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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die zwey und zwantzigste
worden/ und deßwegen nach einem Liecht geruffen/ da doch der Mangel

Senec. Epist. 50. Haec fatua subito desiit videre, incredibilem tibi narro
rem, sed veram, nescit esse se coecam, subinde paedagogum saum rogat, ut mi-
gret, ait, domum tenebrosam esse.

nicht in der Lufft/ sondern in ihren Augen gewesen. Also wil die Babylon
nicht blind seyn/ sondern gar das Liecht ihrer blinden Frauen von Sion;
da doch sie blind/ dieser aber das Göttliche Liecht aus beyden Augen
herauß leuchtet: Sie wil der Oedipus seyn: Christus und seine Apostel
sollen die Sphynx seyn. Umgekehrt!

Fragt sich von dem Propheten und Außleger/ wer der
seyn könne/ und seye?
Antwort. Niemand weniger/ als der da der
beste seyn wil. Nos poma natamus! sagt der Pabst und seine Clerisey/
uns gebühret der Schlüssel der Erkantnüß und Erklärung der Schrifft/
wir haben ihn lange und verjährte possession. scilicet! Gerad eben wie
die Schrifftgelehrten/ über welche Christus das Weh! geschrihen/ Luc.
Luc. 11, 52.11/52. Wehe euch Schrifftgelehrten/ denn ihr den Schlüssel
der Erkantnüß habt/ ihr kommt nicht hinein/ und wehret

Jer. 8, 8.denen/ die hinein wollen Jer. 8/8. Wie möget ihr doch sa-
gen/ wir wissen was recht ist/ und haben die H. Schrifft für
uns/ ist doch eitel Lügen/ was die Schrifftgelehrten setzen.

Vielmehr ist wahr/ daß der Pabst die Schrifft nicht kan außlegen/ er wol-
le es nicht thun/ thue es auch im Werck selbst nicht. Er kans nicht/ weil
ihm die Mittel/ die rechten Augen und Augenspiegel/ ikanotes und Ge-
schickligkeit mangelt. Kan auch ein Blinder dem andern den Weg wei-
sen? Auff theureste versteht er die Hebreische und Griechische Sprache
nicht/ in welcher Gottes Wort beschrieben. Ein Grieche im Römischen
Babylon ist ein Meerwunder: Ein Hebreist/ ein weisser Rab. Er wil
nicht recht die Schrifft außlegen/ weil er nicht wil thun den Willen deß
Vaters/ der Christum gesandt/ sondern seinen eigenen Willen. Der Je-
suit Pererius schreibet über die Epistel an die Römer cap. 3 12. Catholicos
variis modis ista Davidis verba interpretari, ut ea dirigerent ad ve-
rum & catholicun sensum.
Das ist/ die Catholische legen die Wort
Davids auff unterschiedliche Weise auß/ daß sie dieselbe zum
warhafften und allgemeinen Päbst. Sinn einrichten mögen.

v. Herme-
neut. p.

477.

Gottes Wille ist/ daß man die Schrifft nicht nach eigenem Sinn/
menschlicher gloss und praxi oder Ubung/ und Gebrauch der Kirchen;
sondern nach dem Sinn deß H. Geistes/ der die Schrifft eingegeben/
nach dem Gesetz und Zeugnüß/ nach dem Mund deß HErrn außlegen

soll/

Die zwey und zwantzigſte
worden/ und deßwegen nach einem Liecht geruffen/ da doch der Mangel

Senec. Epiſt. 50. Hæc fatua ſubitò deſiit videre, incredibilem tibi narro
rem, ſed veram, neſcit eſſe ſe cœcam, ſubinde pædagogum ſaum rogat, ut mi-
gret, ait, domum tenebroſam eſſe.

nicht in der Lufft/ ſondern in ihren Augen geweſen. Alſo wil die Babylon
nicht blind ſeyn/ ſondern gar das Liecht ihrer blinden Frauen von Sion;
da doch ſie blind/ dieſer aber das Goͤttliche Liecht aus beyden Augen
herauß leuchtet: Sie wil der Oedipus ſeyn: Chriſtus und ſeine Apoſtel
ſollen die Sphynx ſeyn. Umgekehrt!

Fragt ſich von dem Propheten und Außleger/ wer der
ſeyn koͤnne/ und ſeye?
Antwort. Niemand weniger/ als der da der
beſte ſeyn wil. Nos poma natamus! ſagt der Pabſt und ſeine Cleriſey/
uns gebuͤhret der Schluͤſſel der Erkantnuͤß und Erklaͤrung der Schrifft/
wir haben ihn lange und verjaͤhrte poſſeſſion. ſcilicet! Gerad eben wie
die Schrifftgelehrten/ uͤber welche Chriſtus das Weh! geſchrihen/ Luc.
Luc. 11, 52.11/52. Wehe euch Schrifftgelehrten/ denn ihr den Schluͤſſel
der Erkantnuͤß habt/ ihr kom̃t nicht hinein/ und wehret

Jer. 8, 8.denen/ die hinein wollen Jer. 8/8. Wie moͤget ihr doch ſa-
gen/ wir wiſſen was recht iſt/ und haben die H. Schrifft fuͤr
uns/ iſt doch eitel Luͤgen/ was die Schrifftgelehrten ſetzen.

