Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. Mutter-Kirche/ in solchem Gottesdienst sich fleissig geübet/ und den Apo-stolischen Befehl erfüllet/ die Himmlische Heerscharen haben mit ihrem Lob- gesang intonirt/ Simeon und Hanna den Reigen geführt/ die Erstlingevid. Denckmal p. 64. 71. der bekehrten Pfingst-Seelen mit Freuden und einfältigem Hertzen nach- gesungen/ Act. 2/ 47. ainounntes, dem gefolget in der ersten Kirchen die Chri- sten in Antiochia/ da man die Psalmen Davids Chorsweise gesungen. Hieronymus schreibt in Comm. ad Eph. 5. Audiant hoc adolescen- tuli, audiant ii, quibus psallendi in Ecclesia est officium, DEO non voce, sed corde cantandum. Die Reliquias der alten Kirchenlieder haben wir noch heutiges Tags/ Ambrosii, Lactantii, Augustini, Pru- dentii, dessen Gesänge Lutherus gewünscht/ daß sie (verteutscht) in den Schulen möchten gelesen und gesungen werden. (Tischreden pag. 375.) Aber nachdem der Antichrist in dem Tempel Gottes gesessen/ ist es auff dem Felde mauß stille worden/ in Privat-Häusern sind alle Psalmen erstum- met/ und wie man dem armen Layen die Bibel genommen/ so hat man ihm auch die Psalmen entzogen/ und dieselbe allein in Clöster verwiesen/ da das unvernünfftige Brüllen uud Heulen angangen; biß der allmächtige Gott sich wieder über Teutschland erbarmet/ und durch den theuren Werckzeug Lutherum/ und andere seine Parastaten/ diese edele Kunst erstattet/ und wiederum ans Liecht gebracht/ die allerhand schöne Lehr- und Trost-Psalmen/ in anmuthige Reimen versetzt/ und mit lieblichen Tonis und Melodeyen gezieret. Seine Wort lauten hievon also in der ersten Vorrede über die geistlichen Lieder Tom. 8. Jen. pag. 492. Jch habe et- liche geistliche Lieder zusammen gebracht/ das H. Evangelium/ so jetzt von Gottes Gnaden wieder auffgangen ist zutreiben/ und im schwang zubringen/ daß wir uns auch möchten ruh- men/ wie Moses in seinem Gesang thut/ Exod. 15. Daß Chri- stus unser Lob und Gesang sey/ und nichts wissen zu singen noch zu sagen/ denn JEsum Christum unsern Heyland/ wie St. Paulus 1. Cor. 2. saget: Sein Votum und Wunsch ist wahr wor- den/ und so fern ein Prophetischer Wunsch gewesen/ da er in der andern Vorrede geschrieben ibid. fol. 393. GOtt gebe/ daß damit dem Römischen Pabst/ der nichts/ dann Heulen/ Trauren und Weinen in aller Welt hat angerichtet/ durch seine verdammte/ unträgliche und leidige Gesätz grosser Abbruch und Schaden geschehe. Dictum atque factum. Wie begehrt/ so gewährt! dann ja auch durch Lutheri Schwanen-Gesang neben andern Mitteln das Gna- denreiche Reformations-Werck kräfftiglich befördert/ viel hundert See- len
Predigt. Mutter-Kirche/ in ſolchem Gottesdienſt ſich fleiſſig geuͤbet/ und den Apo-ſtoliſchen Befehl erfuͤllet/ die Him̃liſche Heerſcharen haben mit ihrem Lob- geſang intonirt/ Simeon und Hanna den Reigen gefuͤhrt/ die Erſtlingevid. Denckmal p. 64. 71. der bekehrten Pfingſt-Seelen mit Freuden und einfaͤltigem Hertzen nach- geſungen/ Act. 2/ 47. αἰνου̃ντες, dem gefolget in der erſten Kirchen die Chri- ſten in Antiochia/ da man die Pſalmen Davids Chorsweiſe geſungen. Hieronymus ſchreibt in Comm. ad Eph. 5. Audiant hoc adoleſcen- tuli, audiant ii, quibus pſallendi in Eccleſia eſt officium, DEO non voce, ſed corde cantandum. Die Reliquias der alten Kirchenlieder haben wir noch heutiges Tags/ Ambroſii, Lactantii, Auguſtini, Pru- dentii, deſſen Geſaͤnge Lutherus gewuͤnſcht/ daß ſie (verteutſcht) in den Schulen moͤchten geleſen und geſungen werden. (Tiſchreden pag. 375.) Aber nachdem der Antichriſt in dem Tempel Gottes geſeſſen/ iſt es auff dem Felde mauß ſtille worden/ in Privat-Haͤuſern ſind alle Pſalmen erſtum- met/ und wie man dem armen Layen die Bibel genommen/ ſo hat man ihm auch die Pſalmen entzogen/ und dieſelbe allein in Cloͤſter verwieſen/ da das unvernuͤnfftige Bruͤllen uud Heulen angangen; biß der allmaͤchtige Gott ſich wieder uͤber Teutſchland erbarmet/ und durch den theuren Werckzeug Lutherum/ und andere ſeine Paraſtaten/ dieſe edele Kunſt erſtattet/ und wiederum ans Liecht gebracht/ die allerhand ſchoͤne Lehr- und Troſt-Pſalmen/ in anmuthige Reimen verſetzt/ und mit lieblichen Tonis und Melodeyen gezieret. Seine Wort lauten hievon alſo in der erſten Vorrede uͤber die geiſtlichen Lieder Tom. 8. Jen. pag. 492. Jch habe et- liche geiſtliche Lieder zuſam̃en gebracht/ das H. Evangelium/ ſo jetzt von Gottes Gnaden wieder auffgangen iſt zutreiben/ und im ſchwang zubringen/ daß wir uns auch moͤchten růh- men/ wie Moſes in ſeinem Geſang thut/ Exod. 15. Daß Chri- ſtus unſer Lob und Geſang ſey/ und nichts wiſſen zu ſingen noch zu ſagen/ denn JEſum Chriſtum unſern Heyland/ wie St. Paulus 1. Cor. 2. ſaget: Sein Votum und Wunſch iſt wahr wor- den/ und ſo fern ein Prophetiſcher Wunſch geweſen/ da er in der andern Vorrede geſchrieben ibid. fol. 393. GOtt gebe/ daß damit dem Roͤmiſchen Pabſt/ der nichts/ dann Heulen/ Trauren und Weinen in aller Welt hat angerichtet/ durch ſeine verdam̃te/ untraͤgliche und leidige Geſaͤtz groſſer Abbruch und Schaden geſchehe. Dictum atque factum. Wie begehrt/ ſo gewaͤhrt! dann ja auch durch Lutheri Schwanen-Geſang neben andern Mitteln das Gna- denreiche Reformations-Werck kraͤfftiglich befoͤrdert/ viel hundert See- len
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Predigt.
