vivat mortalis, jam quod incredibilius est tenemus,
schreibt
Augustinus in Psal. 148. das ist/ Was hat dir GOtt verheissen/
O du sterblicher Mensch? Das hat Er dir verheissen/ daß du
in Ewigkeit leben solt. Glaubstu das nicht? Ach glaube
es/ glaube es doch! Dann es ist das noch mehr was Er ge-
than hat/ als das Er verheissen hat. Was hat Er gethan?
Er ist gestorben für dich. Was hat Er verheissen? Daß du
mit Jhm leben solt. Es ist viel unglaublicher/ daß der/ so

ewig

Die fuͤnffte
Chriſtus kommen iſt in die Welt die Suͤnder ſelig zu machen.
Das iſt ein Himmelfeſtes Wort/ Himmel und Erden ſollen eher verge-
hen/ als ſelbiges. Menſchen Wort hat bezeugens beweiſens noͤthig/ aber
das Wort GOttes iſt ſo edel/ ſo theur/ ſo himmelfeſt wahr/ daß man ohne
ferneren Beweiß demſelben ſoll Beyfall geben/ bevorab weil es Johan-
nes ſo wol betheurt und verwahret/ wider maͤnniglich inſtantzen und Ein-
reden repetitis verbis, mit offt wiederholten Worten/ die ſonſt einer
tavtologi gleich ſcheinen/ wann es nicht die Nothdurfft erfordert/ alldieweil
unſer Hertz ſo gar ſchuͤchtern/ bloͤd/ wandelbar/ zaghafft/ ſolche hohe Ge-
heimnuͤſſen zu glauben. Was auß dem Geſetz geſagt und gepredigt wird/
das admittirt unſer Hertz/ und nim̃t es alſobald an; Aber die Evangeliſche
myſteria und Geheimnuͤß wollen nicht ein/ man hoͤrt zwar taͤglich davon
und iſts gewohnt/ wie der Muͤller des Beutels/ aber wanns zum Treffen
kommt/ wann der Sathan den gantzen obberuͤhrten ſyllogiſmum in di-
ſputat
zeihet/ da ſtoßt ſichs/ da weiß man ſich faſt nicht zu helffen/ derowe-
gen hat man ſo vieler Zeugen und ſtarckes Zeugnuͤſſes von noͤthen; dazu
kom̃t auch aller H. Maͤrtyrer Blut/ der jenigen Zeugen dieſer Goͤttlichen
Warheit/ ſo ſolch Zeugnuͤß mit ihrem Blut des ſchmaͤhligen Maͤrtyr-
Tods zu unterſchreiben/ nicht unterlaſſen. Es iſt ſolches durch ein dop-
pelten Eyd Ezech. 33. bekraͤfftiget/ durch unerhoͤrte Wunder/ ja durch die
heiligen Sacramenta. Quæ frons contra tot teſtes? Wer wolte ſich
nun erkuͤhnen ſolch Zeugnuͤß zu verlaͤugnen/ oder zu widerſprechen allen
Propheten/ die hievon Zeugnuͤß geben/ allen Apoſteln/ allen Maͤrtyrern?
Si credis præmiſſis, ergò & concluſioni. Wer wolte die Goͤttliche
Verheiſſung/ die mit ſo vielen Zeugen und Zeugnuͤſſen confirmirt/ nicht
willig annehmen/ und darauff ſich auffs gewiſſeſt verlaſſen? Quid tibi
promiſit Deus, O homo mortalis, quia victurus es in æternum; non
credis? Crede, crede, pluſquam eſt, quod fecit, quàm quod promi-
ſit. Quid fecit? mortuus eſt pro te. Quid promiſit? ut vivas
cum illo. Incredibilius eſt quod mortuus eſt æternus, quam ut æter-
num vivat mortalis, jam quod incredibilius eſt tenemus,
ſchreibt
Auguſtinus in Pſal. 148. das iſt/ Was hat dir GOtt verheiſſen/
O du ſterblicher Menſch? Das hat Er dir verheiſſen/ daß du
in Ewigkeit leben ſolt. Glaubſtu das nicht? Ach glaube
es/ glaube es doch! Dann es iſt das noch mehr was Er ge-
than hat/ als das Er verheiſſen hat. Was hat Er gethan?
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mit Jhm leben ſolt. Es iſt viel unglaublicher/ daß der/ ſo

