Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
3. Schutzreich/ als in welchen mancher alter Jrrthumb widerleget/
und neuen vorgebeuget worden. Zum Exempel/ der Zwinglischen Al-
loeosi
in den Weynacht-Liedern: Gottes Wort blühet eine Frucht Wei-
bes-Fleisch/ deß sich wundert alle Welt/ die kein Mann rühret noch er-
kennt/ von Gottes Wort man sie schwanger fand/ der Schöpffer aller
Ding lag im Heu mit Armuth groß/ die Krippen hart ihn nicht ver-
droß. Es war ein kleine Milchsein Speiß/ der nie kein Vöglein hungern
ließ. Gottes Sohn vom Himmelreich über die Nature/ von einer
Jungfrau ist gebohren/ Maria du bist außerkohren/ daß du Mutter wä-
rest/ deß ewigen Vatters einig Kind/ jetzt man in der Krippen find/
den aller Welt Kreiß nie beschloß/ der ligt in Marien Schoß etc. Dem
auch Zwinglischen Abwesen deß Leibs Christi im H. Abendmahl/ in dem
Hussischen von Luthero gebessertem Liede: JEsus Christus unser
Heyland
etc. durch die Wort/ verborgen im Brod so klein. Wel-
ches Serinus (der vor diesem den Calvinismum in der Stadt Colmar
eingeführt) wol gemerckt/ darumb er/ eigenthätlicher Weise/ solches alte
Martyrer-Lied zu singen verboten. Worauff folgendes von Ambrosio
Socino
daselbst der Lobwasser eingelassen worden. Jtem den Päpsti-
schen/ auch alten und neuen Majoristen/ in den Liedern: So macht al-
lein der Glaub gerecht/ die Werck die sind deß Nächsten
Knecht/ dabey wir den Glauben mercken. Meine gute Werck
die galten nichts/ es war mit ihn verlohren/
etc. Was wäre dar-
umb zu geben/ daß der theure Mann Lutherus eine solche Arbeit/ die er an et-
lichen Psalmen verrichtet/ an das gantze Psalter-Buch zuwenden/ Zeit
und Musse von andern obliegenden/ hochwichtigen Geschäfften gehabt
hätte?

Wobey es die unzeitige Reformatores wol hätten sollen bleiben las-
sen/ weil sie es nicht besser können/ oder wollen. Ein anderer LOB-Was-
ser/ dadurch die fürnehmste Prophetische Psalmen verfälscht worden/ wir
loben den alten Wein/ und bleiben bey Luth. Psalmen/ wiewol der schnö-
de Fürwitz/ und schändliche Lustseuche/ an vielen Orten Luthero zeitlich
abgedanckt/ und seine Lieder verleidet/ denen die sich verliebet in den erstge-
nannten Lobwasser/ der Calvinisten Vortrab und Augapffel: dessen
Ursprung und Beermutter Franckreich gewesen/ da ein Frantzösischer
Poet Claudius goudimel (wie Masson. part. 1. annal. univers. cap. 1.
p.
74. aus Thuano und Melisso referirt/ oder Clemens Marotus, nach
Fam. Strad. Meynung dec. 1. Bell. Belg. lib. 3. pag. 109.) Davids Psal-
ter in Vers und Reimen versetzt. Theodorus Beza hat dieselbe mit Uber-

schriff-
Achter Theil. B b b b b

Predigt.
