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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die sechs und zwantzigste
Sophiam, scharffsinnig/ deinos ou' noesai monon, alla kai peinsai, wol beredt/ ein
gewaltiger Disputator, der mit den gelehrtesten Egyptiern sich in Gespräch
eingelassen/ und ihre Streitigkeiten geschlichtet/ sonderlich habe er docirt die
Arithmetic, und die Astronomiam, und dasselbe vergebens ohne Lohn/
(kharizetai) von ihm aus Ur Chaldaea, als einer Liechtschule sey die Phi-
losophia
aus Egypten/ und von dannen in Griechenland/ weiter aus
Griechenland in Welschland/ aus Welschland in Teutschland fortgepflan-
tzet. Das alles wird Abraham rühmlich nachgeredt/ aber der H. Geist ge-
denckts hie nicht/ ohne Zweiffel/ quia parergon, weil ers für eine Neben-
Lehre gehalten; Sondern er berührt vielmehr das ergon, das unum ne-
nessarium, Derech Jehovah, viam Lacteam,
den rechten Catechetischen
Himmels-Weg/ den Weg vom HErrn/ auff welchem der HErr zu uns
herab kommen/ der Weg durch den HErrn/ den der HErr Messias mit
seinem Blut gebahnet; den Weg zum HErrn/ da von Fried und Freude
im H. Geist. Mit einem Wort HODOSOPHIAM, die geistl. Reißkunst/
das Wortliecht/ Gottes geoffenbartes/ unfehlbares Wort/ von allen spiri-
tibus fatuis
und Jrrgeistern unterschieden. Der Terminus ad quem,
der Reißzweck/ war das höchste Gut und dessen Genuß. Der doppelte theils
Gesetzweg/ den wir außzuführen nicht vermögen/ theils der Evangel. Weg/
welcher ist Christus selbst/ die Himmels-Leiter/ der Weg/ die Warheit/ und das
Leben. Der Weg des HErrn zu uns vom Himmel herab/ in dem feurigen
Gnaden-Wagen deß Ministerii, der Sacramenten/ und H. Absolution;
der Weg zum HErrn hinauf zu kommen/ sagend: thut Busse und glaubet
dem Evangelio/ ad beatam analysin, zur seligen Hinfahrt/ in das himm-
lische Canaan/ durch das Jrrdische bedeutet/ dadurch uns jenes als durch
ein perspectiv gezeiget wird; dort das höllische Sodoma/ Sodomaeum bu-
stum,
welches Abraham seinen Lehr-Kindern offt gezeiget/ wol eingebildet/
und desselben Aspect sie vom bösen abgeschreckt. Das ist eine kurtze hypo-
typosis
deß Wegs deß HErrn/ das war die Lection, das Penfum.

Wie aber? Qua methodo? Denselben verbirgt uns der Geist Gottes
auch nicht/ in einemeinzigen/ kräfftigen/ weit-außsehenden Hebräischen
Wort Jezave. Lutherus hats gegeben/ befohlen. Er wird seinen Kin-
dern befehlen. Jst aber damit der Verstand noch nicht erschöpfft/ es
heißt ferner so viel als lehren und unterweisen/ ordentlich nach einer ge-
wissen/ kurtzen/ heylsamen Regul/ accurate, gnau und fleissig/ mit solchem
scharffsinnigem Bedacht/ als man irgend ein Testament und letzten Wil-
len auffsetzet; und dazu gantz illuminate, hell und klar/ durch Figuren/
Parabeln/ Exempla, wie in solchem Verstand das Wort zu lesen Gen. 7/
9. 2. Sam. 17/ 23. Esa. 38/ 1. Esa. 28/ 10. Prov. 6/ 23. und wird demnach

