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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
als die Philister/ da sie das Rätzel errathen? (nam quod difficilius quae-
ritur, dulcius invenitur,
sagt Augustin. in Ps. 105.) der soll die Fül-
le haben. Wann?
Alsdann/ wann die mysteria alle werden offen
stehen/ und klar leuchten/ wann die Spiegelschau in ein Augenschau von
Angesicht zu Angesicht/ wann das dunckle Wort in ein klares holdseliges
himmlisches Gespräch wird verwandelt werden: Dazu helff uns

Der himmlische Simson/
Der ewige GOttes Sohn/
Unsers Hertzen Freud und Wonn/

AMEN.



Die fünffte Predigt/
Von
Der drey Zeugen Aussag als dem Zweck/ dazu sie
von GOTT geordnet und bezihlet/ der da heißt

to en, das Einige.

GEliebte in Christo. Gleichwie alle Humores und
Feuchtigkeiten/ so auß dem Menschlichen Leibe herauß
fliessen/ Zeiger und Zeugen sind der innerlichen Leibs con-
stitution
oder Beschaffenheit/ der affecten, passionen des
Gemüths/ Sinns und Sitten/ darauß kluge Medici und
Naturkündiger in ihrer Cur vernünfftige conjecturen und Muthmassun-
gen schöpffen und fassen. Zum Exempel das Harnwasser zeuget von des
Menschen Gesund- oder Kranckheit/ auß dessen sediment, hohen oder nie-
dern Farben/ merckt man die grad zu- oder abnehmen der Kranckheit: Jn
der Aderläß zeuget das Blut und dessen qualitaet von deß Menschen tem-
perament
und dessen innern disposition des Haupts/ der Leber/ und ande-
rer viscerum: Deßgleichen die Thränen eines weinenden sind testes vul-
nerati cordis,
Zeugen eines verwundeten Hertzen/ sie deuten an daß das
Hertz betrübt und verwundet: Die Muttermilch/ damit sie ihr Kind
säuget und nehret/ zeuget von der sorge oder Mütterlichen affection und
Bluts-Lieb/ damit sie ihr Kind einet und meynet: Der Schweiß/ son-
derlich der übernatürliche blutige Schweiß/ der rothe Safft/ der dem

edlen
H 2

Predigt.
als die Philiſter/ da ſie das Raͤtzel errathen? (nam quod difficilius quæ-
ritur, dulcius invenitur,
ſagt Auguſtin. in Pſ. 105.) der ſoll die Fuͤl-
le haben. Wann?
Alsdann/ wann die myſteria alle werden offen
ſtehen/ und klar leuchten/ wann die Spiegelſchau in ein Augenſchau von
Angeſicht zu Angeſicht/ wann das dunckle Wort in ein klares holdſeliges
himmliſches Geſpraͤch wird verwandelt werden: Dazu helff uns

Der himmliſche Simſon/
Der ewige GOttes Sohn/
Unſers Hertzen Freud und Wonn/

AMEN.



Die fuͤnffte Predigt/
Von
Der drey Zeugen Auſſag als dem Zweck/ dazu ſie
von GOTT geordnet und bezihlet/ der da heißt

τὸ ἕν, das Einige.

GEliebte in Chriſto. Gleichwie alle Humores und
Feuchtigkeiten/ ſo auß dem Menſchlichen Leibe herauß
flieſſen/ Zeiger und Zeugen ſind der innerlichen Leibs con-
ſtitution
oder Beſchaffenheit/ der affecten, paſſionen des
Gemuͤths/ Sinns und Sitten/ darauß kluge Medici und
Naturkuͤndiger in ihrer Cur vernuͤnfftige conjecturen und Muthmaſſun-
gen ſchoͤpffen und faſſen. Zum Exempel das Harnwaſſer zeuget von des
Menſchen Geſund- oder Kranckheit/ auß deſſen ſediment, hohen oder nie-
dern Farben/ merckt man die grad zu- oder abnehmen der Kranckheit: Jn
der Aderlaͤß zeuget das Blut und deſſen qualitæt von deß Menſchen tem-
perament
und deſſen innern diſpoſition des Haupts/ der Leber/ und ande-
rer viſcerum: Deßgleichen die Thraͤnen eines weinenden ſind teſtes vul-
nerati cordis,
Zeugen eines verwundeten Hertzen/ ſie deuten an daß das
Hertz betruͤbt und verwundet: Die Muttermilch/ damit ſie ihr Kind
ſaͤuget und nehret/ zeuget von der ςοργῇ oder Muͤtterlichen affection und
Bluts-Lieb/ damit ſie ihr Kind einet und meynet: Der Schweiß/ ſon-
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[59/0081] Predigt. als die Philiſter/ da ſie das Raͤtzel errathen? (nam quod difficilius quæ- ritur, dulcius invenitur, ſagt Auguſtin. in Pſ. 105.) der ſoll die Fuͤl- le haben. Wann? Alsdann/ wann die myſteria alle werden offen ſtehen/ und klar leuchten/ wann die Spiegelſchau in ein Augenſchau von Angeſicht zu Angeſicht/ wann das dunckle Wort in ein klares holdſeliges himmliſches Geſpraͤch wird verwandelt werden: Dazu helff uns Der himmliſche Simſon/ Der ewige GOttes Sohn/ Unſers Hertzen Freud und Wonn/ AMEN. Die fuͤnffte Predigt/ Von Der drey Zeugen Auſſag als dem Zweck/ dazu ſie von GOTT geordnet und bezihlet/ der da heißt τὸ ἕν, das Einige. GEliebte in Chriſto. Gleichwie alle Humores und Feuchtigkeiten/ ſo auß dem Menſchlichen Leibe herauß flieſſen/ Zeiger und Zeugen ſind der innerlichen Leibs con- ſtitution oder Beſchaffenheit/ der affecten, paſſionen des Gemuͤths/ Sinns und Sitten/ darauß kluge Medici und Naturkuͤndiger in ihrer Cur vernuͤnfftige conjecturen und Muthmaſſun- gen ſchoͤpffen und faſſen. Zum Exempel das Harnwaſſer zeuget von des Menſchen Geſund- oder Kranckheit/ auß deſſen ſediment, hohen oder nie- dern Farben/ merckt man die grad zu- oder abnehmen der Kranckheit: Jn der Aderlaͤß zeuget das Blut und deſſen qualitæt von deß Menſchen tem- perament und deſſen innern diſpoſition des Haupts/ der Leber/ und ande- rer viſcerum: Deßgleichen die Thraͤnen eines weinenden ſind teſtes vul- nerati cordis, Zeugen eines verwundeten Hertzen/ ſie deuten an daß das Hertz betruͤbt und verwundet: Die Muttermilch/ damit ſie ihr Kind ſaͤuget und nehret/ zeuget von der ςοργῇ oder Muͤtterlichen affection und Bluts-Lieb/ damit ſie ihr Kind einet und meynet: Der Schweiß/ ſon- derlich der uͤbernatuͤrliche blutige Schweiß/ der rothe Safft/ der dem edlen H 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/81>, abgerufen am 27.11.2024.