Mutter-Kirche/ in ſolchem Gottesdienſt ſich fleiſſig geuͤbet/ und den Apo-
ſtoliſchen Befehl erfuͤllet/ die Him̃liſche Heerſcharen haben mit ihrem Lob-
geſang intonirt/ Simeon und Hanna den Reigen gefuͤhrt/ die Erſtlinge
der bekehrten Pfingſt-Seelen mit Freuden und einfaͤltigem Hertzen nach-
geſungen/ Act. 2/ 47. αἰνου̃ντες, dem gefolget in der erſten Kirchen die Chri-
ſten in Antiochia/ da man die Pſalmen Davids Chorsweiſe geſungen.
Hieronymus ſchreibt in Comm. ad Eph. 5. Audiant hoc adoleſcen-
tuli, audiant ii, quibus pſallendi in Eccleſia eſt officium, DEO non
voce, ſed corde cantandum. Die Reliquias der alten Kirchenlieder
haben wir noch heutiges Tags/ Ambroſii, Lactantii, Auguſtini, Pru-
dentii, deſſen Geſaͤnge Lutherus gewuͤnſcht/ daß ſie (verteutſcht) in den
Schulen moͤchten geleſen und geſungen werden. (Tiſchreden pag. 375.)
Aber nachdem der Antichriſt in dem Tempel Gottes geſeſſen/ iſt es auff dem
Felde mauß ſtille worden/ in Privat-Haͤuſern ſind alle Pſalmen erſtum-
met/ und wie man dem armen Layen die Bibel genommen/ ſo hat man ihm
auch die Pſalmen entzogen/ und dieſelbe allein in Cloͤſter verwieſen/ da
das unvernuͤnfftige Bruͤllen uud Heulen angangen; biß der allmaͤchtige
Gott ſich wieder uͤber Teutſchland erbarmet/ und durch den theuren
Werckzeug Lutherum/ und andere ſeine Paraſtaten/ dieſe edele Kunſt
erſtattet/ und wiederum ans Liecht gebracht/ die allerhand ſchoͤne Lehr- und
Troſt-Pſalmen/ in anmuthige Reimen verſetzt/ und mit lieblichen Tonis
und Melodeyen gezieret. Seine Wort lauten hievon alſo in der erſten
Vorrede uͤber die geiſtlichen Lieder Tom. 8. Jen. pag. 492. Jch habe et-
liche geiſtliche Lieder zuſam̃en gebracht/ das H. Evangelium/
ſo jetzt von Gottes Gnaden wieder auffgangen iſt zutreiben/
und im ſchwang zubringen/ daß wir uns auch moͤchten růh-
men/ wie Moſes in ſeinem Geſang thut/ Exod. 15. Daß Chri-
ſtus unſer Lob und Geſang ſey/ und nichts wiſſen zu ſingen
noch zu ſagen/ denn JEſum Chriſtum unſern Heyland/ wie
St. Paulus 1. Cor. 2. ſaget: Sein Votum und Wunſch iſt wahr wor-
den/ und ſo fern ein Prophetiſcher Wunſch geweſen/ da er in der andern
Vorrede geſchrieben ibid. fol. 393. GOtt gebe/ daß damit dem
Roͤmiſchen Pabſt/ der nichts/ dann Heulen/ Trauren und
Weinen in aller Welt hat angerichtet/ durch ſeine verdam̃te/
untraͤgliche und leidige Geſaͤtz groſſer Abbruch und Schaden
geſchehe. Dictum atque factum. Wie begehrt/ ſo gewaͤhrt! dann
ja auch durch Lutheri Schwanen-Geſang neben andern Mitteln das Gna-
denreiche Reformations-Werck kraͤfftiglich befoͤrdert/ viel hundert See-
len
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/767>, abgerufen am 15.06.2024. |