Vielmehr iſt wahr/ daß der Pabſt die Schrifft nicht kan außlegen/ er wol-
le es nicht thun/ thue es auch im Werck ſelbſt nicht. Er kans nicht/ weil
ihm die Mittel/ die rechten Augen und Augenſpiegel/ ἱκανότης und Ge-
ſchickligkeit mangelt. Kan auch ein Blinder dem andern den Weg wei-
ſen? Auff theureſte verſteht er die Hebreiſche und Griechiſche Sprache
nicht/ in welcher Gottes Wort beſchrieben. Ein Grieche im Roͤmiſchen
Babylon iſt ein Meerwunder: Ein Hebreiſt/ ein weiſſer Rab. Er wil
nicht recht die Schrifft außlegen/ weil er nicht wil thun den Willen deß
Vaters/ der Chriſtum geſandt/ ſondern ſeinen eigenen Willen. Der Je-
ſuit Pererius ſchreibet uͤber die Epiſtel an die Roͤmer cap. 3 12. Catholicos
variis modis iſta Davidis verba interpretari, ut ea dirigerent ad ve-
rum & catholicũ ſenſum.
Das iſt/ die Catholiſche legen die Wort
Davids auff unterſchiedliche Weiſe auß/ daß ſie dieſelbe zum
warhafften und allgemeinen Paͤbſt. Sinn einrichten moͤgen.

v. Herme-
neut. p.

477.

Gottes Wille iſt/ daß man die Schrifft nicht nach eigenem Sinn/
menſchlicher gloſs und praxi oder Ubung/ und Gebrauch der Kirchen;
ſondern nach dem Sinn deß H. Geiſtes/ der die Schrifft eingegeben/
nach dem Geſetz und Zeugnuͤß/ nach dem Mund deß HErꝛn außlegen

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[684/0708] Die zwey und zwantzigſte worden/ und deßwegen nach einem Liecht geruffen/ da doch der Mangel Senec. Epiſt. 50. Hæc fatua ſubitò deſiit videre, incredibilem tibi narro rem, ſed veram, neſcit eſſe ſe cœcam, ſubinde pædagogum ſaum rogat, ut mi- gret, ait, domum tenebroſam eſſe. nicht in der Lufft/ ſondern in ihren Augen geweſen. Alſo wil die Babylon nicht blind ſeyn/ ſondern gar das Liecht ihrer blinden Frauen von Sion; da doch ſie blind/ dieſer aber das Goͤttliche Liecht aus beyden Augen herauß leuchtet: Sie wil der Oedipus ſeyn: Chriſtus und ſeine Apoſtel ſollen die Sphynx ſeyn. Umgekehrt! Fragt ſich von dem Propheten und Außleger/ wer der ſeyn koͤnne/ und ſeye? Antwort. Niemand weniger/ als der da der beſte ſeyn wil. Nos poma natamus! ſagt der Pabſt und ſeine Cleriſey/ uns gebuͤhret der Schluͤſſel der Erkantnuͤß und Erklaͤrung der Schrifft/ wir haben ihn lange und verjaͤhrte poſſeſſion. ſcilicet! Gerad eben wie die Schrifftgelehrten/ uͤber welche Chriſtus das Weh! geſchrihen/ Luc. 11/52. Wehe euch Schrifftgelehrten/ denn ihr den Schluͤſſel der Erkantnuͤß habt/ ihr kom̃t nicht hinein/ und wehret denen/ die hinein wollen Jer. 8/8. Wie moͤget ihr doch ſa- gen/ wir wiſſen was recht iſt/ und haben die H. Schrifft fuͤr uns/ iſt doch eitel Luͤgen/ was die Schrifftgelehrten ſetzen. Vielmehr iſt wahr/ daß der Pabſt die Schrifft nicht kan außlegen/ er wol- le es nicht thun/ thue es auch im Werck ſelbſt nicht. Er kans nicht/ weil ihm die Mittel/ die rechten Augen und Augenſpiegel/ ἱκανότης und Ge- ſchickligkeit mangelt. Kan auch ein Blinder dem andern den Weg wei- ſen? Auff theureſte verſteht er die Hebreiſche und Griechiſche Sprache nicht/ in welcher Gottes Wort beſchrieben. Ein Grieche im Roͤmiſchen Babylon iſt ein Meerwunder: Ein Hebreiſt/ ein weiſſer Rab. Er wil nicht recht die Schrifft außlegen/ weil er nicht wil thun den Willen deß Vaters/ der Chriſtum geſandt/ ſondern ſeinen eigenen Willen. Der Je- ſuit Pererius ſchreibet uͤber die Epiſtel an die Roͤmer cap. 3 12. Catholicos variis modis iſta Davidis verba interpretari, ut ea dirigerent ad ve- rum & catholicũ ſenſum. Das iſt/ die Catholiſche legen die Wort Davids auff unterſchiedliche Weiſe auß/ daß ſie dieſelbe zum warhafften und allgemeinen Paͤbſt. Sinn einrichten moͤgen. Luc. 11, 52. Jer. 8, 8. Gottes Wille iſt/ daß man die Schrifft nicht nach eigenem Sinn/ menſchlicher gloſs und praxi oder Ubung/ und Gebrauch der Kirchen; ſondern nach dem Sinn deß H. Geiſtes/ der die Schrifft eingegeben/ nach dem Geſetz und Zeugnuͤß/ nach dem Mund deß HErꝛn außlegen ſoll/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/708>, abgerufen am 22.11.2024.