3. Schutzreich/ als in welchen mancher alter Jrrthumb widerleget/
und neuen vorgebeuget worden. Zum Exempel/ der Zwingliſchen Al-
lœoſi
in den Weynacht-Liedern: Gottes Wort bluͤhet eine Frucht Wei-
bes-Fleiſch/ deß ſich wundert alle Welt/ die kein Mann ruͤhret noch er-
kennt/ von Gottes Wort man ſie ſchwanger fand/ der Schoͤpffer aller
Ding lag im Heu mit Armuth groß/ die Krippen hart ihn nicht ver-
droß. Es war ein kleine Milchſein Speiß/ der nie kein Voͤglein hungern
ließ. Gottes Sohn vom Himmelreich uͤber die Nature/ von einer
Jungfrau iſt gebohren/ Maria du biſt außerkohren/ daß du Mutter waͤ-
reſt/ deß ewigen Vatters einig Kind/ jetzt man in der Krippen find/
den aller Welt Kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß ꝛc. Dem
auch Zwingliſchen Abweſen deß Leibs Chriſti im H. Abendmahl/ in dem
Huſſiſchen von Luthero gebeſſertem Liede: JEſus Chriſtus unſer
Heyland
ꝛc. durch die Wort/ verborgen im Brod ſo klein. Wel-
ches Serinus (der vor dieſem den Calviniſmum in der Stadt Colmar
eingefuͤhrt) wol gemerckt/ darumb er/ eigenthaͤtlicher Weiſe/ ſolches alte
Martyrer-Lied zu ſingen verboten. Worauff folgendes von Ambroſio
Socino
daſelbſt der Lobwaſſer eingelaſſen worden. Jtem den Paͤpſti-
ſchen/ auch alten und neuen Majoriſten/ in den Liedern: So macht al-
lein der Glaub gerecht/ die Werck die ſind deß Naͤchſten
Knecht/ dabey wir den Glauben mercken. Meine gute Werck
die galten nichts/ es war mit ihn verlohren/
ꝛc. Was waͤre dar-
umb zu geben/ daß der theure Mann Lutherus eine ſolche Arbeit/ die er an et-
lichen Pſalmen verrichtet/ an das gantze Pſalter-Buch zuwenden/ Zeit
und Muſſe von andern obliegenden/ hochwichtigen Geſchaͤfften gehabt
haͤtte?

Wobey es die unzeitige Reformatores wol haͤtten ſollen bleiben laſ-
ſen/ weil ſie es nicht beſſer koͤnnen/ oder wollen. Ein anderer LOB-Waſ-
ſer/ dadurch die fuͤrnehmſte Prophetiſche Pſalmen verfaͤlſcht worden/ wir
loben den alten Wein/ und bleiben bey Luth. Pſalmen/ wiewol der ſchnoͤ-
de Fuͤrwitz/ und ſchaͤndliche Luſtſeuche/ an vielen Orten Luthero zeitlich
abgedanckt/ und ſeine Lieder verleidet/ denen die ſich verliebet in den erſtge-
nannten Lobwaſſer/ der Calviniſten Vortrab und Augapffel: deſſen
Urſprung und Beermutter Franckreich geweſen/ da ein Frantzoͤſiſcher
Poet Claudius goudimel (wie Maſſon. part. 1. annal. univerſ. cap. 1.
p.
74. aus Thuano und Meliſſo referirt/ oder Clemens Marotus, nach
Fam. Strad. Meynung dec. 1. Bell. Belg. lib. 3. pag. 109.) Davids Pſal-
ter in Vers und Reimen verſetzt. Theodorus Beza hat dieſelbe mit Uber-

ſchriff-
Achter Theil. B b b b b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0769" n="745"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
3. <hi rendition="#fr">Schutzreich/</hi> als in welchen mancher alter Jrrthumb widerleget/<lb/>
und neuen vorgebeuget worden. Zum Exempel/ der Zwingli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
l&#x0153;o&#x017F;i</hi> in den Weynacht-Liedern: Gottes Wort blu&#x0364;het eine Frucht Wei-<lb/>
bes-Flei&#x017F;ch/ deß &#x017F;ich wundert alle Welt/ die kein Mann ru&#x0364;hret noch er-<lb/>
kennt/ von Gottes Wort man &#x017F;ie &#x017F;chwanger fand/ der Scho&#x0364;pffer aller<lb/>
Ding lag im Heu mit Armuth groß/ die Krippen hart ihn nicht ver-<lb/>