Abra-

Die ſechs und zwantzigſte
Sophiam, ſcharffſinnig/ δεινὸς ου᾽ νοῆσαι μόνον, ἀλλὰ καὶ πει̃σαι, wol beredt/ ein
gewaltiger Diſputator, der mit den gelehrteſten Egyptiern ſich in Geſpraͤch
eingelaſſen/ und ihre Streitigkeiten geſchlichtet/ ſonderlich habe er docirt die
Arithmetic, und die Aſtronomiam, und daſſelbe vergebens ohne Lohn/
(χαρίζεται) von ihm aus Ur Chaldæa, als einer Liechtſchule ſey die Phi-
loſophia
aus Egypten/ und von dannen in Griechenland/ weiter aus
Griechenland in Welſchland/ aus Welſchland in Teutſchland fortgepflan-
tzet. Das alles wird Abraham ruͤhmlich nachgeredt/ aber der H. Geiſt ge-
denckts hie nicht/ ohne Zweiffel/ quia parergon, weil ers fuͤr eine Neben-
Lehre gehalten; Sondern er beruͤhrt vielmehr das ἔργον, das unum ne-
neſſarium, Derech Jehovah, viam Lacteam,
den rechten Catechetiſchen
Himmels-Weg/ den Weg vom HErrn/ auff welchem der HErr zu uns
herab kommen/ der Weg durch den HErrn/ den der HErr Meſſias mit
ſeinem Blut gebahnet; den Weg zum HErrn/ da von Fried und Freude
im H. Geiſt. Mit einem Wort HODOSOPHIAM, die geiſtl. Reißkunſt/
das Wortliecht/ Gottes geoffenbartes/ unfehlbares Wort/ von allen ſpiri-
tibus fatuis
und Jrrgeiſtern unterſchieden. Der Terminus ad quem,
der Reißzweck/ war das hoͤchſte Gut und deſſen Genuß. Der doppelte theils
Geſetzweg/ den wir außzufuͤhren nicht vermoͤgen/ theils der Evangel. Weg/
welcher iſt Chriſtus ſelbſt/ die Him̃els-Leiter/ der Weg/ die Warheit/ und das
Leben. Der Weg des HErrn zu uns vom Himmel herab/ in dem feurigen
Gnaden-Wagen deß Miniſterii, der Sacramenten/ und H. Abſolution;
der Weg zum HErrn hinauf zu kommen/ ſagend: thut Buſſe und glaubet
dem Evangelio/ ad beatam analyſin, zur ſeligen Hinfahrt/ in das himm-
liſche Canaan/ durch das Jrrdiſche bedeutet/ dadurch uns jenes als durch
ein perſpectiv gezeiget wird; dort das hoͤlliſche Sodoma/ Sodomæum bu-
ſtum,
welches Abraham ſeinen Lehr-Kindern offt gezeiget/ wol eingebildet/
und deſſelben Aſpect ſie vom boͤſen abgeſchreckt. Das iſt eine kurtze hypo-
typoſis
deß Wegs deß HErrn/ das war die Lection, das Penfum.

Wie aber? Quâ methodo? Denſelben verbirgt uns der Geiſt Gottes
auch nicht/ in einemeinzigen/ kraͤfftigen/ weit-außſehenden Hebraͤiſchen
Wort Jezave. Lutherus hats gegeben/ befohlen. Er wird ſeinen Kin-
dern befehlen. Jſt aber damit der Verſtand noch nicht erſchoͤpfft/ es
heißt ferner ſo viel als lehren und unterweiſen/ ordentlich nach einer ge-
wiſſen/ kurtzen/ heylſamen Regul/ accuratè, gnau und fleiſſig/ mit ſolchem
ſcharffſinnigem Bedacht/ als man irgend ein Teſtament und letzten Wil-
len auffſetzet; und dazu gantz illuminatè, hell und klar/ durch Figuren/
Parabeln/ Exempla, wie in ſolchem Verſtand das Wort zu leſen Gen. 7/
9. 2. Sam. 17/ 23. Eſa. 38/ 1. Eſa. 28/ 10. Prov. 6/ 23. und wird demnach