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[70/0092] Die fuͤnffte Chriſtus kommen iſt in die Welt die Suͤnder ſelig zu machen. Das iſt ein Himmelfeſtes Wort/ Himmel und Erden ſollen eher verge- hen/ als ſelbiges. Menſchen Wort hat bezeugens beweiſens noͤthig/ aber das Wort GOttes iſt ſo edel/ ſo theur/ ſo himmelfeſt wahr/ daß man ohne ferneren Beweiß demſelben ſoll Beyfall geben/ bevorab weil es Johan- nes ſo wol betheurt und verwahret/ wider maͤnniglich inſtantzen und Ein- reden repetitis verbis, mit offt wiederholten Worten/ die ſonſt einer tavtologi gleich ſcheinen/ wann es nicht die Nothdurfft erfordert/ alldieweil unſer Hertz ſo gar ſchuͤchtern/ bloͤd/ wandelbar/ zaghafft/ ſolche hohe Ge- heimnuͤſſen zu glauben. Was auß dem Geſetz geſagt und gepredigt wird/ das admittirt unſer Hertz/ und nim̃t es alſobald an; Aber die Evangeliſche myſteria und Geheimnuͤß wollen nicht ein/ man hoͤrt zwar taͤglich davon und iſts gewohnt/ wie der Muͤller des Beutels/ aber wanns zum Treffen kommt/ wann der Sathan den gantzen obberuͤhrten ſyllogiſmum in di- ſputat zeihet/ da ſtoßt ſichs/ da weiß man ſich faſt nicht zu helffen/ derowe- gen hat man ſo vieler Zeugen und ſtarckes Zeugnuͤſſes von noͤthen; dazu kom̃t auch aller H. Maͤrtyrer Blut/ der jenigen Zeugen dieſer Goͤttlichen Warheit/ ſo ſolch Zeugnuͤß mit ihrem Blut des ſchmaͤhligen Maͤrtyr- Tods zu unterſchreiben/ nicht unterlaſſen. Es iſt ſolches durch ein dop- pelten Eyd Ezech. 33. bekraͤfftiget/ durch unerhoͤrte Wunder/ ja durch die heiligen Sacramenta. Quæ frons contra tot teſtes? Wer wolte ſich nun erkuͤhnen ſolch Zeugnuͤß zu verlaͤugnen/ oder zu widerſprechen allen Propheten/ die hievon Zeugnuͤß geben/ allen Apoſteln/ allen Maͤrtyrern? Si credis præmiſſis, ergò & concluſioni. Wer wolte die Goͤttliche Verheiſſung/ die mit ſo vielen Zeugen und Zeugnuͤſſen confirmirt/ nicht willig annehmen/ und darauff ſich auffs gewiſſeſt verlaſſen? Quid tibi promiſit Deus, O homo mortalis, quia victurus es in æternum; non credis? Crede, crede, pluſquam eſt, quod fecit, quàm quod promi- ſit. Quid fecit? mortuus eſt pro te. Quid promiſit? ut vivas cum illo. Incredibilius eſt quod mortuus eſt æternus, quam ut æter- num vivat mortalis, jam quod incredibilius eſt tenemus, ſchreibt Auguſtinus in Pſal. 148. das iſt/ Was hat dir GOtt verheiſſen/ O du ſterblicher Menſch? Das hat Er dir verheiſſen/ daß du in Ewigkeit leben ſolt. Glaubſtu das nicht? Ach glaube es/ glaube es doch! Dann es iſt das noch mehr was Er ge- than hat/ als das Er verheiſſen hat. Was hat Er gethan? Er iſt geſtorben fuͤr dich. Was hat Er verheiſſen? Daß du mit Jhm leben ſolt. Es iſt viel unglaublicher/ daß der/ ſo ewig

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/92>, abgerufen am 28.11.2024.