droß. Es war ein kleine Milch&#x017F;ein Speiß/ der nie kein Vo&#x0364;glein hungern<lb/>
ließ. Gottes Sohn vom Himmelreich u&#x0364;ber die Nature/ von einer<lb/>
Jungfrau i&#x017F;t gebohren/ Maria du bi&#x017F;t außerkohren/ daß du Mutter wa&#x0364;-<lb/>
re&#x017F;t/ deß ewigen Vatters einig Kind/ jetzt man in der Krippen find/<lb/>
den aller Welt Kreiß nie be&#x017F;chloß/ der ligt in Marien Schoß &#xA75B;c. Dem<lb/>
auch Zwingli&#x017F;chen Abwe&#x017F;en deß Leibs Chri&#x017F;ti im H. Abendmahl/ in dem<lb/>
Hu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen von Luthero gebe&#x017F;&#x017F;ertem Liede: <hi rendition="#fr">JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus un&#x017F;er<lb/>
Heyland</hi> &#xA75B;c. durch die Wort/ <hi rendition="#fr">verborgen im Brod &#x017F;o klein.</hi> Wel-<lb/>
ches <hi rendition="#aq">Serinus</hi> (der vor die&#x017F;em den <hi rendition="#aq">Calvini&#x017F;mum</hi> in der Stadt Colmar<lb/>
eingefu&#x0364;hrt) wol gemerckt/ darumb er/ eigentha&#x0364;tlicher Wei&#x017F;e/ &#x017F;olches alte<lb/>
Martyrer-Lied zu &#x017F;ingen verboten. Worauff folgendes von <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;io<lb/>
Socino</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t der Lobwa&#x017F;&#x017F;er eingela&#x017F;&#x017F;en worden. Jtem den Pa&#x0364;p&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen/ auch alten und neuen Majori&#x017F;ten/ in den Liedern: <hi rendition="#fr">So macht al-<lb/>
lein der Glaub gerecht/ die Werck die &#x017F;ind deß Na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Knecht/ dabey wir den Glauben mercken. Meine gute Werck<lb/>
die galten nichts/ es war mit ihn verlohren/</hi> &#xA75B;c. Was wa&#x0364;re dar-<lb/>
umb zu geben/ daß der theure Mann Lutherus eine &#x017F;olche Arbeit/ die er an et-<lb/>
lichen P&#x017F;almen verrichtet/ an das gantze P&#x017F;alter-Buch zuwenden/ Zeit<lb/>
und Mu&#x017F;&#x017F;e von andern obliegenden/ hochwichtigen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften gehabt<lb/>
ha&#x0364;tte?</p><lb/>
        <p>Wobey es die unzeitige <hi rendition="#aq">Reformatores</hi> wol ha&#x0364;tten &#x017F;ollen bleiben la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ weil &#x017F;ie es nicht be&#x017F;&#x017F;er ko&#x0364;nnen/ oder wollen. Ein anderer LOB-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ dadurch die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te Propheti&#x017F;che P&#x017F;almen verfa&#x0364;l&#x017F;cht worden/ wir<lb/>
loben den alten Wein/ und bleiben bey Luth. P&#x017F;almen/ wiewol der &#x017F;chno&#x0364;-<lb/>
de Fu&#x0364;rwitz/ und &#x017F;cha&#x0364;ndliche Lu&#x017F;t&#x017F;euche/ an vielen Orten Luthero zeitlich<lb/>
abgedanckt/ und &#x017F;eine Lieder verleidet/ denen die &#x017F;ich verliebet in den er&#x017F;tge-<lb/>
nannten <hi rendition="#fr">Lobwa&#x017F;&#x017F;er/</hi> der Calvini&#x017F;ten Vortrab und Augapffel: de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ur&#x017F;prung und Beermutter Franckreich gewe&#x017F;en/ da ein Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher<lb/>
Poet <hi rendition="#aq">Claudius goudimel</hi> (wie <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;on. part. 1. annal. univer&#x017F;. cap. 1.<lb/>