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[770/0794] Die ſechs und zwantzigſte Sophiam, ſcharffſinnig/ δεινὸς ου᾽ νοῆσαι μόνον, ἀλλὰ καὶ πει̃σαι, wol beredt/ ein gewaltiger Diſputator, der mit den gelehrteſten Egyptiern ſich in Geſpraͤch eingelaſſen/ und ihre Streitigkeiten geſchlichtet/ ſonderlich habe er docirt die Arithmetic, und die Aſtronomiam, und daſſelbe vergebens ohne Lohn/ (χαρίζεται) von ihm aus Ur Chaldæa, als einer Liechtſchule ſey die Phi- loſophia aus Egypten/ und von dannen in Griechenland/ weiter aus Griechenland in Welſchland/ aus Welſchland in Teutſchland fortgepflan- tzet. Das alles wird Abraham ruͤhmlich nachgeredt/ aber der H. Geiſt ge- denckts hie nicht/ ohne Zweiffel/ quia parergon, weil ers fuͤr eine Neben- Lehre gehalten; Sondern er beruͤhrt vielmehr das ἔργον, das unum ne- neſſarium, Derech Jehovah, viam Lacteam, den rechten Catechetiſchen Himmels-Weg/ den Weg vom HErrn/ auff welchem der HErr zu uns herab kommen/ der Weg durch den HErrn/ den der HErr Meſſias mit ſeinem Blut gebahnet; den Weg zum HErrn/ da von Fried und Freude im H. Geiſt. Mit einem Wort HODOSOPHIAM, die geiſtl. Reißkunſt/ das Wortliecht/ Gottes geoffenbartes/ unfehlbares Wort/ von allen ſpiri- tibus fatuis und Jrrgeiſtern unterſchieden. Der Terminus ad quem, der Reißzweck/ war das hoͤchſte Gut und deſſen Genuß. Der doppelte theils Geſetzweg/ den wir außzufuͤhren nicht vermoͤgen/ theils der Evangel. Weg/ welcher iſt Chriſtus ſelbſt/ die Him̃els-Leiter/ der Weg/ die Warheit/ und das Leben. Der Weg des HErrn zu uns vom Himmel herab/ in dem feurigen Gnaden-Wagen deß Miniſterii, der Sacramenten/ und H. Abſolution; der Weg zum HErrn hinauf zu kommen/ ſagend: thut Buſſe und glaubet dem Evangelio/ ad beatam analyſin, zur ſeligen Hinfahrt/ in das himm- liſche Canaan/ durch das Jrrdiſche bedeutet/ dadurch uns jenes als durch ein perſpectiv gezeiget wird; dort das hoͤlliſche Sodoma/ Sodomæum bu- ſtum, welches Abraham ſeinen Lehr-Kindern offt gezeiget/ wol eingebildet/ und deſſelben Aſpect ſie vom boͤſen abgeſchreckt. Das iſt eine kurtze hypo- typoſis deß Wegs deß HErrn/ das war die Lection, das Penfum. Wie aber? Quâ methodo? Denſelben verbirgt uns der Geiſt Gottes auch nicht/ in einemeinzigen/ kraͤfftigen/ weit-außſehenden Hebraͤiſchen Wort Jezave. Lutherus hats gegeben/ befohlen. Er wird ſeinen Kin- dern befehlen. Jſt aber damit der Verſtand noch nicht erſchoͤpfft/ es heißt ferner ſo viel als lehren und unterweiſen/ ordentlich nach einer ge- wiſſen/ kurtzen/ heylſamen Regul/ accuratè, gnau und fleiſſig/ mit ſolchem ſcharffſinnigem Bedacht/ als man irgend ein Teſtament und letzten Wil- len auffſetzet; und dazu gantz illuminatè, hell und klar/ durch Figuren/ Parabeln/ Exempla, wie in ſolchem Verſtand das Wort zu leſen Gen. 7/ 9. 2. Sam. 17/ 23. Eſa. 38/ 1. Eſa. 28/ 10. Prov. 6/ 23. und wird demnach Abra-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/794>, abgerufen am 23.11.2024.