p.</hi> 74. aus <hi rendition="#aq">Thuano</hi> und <hi rendition="#aq">Meli&#x017F;&#x017F;o referi</hi>rt/ oder <hi rendition="#aq">Clemens Marotus,</hi> nach<lb/><hi rendition="#aq">Fam. Strad.</hi> Meynung <hi rendition="#aq">dec. 1. Bell. Belg. lib. 3. pag.</hi> 109.) Davids P&#x017F;al-<lb/>
ter in Vers und Reimen ver&#x017F;etzt. <hi rendition="#aq">Theodorus Beza</hi> hat die&#x017F;elbe mit Uber-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Achter Theil. B b b b b</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chriff-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0769] Predigt. 3. Schutzreich/ als in welchen mancher alter Jrrthumb widerleget/ und neuen vorgebeuget worden. Zum Exempel/ der Zwingliſchen Al- lœoſi in den Weynacht-Liedern: Gottes Wort bluͤhet eine Frucht Wei- bes-Fleiſch/ deß ſich wundert alle Welt/ die kein Mann ruͤhret noch er- kennt/ von Gottes Wort man ſie ſchwanger fand/ der Schoͤpffer aller Ding lag im Heu mit Armuth groß/ die Krippen hart ihn nicht ver- droß. Es war ein kleine Milchſein Speiß/ der nie kein Voͤglein hungern ließ. Gottes Sohn vom Himmelreich uͤber die Nature/ von einer Jungfrau iſt gebohren/ Maria du biſt außerkohren/ daß du Mutter waͤ- reſt/ deß ewigen Vatters einig Kind/ jetzt man in der Krippen find/ den aller Welt Kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß ꝛc. Dem auch Zwingliſchen Abweſen deß Leibs Chriſti im H. Abendmahl/ in dem Huſſiſchen von Luthero gebeſſertem Liede: JEſus Chriſtus unſer Heyland ꝛc. durch die Wort/ verborgen im Brod ſo klein. Wel- ches Serinus (der vor dieſem den Calviniſmum in der Stadt Colmar eingefuͤhrt) wol gemerckt/ darumb er/ eigenthaͤtlicher Weiſe/ ſolches alte Martyrer-Lied zu ſingen verboten. Worauff folgendes von Ambroſio Socino daſelbſt der Lobwaſſer eingelaſſen worden. Jtem den Paͤpſti- ſchen/ auch alten und neuen Majoriſten/ in den Liedern: So macht al- lein der Glaub gerecht/ die Werck die ſind deß Naͤchſten Knecht/ dabey wir den Glauben mercken. Meine gute Werck die galten nichts/ es war mit ihn verlohren/ ꝛc. Was waͤre dar- umb zu geben/ daß der theure Mann Lutherus eine ſolche Arbeit/ die er an et- lichen Pſalmen verrichtet/ an das gantze Pſalter-Buch zuwenden/ Zeit und Muſſe von andern obliegenden/ hochwichtigen Geſchaͤfften gehabt haͤtte? Wobey es die unzeitige Reformatores wol haͤtten ſollen bleiben laſ- ſen/ weil ſie es nicht beſſer koͤnnen/ oder wollen. Ein anderer LOB-Waſ- ſer/ dadurch die fuͤrnehmſte Prophetiſche Pſalmen verfaͤlſcht worden/ wir loben den alten Wein/ und bleiben bey Luth. Pſalmen/ wiewol der ſchnoͤ- de Fuͤrwitz/ und ſchaͤndliche Luſtſeuche/ an vielen Orten Luthero zeitlich abgedanckt/ und ſeine Lieder verleidet/ denen die ſich verliebet in den erſtge- nannten Lobwaſſer/ der Calviniſten Vortrab und Augapffel: deſſen Urſprung und Beermutter Franckreich geweſen/ da ein Frantzoͤſiſcher Poet Claudius goudimel (wie Maſſon. part. 1. annal. univerſ. cap. 1. p. 74. aus Thuano und Meliſſo referirt/ oder Clemens Marotus, nach Fam. Strad. Meynung dec. 1. Bell. Belg. lib. 3. pag. 109.) Davids Pſal- ter in Vers und Reimen verſetzt. Theodorus Beza hat dieſelbe mit Uber- ſchriff- Achter Theil. B b b b b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/769
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/769>, abgerufen am 16.07.2024.